Ich habe das mal aus dem Link von Sabine kopiert, das dürfte für alle CNIchen interessant sein: WICHTIG!!!
"Nach der sehr anschaulichen Schilderung von Mika´s Krankheitsgeschichte möchte ich einmal versuchen, grundsätzlich die Rolle des Parathormons verständlich darzustellen.
Bei nicht adäquater Behandlung ist die Entgleisung dieses Regelkreises die unvermeidliche Konsequenz der CNI und das Verständnis dieses Mechanismus ist für die Prophylaxe und Therapie sehr wichtig.
Die Materie ist sehr kompliziert und ich habe versucht, sie möglichst einfach und verständlich zu beschreiben, was in Anbetracht der Komplexität etwas schwierig ist.
Vorab die Funktionen der beteiligten Parameter.
Calcium und Phosphat
Über 99% des Calciums sind in unserem Körper gemeinsam mit Phosphat als Calciumphosphat (Apatit) überwiegend im Knochen und in den Zähnen eingelagert , nur ein Prozent zirkuliert frei im Blut. Genau dieser frei zirkulierende Teil, der bei der Blutuntersuchung bestimmt wird, ist aber für den Organismus lebenswichtig und muss in engen Grenzen konstant gehalten werden.
Die freien Calcium- und Phosphatkonzentrationen hängen über ein gemeinsames Löslichkeitsprodukt zusammen: steigt die Phosphatkonzentration im Blut, vermindert sich die Konzentration von freiem Calcium im Blut und umgekehrt. Diese Regelung wird von der Nebenschilddrüse übernommen, die das Parathormon PTH bildet und damit den Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers steuert. Das Parathormon PTH ist entscheidend für den Knochenstoffwechsel, der lebenslang für den Erhalt der Knochensubstanz sorgt: es findet ständig ein Wechsel von Knochenabbau und – aufbau statt, indem Calcium (Ca) und Phosphat (P) aus der Knochensubstanz ausgebaut und dem Körper zur Verfügung gestellt wird (frei zirkulierend, s.o.).
Wieder eingebaut wird Calcium und Phosphat v.a. unter der Wirkung von Calcitriol
(= aktives Vitamin D3, s. später).
Wirkung von PTH
PTH reagiert auf eine Änderung der Calcium-Phosphat-Gleichgewichtes, indem es aus dem Knochen Calcium und Phosphat freisetzt und damit den „Blutpool“ reguliert, d.h. das Calcium-Phosphat-Verhältnis im Blut wieder herstellt – und überschüssiges durch die (gesunden!) Nieren wieder ausscheidet.
Calcitriol
Ist die biologisch aktive Form von Vitamin D3.
Das (biologisch noch inaktive) Vitamin D wird in der Haut unter Sonneneinstrahlung (UVB) gebildet, über die Leber zur Niere transportiert und dort erst in das aktive Vitamin D3 (=Calcitriol) umgewandelt.
Über die Nahrung kann Vitamin D nicht ausreichend zugeführt werden, weil der Vitamin D Gehalt der Nahrung zu gering ist.
Wirkung von Calcitriol
Calcitriol bewirkt eine verstärkte Resorption (Aufnahme) von Ca und P aus Niere und Darm und baut es als Hydroxylapatit (Calcium-Phosphat-Komplex) wieder in die Knochen ein. Außerdem hemmt es die weitere Freisetzung von Parathormon PTH.
Normaler PTH-Regelkreis
Eine Änderung in der Ca-P-Zusammensetzung des Blutes ruft PTH auf den Plan:
PTH reguliert kurzfristig (in Sekundenschnelle) das Löslichkeitsverhältnis dieser beiden Mineralien, indem es Ca und P aus den Knochen freisetzt und damit das Gleichgewicht dieser Mineralien im Blut wieder herstellt. Überschüssiges wird über die Niere ausgeschieden.
Als langfristige Regulierung stimuliert PTH die Synthese von Calcitriol in der Niere, was zu einer erhöhten Aufnahme von Ca und P aus Darm und Niere führt und beides wieder in die Knochen eingebaut.
PTH-Regelkreis bei CNI
Mit zunehmendem Funktionsverlust der Niere kommt es zum Phosphatstau, weil Phosphat nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden kann. Ein erhöhtes Phosphat bewirkt (wegen des festen Löslichkeitsverhältnisses) eine relative Hypocalcämie und ruft PTH auf den Plan:
PTH will das Calcium im Blut erhöhen und setzt durch Entnahme aus den Knochen vermehrt Calcium – und damit automatisch auch Phosphat - frei. Da aber das ohnehin erhöhte Phosphat nicht mehr ausreichend über die Niere ausgeschieden werden kann, bleibt es bei einem Überangebot von Phosphat mit der Folge, dass Phosphat sich mit Calcium zu Calciumphosphat zusammenballt und als Kristalle in den Weichteilen, Blutgefäßen und in der Niere abgelagert wird (Nephrocalcinose, Weichteilverkalkungen, Gefäßsklerose). Die Ausfällung von Ca und P im Gewebe bewirkt eine weitere Erniedrigung von Calcium im Blut (Phosphat ist ja im Übermaß vorhanden), das wiederum bewirkt eine Stimulation der Nebenschilddrüse, die unablässig weiter PTH produziert und damit die Werte von Ca und P im Serum weitgehend im Normbereich hält (der Überschuss fällt ja als Kristall in den Geweben aus, das kann man labortechnisch nicht erfassen!).
So kommt es, dass auf Kosten von PTH die Serumspiegel von Ca und P im Normalbereich gehalten werden, während PTH erhöht ist.
Durch diese Wirkung des PTH haben wir also bei der CNI über eine sehr lange Zeit normale Werte im Blut für Calcium und Phosphat, obwohl schon eine tödliche Spirale im Gange ist.
Wirkung der Phosphatreduktion bei CNI
Bei konsequenter Absenkung des mit der Nahrung zugeführten Phosphates findet folgendes statt:
Die Überproduktion von Parathormon PTH und damit die Spirale von übermäßigem Knochenabbau und Freisetzung von Calcium und Phosphat wird gestoppt, es setzen sich keine Calciumphosphatkristalle in den Weichteilen mehr ab, das aktive Vitamin D3 wird wieder vermehrt in der Niere gebildet und kann Calcium und Phosphat wieder in den Knochen einbauen.
Bei frühzeitigem Einsatz von Phosphatbindern und/oder Nierendiät kann man diesen Teufelskreis sehr effektiv unterbrechen, ehe es zu schwerwiegenden Folgen gekommen ist, und die Katze kann sehr lange Zeit damit stabil bleiben!
Daher sollte, sobald eine beginnende CNI festgestellt wird, sofort mit der Phosphatreduktion begonnen werden!"
DANKE SABINE !!!!!!