Ich hab zugegeben nicht die ganzen sieben Seiten gelesen. Aber ich gehöre ja auch zu denen, die bei jedem neuen Tier Blues bekommen.
Hat mich, als die Fussel einzogen, unerwartet erwischt. Nicht wegen Arbeit oder Routinen oder Dreck oder was nicht alles. Einfach, weil da plötzlich etwas eigenständig vor sich hin lebte und Dinge tat
. Dinge, die ich nicht einschätzen konnte, wir kannten uns ja schließlich noch nicht. Woher sollte ich wissen, ob das normal ist oder gerade etwas Gefährliches passiert, wenn sie im Nebenraum irgendwelche Geräusche machten? Woher sollte ich wissen, was passiert, wenn stundenlang niemand zu Hause ist, weil Arbeit? Das hat meinen Stresspegel gewaltig angehoben.
Ich weiß noch, gleich am ersten Morgen nach ihrem Einzug habe ich wie wild Nora gesucht. Ich dachte ernsthaft, ich hab's jetzt WIE AUCH IMMER geschafft, in der ersten Nacht die neue Katze entwischen zu lassen. Oh Gott, das arme Tier! Wie erkläre ich das dem TH? Wo kann sie nur rausgekommen sein, war doch alles zu?!
Sie saß im Kleiderschrank. Sie hatte nachts den Schrank geöffnet und geschlossen. Solche Dinge meine ich. Wir kannten uns nicht, alles war neu und fremd und ich nicht sicher, dass alles sicher ist oder mit welchen Verhaltensweisen ich rechnen muss und mit welchen nicht. Wenn ich heute eine Katze partout nicht finde, suche ich entweder aus Spaß an der Freude, weil ich neugierig bin, welches geniale Versteck sie aufgetan haben. Oder, wenn ich gerade keine Zeit habe, zucke mental mit den Schultern, weil diese innere Gewissheit da ist, dass sie schon auftauchen, wenn sie Bock haben und gerade gut getarnt irgendwo pennen.
Ja, innere Gewissheit trifft es eigentlich ganz gut. Die hat damals völlig gefehlt. Und das hat mich sehr unruhig werden lassen.
Nun bin ich ein Sturkopf. Ich wollte Katzen, ich hatte Katzen und überhaupt kann es ja wohl nicht sein, dass ich n Problem mit felligen Mitbewohnern habe! Also hab ich mir diese Gefühle angeschaut wie ein kurioses Dingen, mich gefragt, ob ich spinne, mich über mich selbst gewundert und gedacht "naja, wird sich schon einspielen". Hat es dann auch
Ich kann "gucken wir mal, dann sehen wir schon", also abwarten und beobachten wie sich's entwickelt, bei sowas sehr gut. (Bei vielem anderen nicht, aber bei inneren Zuständen.)
Könnte ich das nicht so gut und hätte die ersten Gefühle nach dem Einzug als dauerhaftes "so ist also das Leben mit Tieren" interpretiert - also dann wundert es mich nicht, wenn man an Abgabe denkt.
Fazit an dem Ganzen: Ich finde Aufklärung da auf jeden Fall wichtig. Einfach zu vermitteln "das gibt's, das ist gar nicht so selten, das geht idR vorbei. Gib dem mal Zeit".
Den Blues bekomme ich immer noch, wenn jemand einzieht. Aber wir kennen uns ja jetzt schon, der Blues und ich. Jetzt kann ich mir denken "da biste ja wieder. Naja, du gehst auch wieder weg"