Hallo Katzenerdmann,
Als erstes möchte ich dir mein Beileid aussprechen, ich weiß wie du dich jetzt fühlst, auch ich habe einen geliebten Kumpel an diese schreckliche Krankheit verloren.
Mein Charlie war immer topfit und bekam von heute auf Morgen hohes Fieber-
Blutbild und Röntgenaufnahme waren erschreckend!
Seine Milz war stark vergrößert und er hatte einen Tumor unter der Wirbelsäule, keine OP möglich.
Das letzte Blutbild ergab, dass er keine roten Blutkörperchen mehr entwickelte und das sein Blut quasi nur noch aus "Wasser" bestand🙁
Er hatte auch angefangen Katzenstreu zu fressen, als Folge der Blutarmut.
Katzen versuchen so einen Mangel auszugleichen.
Den ersten heftigen Fieberschub bekam Charlie am 15.11.2015, am 19.01.2016 musste ich ihn gehen lassen und er hatte sich auch, trotz Schwäche und Leiden heftig dagegen gewehrt, in die Box gesteckt zu werden.
Eine Erinnerung, die auch heute noch unglaublich schmerzt...
Heute wünschte ich mir, ich hätte meine TA um einen Hausbesuch gebeten, bin allerdings nicht sicher ob Sie das anbietet.
Charlie bekam, nachdem die Diagnose gesichert war, alle zehn Tage eine Cortison-Spritze.
Danach ging es ihm immer deutlich besser, er war wie ausgewechselt.
Sobald die Wirkung aber nachließ, kam das Fieber wieder hoch.
Er war Hardcore-Freigänger und hat sich nie mit anderen Katzen angelegt, weswegen ich ihm auch weiterhin seinen Freigang gewährte.
Leider schwächt Leukose das Immunsystem extrem (genauso wie Cortison) und der Winter 2015/2016 war verdammt kalt.
Ich beschloss ihn nur noch für ein oder zwei Stunden raus zu lassen und ging immer mit nach draußen, um ihn im Auge zu behalten.
Als wir beide am Sonntagmorgen, dem 17.01. kurz draußen waren, machte er im Schnee sein großes Geschäft und ich hielt es für das Beste ihn wieder mit ins Haus zu nehmen. Ich hatte zu viel Angst davor, dass er sich eine Erkältung einfängt, denn die hätte er nicht mehr loswerden können. Das Immunsystem war einfach nicht mehr stark genug...
Da ist er, nachdem er die Kellertreppe runter lief, vor Erschöpfung zusammen gebrochen und hat sich davon leider nicht mehr erholt.
Er war Wochen vorher schon öfters außer Atem gewesen, nach Treppenläufen oder auf der Flucht vor einem anderen Kater, aber es ging dann immer wieder.
Aber dieses mal war es einfach zu viel für ihn...
Einige Tage davor fingen seine Lymphknoten an, sich zu vergrößern.
Am Hals hatte er -links und rechts- Haselnuss große Knubbel und deshalb wollte ich ihn eigentlich gar nicht mehr raus in die Kälte lassen, aber er bestand darauf und gab keine Ruhe.
Mir war bewusst, dass es die letzten Tage sein werden, die wir miteinander verbringen würden und mit dem Wissen das es keine Heilung mehr gab, erfüllte ich ihn seinen Wunsch und ging mit spazieren.
Zwei Tage später kam, wie oben bereits geschrieben, der Zusammenbruch und auch die Spritzen halfen nicht mehr.
Er war nur noch schwach und es war furchtbar mit ansehen zu müssen, wie dieser kleine Wirbelwind seine Kraft verlor.
Sein ehemals rosa Näschen war durch die Anämie schneeweiss, die Öhrchen ganz grau...
Als er dann, am 19.01.2016, vor mir auf der Treppe, wieder einen Zusammanbruch hatte (er kippte beim Versuch ihn zu streicheln, mit weit aufgerissenen Augen ganz steif nach hinten um und rührte sich für Sekunden nicht mehr) beschloss ich, dass es wohl das Beste ist, ihn von seinem Leid zu erlösen🙁
Er fraß etwas später zwar noch etwas und forderte weiterhin seinen Freigang, aber er lief eindeutig nur noch auf Reserve und draußen war es bitterkalt.
Ich wich ihm nicht mehr von der Seite und werde den traurigen Anblick, wie er trotz aller Schwäche vor der Haustür sitzt und nach draußen möchte, nie wieder vergessen.
Er zog sich dann nach einiger Zeit zurück, versteckte sich vor Stress schnurrend in der Küche hinter dem Gefrierschrank und ich sagte ihm immer wieder, dass es mir leid tut und ihn über alles liebe und immer lieben werde...
Kurz darauf machten wir uns auf zum TA und ich ließ ihn für immer gehen...
Tut mir Leid, es ist jetzt ein etwas längerer Text geworden, aber die Erinnerungen haben mich gerade überwältigt.
Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass ich so intensiv über diese schlimme Zeit nachgedacht habe, hab es sonst immer so gut es ging verdrängt.
Zum Schluss noch etwas allgemeines zum Thema Leukose und Ausbruch:
Es gibt Katzen, die haben ein so starkes Immunsystem, dass das Virus keine Chance hat und sofort eliminiert wird. Ich will jetzt nichts falsches behaupten, aber diese Tiere sind danach, so meine ich, Immun gegen FeLV.
Dann gibt es welche, bei dem sich das Virus im Knochenmark(?) festsetzt, aber nicht ausbricht, es sei denn das Tier ist gesundheitlich schwer angeschlagen oder extremen Stress ausgesetzt. Hier spricht man auch von einem "Zeitbomben-Effekt", weshalb das Virus so gefürchtet ist (neben der Tatsache, dass es nach Ausbruch, keine Heilung gibt).
Und dann wären da noch die armen Tiere, die keine Chance haben und bei denen das Virus ausbricht.
Hier kann es relativ schnell dem Ende zugehen, oder eher schleichend, es kommt darauf an welche Krankheit der Kater oder die Katze entwickelt.
Es ist namlich so, dass FeLV an sich keine Krankheit als solche ist, sondern ein Virus, der zum Tod führende Krankheiten auslöst.
In den meisten Fällen Blutkrebs bzw. Leukämie, wodurch die Katze immer schwächer wird oder Geschwüre/Tumore an den Organen.
Ist die Diagnose zweifelsfrei gesichert, haben die Tiere oft nicht mehr lange, bis es zum Tod kommt. Wochen, vielleicht Monate oder wenn es sich medizinisch hinaus zögern lässt auch Jahre, aber das kommt äußerst selten vor und ist, falls ich jetzt keinen Blödsinn schreibe, mit OPs und Chemotherapien verbunden.
Ob man das seiner Fellnase zumuten möchte, wobei man nur das Unvermeidbare nach hinten schiebt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Statistisch gesehen erkranken die Tiere innerhalb der ersten vier Lebensjahren am häufigsten, da das Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist, ganz schlimm für Kitten, die das Virus schon mit der Muttermilch aufnehmen.
Aber auch Tiere im hohen Alter sind gefährdet, da die Abwehrkräfte nachlassen.
Wie gesagt, da ist wahrscheinlich ne Menge gefährliches Halbwissen dabei, aber so habe ich vieles noch im Kopf, nachdem ich mich nach dem Tod von Charlie, mit dem Thema beschäftigte.