Hallo Claudia/Sarah,
ich berichte von unseren Erfahrungen, vielleicht hilft es ja.
Die Kurzversion:
Wir haben einen total unpassenden Kater zu einer eingeschworen 5er Truppe gesetzt. Meiner Meinung nach sind unserer „Erfolgs“faktoren Geduld, Kompromissbereitschaft und viiiel Platz (incl. Freigang). Perfekt ist es nicht, aber für alle gut leb-bar, finde ich.
Die Langversion:
Die fünf kamen vor knapp 3 Jahren auf einen Schlag zu uns, weil sie sich schon im Tierheim kennen- und lieben gelernt hatten, sind alle in ähnlichem jungem Alter. Sie waren/sind zwar menschenscheu, aber sehr sozial miteinander.
Etwa ein Jahr später (Nov 23) kam Opa Gismo als Pflegekater zu uns, mit der Aussicht auf temporäre Anwesenheit und baldige Vermittlung. Er galt als Einzelkater. Wir haben strikt getrennt. Er wohnte oben im Ankunftszimmer, erst mit komplett geschlossener, dann mit Gittertür. (Zusätzlich hatte er von dort einen Zugang per Loch in der Wand ins Zimmer meines Freundes, wo er abends/nachts mit im Bett schlafen konnte und viele Streicheleinheiten bekam.)
Unsere eigenen Katzen hingen da auch nicht ständig rum, aber liefen ab und zu vorbei. Wir haben Leckerlirunden am Gitter abgehalten, um positive Begegnungen zu schaffen.
Die Begegnungen am Gitter waren je nach Katze unterschiedlich intensiv, aber insgesamt für uns nicht besorgniserregend. Irgendwann (nach 8 Wochen?) haben wir in Absprache mit dem Tierheim Gismo auch im ganzen Haus rumlaufen lassen, unter Aufsicht und weil wir so viel Platz haben. Auch da waren die Begegnungen sehr unterschiedlich, von Nasenküsschen bis Klopperei war alles dabei, ohne wirklich erkennbares Muster. Leider scheint Gismo mir bis heute sehr unsicher, fühlt sich schnell bedrängt und wirkt darum oft unberechenbar. Dieselbe Katze, mit der er morgens Köpfchen gibt, kriegt abends einen Pfotenhieb. Auch als Mensch kriegt man diese vermeintliche Launenhaftigkeit ab.
Die krasseste Beobachtung war, dass unsere Katinka, die soo höflich zu ihm war und ihn immer unaufdringlich begrüßt hat, plötzlich von ihm böse und massiv durchs Haus gejagt wurde, und sie ist nur entkommen, weil sie viel jünger und fitter ist. Dadurch hat sie bis heute eher Angst vor ihm.
Auch unser Amado steht mit Gismo eher auf Kriegsfuß, die beiden gehen sich aus dem Weg oder fauchen sich an.
Leckerlirunden dagegen können alle gut ertragen in der Nähe aller anderen.
Ich bin vielleicht voreingenommen, schiebe die Konflikte eher auf Gismo als auf unsere Altkatzen; ich finde sogar, unsere fünf nehmen sein Verhalten erstaunlich gelassen hin und ohne nachtragend zu sein. Sie versuchen es immer wieder, kätzisch-nett zu ihm zu sein, während er den Grantler gibt. (Er hat bekannte gesundheitliche Baustellen und ist regelmäßig beim Tierarzt.)
Durch die ständige Nähe hat mein Freund sich schließlich in Gismo verliebt, und wir wurden Pflegestellenversager, auch weil kein Adoptant weit und breit in Sicht war. Wir nahmen die Vergesellschaftung also seit Mitte letzten Jahres ernsthafter in Angriff, mit immer längeren unbeaufsichtigten Abschnitten, wobei wir auch in Kauf nahmen, dass es evtl. Zickereien gibt, die wir nicht mitbekommen und moderieren können. Gismo hat schnell Freigang bekommen, was die allgemeine Situation deutlich entspannt hat.
Bis heute haben wir dadurch keine harmonische 6er Truppe, aber einen Status-Quo, mit dem alle ganz gut zurechtkommen.
(Selbst diese Langversion enthält natürlich noch nicht alle Details, die eine Rolle spielen könnten. Ich möchte nur Mut machen, dass das mit der Gittertür der richtige Ansatz sein könnte und dass manchmal auch ein 80%iges Ergebnis ausreichen kann.)