Hey Zusammen, ich danke Euch für jede einzelne Nachricht und entschuldige mich für die später Antwort. Ich lese Eure Nachrichten aber immer und freue mich über jede Anteilnahme!
Derzeit bin ich sehr mit mir am kämpfen weswegen ich es nicht immer schaffe über das Thema zu schreiben. Ich sehne den Tag herbei an dem wir hoffentlich eine schicke Wohnung oder Haus (man darf ja träumen) haben und einen tollen, großen eingezäunten Garten für unsere Miezen. Erst dann werde ich wieder ruhig schlafen können. Bis dahin dürfen unsere Mädels nur noch tagsüber raus (nachts ist es mir einfach zu gefährlich) - auch wenn Fina da leider nicht zu 100 Prozent meiner Meinung ist, aber sie gewöhnt sich gerade um. Wie wir es machen wenn wir im Urlaub sind, ob wir sie dann komplett drinnen lassen, werden wir noch lange überlegen, bis es soweit ist. Ich wünschte Farah dürfte den eingezäunten Garten bei uns erleben. Ganz Freigänger packe ich nicht mehr, auch wenn das derzeit nicht anders möglich ist. Ich habe lange überlegt, ob Wohnungshaltung oder Leinengang aber für Fina reicht das nicht, wenn dann hätten wir das von kleinauf machen müssen und da hatte ich die Optionen noch nicht im Kopf. Fina vermisst derzeit ein wenig die Gassirunden mit uns, das ist aber in der aktuellen Mietwohnung nicht ganz leicht und derzeit haben wir nicht so viel Zeit - das tut mir ein wenig leid für sie.
Soooo... nun wollte ich mal meine Gedanken niederschreiben und hoffe, dass ich dem ein oder anderen ein wenig damit helfen kann.
@Mina* ich weiß, dass du auch eine schwere Zeit durchmachst, vielleicht (hoffentlich) helfen dir meine Worte ein wenig.
Ich wollte etwas schreiben, was mich sehr berührt hat. Wir hatten von der Arbeit her eine Schulung zum Thema Resilienz. Da ging es darum, wie man die Arbeit und das Leben positiver sehen kann, auch in schwierigen Zeiten oder gerade in schwierigen Zeiten. Und wir sollten negative Dinge in folgenden Sätzen aussprechen: Am Anfang eines Satzes sollte "trotz allem, auch wenn oder obwohl" stehen - Dann sollte man das schlechte sagen und danach "habe ich, werde ich oder kann ich" sagen. Aber wir sollten nur etwas sagen, was sich richtig anfühlte und nicht nur etwas sagen, damit es gesagt ist. So nach dem Motto alles kann positiv gesehen werden. Am Anfang fand ich es lächerlich weil ich dachte, den Verlust von jemandem sei es Mensch oder Tier, den man liebt kann man nicht positiv sehen, was wollen die Leute immer damit ,dass alles negative was positives hat. (Wir haben den Satz am Beispiel einer Familie besprochen, bei denen ein Kind ermordet wurde ganz in der Nähe von uns vor einigen Jahren und wie die Familie es geschafft hat, damit umzugehen Sie hat sicherlich nichts positives daran gesehen aber hatten eine innere Stärke und haben es geschafft das zu überstehen. - Im Kinderschutz sehen wir ja sehr viel Leid und haben viel mit solchen Themen zu tun, darum das Beispiel der Referentin.) Dann habe ich aber drei Stunden darüber nachgedacht und mit mir gekämpft und hatte mal wieder Tränen in den Augen weil ich an Farah gedacht habe. Und hab Sätze für mich in meine Kopf ausprobiert, die sich nie richtig angefühlt haben. Dann habe ich verstanden, was sie damit sagen wollte. Es hat nicht alles etwas Gutes aber wir haben eine Stärke in uns, die etwas Gutes ist. Ich habe dann nach drei Stunden für mich sagen können "Trotz, dass Farah verstorben ist und ich sie so schrecklich vermisse, habe ich mein Studium nicht abgebrochen und die Prüfung bestanden. Trotz, dass das schlimmste in meinem Leben war und ist, schaffe ich es einen Tag nach dem anderen zu überstehen." "Mein Lachen ist noch fake und mein Herz ununterbrochen in Trauer und es reißt einem einfach das Herz raus aber dennoch schaffe ich es weiter zu machen." Als ich diese Sätze für mich gedacht habe, was ich mal wieder kurz vorm weinen aber ich habe auch ein klein wenig Erleichterung empfunden. Ich habe erkannt, ich besitze die Resilienz diese schlimme Zeit zu überstehen. Und klar würde ich es am liebsten ungeschehen machen. Es vergeht kein Tag an dem ich das nicht denke. Und den früheren Ort kann ich nicht als schönen Ort sehen, ich sehe da nichts Gutes, ich denke nur wie konnte ich nicht erkennen, wie schlimm der Ort ist dass da so viele schlimme Dinge passieren werden. Und es ist ein harter Kampf mir zu verzeihen, dass wir da hingezogen sind. Mit der Zeit werde ich mir das hoffentlich verzeihen udn den Ort nicht mehr als meinen Feind sehen aber das braucht noch sehr viel Zeit. Obwohl Farah nur so wenig Zeit auf Erden bekjommen hat, durften wir sie kennenlernen.
Eine Bekannte meinte zu mir "Ich hoffe, dass du die Zeit auf der Arbeit trotz Herausforderungen als wertvoll empfinden kannst." Und mit dem Satz hab ich auf das Leben geschaut: "Ich hoffe, dass du / dass ihr das Leben trotz Herausforderungen und schlimmen Zeiten als wertvoll empfinden könnt. Ich sage mir den Satz mehrmals täglich.
Ich muss derzeit noch traurige Lieder meiden und Farahs Fotos und versuche nicht so oft an sie zu denken weil ich merke, wie dann Panik in mir aufsteigt und ich keine Luft mehr kriege. Und dann sage ich mir immer wieder "trotz, dass.... schaffe ich es". Und ich habe auch gemerkt, dass ich noch ganz am Anfang stehe und nicht mal auf der ersten Stufe, der Akzeptanz, bin weil ich noch viel verdränge, da ich sonst nicht damit klar komme aber diese Erkenntnis war eine kleine Erleichterung für micht. Ich habe erkannt, dass ich es überstehen kann. Auch wenn ich das nicht an allen Tagen so empfinde aber das ist in Ordnung. Farah weiß sicherlich wie bedeutsam sie war und ist, was für ein wundervolles und einzigartiges Wesen. Deswegen fällt der Abschied so schwer und weil er so brutal war, auf grausame Weise. Vielleicht, hoffentlich ist der ABschied nicht auf Dauer. Meine Oma sagt immer, wer von uns gegangen ist, der hat es geschafft. Der ist dort, wo wir alle irgendwann mal hingehen. Und Gandalf von Herr der Ringe sagt, dass ist dort wo es weiße Strände gibt und der graue Nebel sich lichtet.
Ich war immer ein sehr lebensfroher und dankbarer Mensch, der das Leben als wertvoll und voller Wunder und Freude erachtet hat. Jetzt muss ich das wieder lernen.