Ich bin wie gesagt amtliche genehmigte Pflegestelle für Katzen - ohne Verein im Hintergrund - nennt sich im Beamtendeutsch dann privat geführte Tierheimähnliche Einrichtung. Ich bin auf Streuner/Scheumietzen spezialisiert und fange auch selber, so dass nicht selten auch kranke Tiere bzw. welche mit vielen Baustellen hier landen, denn meist werden die Menschen ja erst auf die Streuner aufmerksam, wenn sie krank oder verletzt sind. Ich bin da reingewachsen, habe mit 3 eigenen Katzen und 1 Pflegekatze in einem Pflegekatzenraum angefangen, dann gings weiter mit 2-3 Pflegekatzen oder 1 Mami + ihr Wurf, was dann auch schonmal bei 6 Kitten 7 Katzen bedeutete, dann überlappten es sich immer häufiger, dass bereits die Neuzugänge im als Quarantäne genutzten Gäste-WC saßen, während die anderen noch im Katzenraum waren, ich fing an Notplätze in meinem Schlafzimmer oder in Käfigen zu verteilen, packte angezähmte Kitten oder zahme Katzen bei meinem Sohn ins Kinderzimmer. Dann kam die Seuche in mein Haus und ich erkannte, dass es so nicht weitergeht und strukturierte alles um, meine nunmehr erwachsene Tochter zog in eine Art Einliegerzimmer und ihr Kinderzimmer wurde Quarantänebereich. Den gestaltete ich sehr Großzügig, was mir später auf den Kopf fiel, weil 20 qm voll zu desinfizieren nunmal nicht mal eben zu schaffen ist, sondern einen ganzen Tag dauert. Deshalb nutzte ich eine familiäre Umstrukturierung, um auch die Pflegestelle nochmal neu umzubauen und baute in dem anderen freigewordenen Kinderzimmer die heutige Quarantänestation mit mehreren kleinen voll desinfizierbaren Räumen. Für einen 2 qm Raum brauche ich jetzt nur noch eine halbe Stunde, für den großen 1-2 Stunden und für den richtigen Katzenraum unten 3-4 Stunden für eine Volldesinfektion.
Seit habe immer insgesamt um die 20 Katzen hier - mal mehr, mal weniger und vermittel im Jahr zwischen 30-40 Katzen - das ganze begann vor 13 Jahren mit einem alten Streuner... Seither ist meine eigene Katzengruppe wegen Hängenbleibern auf 10 Katzen angewachsen, dazu halt dann um die 10 Pflegis in den Räumen verteilt. Ich brauche zur reinen Versorgung morgens und abends jeweils 1 1/2 - 2 Stunden - und das sind wie gesagt Scheumietzen, die meine Gesellschaft nicht wollen und froh sind, wenn ich wieder weg bin.
Was ich dir sagen kann ist: wenn man so viele Katzen hat, kann man der einzelnen Katze nicht mehr wirklich gerecht werden (!!). Man verteilt im Grunde immer nur kurze Sequenzen, die dann so intensiv sein müßen, dass das Tier davon bis zur nächsten wieder zerren muß. Sind kranke/aufwendige Tiere dabei fallen selbst normale Spielerunden hinten runter, weil man es nicht mehr schafft. Die Tiere sind also jeder für sich gesehen gezwungen sehr eigenständig zu sein. Dazu kommt, dass je mehr Tiere, desto größer auch die Chance, dass sich nicht alle verstehen, es zu Streitereien, Pieseleien aufgrund markieren, Mobbing usw kommt. Da hilft nur: man muß Zusammenführungsprofi werden und in der Lage sein die Gruppe zu moderieren und zu stabilisieren. Zu glauben, man kann mit einer derartigen Großgruppe von Katzen unterschiedlicher Herkunft friedlich ohne Streit glücklich einfach nur zusammenleben ist Illusion bzw. wer das behauptet belügt sich selbst (Großgruppen zusammen aufgewachsener Katzen nehme ich da aus, das ist was anderes).
Dazu kommt wie schon gesagt wurde das säubern/putzen. Ich sage gern mal leicht ironisch: wenn mir jemand gesagt hätte, dass man als Pflegestelle eigentlich nur eine Putzfrau ist, dann hätte ich es vielleicht gelassen
Es ist nämlich tatsächlich so. Wenn man den Tieren (und sich selbst) bei dieser Menge an Tieren ein vom Sauberkeitsstatus auch nur halbwegs ertragbares Leben gestalten will, besteht der Großteil des Tages aus putzen - und nein, ich bin kein Sauberkeitsfanatiker und bei mir ist nix geleckt - im Gegenteil. Aber das ist bei vielen Tieren nunmal so. Und gerade bei Handicats wird nicht jede Klofest sein, da wird man nicht umhin kommen, wenn man nicht durch Ausscheidungspfützen laufen will, dass man ständig eigentlich nur irgendwem hinterputzen wird. Eine meiner eigenen Mietzen - das Öhmchen Brille - wurde 22 und war die letzten Jahre schwer dement... Klo kannte sie nicht mehr - dazu dann Pflegis, die erst noch das Klo lernen müßen, Durchfall haben oder wegen Würmern nach Wurmkur erbrechen - und zack - dauerte die Versorgung mal eben 3 Stunden und begann mit Öhmchenpfützen putzen vor dem ersten Tee und endete mit Öhmchenpfützen pützen noch in Jacke und Schuhen, bevor ich das Haus verließ. DAS ist die Realität wenn man derart viele Katzen zu versorgen hat.
Das sollte einem klar sein.
Außerdem sollte man sich auch im Klaren sein, dass man viel Leid ertragen und sehen muß und nicht selten endgültige Abschiede zu ertragen hat. Wer die Tiere behalten will, weil er schlecht im verabschieden ist, wird bald unter der Last der Menge an Leid und Tod zusammenbrechen. Gerade Handicats sind nunmal meist aus irgendeinem Grund Handicats - und die Wahrscheinlichkeit, dass neben der Ataxie auch Organschäden vorliegen dürfte hoch sein ... und je mehr Tiere, desto häufiger muß man mit Abschieden rechnen. Eine gute Bekannte von mir hatte dieses Jahr noch mit 10 Katzen im Alter von 10-16 gestartet - jetzt hat sie noch 6...
Auch das sollte einem klar sein, dass man bei einer Großgruppe dann meist immer irgendeinen - oder auch mehrere - schwerkranke mit bei hat, wenn man Pech hat gleich mehrere gleichzeitig und man wird wenig Pause zwischen den Desastern haben.
So ist das Leben nunmal...