Katzen in belasteten Familien

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Duna

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Ich muss mal ein wenig herumjammern, auch wenn Ihr nicht helfen könnt...
Ich arbeite in der Jugendhilfe mit problembelasteten Familien. Ich besuche diese Familien i.d.R. einmal wöchentlich und unterstütze, wo Bedarf ist. v.a. aber in Bezug auf die Kinder. Nun ist es so, dass viele dieser Familien Haustiere haben, vor allem Katzen (die kann man sich ja mal überall schnell holen und es ist ja so nett für die Kinder, ein Haustier zu haben). Fast allen Katzen in diesen Familien geht es mehr oder weniger schlecht. In den meisten Fällen ist kein Geld da, regelmäßig zum TA zu gehen, oft reicht es nicht mal für die Kastration. Viele dieser Katzen markieren dadurch oder sind unsauber. Da sie nicht richtig gehalten und beschäftigt werden, machen sie aus Langeweile Dinge kaputt oder sind evtl. auch aggressiv, woraufhin sie dann in ohnehin oft schon kleinen Wohnungen irgendwo ein- oder ausgesperrt werden. Eine Kollegin berichtete von einer Katze, die ausschließlich im Flur lebte, ohne Tageslicht. Eine andere lebte ausschließlich auf dem Balkon (da gabs mal einen Thread von mir dazu). Zwei andere waren jede 2. Woche alleine, mit einem großen Napf Trofu und Wasser, in einem Zimmer eingesperrt, weil sie die Wohnung sonst verwüstet haben. Eine Katze hat sich im Kippfenster erhängt. Aktuell berichtete eine Kollegin von einer Katze, deren ganzes Maul entzündet ist, wo auch kein Geld für den Tierarzt da ist und die ebenfalls unkastriert und unsauber ist. In diesem Fall haben wir heute besprochen, wie wir weiter vorgehen, da auch die Kollegin erzählt hat, dass es ihr jedes Mal das Herz zerreißt, wenn sie diese Katze sieht. Ich bekomme die Gedanken an diese armen Tiere teilweise schwer aus dem Kopf und letztendlich kann man in den meisten Fällen wenig bis gar nichts machen. (Ich habe einmal eine Anzeige beim Vet-Amt gemacht. Die haben leider entgegen der ausdrücklichen Absprache meinen Namen genannt, woraufhin ich richtig Ärger mit meiner Chefin bekommen habe. Ein zweites Mal kann ich mir das nicht mehr leisten. Die Familien lassen uns im Vertrauen auf Hilfe in ihr Leben, da kann man sie nicht anzeigen... Und Reden bringt erfahrungsgemäß nicht viel, zumal es nicht mein Auftrag dort ist.)
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Katzen in ähnlichen Verhältnissen leben in Familien, die mit ihrem Leben oder bestimmten Umständen einfach überfordert sind.
Und dann lese ich hier im Forum von mindestens 50qm für 2 Katzen, hochwertigem Futter usw. Was natürlich absolut richtig ist, aber für so viele Katzen, die ich kenne, wäre es schon eine riesige Verbesserung, einfach in einem schönen Appartement mit liebevollen Besitzern und tierärztlicher Versorgung zu leben.
 
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Es sind halt Familien, wo es oft schon fraglich ist, ob die Kinder dort überhaupt bleiben können. Da sind die Katzen dann natürlich nebensächlich... Ja, ich wollte damals anonym melden beim Vetamt. Die haben mich dann trotzdem gebeten, meinen Namen zu sagen, in dem Versprechen, den auf keinen Fall zu erwähnen. Haben sie dann leider doch getan, das war echt richtig Mist von denen.
 
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Ne, das geht leider nicht mehr. Die können sich auch denken, wer das ist, da sie meist kaum Kontakte haben. Und wenn das raus kommt, dass immer in den Familien, in denen ich bin, das Vetamt kommt, dann kann ich mir nen neuen Job suchen.
 
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Ich verstehe dich total. 😬
Auch ich habe so etwas gesehen und erlebt, wenn man in die Familien halt reingeht. In Kombination mit v.a. psychischen Erkrankungen ist es halt wirklich, wirklich schwierig...

Letztendlich kann man nur durch permanentes "gut" zureden, ganz vielleicht eine (freiwillige) Abgabe erwirken. Steter Tropfen und so...

Meine Anzeige beim Vetamt verlief übrigens wie bei dir. 😬 War nicht so geil, näch.

Was ich tatsächlich schon getan habe... betreffende Menschen zum Tierarzt gefahren UND reinbegleitet, in meiner Anwesenheit den Tierarzt anrufen lassen. Wie auch mit Tierärzten unter Schilderung der Situation z.b. Ratenzahlung vereinbart oder auch mit den betreffenden gerichtlich bestellten Betreuern geredet. Aber helfen, konnte ich natürlich nicht vielen Tieren. Lass es drei von zig, gewesen sein. 😐☹️
 
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Das tut irgendwie schon gut, wenn jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Ich habe auch schon mal ne Spende locker gemacht für eine Kastration (offiziell für etwas anderes). Die Idee, gemeinsam zum TA zu gehen usw. ist eine gute Idee!!
 
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Diese Hilflosigkeit muss schlimm sein.
Danke, dass du diesen schwierigen Job erledigst.
Ich war auch so eines dieser Kinder, die du wöchentlich gesehen haben könntest.
Es hat mein Leben gerettet, dass es jemand wie Dich gab, und zwar buchstäblich.
Danke!
 
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Es gibt in größeren Städten auch mobile Tierarztteams, die für Tiere von Obdachlosen oder sozial schwache Menschen kostenlose Behandlungen anbieten. Mehr oder weniger regelmäßig. Auch wäre es ein Versuch wert, sich mit einer Tiertafel in Verbindung zu setzen, mitunter finden dort auch Behanungen statt. Ich habe gerade mal schnell für Hamburg gegoogelt und das hier gefunden:

Hier tafeln Hamburgs Tiere kostenlos - Eimsbütteler Nachrichten
 
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Natürlich habe ich auch manches bezahlt. Halt unter dem Mantel des Schweigens.

Mein Klientel hatte aber halt auch zu 80 Prozent gesetzliche Betreuer. Und mit denen habe ich sowas dann auch thematisiert. Wenn die z.b. auch den Bereich Finanzen mit als Aufgabengebiet hatten. Die konnten in dem ein oder anderen Fall dann schon Druck aufbauen, a la die Tierhaltung ist finanziell bei Ihnen gar nicht "drin".

Direkte Konfrontation etc. habe ich nie gemacht, da ist ja auch eher keine "Einsicht" oder Interesse, auch oft das ignorieren der Realität (man ist ja nicht umsonst dort... 😬). Überforderung etc. pp.
Wie du ja auch sagst, der Auftrag.

Und die eigene Wut bringt einen ja auch null weiter. Es ging und klappte eigentlich immer nur mit - an die Hand nehmen - und gegebenfalls, wenn da Bereitschaft war, Perspektiven aufzuzeigen (Tiertafel, Institutionen/Vereine wo man Gelder erhalten könnte z.b. für sozial bedürftige Tierhalter etc.).

Hier nur Mal auf die Schnelle aber man auch direkt bei der Stadt oder Gemeinde mal anfragen, ob sie von irgendeiner Unterstützung wissen.

Infos Tierhalter

Sozial bedürftige Tierhalter - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
 
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Leider ist das ein ganz trauriges Thema und betrifft nicht nur Katzen sondern noch mehr Meerschweinchen und Kaninchen. Die können sich noch viel weniger wehren und leiden stumm. Mit Anzeige beim Vet.-Amt kommt man da nicht weiter, da hilft oft nur vorsichtiges Vorgehen ohne diese Menschen bloß zu stellen.
 
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  • #10
Kannst du nicht mit deiner Chefin sprechen, ob und wie du da handeln kannst?

Ist es nicht eigentlich auch eine Art unterlassene Hilfeleistung bei denen, denen es richtig schlecht geht? Bin mir grad nicht sicher, weil Tiere vorm Gesetzt ja immernoch als Sache gelten...
 
  • #11
Gäbe es den die möglichkeit mit den Besitzern zu sprechen und zu schauen ob sie die Tiere abgeben würden?

Du könntest mit dem Tierheim sprechen ob sie solche Tiere kostenlos aufnehmen würden.

Manche Katzenhalter können sich schlichtweg einfach die Abgabegebür nicht leisten und können deshalb auch die Tiere nicht abgeben.
 
  • #12
Kannst du nicht mit deiner Chefin sprechen, ob und wie du da handeln kannst?

Ist es nicht eigentlich auch eine Art unterlassene Hilfeleistung bei denen, denen es richtig schlecht geht? Bin mir grad nicht sicher, weil Tiere vorm Gesetzt ja immernoch als Sache gelten...

Ich weiß nicht wie es bei @Duna ist, aber oft sind diese Hilfen freiwillig. Wenn die Klienten "dicht" machen, kommt man da nicht mehr rein und z.b Kinder verschwinden in einer Art " schwarzen Loch". Das macht es oft schwierig.

Was @Onni schreibt ist vermutlich der beste Weg, Informationen über ( kostenlose) Möglichkeiten. Und vielleicht sprachlich einwirken" ohne die Katzen wäre es leichter den Haushalt zu bewältigen ( auch wenn das nicht wirklich an den Katzen scheitert), ich habe Kontak zum Tierheim, die würden die Katze kostenlos nehmen ( natürlich vorher abklären)......
Darauf Hinweisen, dass man ja in ein paar Jahren noch mal über ein Haustier nachdenken kann, Alternativen für die Kinder nennen, wenn möglich ( in der Gegend wo ich gewohnt habe, gab es z.b einen kostenlosen Streichelzoo).
Für die Menschen, die da beruflich aufschlagen ist das oft sehr belastend. Besonders wenn man abwegen muss, dem Tier zu helfen und zu riskieren den Einfluss aufs Kindeswohl zu verlieren, oder Mensch vor Tier zu setzen.
 
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  • #13
Gibt es im Tierheim eine Abgabegebühr? Das wusste ich gar nicht... Naja wenn die eine Katze mit dem entzündeten Maul angegeben würde, würde ich das sogar übernehmen. Wie hoch ist die denn in der Regel? Die Familie denkt wohl eh über eine Abgabe nach...
Eine andere Familie hat viele Tipps angenommen, das war echt gut. Ist aber leider eher die Ausnahme. Man kann nur reden und dran bleiben.
 
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  • #14
Die Gebühr variiert aber was du machen kannst, mit dem Tierheim vorher reden und das schildern? Wenn sie die Katze abgeben wollen, umso besser!
 
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  • #15
Gibt es im Tierheim eine Abgabegebühr? Das wusste ich gar nicht... Naja wenn die eine Katze mit dem entzündeten Maul angegeben würde, würde ich das sogar übernehmen. Wie hoch ist die denn in der Regel? Die Familie denkt wohl eh über eine Abgabe nach...
Eine andere Familie hat viele Tipps angenommen, das war echt gut. Ist aber leider eher die Ausnahme. Man kann nur reden und dran bleiben.
Normal ja, um wenigstens ein wenig die Kosten, die Folgen, abdecken zu können.
Wenn man aber mit denen redet, dann nehmen viele Tierheime die Tiere auch ohne eine Gebühr.
 
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  • #16
Die Abgabegebür nehmen alle Tierheime.
Die Tierheime brauchen diese Gebür um einen kleinen teil ihrer Kosten zu decken.

In besonderen Notfällen erlassen viele Tierheime diese Gebür.
Das solltest du aber vorher abklären.
 
  • #17
Das muss so schrecklich sein, sowas regelmäßig zu sehen. Ich bin auch im sozialen Bereich berufstätig und hab daher u.a. mit Hartz IV Empfängern zu tun. Ich besuche sie aber nicht zuhause, sondern sie kommen zu mir. Hatte da auch mal eine alkoholkranke Person in Betreuung, die auf unter 30 Quadratmeter mit einer Einzelkatze als reine Wohnungskatze lebte. Die Katze war zwar das ein und alles, aber durch hohe Verschuldung und die Sucht gabs nicht immer genug Futter und alleine die Vorstellung was mit der Katze war, wenn mal wieder die sucht überhand nahm… ☹️
Und ich musste das nicht mal mit eigenen Augen sehen, um es schlimm zu finden. Aber das was du schilderst… das will man sich gar nicht ausmalen. Und die Leute sind dann halt auch leider in den seltensten Fällen einsichtig. Oder wie in meinem Fall: hängen so stark an den Tieren, dass die zwar leiden, aber eine Wegnahme wahrscheinlich auch das Ende der Person wäre. So schrecklich 😔😔😔
 
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  • #18
Manchmal gibt es ja auch Auflagen vom Jugendamt. Ich hatte damals nen Fall (Kitty und Nasti), die Familie musste die Katzen abgeben, um die Kinder (vielleicht) behalten zu können. Ich habe die 2 Katzen per Abgabevertrag übernommen. Es lebt leider nur noch eine, waren beide hier im Forum unter gekommen. 🙏🏼 Die Besitzer haben nie nachgefragt, was mit den Katzen ist. Die Kinder sind mittlerweile - meine Info - auch nicht mehr da.
gruselige Verhältnisse, die Mutter übergab mir die Tiere vor der Haustür. sah ausgemergelt aus, kaum noch Zähne, Anfang 30, 4 oder 5 Kinder. 🥺
 
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