die Zusammenführung
Aller Anfang ist schwer………
(eine Geschichte für Leute, die eine Adoption nicht so einfach fanden und am Ende eine große Überraschung erleben……..
Wochenlang lag ich meinem Mann in den Ohren, eine Zweitkatze muss her...Mit Cindy aus Portugal hatte alles so toll geklappt und ich war so glücklich, eine Katze im Haus zu haben. Sicher, die ersten Tage waren hart, der Durchfall und das Tier rannte quer durch die Bude und hinterließ ein bisschen Zerstörung überall. Ich hatte Angst um alles, die Wände, die Pflanzen usw....Immerhin war unser Haus gerade 1 Jahr alt und sehr schön. Ciddy war und ist nur eine 2,5 Kilo Katze, die nichts frißt und keinen Platz wegnimmt...wenn sie stört, braucht man nur eine Hand um sie wegzusetzen...
Gestärkt durch diese Erkenntnis und der genervten Ansage meiner besseren Hälfte...“.von mir aus, aber du wirst sehen....Probleme werden kommen“....ging ich auf die Suche auf den einschlägigen Seiten. Nach einer fehlgeschlagenen Adoption, die Katze wurde noch vor Ort adoptiert, las ich den Aufruf ...Manolo..Notfall bei der Katzenzuflucht.
Das Gespräch verlief so positiv, das Frau Malsch uns den Kater zusagte und dann eröffnete, er kommt schon in 5 Tagen in Düsseldorf an. Welch ein Luxus!!! Wir wohnen in Düsseldorf und bei Cid hatte ich aus Verzweiflung schon Stuttgart als weitesten Flughafen angegeben. Immerhin haben wir auf Sie 10 Wochen gewartet und ich musste den beißenden Spott bezüglich meiner virtuellen Katze tagtäglich ertragen.
Ich rannte quasi aus dem Stand los, besorgte, was noch fehlte und deckte mich mit Dosenfutter und Leckerlis ein.
Der große Tag kam und meine Jungs und ich fuhren in freudiger Erwartung pünktlich los, um alle Katzen in Empfang zunehmen. Zu pünktlich..der Flieger war 3 Stunden zu spät.
Wie immer kamen die Flugpaten ganz zum Schluß...4 Transportkisten wurden uns übergeben, wovon die schwerste unsere war. Oje..etwas kohlschwarzes, nicht zu definierendes schaute mich aus stechenden Augen an..da war es das erste Mal..dieses mulmige Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben.
Wir ließen unser Exemplar im Beisein von Frau Malsch in seinem Zimmer aus der Tasche.
Sie war begeistert,“ein Prachtexemplar““.ich war sprachlos..Bonsaikatzen aus Portugal gewöhnt, die schon alleine durch Ihre verhungerten 2,5 kilo mein Herz anrührten, fiel ich innerlich in Ohnmacht. Ein Sumo-Kater, wahrscheinlich groß genug, um mir in der ersten Nacht die Kehle aufzureißen, entsprang der Tasche, Heimlich dachte ich, den bekommst Du nur unter in Kaufnahme des Verlustes deiner Hände in die Tasche, wenn du ihn wegbringen mußt.
Wir schlossen die Tür und um Fassung ringend ging ich nach unten, um alle Formalien der Adoption zu erledigen.
Wie ich später erfuhr, war mir nichts anzumerken..selbst mein Mann merkte nichts.
Ich hatte Alpträume und überlegte die ganze Zeit, wie ich mit der neuen Situation klar kommen sollte.
Balou heulte die ganze Nacht, das trug nicht zu einer Annäherung bei. Schon hatte ich Angst, das er beim ersten Aufeinandertreffen Ciddy fachgerecht zerlegen würde, aber ich verbarg meine Panik. Meine 7-jährigen waren und sind begeistert, der Kater lies sich knuffen streicheln und anfassen, meine Zicke zierte sich ständig. Auch meinem Mann glänzten die Augen. Was für ein Prachtkerl...mir wurde es immer schlechter.
Von Tag zu Tag hangelnd, ständig den Durchfall von Balou putzend , geriet ich immer mehr in Panik..ich hatte Angst vor diesem Tier.
Am zweiten Tag ließ mein Mann tatkräftig die Katzen zusammen. Oh Gott oh Gott, dachte ich..jetzt passierts..aber..nichts.
Balou jaulte Cid die ganze Zeit an und lief ständig vor Ihr weg!! Er buhlte förmlich um Ihre Aufmerksamkeit und griff sie nicht einmal an, obwohl er sie aufgrund seiner doppelten Masse in eine Briefmarke hätte verwandeln können. Er war ein lieber Kerl, der nur Anschluss und Liebe wollte...und ich bekam es nicht auf die Kette..jede Streicheleinheit von uns bezahlte er mit Fauchen und weggescheucht werden und trotzdem blieb er ruhig.
Die Tage vergingen, nur der Durchfall nicht. Das machte es mir nicht leichter, dem Dicken näher zu kommen, und ich hechtete derweil den braunen Schockostapfern hinterher, immer mit Feudel bewaffnet.
Endlich fasste ich mir ein Herz und rief Frau Malsch an.
Als ich dann nach 6 Wochen die Entscheidung traf, das Balou nicht mein Kater ist, fasste Sie das mit sehr viel Verständnis auf. Doch Balou nicht....der Durchfall wurde so schlimm, das ich mich verschreckt mit ihm auf dem Arm zum Tierarzt rasen sah.(er riss mir übrigens keine Hand ab, nicht mal ein Kratzer)..wieder diese Angst, das ganze Haus mit Giardien zu verseuchen und einer meiner Söhne meldete auch schon unwohlsein an.
Der Tierarzt bat mich, die Entscheidung vorläufig zurückzunehmen, bis raus war, was er hatte.
Ich fuhr zurück, sprach mit meinem Mann und ...klar, Balou sollte gut vermittelt werden, also sollte er gesund werden.
Am nächsten Tag kam ich von der Arbeit und meine Cid lag röchelnd auf der Treppe...und er rührend treu daneben, maunzend und sie ableckend...Tierarztrechnungen, Schockostapfen und gelegentliche Schockzustände sollten wohl nun normal für mich werden ?
Glücklicherweise stellte es sich "nur" als Infekt der oberen Atemwege raus und die Kleine krampft beim Husten....aber ich kam in grübeln wie hingebungsvoll er sie liebte ! Natürlich bekam er bei Ihrer Rückkehr direkt einen auf die Nase, aber was ein richtiger Romeo ist...ich war beeindruckt. Aber den größten Spiegel hielt er mir vor, als ich mit meinen Zwillingen Krach hatte....ich wurde laut und er ? Er stellte sich gurrend dazwischen und versuchte, mich zu beruhigen und das immer wieder. Er zeigte mir, das alles Ruhe braucht, Geduld und Zeit.auch wir zwei.
Ab da passierten wunderbare Dinge.die Prügeleien wurden weniger und der Tierarzt eröffnete mir, der Dicke ist gesund aber innerlich steril. Er ist hypersensibel und reagiert halt auf alles für ihn bedrohliche mit "Bauchschmerzen". Balou lebte sich richtig ein und El Cid lässt Gnade walten…
Und schon wieder musste ich kleinlaut bei Frau Malsch anrufen und fragen, ob sie uns Balou behalten lässt….
Und jetzt 6 Monate später ???.
Zu unserer Familie gehört nun der verrückteste Kater, den ich je kennen gelernt habe. Im April zeigte uns Balou, was wirklich unter seinem Katzenfell steckt ein Hund im Katzenfell…Er blühte auf und übernahm die Führung.
Keine Party in der Nachbarschaft mehr ohne ihn…wir sind die Familie, die mit Katze kommen, dabei stören ihn anwesende Hunde nicht im geringsten.
Im Gegenteil, allen Hunden auf der Straße machte er unmissverständlich klar, das er jetzt hier ist.
Wenn ich zur Arbeit fahre, besucht er die vielen alten Damen der Nachbarschaft, plappert sie voll und wird natürlich gefüttert ….und nachmittags einen Rundgang bei den kleine Kindern bitteschön.
Wenn ich ihn nicht einsperren würde, würde er die Kinder bis zur Schule begleiten.
Am Bolzplatz stehen meine Kinder an der Wiese mit Kater, andere mit ihrem Hund…die Leute schauen dann etwas irritiert.
Letztens war unser Straßenfest im Wendehammer rund 500 Meter von unserem Haus entfernt. Ich dachte: „ o.k. das muss jetzt zu viel für ihn sein…rund 100 Leute und 20 Kinder, selbst für dieses gesellschaftssüchtige Tier“.
Weit gefehlt…sicher zu Anfang war er sehr zögerlich, aber es dauerte nicht lange, da lief er unter den Biertischen her ( es könnte ja jemand eine Wurst fallen gelassen haben…) und zum Schluss legte er sich breit in die Kinderanimationsecke und war fortan die Attraktion..
Als 10 feuchte Kinderhände nach ihm griffen, brach mir der Angstschweiß aus…aber nichts passierte
Er lag da und als es ihm zuviel wurde, sprang er lässig auf und ging zu „seinen Kindern“ ein bisschen Fußball spielen, das liebt er nämlich, ebenso wie Erbsensuppe, auch.
Balou ist angekommen und ein Unicum. Unsere Straße hat eine weitere Attraktion.
Und ich bin sehr glücklich, das ich nicht aufgegeben habe. Er passt genau in unsere Familie:
Die Kinder haben einen Spielkameraden und eine Beschützer…Cid einen Partner, der weiß , was sich gegenüber einer Katzendame gehört und mein Mann und ich eine Schmuser, über den wir oft und herzlich lachen…..