Bei den Vereinszüchtern, bei denen ich meine Katzen gekauft und die Züchter auch in ihrem Heim persönlich erlebt habe, leben die potenten Kätzinnen in einer Gruppe - bei einer großen Zahl potenter Katzen wird ggf. auch geteilt und zwei Gruppen gebildet.
Die Kater laufen mit den Mädels, tragen beispielsweise Katerhosen, damit sie die Mädels nicht decken können; im Ausnahmefall gibt es ein Katerzimmer (ein Wohnraum!), in dem der betreffende Kater gemeinsam mit einem Kastratenkumpel wohnt. Vorzugsweise auch gemeinsam mit Menschenkontakt, z. B. im Kinderzimmer.
Das sind alles Maßnahmen, um potentiellen Schwierigkeiten zwischen den Katzen entgegenzuwirken.
Häufig ist es so, dass bereits bei Beginn der Zucht vorhandene Kastraten (= aus Liebhaberei und Begeisterung für die Rasse wird der Wunsch, sachkundig im Verein zu züchten) mit den potenten Katzen in ihrem Revier auf Dauer nicht klar kommen und dann umziehen (zu Freunden, Verwandten des Züchters oder eben in fremde Hände).
Auch kastrierte Zuchtkatzen ziehen häufig in ein neues Zuhause, wenn sie aus der Zucht genommen worden sind, denn auch sie kommen mit der Rangerniedrigung infolge der Kastration in der Gruppe oftmals nicht mehr zurecht.
Wenn ein Mütterchen einen Wurf hat, wohnt es normalerweise separat, auf jeden Fall vom Kater getrennt; das kommt aber auf die jeweiligen Katzen an. Es gibt Kater, die ausgesprochen liebevoll mit ihren Kindern umgehen, es gibt auch tolle Tanten, die helfen, die Kleinen großzuziehen, und es gibt auch die Fälle, wo zwei Mütterchen, die zeitgleich trächtig sind, sich ein Zimmer teilen und die Kitten gemeinsam säugen und versorgen.
Der Regelfall ist aber nach meinem Kenntnisstand, dass die Mütterchen ihr Wurfzimmer für sich allein haben wollen, bestenfalls bei der Entbindung unterstützt durch ihren Lieblingsmenschen (der sozusagen die Pfote halten soll ^^).
Nicht umsonst wohnen viele Züchter ländlich (im Einfamilienhaus mit mindestens vier Zimmern) oder in einer großen Stadtwohnung. Eine Vereinszucht in der Zweizimmerwohnung dürfte die absolute Ausnahme sein; idealerweise gibt es dort dann auch keinen eigenen Kater, sondern "nur" eine erwachsene Zuchtkatze und entweder ein kastriertes Tier zur Gesellschaft oder z. B. eine Tochter aus dem letzten Wurf, die als Nachwuchszuchttier bleibt. Oder beides.
Natürlich kann es auch zwischen potenten Kätzinnen Zoff geben; ein verantwortungsvoller Züchter sucht dann ein neues (Züchter)zuhause für den streitsüchtigen Neuzugang, damit die neue Katze im nicht seine sorgfältig aufgebaute Gruppe kaputtmacht. Falls zwei Kätzinnen ohne ersichtlichen Anlass Streit bekommen, wird der Züchter wohl eher versuchen, mit Feliway usw. zu arbeiten, sofern die Bildung einer zweiten Gruppe nicht in Betracht kommt. Aber wenn sich der Konflikt nicht lösen lässt, wird der Züchter auch erwägen, zum Wohl aller Katzen die Oberzicke zu kastrieren und in Liebhaberhände zu geben.
Insofern sollte die Harmonie in der Gruppe auch Vorrang vor der Wurfplanung etc. haben!
Der Züchter braucht als regelmäßig für die Zuchtkatzen zur Verfügung stehende Wohnräume: mindestens ein Wurfzimmer (dazu einen zweiten geeigneten Wohnraum, falls es zeitnah zwei Würfe gibt), ein Katerzimmer und einen Quarantäneraum. Letzterer ist für Neuankömmlinge, bis sie durchgetestet sind.
Es schadet nichts, wenn die Kinderstube im Regelfall im Elternschlafzimmer der Züchterfamilie eingerichtet wird und wenn ein Kater im Kinderzimmer wohnt. Und das zweite Kind vielleicht Gastgeber auf Abruf ist, falls mal Zoff in der Gruppe sein sollte.
Für die kurzfristige Quarantäne geht evtl. auch ein wohnliches Badezimmer, aber ein vorhandenes Arbeits- oder Gästezimmer macht mehr Sinn, denke ich (weniger Rein und Raus seitens der Menschen).
Ich denke, spätestens jetzt ist klar, warum viele Katzenzüchter in einem Einfamilienhaus bzw. mindestens in einer relativ großen Wohnung leben?
Und: die Beispiele, was im Fall von Zoff passiert bzw. passieren kann und sollte (Abgabe der betroffenen Tiere), zeigt, was für ein teures Hobby seriöse und gut gemachte Vereinszucht ist: da kauft man ein tolles Nachwuchsmädchen aus wunderbaren Linien, bringt sie mit dem Flieger aus Russland oder Schweden nach Deutschland und stellt fest, dass man sich da einen kleinen Stinkstiefel eingehandelt hat, der angstaggressiv und schlecht sozialisiert versucht, die Gruppe aufzumischen und besonders die taffe Seniorin, die gerade einen Wurf hat, angeht. Die Seniorin fängt an, ihre Kleinen durch die Gegend zu schleppen, und fühlt sich auch im Wurfzimmer nicht mehr sicher, wenn die Neue draußen randaliert, so dass der Züchter sich von diesem weiteren Schritt auf dem Weg zu seinem Zuchtziel schweren Herzens verabschiedet und die Kleine seinen befreundeten Züchterkollegen anbietet - und, als die alle abwinken, die Kleine kastriert als Liebhaberkatze verkauft. Mit einem herben finanziellen Verlust, weil er den Züchterkaufpreis von geschätzten 1.200 Euro zzgl. Flugkosten von ca. 300 Euro zzgl. Kastrakosten von mind. 100 Euro bei einem Verkauf der inzwischen sechs Monate alten Katze nicht im Entferntesten mehr reinkriegt. Realistisch ist in dem Alter ein Kaufpreis zwischen 600 Euro (= Kittenkaufpreis mit drei Monaten; viele Züchter gehen aber deutlich runter, wenn die Kitten älter sind) und ca. 300 Euro (= gängiger Kaufpreis für erwachsene Kastraten; kann auch deutlich darüber liegen).
Der Verlust, den der Züchter im Interesse seiner vorhandenen Zuchtkatzen in Kauf nimmt, liegt in diesem Beispielsfall bei rd. 1.300 Euro. Verantwortungsvolle Züchter nehmen das in Kauf und planen solche unvorhergesehenen Rückschläge auch ein.
Aber es zeigt, dass die seriöse und gut gemachte Vereinszucht nicht mehr ist als ein anspruchsvolles und sehr sehr teures und zeitintensives Hobby!
Im Gegensatz zur Vermehrerei, wo es weder auf Wissen noch auf gute Vorsorge und Behandlung der Zuchtkatzen ankommt.
Und so ein Verhalten, also dass das Wohl der Tiere ggf. auch dem Zuchtziel und der Wurfplanung übergeordnet wird, erwarte ich persönlich von einem vereinsgebundenen Züchter, der seinen Namen verdient und bei dem ich eine Katze kaufen will!
Leider kann man diese Zuchtethik inzwischen mit der Lupe suchen. *seufz*
Luna-Kira, ich freue mich, dass du dich informieren willst, aber bitte überlege dir genau, ob du die notwendigen Ressourcen zu bieten hast. Also viel Platz für die Katzen in deiner Wohnung/deinem Haus und Garten, viel Zeit im Falle eines Falles (rund um den Wurftermin Urlaub nehmen können usw.) und vor allem auch dass du spontan viel Geld, auch vierstellig, in die Hand nehmen kannst für den Kauf einer Zuchtkatze und daneben noch für den Tierarzt (Notkaiserschnitt mit gleichzeitiger Kastra usw.)!