
Relaxo
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- Mitglied seit
- 9. Februar 2022
- Beiträge
- 30
Aus gegebener Veranlassung (anderer Forumthread) teile ich diesen Beitrag und Eindrücke mal mit euch und stelle sie zur Diskussion:
Mh... Ich hole mal ganz tief Luft.. Und entschuldige mich im voraus für die etwas "direktere" Antwort.
Nun.. wo fange ich an. Wenn ich deinen ersten Absatz lese, stelle ich fest, dass du meines Erachtens eigentlich gar nicht konkret antwortest sondern einen Wertigkeitskampf führst und deine Argumentation aufgrund deiner Moralvorstellungen mehr emotional als faktenbasiert aufbaust.
Ich möchte das Thema gar nicht aufreißen - aber trotzdem möchte ich dir zuliebe und allen ggf. neuen Forenusern diesen Beitrag schreiben, um Menschen wie dich vielleicht ein wenig zum Nachdenken zu bringen.
Ich fange vielleicht erstmal bei mir an:
Ich überlege seit etwa einem halben Jahr mir eine Katze/Katzen anzuschaffen und hab mir tatsächlich wochenlang den Kopf darüber zerbrochen, ob ich zum Züchter oder ins Tierheim gehe.
Ob ich in der Lage bin eine Katze artgerecht zu halten...
Ob ich eine Katze aus egoistischen Gründen der Einsamkeit möchte...
Und natürlich welche Katze zu mir passt.
Schließlich habe ich mich vor kurzem von Katzenvideos überwältigen lassen und entschieden, dass wahrscheinlich nie der richtige Zeitpunkt kommt und ich habe es schließlich schlichtweg gemacht.
Ich habe nach besten Gewissen recherchiert. Dutzende Videos geguckt, Youtubechannel abonniert. Freunde befragt. Ewig mit Züchtern telefoniert.. Usw.
Nun. Ich behaupte an diesem Punkt, dass ich mich überdurchschnittlich intensiv mit dem Thema befasst habe aber gebe trotzdem zu, dass ich nicht alles weiß. Ich werde wahrscheinlich auch bei der Katzenhaltung Fehler machen. Es könnte sein, dass ich meiner Katze unabsichtlich körperlich oder vertrauenstechnisch wehtuhe? Es könnte sein, dass ich als Neuling vielleicht eine Botschaft meiner Katze, trotz sämtlicher geguckten Katzenverhaltensvideos übersehe und ein Leid entsteht. Ich will das nicht. Aber das ist so. Das gehört dazu.
Ich sollte an diesem Punkt vielleicht erwähnen, dass mein Kätzchen als Zuchtkatze vorgesehen war und nur aufgrund eines Rückziehers des Käufers aus Übersee kurzfristig in meine Obhut kommt.
Daher ist sie wahrscheinlich noch nicht kastriert und als Einzelkätzchen aus ihrem Wurf übergeblieben.
Nun zu deiner Aussage mit den (meines Erachtens definitiv auch unglücklichen Schicksalen) aus dem Tierheim:
Ich denke, ich habe klargemacht, dass ich nicht kategorisch eine Nicht-Zucht Katze ausschließe.
Allerdings möchte ich jetzt trocken faktenbasiert antworten (und es mag ein wenig herzlos klingen):
Was ich damit sagen möchte:
Es wird sich definitiv nach besten Gewissen in Tierheimen und Pflegestellen um die Tiere gekümmert. Allerdings wird mir in wahrscheinlich den wenigsten Fällen jemand sagen können, wie die gesamte Geschichte des betroffenen Tieres seit Geburt an aussah.
Wie war der vorherige Halter? Wurde das Tier gequält? Hat es negative Verhaltensmuster wie z.B. akute Ängste entwickelt? Kann das Tier seinen Fressbedarf intelligent selber regulieren (also nicht überfressen, weil es zum Beispiel traumatische Hungererfahrungen hatte?)
Außerdem behaupte ich mal ganz frech, dass selbst der beste Tierpfleger einer Katze nicht das gleiche bieten kann wie eine umsorgende Katzenmutter.
Außerdem finde ich folgende Aussage
Du und ich können daran nichts ändern. Selbst wenn ich anders entscheiden würde.
Die Aussage ist ungefähr so haltbar wie "Wenn wir alle kein Essen wegschmeissen würden, müsste kein Afrikaner hungern".
Der definitiv deutlich konstruktivere Ansatz wäre, sämtliche wilde Katzen ungeachtet der Kosten einzufangen und zu kastrieren.
Und leichtfertige überhastete Kaufentscheidungen von Katzen zu bestrafen.
Wird allerdings nicht funktionieren weil 1. Wir im Kapitalismus leben und die Menschheit zu gierig für solche Maßnahmen sind (bestes Beispiel siehe Klimaschutz) 2. Unser Demokratie- und Rechtssystem aufgrund von Lobbyismus, Grundrechten und Juristenkauderwelsch sowas nie durchdrücken könnte.
Und auch hier: Es ist wie es ist. Weder du noch ich können was daran ändern.
Wenn ich könnte, würde ich alle Kitten der Welt ein Zuhause geben und langfristig dafür sorgen, dass die wilde Population kontrolliert zurückgeht. Geht aber nicht. Also aktzeptiere ich es und mach das beste für meinen Rahmen.
Ich denke ich hab jetzt weit mehr ausgeführt als ich eigentlich wollte.
Aber an diesem Punkt möchte ich nur alle Leser auf meine ursprüngliche Intention hinweisen, dass dieses verurteilende oder überhastig wertende Verhalten in vielen Foren anscheinend normal ist. Versetzt euch doch bitte mal in die Lage, was ihr alles anfangs nicht wusstet und falsch gemacht habt. Aber ihr wusstet es nicht anders und habt nach besten Gewissen gehandelt.
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich mehr wissen möchte und Erfahrungen teilen möchte. Und nicht um mir Vorwürfe anzuhören, was ein Züchter, ich oder sonstwer hätte anders machen können, damit es halt in Zukunft besser wird.
Ich empfinde diese "nicht konstruktive Art" von Beiträgen irgendwie.. als toxisch und für insbesondere "naivere und unerfahrenere Menschen" als abschreckend und einschüchternd.
Ich hatte bei der ein oder anderen Antwort den Handlungsimpuls mich von diesem Forum abzumelden um ehrlich zu sein..
LG
Relaxo
Schade, dass das Vorurteil, im Tierschutz würden nur zumindest potentiell schwierige Tiere mit belastenden Erfahrungen sitzen, so hartnäckig hält. Selbstverständlich werden auch Tierschutzkatzen gesundheitlich untersucht. Das soziale Umfeld von Kitten, die im Tierheim ihre Kindheit verbringen, sind andere Kitten, mit denen sie 24/7 toben können und Pfleger*innen, die liebe- und verantwortungsvoll mit den Kleinen umgehen. Und das soziale Umfeld von Tierschutzkitten, die auf einer Pflegestelle aufwachsen, ist haargenau dasselbe wie bei einem guten Züchter! Wärst du einmal in einem Kittenzimmer auf einer Pflegestelle oder in einem Tierheim gewesen, hättest du diese Bedenken nicht - da gebe ich dir Brief und Siegel. Was der Züchter (oder auch die Pflegestelle) macht, wenn du nicht da bist, wie er mit den Kitten umgeht, wie er sie sozialisiert, weiß kein Mensch. Er kann dir alles erzählen, vielleicht stimmt´s, vielleicht stimmt´s nicht. Das einzige, was du beurteilen kannst, ist das, was du siehst und erlebst, wenn du die Kitten besuchst - genauso wie auf einer Pflegestelle oder im Tierheim. Schief gehen kann es immer, aber dass die Wahrscheinlichkeit bei einem Kitten aus dem Tierschutz höher ist, halte ich ganz klar für falsch.
Aber gut, dann bleibt eben wieder ein Kitten mehr im Tierschutz sitzen und noch ein zweiter Züchter verdient Geld. Ich weiß, du ärgerst dich jetzt wahrscheinlich. Aber man verzweifelt einfach irgendwann, wenn man sieht, wie sich im Tierheim die tollen, wunderbaren und traumhaft schönen Katzen stapeln und kein Hahn nach ihnen kräht, während die Leute beim Züchter einkaufen - und zwar haargenau die gleichen tollen Wesen. Die hatten lediglich das Glück, vielleicht ein bisschen anders auszusehen, sich Rassekatze nennen dürfen und nicht im Tierheim gelandet zu sein.
Dennoch wünsche ich dir und deiner Katze alles Gute.
PS: Und setz dich bitte nochmal mit dem Thema Kastration auseinander. Eine frühere Kastration hat ausnahmslos Vorteile und ist aus gutem Grund in anderen Ländern schon längst Standard.
Mh... Ich hole mal ganz tief Luft.. Und entschuldige mich im voraus für die etwas "direktere" Antwort.
Nun.. wo fange ich an. Wenn ich deinen ersten Absatz lese, stelle ich fest, dass du meines Erachtens eigentlich gar nicht konkret antwortest sondern einen Wertigkeitskampf führst und deine Argumentation aufgrund deiner Moralvorstellungen mehr emotional als faktenbasiert aufbaust.
Ich möchte das Thema gar nicht aufreißen - aber trotzdem möchte ich dir zuliebe und allen ggf. neuen Forenusern diesen Beitrag schreiben, um Menschen wie dich vielleicht ein wenig zum Nachdenken zu bringen.
Ich fange vielleicht erstmal bei mir an:
Ich überlege seit etwa einem halben Jahr mir eine Katze/Katzen anzuschaffen und hab mir tatsächlich wochenlang den Kopf darüber zerbrochen, ob ich zum Züchter oder ins Tierheim gehe.
Ob ich in der Lage bin eine Katze artgerecht zu halten...
Ob ich eine Katze aus egoistischen Gründen der Einsamkeit möchte...
Und natürlich welche Katze zu mir passt.
Schließlich habe ich mich vor kurzem von Katzenvideos überwältigen lassen und entschieden, dass wahrscheinlich nie der richtige Zeitpunkt kommt und ich habe es schließlich schlichtweg gemacht.
Ich habe nach besten Gewissen recherchiert. Dutzende Videos geguckt, Youtubechannel abonniert. Freunde befragt. Ewig mit Züchtern telefoniert.. Usw.
Nun. Ich behaupte an diesem Punkt, dass ich mich überdurchschnittlich intensiv mit dem Thema befasst habe aber gebe trotzdem zu, dass ich nicht alles weiß. Ich werde wahrscheinlich auch bei der Katzenhaltung Fehler machen. Es könnte sein, dass ich meiner Katze unabsichtlich körperlich oder vertrauenstechnisch wehtuhe? Es könnte sein, dass ich als Neuling vielleicht eine Botschaft meiner Katze, trotz sämtlicher geguckten Katzenverhaltensvideos übersehe und ein Leid entsteht. Ich will das nicht. Aber das ist so. Das gehört dazu.
Ich sollte an diesem Punkt vielleicht erwähnen, dass mein Kätzchen als Zuchtkatze vorgesehen war und nur aufgrund eines Rückziehers des Käufers aus Übersee kurzfristig in meine Obhut kommt.
Daher ist sie wahrscheinlich noch nicht kastriert und als Einzelkätzchen aus ihrem Wurf übergeblieben.
Nun zu deiner Aussage mit den (meines Erachtens definitiv auch unglücklichen Schicksalen) aus dem Tierheim:
Ich denke, ich habe klargemacht, dass ich nicht kategorisch eine Nicht-Zucht Katze ausschließe.
Allerdings möchte ich jetzt trocken faktenbasiert antworten (und es mag ein wenig herzlos klingen):
- Tiere aus Tierheimen haben eine Vorgeschichte. Wenn man sich ein wenig mit der Psychologie beschäftigt (welche übrigens eins zu eins von Menschen auf intelligente Tiere wie Katzen übertragen werden können), stellt man fest, dass insbesondere die ersten Lebenswochen/-monate für das gesamte Katzenleben prägende Erfahrungen haben. Umso besser die Erfahrungen waren, umso besser entwickelt und verhält sich die Katze. Wenn man sich noch intensiver damit befasst, erfährt man, dass Neugeborene gewisse Zeitfenster haben, um Dinge zu lernen/zu erfahren und zu entwickeln. Wenn diese verpasst werden, hält das die Psyche bis zu einem gewissen Grad aus - danach können allerdings negative Langzeitwirkungen auf die Psyche eintreten. Man kann diese zwar behandeln (Bei Menschen Psychotherapie/Verhaltenstherapie) aber es ist >>unheimlich schwierig<< diese negativ-Erfahrungen und deren (Verhaltens-)Folgen in späteren Alter zu behandeln. Und wenn man sich nun mit "psychischer Resilienz" beschäftigt stellt man fest, dass diese Entwicklungsphasen einen unmittelbaren Zusammenhang mit der späteren psychischen Stabilität eines Menschens oder Tieres haben. Und diese hat anscheinend auch einen unmittelbaren Einfluss auf den gesamten Organismus inklusive der körperlichen Immunabwehr. Ich verzichte an diesem Punkt auf die Angabe diverser Quellen, weil ich hier keine Doktorarbeit schreiben möchte. Ein guter Anfang ist vielleicht "Homo Hapticus" von Dr. Martin Grunwald (der seinen Schwerpunkt zwar auf den Tastsinn setzt aber in dem Buch die Kerntheorie der wichtigen Entwicklung der ersten Wochen/Monate m. E. gut erläutert.
Was ich damit sagen möchte:
Es wird sich definitiv nach besten Gewissen in Tierheimen und Pflegestellen um die Tiere gekümmert. Allerdings wird mir in wahrscheinlich den wenigsten Fällen jemand sagen können, wie die gesamte Geschichte des betroffenen Tieres seit Geburt an aussah.
Wie war der vorherige Halter? Wurde das Tier gequält? Hat es negative Verhaltensmuster wie z.B. akute Ängste entwickelt? Kann das Tier seinen Fressbedarf intelligent selber regulieren (also nicht überfressen, weil es zum Beispiel traumatische Hungererfahrungen hatte?)
Außerdem behaupte ich mal ganz frech, dass selbst der beste Tierpfleger einer Katze nicht das gleiche bieten kann wie eine umsorgende Katzenmutter.
Außerdem finde ich folgende Aussage
zu pauschal."Aber gut, dann bleibt eben wieder ein Kitten mehr im Tierschutz sitzen und noch ein zweiter Züchter verdient Geld"
Du und ich können daran nichts ändern. Selbst wenn ich anders entscheiden würde.
Die Aussage ist ungefähr so haltbar wie "Wenn wir alle kein Essen wegschmeissen würden, müsste kein Afrikaner hungern".
Der definitiv deutlich konstruktivere Ansatz wäre, sämtliche wilde Katzen ungeachtet der Kosten einzufangen und zu kastrieren.
Und leichtfertige überhastete Kaufentscheidungen von Katzen zu bestrafen.
Wird allerdings nicht funktionieren weil 1. Wir im Kapitalismus leben und die Menschheit zu gierig für solche Maßnahmen sind (bestes Beispiel siehe Klimaschutz) 2. Unser Demokratie- und Rechtssystem aufgrund von Lobbyismus, Grundrechten und Juristenkauderwelsch sowas nie durchdrücken könnte.
Und auch hier: Es ist wie es ist. Weder du noch ich können was daran ändern.
Wenn ich könnte, würde ich alle Kitten der Welt ein Zuhause geben und langfristig dafür sorgen, dass die wilde Population kontrolliert zurückgeht. Geht aber nicht. Also aktzeptiere ich es und mach das beste für meinen Rahmen.
Ich denke ich hab jetzt weit mehr ausgeführt als ich eigentlich wollte.
Aber an diesem Punkt möchte ich nur alle Leser auf meine ursprüngliche Intention hinweisen, dass dieses verurteilende oder überhastig wertende Verhalten in vielen Foren anscheinend normal ist. Versetzt euch doch bitte mal in die Lage, was ihr alles anfangs nicht wusstet und falsch gemacht habt. Aber ihr wusstet es nicht anders und habt nach besten Gewissen gehandelt.
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich mehr wissen möchte und Erfahrungen teilen möchte. Und nicht um mir Vorwürfe anzuhören, was ein Züchter, ich oder sonstwer hätte anders machen können, damit es halt in Zukunft besser wird.
Ich empfinde diese "nicht konstruktive Art" von Beiträgen irgendwie.. als toxisch und für insbesondere "naivere und unerfahrenere Menschen" als abschreckend und einschüchternd.
Ich hatte bei der ein oder anderen Antwort den Handlungsimpuls mich von diesem Forum abzumelden um ehrlich zu sein..
LG
Relaxo