Ein Enddatum für ein geliebtes Mitgeschöpf festzulegen fühlt sich für mich auch falsch an.
Absolut, das würde ich auch nie machen. Man muss den Punkt abwarten, der als der Richtige erscheint. Der kommt sowieso und dann, notfalls um 3:00 morgens eine Klinik aufsuchen. Ich könnte nie einen Wochentag vereinbaren.
Wir waren ja auch nicht in die Klinik gefahren, weil wir vor hatten Lilly's Leben zu beenden. Wir sahen, dass es ihr an diesem Samstag furchtbar schlecht ging, sie ließ alles unter sich gehen, konnte nicht mehr von ihrem Platz aufstehen und fraß auch nicht mehr. In ihrem Körper hatte sich Wasser gesammelt, was wie ein Sack an ihr hing. Es ging alles schnell, innerhalb von 1 bis 2 Tagen. Es war Samstag Abend und wir wussten, dass wir sie so jetzt nicht einfach weiter liegen lassen konnten, das fühlte sich wie unterlassene Hilfeleistung an. Wir dachten, in der Klinik könne man noch irgendwas machen, keine Ahnung was aber wir brauchten ärztliche Hilfe, soviel war klar.
In der Tierklinik dann bekamen wir aus Lilly keinen Tropfen Blut mehr für ein Blutbild raus. Die Venen waren zu und sie gab Schmerzlaute, beim Hochheben. Dazu das, was ich oben beschrieben hatte (Leber, Nieren ohne Funktion). Ihr Köpfchen könnte sie nicht mehr halten, es war also schon 5 Minuten nach 12, eher 15. Wir hatten definitiv zu lange gewartet (am Vortag war ja alles noch nicht so schlimm) aber selbst jetzt hatte ich noch Zweifel. Man klammert sich an quasi nichts. Die Tierärztin meinte, sie sei sich nicht immer so sicher wie in diesem Fall, bei einem Menschen würde man jetzt zumindest eine Nierenspende brauchen, was soll man da noch überlegen, warten bis sie qualvoll erstickt?
ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich persönlich kein Tier einschläfern lassen kann, das noch am Leben teilnehmen möchte, nur um eventuelle Qualen in der Zukunft schonmal vorab zu verhindern.
Natürlich nicht aber wie oben beschrieben war Lilly schon weit von einem Leben entfernt. Teilgenommen hatte sie schon gute 4 Wochen nicht mehr, hatte sich von ihrem Platz kaum wegbewegt, nur zur Nahrungsaufnahme und um aufs Kisterl zu gehen, was sie die letzten beiden Tage auch nicht mehr tat bzw. konnte. Sie hatte ihr sonniges Wesen verloren, wirkte fast verärgert und maunzte mit einem klagenden Ton. Sie suchte zwar noch Kontakt zu uns aber kaum, nur in den Momenten, wo sie wahrscheinlich keine Schmerzen hatte.
Ich lese hier oft Ratschläge wie man solle sie gehen lassen, wenn sie nicht mehr fressen oder wenn man selbst darüber nachdenkt oder Ähnliches, das halte ich alles nicht für richtig. Man soll sie gehen lassen, wenn Herz und Verstand JA sagen. Gerade Katzen sind sehr hart im Nehmen, immer für Überraschungen gut, erholen sich oft auf wundersame Weise (wobei bei einer Krebsdiagnose doch wohl eher nicht), da bin ich lieber eine Minute zu spät als zu früh. Natürlich ist dabei auch das Alter des Tieres zu berücksichtigen. Bei einer 12 Jahre alten Katze werde ich länger überlegen als bei einer mit 19. Es spielen so viele Faktoren mit.
Spannend finde ich, dass sie sagt, dass es in den meisten Fällen bei ihr auf natürlichem Wege klappt, also ohne Euthanasie.
Klappen tut es schon aber schreibt sie auch dazu unter welchen Qualen für das Tier?
Gerade bei Katzen klappt es oft nicht von alleine und friedlich.
Es sind genau diese esoterischen Ansätze, die uns dieses schlechte Gewissen machen. Ich hörte selbst eine ganzheitlich arbeitende Tierärztin die meinte, "
Einschläfern nein, es ist eine Seelenweg, den muss sie selbst gehen". Das halte ich ehrlich gesagt für einen verantwortungslosen Quatsch. Übersetzt heißt das, ich müsste mein Tier unter Qualen regelrecht krepieren lassen, da wähle ich dann doch lieber mein "schlechtes Gewissen".
Kleiner Nachtrag: Tiere machen das übrigens auch - ich unterhielt mich mal mit einem Wolfsforscher. Er erzählte mir die Geschichte eines Wolfsbrüderpaares, welches sie mit der Hand aufgezogen hatten. Die beiden waren eine Herz und eine Seele. Eines Tages biss der eine Wolf den anderen tot. Das Entsetzen war groß, die Forscher ratlos. Sie entschlossen sich den toten Wolf untersuchen zu lassen. in seinem Inneren war alles verkrebst. Der eine Bruder hatte den anderen von seinem Leiden erlöst.