Richtiger Zeitpunkt zum Einschläfern

  • Themenstarter Isabell mit Lilly
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Warnhinweis bei medizinischen Ratschlägen

Achtung: Bei medizinischen Problemen sollte stets die Meinung eines niedergelassenen Tierarztes oder einer Tierklinik eingeholt werden.
  • #61
Ich denke auch, dass es sich für mich immer falsch anfühlen wird. Vorhin kam Lilly von der Toilette und war so angestrengt und schwer am atmen...Das will man fürs Tier ja auch nicht und ich habe Angst den Absprung zu verpassen. Trotz ihres Zustandes hat sie manchmal noch richtige Energieschübe und ich kann mir vorstellen, dass sie für die Narkosespritze noch richtig doll festgehalten werden muss. Die Vorstellung allein zerreißt mir das Herz, weil ich sie ja in dem Moment unter Zwang töte. Und unsere "Beziehung" war eigentlich immer von großem Vertrauen geprägt und ich habe sie, abgesehen von medizinischen Notfällen, nie zu etwas gezwungen. Es fühlt sich für mich wie ein Verrat an, sie wahrscheinlich unter Zwang einzuschläfern und ich hoffe, ich könnte damit irgendwann leben und das sie mir verzeiht und nicht ihre letzten Momente von Furcht und Misstrauen mir gegenüber geprägt sind. Oh man über was man alles so grübeln kann...
 
A

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  • #62
Mein Gott ich weiß gar nicht was ich sagen soll außer, dass ich Dich sooooo gut verstehe, ging mir ganz gleich. Es ist und bleibt eine sch.... Situation.
 
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  • #63
Aber wenn es ihr schon so schlecht geht, solltest du vielleicht nicht bis zum Freitag warten. Ich weiß wie schwer das ist. Fühl dich gedrückt - ich schicke dir viel Kraft für die richtige Entscheidung.
 
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  • #64
@Isabell mit Lilly @Felidae_1 Ich verstehe eure Gedanken und Gefühle sehr gut und muss mich auch selbst mit der Frage der Euthanasie beschäftigen, weil wir hier ebenfalls eine alte, todkranke Katze pflegen.

Ein Enddatum für ein geliebtes Mitgeschöpf festzulegen fühlt sich für mich auch falsch an. Ich habe Erfahrungen mit Euthanasie bisher nur bei Meerschweinchen gesammelt, die ich früher mal gehalten habe. Damals hat sich die Frage nie gestellt, ob es falsch oder richtig war. Es waren immer Notsituationen, z. B. ein altes Tier das plötzlich gelähmt war und nicht mehr aufstehen konnte oder ein Darmverschluss, der ohne Euthanasie zu einem sehr qualvollen Ende geführt hätte. Da war es dann immer „richtig“. Ich glaube, die Gefühle, dass es „falsch“ sein könnte, kommen dann, wenn man ein Datum festlegt obwohl das Tier theoretisch noch lebensfähig ist, evtl. sogar noch frisst oder anderweitig am Leben teilnimmt. Mir hat sich diese Frage vor kurzem auch gestellt und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich persönlich kein Tier einschläfern lassen kann, das noch am Leben teilnehmen möchte, nur um eventuelle Qualen in der Zukunft schonmal vorab zu verhindern. Aber das ist in manchen Situationen schwer, das weiß ich, und lässt sich nicht immer exakt absehen und planen und manchmal kommen Tiere auch ganz plötzlich in einen Todeskampf, obwohl am Tag vorher noch alles bestens schien. Man kann nicht alles planen und vorhersehen und muss ein stückweit einfach mit dem Tier gehen und das Tier mit entscheiden lassen.

Sehr hilfreich, um das Wohlbefinden einer Katze zu bewerten, ist für mich die „Checkliste für das Wohlbefinden“ von Sabine Ruthenfranz, die sie in ihrem Buch über Katzensenioren aufgeschrieben hat. Die Regel ist: Je mehr Fragen dieser Checkliste man mit „ja“ beantworten kann, desto wohler fühlt sich die Katze wahrscheinlich. Sie erklärt die einzelnen Punkte der Checkliste auch in einer Podcastfolge (ca. ab Minute 5): Katzenglück - eine große Aufgabe für uns Katzenhalter

Zum Nachdenken angeregt hat mich auch Vanessa Reif von der Villa Anima. Die Villa Anima ist ein Katzenhospiz, also eine Sterbebegleitung für sehr alte und schwer kranke Katzen. Wenn man auf der Startseite ganz nach unten scrollt, findet man einen kurzen Fernsehbeitrag von VOX, in dem die Dame über ihre Erfahrungen mit der Sterbebegleitung bei Katzen spricht: Villa Anima | Ein Zuhause für Hospizkatzen | Villa Anima e.V.

Spannend finde ich, dass sie sagt, dass es in den meisten Fällen bei ihr auf natürlichem Wege klappt, also ohne Euthanasie. Man kann wohl auch ein Handbuch von ihr kaufen, in dem sie Tipps für eine gelungene Sterbebegleitung gibt, aber mir ist das mit 79 Euro momentan zu teuer (auch wenn das meiste davon vermutlich eine Spende an den Verein ist).

Alles Gute für Lilly, wann auch immer ihr Weg zu Ende gehen wird.
 
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  • #65
Ein Enddatum für ein geliebtes Mitgeschöpf festzulegen fühlt sich für mich auch falsch an.
Absolut, das würde ich auch nie machen. Man muss den Punkt abwarten, der als der Richtige erscheint. Der kommt sowieso und dann, notfalls um 3:00 morgens eine Klinik aufsuchen. Ich könnte nie einen Wochentag vereinbaren.

Wir waren ja auch nicht in die Klinik gefahren, weil wir vor hatten Lilly's Leben zu beenden. Wir sahen, dass es ihr an diesem Samstag furchtbar schlecht ging, sie ließ alles unter sich gehen, konnte nicht mehr von ihrem Platz aufstehen und fraß auch nicht mehr. In ihrem Körper hatte sich Wasser gesammelt, was wie ein Sack an ihr hing. Es ging alles schnell, innerhalb von 1 bis 2 Tagen. Es war Samstag Abend und wir wussten, dass wir sie so jetzt nicht einfach weiter liegen lassen konnten, das fühlte sich wie unterlassene Hilfeleistung an. Wir dachten, in der Klinik könne man noch irgendwas machen, keine Ahnung was aber wir brauchten ärztliche Hilfe, soviel war klar.
In der Tierklinik dann bekamen wir aus Lilly keinen Tropfen Blut mehr für ein Blutbild raus. Die Venen waren zu und sie gab Schmerzlaute, beim Hochheben. Dazu das, was ich oben beschrieben hatte (Leber, Nieren ohne Funktion). Ihr Köpfchen könnte sie nicht mehr halten, es war also schon 5 Minuten nach 12, eher 15. Wir hatten definitiv zu lange gewartet (am Vortag war ja alles noch nicht so schlimm) aber selbst jetzt hatte ich noch Zweifel. Man klammert sich an quasi nichts. Die Tierärztin meinte, sie sei sich nicht immer so sicher wie in diesem Fall, bei einem Menschen würde man jetzt zumindest eine Nierenspende brauchen, was soll man da noch überlegen, warten bis sie qualvoll erstickt?
ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich persönlich kein Tier einschläfern lassen kann, das noch am Leben teilnehmen möchte, nur um eventuelle Qualen in der Zukunft schonmal vorab zu verhindern.
Natürlich nicht aber wie oben beschrieben war Lilly schon weit von einem Leben entfernt. Teilgenommen hatte sie schon gute 4 Wochen nicht mehr, hatte sich von ihrem Platz kaum wegbewegt, nur zur Nahrungsaufnahme und um aufs Kisterl zu gehen, was sie die letzten beiden Tage auch nicht mehr tat bzw. konnte. Sie hatte ihr sonniges Wesen verloren, wirkte fast verärgert und maunzte mit einem klagenden Ton. Sie suchte zwar noch Kontakt zu uns aber kaum, nur in den Momenten, wo sie wahrscheinlich keine Schmerzen hatte.
Ich lese hier oft Ratschläge wie man solle sie gehen lassen, wenn sie nicht mehr fressen oder wenn man selbst darüber nachdenkt oder Ähnliches, das halte ich alles nicht für richtig. Man soll sie gehen lassen, wenn Herz und Verstand JA sagen. Gerade Katzen sind sehr hart im Nehmen, immer für Überraschungen gut, erholen sich oft auf wundersame Weise (wobei bei einer Krebsdiagnose doch wohl eher nicht), da bin ich lieber eine Minute zu spät als zu früh. Natürlich ist dabei auch das Alter des Tieres zu berücksichtigen. Bei einer 12 Jahre alten Katze werde ich länger überlegen als bei einer mit 19. Es spielen so viele Faktoren mit.
Spannend finde ich, dass sie sagt, dass es in den meisten Fällen bei ihr auf natürlichem Wege klappt, also ohne Euthanasie.
Klappen tut es schon aber schreibt sie auch dazu unter welchen Qualen für das Tier?
Gerade bei Katzen klappt es oft nicht von alleine und friedlich.
Es sind genau diese esoterischen Ansätze, die uns dieses schlechte Gewissen machen. Ich hörte selbst eine ganzheitlich arbeitende Tierärztin die meinte, "Einschläfern nein, es ist eine Seelenweg, den muss sie selbst gehen". Das halte ich ehrlich gesagt für einen verantwortungslosen Quatsch. Übersetzt heißt das, ich müsste mein Tier unter Qualen regelrecht krepieren lassen, da wähle ich dann doch lieber mein "schlechtes Gewissen".

Kleiner Nachtrag: Tiere machen das übrigens auch - ich unterhielt mich mal mit einem Wolfsforscher. Er erzählte mir die Geschichte eines Wolfsbrüderpaares, welches sie mit der Hand aufgezogen hatten. Die beiden waren eine Herz und eine Seele. Eines Tages biss der eine Wolf den anderen tot. Das Entsetzen war groß, die Forscher ratlos. Sie entschlossen sich den toten Wolf untersuchen zu lassen. in seinem Inneren war alles verkrebst. Der eine Bruder hatte den anderen von seinem Leiden erlöst.
 
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  • #66
Ich kann jede Ansicht da nachvollziehen und ich glaube, solange man sich Gedanken macht was für das Tier gut ist und jeder sein Bestes gibt, kann sich auch niemand etwas vorwerfen. Jedes Tier ist auch anders. Ich persönlich war bis vor 1 Monat starke Gegnerin der Einschläferung. Ich konnte mir niemals!! vorstellen mein Tier zu töten.

So eine Ansicht gerät aber in dem Moment ins Wanken, wenn du abwägen musst, welche Tötung für das Tier schlimmer ist. In unserem Fall das Ersticken in Raten oder dann vielleicht doch die Einschläferung. Die Ärzte gaben uns ein paar Tage und morgen sind es schon 3 Wochen. Aber ich empfinde es auch als meine Aufgabe jeden Tag zu reflektieren, wieviel Lebensqualität das Tier noch hat und wie weit fortgeschritten ihr Zustand ist. Ich habe mich sehr erschrocken, als Lilly nach ihrem Würgen in die Maulatmung verfiel und sowohl Lilly als auch ich schauten nur hilflos drein. Ich möchte mir nicht vorstellen, so einen Zustand mitten in der Nacht zu haben oder Lilly gar in so einem Zustand in die Klinik zu fahren. Ich selbst hatte mal Wasser am Herzen und das nur minimal. Trotzdem hatte es meine Atmung schon beeinträchtigt und ich weiß noch wie komisch man sich da fühlt. Aber Lilly steht das Wasser wörtlich bis zum Hals und auch aus der Humanmedizin kann ich sagen, ein Erstickungstod oder in dem Falle Ertrinken geht nicht schnell und geräuschlos.

Es ist immer auch zu beachten, was für eine Art Tod droht. Und man muss sich schon klar sein, dass zumindest in unserem Fall jeder Zeit plötzlich die Erstickung droht und diesen Todeskampf hilflos mit anzusehen...puh..das muss man auch erstmal verarbeiten.
 
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  • #67
Liebe @Felidae_1 ich glaube du hast meine Worte völlig falsch aufgenommen. In keiner Weise wollte ich deine/eure Entscheidung, eure geliebte Lilly gehen zu lassen, anzweifeln. So, wie du es beschreibst und auch in anderen Beiträgen beschrieben hast, hatte ich nie auch nur den geringsten Zweifel, dass die Euthanasie im Falle eurer Lilly absolut richtig war und wahrscheinlich jeder so entschieden hätte. Auf keinen Fall sollten meine Gedanken eine Kritik an dir oder deinen Entscheidungen sein oder an irgendjemand anderem hier.

Klappen tut es schon aber schreibt sie auch dazu unter welchen Qualen für das Tier?
Gerade bei Katzen klappt es oft nicht von alleine und friedlich.
Es sind genau diese esoterischen Ansätze, die uns dieses schlechte Gewissen machen.
Moment mal. Ich glaube, du hast dir die Seite der Villa Anima nicht wirklich angeschaut. Die Betreiberin ist nicht esoterisch. Sie sagt auch nirgendwo, dass ein Sterbeprozess immer auf natürlichem Wege funktioniert, sondern gibt im Gegenteil sogar Tipps, wann eine Euthanasie nötig und hilfreich sein kann und wann sie vielleicht nicht gebraucht wird. Sie hat schon um die 80 Katzen beim Sterben begleitet, immer auch mit tierärztlichem Beistand, und ich traue ihr daher durchaus zu, dass sie einschätzen kann, was Teil eines normalen, nicht qualvollen Sterbens ist und wann man helfen sollte.

Ich glaube nicht, dass ein natürlicher Sterbeprozess grundsätzlich besser ist als eine Euthanasie. Sicher kann eine Euthanasie unnötiges Leiden beenden oder verhindern und ich bin froh, dass es diese Möglichkeit gibt - und werde höchstwahrscheinlich auch davon Gebrauch machen müssen. Trotzdem finde ich solche Erfahrungswerte interessant und sie gehören für mich zur Debatte um die Euthanasie dazu.
 
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  • #68
In keiner Weise wollte ich deine/eure Entscheidung, eure geliebte Lilly gehen zu lassen, anzweifeln.
Das hab ich so eh nicht verstanden, alles gut. Ich habe das nur nochmal zusammengefasst. Vielleicht findet sich der eine oder andere in der Beschreibung wieder.
Trotzdem finde ich solche Erfahrungswerte interessant und sie gehören für mich zur Debatte um die Euthanasie dazu.
Natürlich, zur Debatte gehören alle Aspekte. Ich fand nur die Anmerkung, dass es in den meisten Fällen von selber klappt nicht realistisch, gerade bei Katzen. Ich habe nun ja schon wirklich viele Katzen gehen sehen, nicht nur meine eigenen, eine Bekannte von mir hat einen großen Katzengnadenhof mit zeitweise bis zu 80 Tieren und das Sterben ist dort wirklich alltäglich. Sie hat dort ausschließlich alte und sehr kranke Tiere. Friedlich und von selbst sterben dort die wenigsten :cry:. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. ich habe noch 2 Kater und vielleicht erfüllt sich bei ihnen mein größter Wunsch, wenn es mal soweit sein sollte, dass sie von selbst gehen.
 
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  • #69
Aber ich empfinde es auch als meine Aufgabe jeden Tag zu reflektieren, wieviel Lebensqualität das Tier noch hat und wie weit fortgeschritten ihr Zustand ist.
Richtig, nur Du, niemand hier kann Dir raten, wann und ob der Zeitpunkt gekommen ist. Deswegen teile ich auch nur meine eigenen Erfahrungen, rate aber nie zu einer Euthanasie oder davon ab. Ich halte das für sehr bedenklich wenn man das Tier nie gesehen hat und auch fachlich nicht qualifiziert ist so einen unumkehrbaren Ratschlag zu geben.

Ich denke aber Du wirst die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt treffen.
 
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