Unerwiderte Liebe von Angstkatze

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Nanilina

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23. Juni 2019
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Hallo,

Im April ist Elli aus dem Auslandstierschutz bei mir eingezogen, ziemlich genau einen Monat später dann eine zweite Katze von einem anderen Auslandstierschutzverein. "Eine zweite Katze", weil sie noch keinen wirklichen Namen hat, da ich sie eigentlich zumindest mal sehen wollte, bevor ich sie umbenenne, aber es gestaltet sich alles etwas schwierig... Ich versuch das ganze mal etwas mit Überschriften zu gliedern, damit sich vielleicht wirklich jemand durch den langen Text durchkämpft o_O

Elli und Molly (Charakter, Vorgeschichte)
Beide Katzen galten als ängstlich aber verträglich.
Bei Elli hieß es, sie braucht eine Katze, an der sie sich orientieren kann. Ein Monat mit Elli (4J.) und ich würde sagen, Elli ist nicht ängstlich, sogar eine ziemliche Diva, aber einfach nicht wirklich verschmust (körperliche Ursachen werden beim nächsten Tierarzttermin noch ausgeschlossen). Sie legt sich neben mich, lässt sich anfassen, aber kommt nicht auf den Schoß oder aufs Bett, lässt sich nur an bestimmten Stellen streicheln, aber ansonsten ist sie nicht schreckhaft/ängstlich. Wichtig hierbei vielleicht noch: Sie kommt aus einem polnischen TH, wo sie über ein halbes Jahr lang im Käfig gehalten wurde bevor sie mit den anderen Katzen zusammenkam.
Dann kam die zweite Katze dazu. Ich nenne sie jetzt mal vorläufig Molly. Molly (8J) galt zwar als scheu, aber war zuletzt im Tierheim massiv aufgetaut, auf den Videos ist sie total verschmust mit Menschen.

Kahle Stellen wegen Stress
Molly macht mir nun total Sorgen. Als ich sie vom Transportunternehmen entgegen genommen habe, hatte sie schon eine kahle Stelle und Fell am Mund. Bei mir angekommen ist sie direkt unters Bett und ist da auch fast drei Wochen kaum vorgekommen (hat aber gut getrunken und gefressen, die Toilette benutzt), deswegen hab ich sie auch gelassen. Seit zwei Tagen hat sie plötzlich massive Mutschübe. Natürlich freut mich das total, sie kam auch einfach mal unterm Bett vor, wenn auch nur sehr vorischtig und unter der Bedingung, dass ich regungslos am anderen Zimmer sitzen bleibe.
Aber dadurch hab ich gesehen, dass sie total viele, große kahle Stellen auf einer Seite hat. Sowohl ich als auch der TSV denken, dass wir sie jetzt nicht auf Verdacht zum TA schleppen sollten, da sie ja frisst und trinkt und dann erst recht Stress bekäme. Ich hab sie auch heute dabei beobachtet, wie sie sich Fell ausgezupft hat.

Maunzen und Hilfesuche
Gestern kam nach 3 Wochen unter dem Bett verkriechen dann ein Schlüsselmoment. Ich hab wieder neben Molly am Boden neben dem Bett gelegen und plötzlich schnurrt sie und kommt auf der anderen Seite vom Bett raus. War komplett baff, hab mich kaum bewegt, sie hat mir sogar aus der Hand gefressen. Im Nachhinein ganz klarer Grund: Elli war diesmal dabei.
Es war SO SÜß, wie Molly sich an ihr orientiert hat. Sie hat sie angeschnurrt, ist ihr hinterhergestiefelt, hat gemaunzt, ich hab noch nie eine so soziale Katze gesehen:pink-heart:. Elli faucht, geht weg, knurrt notfalls:censored:. Es hat mir so Leid getan..
Seit gestern ist es so, dass Molly sich raustraut, wenn sie sieht dass Elli zu mir kommt. Dann versteckt sie sich im gleichen Raum. Heute hat sie sich sogar in Gegenwart von Ellli von mir streicheln lassen (verschmust wie auf den Videos). Und Elli ist so unglaublich desinteressiert und genervt... Gestern abend und heute mehrmals hat es aus dem Schlafzimmer ganz herzzerreißend gemaunzt. Molly hat nach ihr gerufen, als nur ich kam, ist sie direkt wieder unters Bett... Molly liebt/braucht Elli so sehr und Elli ist so abweisend...

Lösung?

Es ist so ein trauriges Bild: Molly, total zerfleddert weil sie sich aus Angst das Fell wegrupft, allein und nach Elli maunzend und suchend und Elli weist sie so ab. Ich kann bestimmt froh sein, dass sie sich nicht richtig fetzen, aber angesichts dessen, dass Molly so eine Angst hat und dass sie aussieht wie frisch von der Straße aufgelesen, würde ich gern mehr tun... ich hatte in den letzten drei Wochen ohnehin schon riesige Angst, das falsch entschieden zu haben und dass ich Molly mit der langen Fahrt langfristig Schaden angetan habe, weil sie nicht das kleinste bisschen Fortschritt gemacht hatte. Jetzt seh ich das Ausmaß von der Angstrupferei und es tut mir einfach nur Leid... Habt ihr vielleicht noch Ideen?

Was bisher gemacht wurde:
- Anfangs getrennt, schon relativ früh zusammengelassen, weil Gitter aufgrund von Mollys Verkrochenheit keinen Sinn gemacht hat und Elli sich eh nicht interessiert hat
- Elli an Mollys Transportbox riechen lassen
- Feliway seit ein paar Tagen im Schlafzimmer
- Elli in Gegenwart von Molly füttern (sobald Molly näher kommt hört Elli auf zu fressen und geht)
- Elli streicheln während Molly da ist (--> da fängt man sich schnell eine...)
- Molly auch ohne Elli locken/versuchen zu streicheln, damit sie noch einen weiteren Faktor hat der ihr sicherheit gibt ( heute erster Tag an dem gestreichelt werden durfte, Effekte also noch nicht sichtbar)

Habt ihr vielleicht auch so einen Stressfellrupfer gehabt? Oder diese Form von unerwiderter Liebe und es hat sich nochmal gelegt?
Ich brauche gerade Erfolgsstorys um das auszuhalten, dass ich gerade wieder verzweifeltes Maunzen aus dem Schlafzimmer höre und genau weiß, dass ich ihr nicht helfen kann:massaker:

Liebe Grüße und vielen Dank, falls ihr es bis hierher geschafft habt!
 
A

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Nur eine kurze Antwort, weil schon spät heute, ich aber doch ein paar Zeilen hier lassen möchte.

Du hast dir schwierige Fälle ausgesucht und die brauchen Zeit.

Meine Felisa ist auch sehr ängstlich und hat bei mir 10 Monate gewohnt ohne dass ich sie mit der Fingerspitze berühren konnte. Und nach dem ersten Umzug hat sie wochenlang in einem Versteck gelebt und kam nur raus, wenn niemand da war. Und Felisa hat eine innige Beziehung zum Kater schon vor ihrem Einzug bei uns gehabt. Ich denke, sie würde wie deine beiden zusammen reagieren, wenn sie dem Kater bei mir erst nach Einzug begegnet wäre.

Was ich sagen will - du hast die Katzen seit einem Monat. Das ist keine Zeit, das ist nix.

Also du nur ruhig, das wird schon.

Und denke daran, Mitleid hilft nicht. Verhalte dich normal, überschütte nicht mit mitleidiger Liebe sondern verhalte dich ganz normal. Vielleicht könnte der einsamen Stresszupferin auch so etwas wie Clickern helfen?

Was mir mit allen Neuzugängen und Zusammenführungen geholfen hat, waren Rituale. Leckerlierunden oder Spielrunden, wenn sie schon rauskommen und mit dir interagieren. Oder sonst immer der selber Tonfall, wenn du Futter gibst etc. Immer wiederholen, immer dasselbe. Das hilft, das födert Sicherheit und Vertrauen. Auch der Tiere untereinander.

Aber sonst - Geduld und Zylkene und Feliway oder so.

Alles Gute, das wird schon.
 
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Nur eine kurze Antwort, weil schon spät heute, ich aber doch ein paar Zeilen hier lassen möchte.

Du hast dir schwierige Fälle ausgesucht und die brauchen Zeit.

Meine Felisa ist auch sehr ängstlich und hat bei mir 10 Monate gewohnt ohne dass ich sie mit der Fingerspitze berühren konnte. Und nach dem ersten Umzug hat sie wochenlang in einem Versteck gelebt und kam nur raus, wenn niemand da war. Und Felisa hat eine innige Beziehung zum Kater schon vor ihrem Einzug bei uns gehabt. Ich denke, sie würde wie deine beiden zusammen reagieren, wenn sie dem Kater bei mir erst nach Einzug begegnet wäre.

Was ich sagen will - du hast die Katzen seit einem Monat. Das ist keine Zeit, das ist nix.

Also du nur ruhig, das wird schon.

Und denke daran, Mitleid hilft nicht. Verhalte dich normal, überschütte nicht mit mitleidiger Liebe sondern verhalte dich ganz normal. Vielleicht könnte der einsamen Stresszupferin auch so etwas wie Clickern helfen?

Was mir mit allen Neuzugängen und Zusammenführungen geholfen hat, waren Rituale. Leckerlierunden oder Spielrunden, wenn sie schon rauskommen und mit dir interagieren. Oder sonst immer der selber Tonfall, wenn du Futter gibst etc. Immer wiederholen, immer dasselbe. Das hilft, das födert Sicherheit und Vertrauen. Auch der Tiere untereinander.

Aber sonst - Geduld und Zylkene und Feliway oder so.

Alles Gute, das wird schon.

Danke für so viele Tipps!!!
Mein Kopf sagt eigentlich auch, hey, es sind erst drei Wochen, wart es mal ab! Es fällt nur so unglaublich schwer, rational zu bleiben, so wie sie aussieht und sich gibt :cry:Man will einfach nur helfen... Mich plagt da das schlechte Gewissen,weil ich sie in diese Stresssituation gebracht hab... Aber ich geb mein bestes, dass es ihr hier so gut geht wie nur möglich...
Zylkene kann ich auch noch ausprobieren, danke für die Erinnerung!
Clickern muss ich mal versuchen, vielleicht eher für Elli, weil die andere meistens keine Leckerlis o.ä. nimmt. Mit Futter ist Molly leider kaum bestechlich.
Spielerunden werde ich morgen mal versuchen. Elli ist leider null verspielt (im Kopf ist sie glaub ich nicht 4 sondern 12...), aber ich werde es mal mit der anderen nochmal ausprobieren, vielleicht ist sie dann mehr interessiert.
 
Danke für so viele Tipps!!!
Mein Kopf sagt eigentlich auch, hey, es sind erst drei Wochen, wart es mal ab! Es fällt nur so unglaublich schwer, rational zu bleiben, so wie sie aussieht und sich gibt :cry:Man will einfach nur helfen... Mich plagt da das schlechte Gewissen,weil ich sie in diese Stresssituation gebracht hab... Aber ich geb mein bestes, dass es ihr hier so gut geht wie nur möglich...
Zylkene kann ich auch noch ausprobieren, danke für die Erinnerung!
Clickern muss ich mal versuchen, vielleicht eher für Elli, weil die andere meistens keine Leckerlis o.ä. nimmt. Mit Futter ist Molly leider kaum bestechlich.
Spielerunden werde ich morgen mal versuchen. Elli ist leider null verspielt (im Kopf ist sie glaub ich nicht 4 sondern 12...), aber ich werde es mal mit der anderen nochmal ausprobieren, vielleicht ist sie dann mehr interessiert.

Das wichtigste ist wirklich, dass du ruhig bleibst und geduldig. Die Tiere reagieren auf dich und wenn du schlechtes Gewissen hast oder gestresst bist, reagieren sie nervös oder aggressiv oder scheu oder so. Also - die Routine hilft dir und den Tieren. Und zu empathisch sein, hilft Tiere nicht. Verständnis Katzenverhalten gegenüber (sie brauchen Abstand, Klettermöglichkeiten, Auslauf, interessantes zum Beobachten.....) hilft dir schon, ein interessantes Routineprogramm zu entwickeln. Vielleicht ist es auch einfach nur, dass du laut aus einem Buch oder der Zeitschrift vorliest. Dieses als regelmässige Beschäftigung schafft vertrauen und entspannt.

Und wenn du einen katzenverständigen Tierarzt hast, frag den auch mal.

Denk daran, die beiden haben viel hinter sich und dann eben diese Neukonstellation... das braucht Zeit.

Das wird schon. Du wirst in einem halben Jahr ganz anders schreiben ....
 
Hallo, falls es noch jemanden interessiert (ich weiß, ich bekomm immer die Krise, wenn es kein Follow Up gibt), es ist wie folgt ausgegangen:
Molly kam nach 3 Wochen unter dem Bett hervor. Ich hab sie nochmal 3-4 Wochen später eingefangen bekommen und es stellte sich heraus dass sie das Calici - Virus und eine damit zusammenhängende Bakterieninfektion hatte. Deswegen war sie so zersabbert und das Fell dadurch so schrecklich. Sie bekam Antibiotikum und eine Spritze und dann war alles nochmal okay. Sie lässts ich anfassen, ist zwar sehr ängstlich aber macht Riesenfortschritte. Die beiden fauchen sich nicht an, gehen sich aus dem Weg und wenn ich umziehe, werd ich wahrscheinlich noch eine dritte Katze für Molly adoptieren, weil sie ziemlich sicher gerne jemanden zum Schmusen hätte.
 
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