Kitty, mein kleines Herz
Kitty zog im Hochsommer bei mir ein, nachdem das Jugendamt bei der Vorbesitzerin die Entfernung der Kinder oder Katzen gefordert hat. Mit den Katzen fing es dann an, und nach einem kurzen Umweg über Tigerlili kamen Kitty und Nasti - jetzt Ida - zu mir.
Kitty hatte sich vorher schon Pfoten und Bauch fast kahl geleckt, war deutlich verhaltensgestört.
Sie hatte Angst beim Füttern, kannte offensichtlich nur das Recht des Stärkeren. Wir brauchten sechs Wochen, bis sie ihre eigene Futterschüssel gerne annahm. Und auch da schloss ich weiter die Gittertür, weil die drei anderen mal eben gucken gingen.
So langsam wurde sie dann sichtbarer.
Im Hinterkopf hatte ich diverse körperliche Baustellen, von Zähnen über Gebärmutterentzündung (sie trank viel, fraß aber nur Trockenfutter) bis zu Allergien, Pilzen und Parasiten.
Erst als ich das alles für mich hinten an stellte, kam Kitty näher. Sie spürte das und probierte quer durchs Haus verschiedenste Liegeplätze.
Schließlich wurde es dieser, denn er erlaubte den Blick ins Grüne.
Immer wieder fand ich Trigger, die ihr große Angst machten. Und auch Auffälligkeiten wie Schwanz fangen und Schatten boxen mit dem eigenen Spiegelbild, wie es kleine Katzen machen. Gespielt hat sie nur wenig. Und sich auch wenig getraut.
Irgendwie wich sie dann Ida und Möhrchen zunehmend aus, wurde von Möhrchen auch vermehrt angefaucht. Grenzen setzen konnte sie nicht. Oder sie war schon krank, weiß ja keiner.
Aber sie fing an zu experimentieren, kam zur abendlichen Dreamiesrunde, zwar auf Abstand, aber sie kam.
Und sie liebte Fischfilet und inzwischen auch Roastbeef. Ich träumte vom Abschied vom Trockenfutter.
Das Bild ist nicht gut, aber sehr wach und zielgerichtet, sie lernte Wünsche zu äußern: noch ein Stück Fischfilet.
Eine Bindung, die auch bedeutet, das wir gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen und etwas füreinander tun, war lange noch nicht in Sicht. Aber es bewegte sich endlich etwas.
Drei Tage später hat sie ihre Augen für immer geschlossen, war auf ihrem Lieblingsschlafplatz eingeschlafen.
Ihr Herz, das so viel Stress und Angst aushalten musste, hatte für immer aufgehört zu schlagen.