Vielleicht ist das einfach das Problem? Ich behaupte ja auch nicht die biochemischen Gründe nachvollziehen zu können bzw. versuche ich es nichteinmal, da mir meine Zeit für ein so komplexes Thema zu schade ist, sofern ich es überhaupt ansatzweise verstehen würde. Aber selbst wenn die Studie diverse Fehler enthält, kann deswegen die Konklusion daraus trotzdem ihre Richtigkeit haben. Gerade da sie empirisch überprüft wurde. Ich weiß zum Beispiel auch, dass Frau Dr. Dillitzer Calciumchlorid bei Rationsberechnungen für Struvitpatienten einsetzt.
Eisen(III)-chlorid ist mir hingegen als Zusatz noch nicht untergekommen und ich habe mich schon durch so einige Quellen zum Thema Harnsteine gelesen. Wobei ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe. Vielleicht funktioniert es biochemisch gesehen auch gar nicht so, wie du es dir vorstellst?
Und es geht ja auch nicht darum Calciumchlorid und Calciumoxalat zu mischen, sondern darum dass Calciumchlorid den pH-Wert im Urin senkt. Und wenn der pH-Wert sich bereits in einem Bereich befindet, in dem Oxalat ausfällt, was es bei einem pH-Wert unter 6,2 tut, dann ist die zusätzliche Ansäuerung eben unangebracht, da Calciumoxalat eben nicht mehr aufgelöst werden kann. Eine zusätzliche Ansäuerung ist lediglich für Struvit sinnvoll.
Für Harnsteine ist neben dem Vorhandensein der Ausgangsstoffe der pH-Wert und die Verweildauer des Urins entscheidend.
Ok, der Ausgangspunkt der Frage war ja, dass mein damaliger Perser Harngries hatte, welcher mit einem speziellen TF behandelt wurde. Da die Behandlung erfolgreich war, wurde nie ein Stein entfernt, den man hätte analysieren können. Somit wissen wir nicht welcher Art er war. War es ein Struvit oder ein anderes basisches Mineral, kann simples Ansäuern des Harns ausreichen, natürlich immer vorausgesetzt, die Steine sind nicht so groß, dass ohnehin operiert werden muss. Ich habe selbst, vor langer Zeit, in ganz anderem Zusammenhang, Versuche dazu gemacht. Darum kenne ich Struvit recht gut. Der plumpst wirklich nur in ammonialkalischen Medien aus.
Wenn es dagegen ein Oxalat war, hätte die Behandlung eventuell keine Wirkung gehabt. Das lässt sich logischerweise nicht mehr feststellen.
Oxalate sind in der Tat sehr hartnäckig unlöslich. Vielleicht sind sie überhaupt nicht medikamentös zu beseitigen. Das könnte ich mir durchaus vorstellen.
Was aber, an der Dissertation unlogisch erscheint, ist die Annahme, Oxalate würden bevorzugt in saurem Milieu entstehen. Das widerspricht schlicht der Chemie. Es ist eben nicht so, das Calciumoxalat unter pH 6, 2 ausfällt, sondern es fällt, völlig unabhängig vom pH-Wert, immer aus. Es ist weder sauer noch basisch löslich. Der analytische Nachweis von Calcium, wird sogar als Oxalat eben in basischer Lösung gemacht.
Wenn der Schreiber also feststellt, dass bei Tieren, mit saurem Urin, vermehrt Oxalatsteine gefunden werden, liegt es daran, dass die Anderen überhaupt nicht erst entstehen. Damit verschiebt sich einfach die Statistik, und es wurde ein falscher Umkehrschluss gemacht.
Das du Eisenchlorid nicht in der Literatur findest, könnte daran liegen, dass mein Fall 15 bis 20 Jahre alt ist. Vielleicht ist die Methode heute nicht mehr im Einsatz, weil es irgendwelche Probleme bzw. Nebenwirkungen gab, die mit dem Harnstein selbst nichts zu tun haben.
Zum Lösen von Kristallen wäre es aber gut geeignet. Eisen(III) Chlorid ist sehr gut wasserlöslich, Überschüsse können also schnell, über die Niere und Blase, ausgeschieden werden. Das Eisenion ist kaum giftig. Es bildet sich ein Hydrat mit Wasser, welches sehr stark sauer und reaktiv ist, da es HCL abspaltet.
Darüber hinaus ist Eisen (III) Chlorid eine sogenannte Lewis-Säure. Die Bindungen sind teilweise kovalent, statt ionisch, womit das Molekül ein sogenannter Elektronenpaarakzeptor wird, was noch ganz andere Reaktionsmechanismen erlaubt, unabhängig, vom pH-Wert, der allein durch die Protonenkonzentration bestimmt wird. Das brachte mich zu der Vermutung, wenn ein Säuerungsmittel Oxalate knackt, dann am ehesten Eisenchlorid. Aber wetten würde ich da auch nicht drauf.