Akuter Flohbefall
Ein leidiges Thema für viele Tierbesitzer – Flöhe!
Schnell neigt der besorgte Besitzer zu Panikattacken und sieht sich die nächsten Wochen, Monate (und ganz bestimmt auch Jahre) durch die Bude putzen, Katzen in Kamikazemanövern duschen und fenistilbeschmiert herumlaufen.
Daher: Ganz tief durchatmen! So schlimm ist es wirklich nicht und wenn man sich an ein paar simple Tricks hält, ist man die Biester auch schnell wieder los. Auch die Angst selber zerbissen zu werden, können wir nehmen. Normalerweise bleiben die Flöhe auf ihrem Lieblingswirt (Hund/Katze) sitzen. Ausnahmen gibt es vor allem bei sehr massivem Flohbefall, den man über viele Wochen/ Monate ignoriert hat.
Wie behandelt man einen Flohbefall am erfolgreichsten?
1. Das Mittel macht‘s!
Bitte holt euch eines vom Tierarzt. Diese mehr oder weniger pflanzlichen Präparate die es beim Futterdealer zu erstehen gibt, sollten nicht zur Anwendung kommen. Auch wenn viele Angst haben „Chemie“ auf die Katze zu tun, ätherische Mittelchen (die nicht nur für uns entsetzlich riechen, sondern auch für feine Katzennasen ein Graus sind) die nicht helfen, teilweise sogar giftig sind, nutzen der Katze auch nicht, Pflanze hin oder her. Auch Frontline® sollte nicht Mittel der Wahl sein, denn gerade bei Flöhen hat sich in der letzten Zeit eine verminderte Wirksamkeit gezeigt.
Empfehlenswert sind unter anderem Advantage®, Advocate®, Stronghold® (alle 3 sind Spot On Präparate) oder auch Capstar® (als Tablette).
2. Die Anwendung
Häufig ist es nicht die mangelnde Wirksamkeit des Mittels, sondern Anwendungsfehler beim Auftragen oder fehlende Konsequenz in der Weiterbehandlung, die zu einer Endlosodyssee in Sachen Flöhe führt. Bei Spot Ons ist daher zu beachten, dass das Mittel NICHT nur auf eine Stelle im Nacken aufgetragen wird. Um eine maximale Wirkspanne zu erreichen, macht man mehrere Scheitel und trägt das Mittel direkt auf die Haut auf. Je weniger im Fell landet, desto besser! Wenn zu viel vom Medikament im Fell sitzt, kann es nicht bis zur letzten Hautzelle vordringen. Die Flöhe tummeln sich dann einfach im nichtbetroffenen Bereich weiter herum. Da Katzen meist nicht besonders angetan sind, wenn ihnen Flüssigkeit im Nacken aufgeträufelt wird, sollte man zu zweit agieren. Einer hält die Katze fest und bereitet die Scheitel vor, der andere träufelt auf. Die Pipette wird dabei direkt auf die Haut gesetzt und mit dem Scheitel aufgetragen. Das Mittel auf keinen Fall von oben herabtropfen lassen oder die freie Stelle mit der Pipette „einreiben“.
Ein weiterer Fehler der häufig gemacht wird: Die Katze wird nur 1x behandelt. Flöhe besitzen unterschiedliche Entwicklungsstadien und nur 5% sitzen auf der Katze. Der Rest nistet in der Umgebung. Für eine erfolgreiche Vernichtung der Flöhe sollte die Katze 3x im Abstand von 4 Wochen behandelt werden. Dann ist man sicher alle Entwicklungsstadien durch und die Behandlung abgeschlossen.
Ganz wichtig zudem: Alle im Haushalt lebenden Katzen (und auch Hunde) müssen unbedingt mitbehandelt werden! Selbst wenn auf einem/ mehreren kein lebendiger Floh gesichtet wird. Sonst kommt man mit der Bekämpfung wirklich nie zum Ende.
3. Die Dosierung
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Wenn eine Katze um die 4kg wiegt, sollte man sich eher kein Mittel, das nur bis 4kg wirkt, geben lassen. Gerade bei Spot Ons bleibt immer eine gewisse Menge im Fell, dadurch kann es schnell zu einer Unterdosierung kommen. Natürlich möchte keiner seiner Mietz mehr zumuten als notwendig ist, aber wenn sich dadurch die Behandlung in die Länge zieht, ist auch keinem geholfen.
4. Begleitparasiten
Im Falle eines Flohbefalls kann man mit weiteren Parasiten rechnen. Daher ist es zur eigentlichen Flohbehandlung unerlässlich auch gegen Würmer (speziell Bandwürmer) zu behandeln. Einige Mittel enthalten daher bereits eine Wurmkomponente, aber oft fehlt ein Anti-Bandwurmkomplex in ihnen. Genau betrachtet macht es aber durchaus Sinn, für die Flöhe ein isoliertes Flohpräparat zu nehmen und gegen die Würmer eine Tablette, die genau da hingeht, wo sie gebraucht wird: In den Magen-Darm-Trakt. Nutzt man ein Komplexpräparat für alles (z.B. Broadline®) muss man sich bewusste sein, dass die Wurmkomponente hochdosiert ist, damit sie über die Haut, ins Kapillarsystem/ Blutkreislauf und dann in den eigentlichen Wirkungsort gelangen kann (und da dann auch noch dementsprechend wirkt). Möchte man die Wirkkomponenten lieber trennen gibt es mehrere Varianten. Oft wird die Kombination Advantage® und Milbemax® gut vertragen. Wenn die letzte Breitbandentwurmung noch nicht lange her ist, reicht auch ein Medikament mit isolierter Bandwurmkomponente.
5. Fogger
Wie oben bereits ersichtlich geworden ist, reicht eine dreimalige Behandlung im 4 Wochen Rhythmus eigentlich aus. Gehen wir aber mal von einem ganz massiven Flohbefall aus, kann die Zuhilfenahme eines Foggers bzw. Umgebungssprays hilfreich sein. In so einem Fall sollte auf Präparate auf Silikonbasis zurückgegriffen werden. Diese Ersticken die Flöhe nur und nutzen keine chemischen Zusatzstoffe um sie abzutöten. Bei anderen Foggern muss man sich unbedingt vor Augen halten, dass sich in jede Ritze eine hochdosierte Giftwolke niederschlägt. Nicht umsonst soll man sich (selbst als Erwachsener) über mehrere Stunden nicht im betreffenden Raum aufhalten. Mit Tieren und Kindern im Haushalt, kann man sich leicht die Gefahren vorstellen, die bei solchen Foggern mit einhergehen. Man beachte dabei nur mal die Wirkdauer: 6 Monate!
6. Hygiene
Schon mal eine kleine Erleichterung vorweg: Saugen hilft nicht! Das heißt, es muss sich niemand genötigt fühlen jeden Winkel seiner Wohnung/ seines Hauses abzusaugen. Durch die Behandlung der Katzen/ Hunde erübrigen sich einfach auch die schlimmsten Putzorgien. Zu empfehlen ist aber ein Wechsel der Bettwäsche (gewaschen bei 60°C), ein Streuwechsel (Cave: Würmer!) und erhöhte Toilettenhygiene (die Katzentoiletten sind hier gemeint).
7. Prävention
Um eine Vermehrung von vornherein auszuschließen, greifen einige Besitzer von Freigänger Katzen auf das Mittel Program® zurück. Es wird 1x monatlich über einen Zeitraum von 6 Monaten über das Futter oder direkt verabreicht. Program® macht Flöhe unfruchtbar und verhindert somit eine Vermehrung eben dieser. Bei einem akuten Befall kann es gegeben werden, dazu sollte aber auch ein Mittel verwendet werden, das die adulten Tiere abtötet.
8. Flohspeichelallergie
Katzen mit einer Flohspeichelallergie dürfen nicht mit Program® behandelt werden, denn einen Flohbiss verhindert das Mittel nicht. Zu empfehlen ist hier eine monatliche Gabe Advantage®. Auch wenn es im ersten Moment nach viel „Chemie“ klingt, eine Flohspeichelallergie setzt befallenen Tieren unheimlich zu. Teilweise müssen sie auch mit einem Hautantibiotikum und Cortison behandelt werden, da es zu massiven Reaktionen kommt. Um das zu vermeiden, sollte man seine Freigänger daher sehr konsequent behandeln. Das Seresto®-Halsband enthält denselben Wirkstoff (Imidacloprid). Trotz Sicherheitsverschluss wäre das Halsband aber nicht unsere erste Empfehlung. Sollte die Mietz aber zusätzlich viele Zecken mit nach Hause bringen, kann der Einsatz des Halsbandes überlegenswert sein.
9. Kitten
Bis zum Alter von wenigstens 7 Wochen dürfen bei Kitten keine Anti-Flohpräparate verwendet werden. Hier hilft erstmal nur das EFFIPRO® Spray. Damit können Kitten ab dem zweiten Lebenstag behandelt werden. Dazu wird das Mittel gegen die Fellwuchsrichtung aufgesprüht. Für den Kopfbereich das Präparat auf die eigene Hand sprühen (unbedingt Handschuhe anziehen!) und dann ins Fell einarbeiten. Das Kitten muss am Ende vollständig (!) feucht sein. Fellrubbeln hilft, damit das Mittel wirklich bis auf die Haut kommt. Falls es eine Mutterkatze zu dem Kitten gibt, sollte man darauf achten, dass sie ihr Baby nicht direkt danach abschleckt.
Auch das Muttertier sollte nicht unbedingt mit Spot Ons behandelt werden. In der Praxis hat sich das Advantage® als unbedenklich gezeigt, wissenschaftliche Studien gibt es dazu allerdings nicht. Capstar® hingegen darf auch säugenden Katzen gegeben werden.
Broadline® darf ab der 7. Woche (oder 600g) gegeben werden, Advantage® ab der 8. Woche und Advocate® ist ab der 9. Woche unbedenklich. Bei anderen Präparaten bitte den Tierarzt fragen, da einige auch erst ab der 12. Woche gegeben werden dürfen.
Allgemein gilt: Kranke, schwache oder verletzte Tiere sollten nur nach gründlicher Abwägung und ausdrücklicher Empfehlung des Tierarztes behandelt werden.