Unser Sternchen Nero (EKH) war auch ein fleißiger Tapetenkratzer, aber im Hauptberuf ein begnadeter Innenarchitekt. Er kratzte an allem, nur nicht am Kratzbaum!
Wir hatten seinerzeit im Flur Raufaser (wie auch in den anderen Wohnräumen), und wir haben teilweise Weichholzmöbel (Fichte, Pinie, Birke, Kiefer etc.).
Nero kratzte im Flur Tapete (mehrere Schichten), Makulatur und Putz ab bis auf den blanken Sandstein der Mauer. Seinen bevorzugten Esstischstuhl (Linde, also Hartholz) bekratzte er an der Rückseite so fleißig, dass wir den Stuhl letztlich entsorgt haben, weil wir Sorge hatten, dass von dem einen Stuhlbein für die Statik nicht mehr genug übrig ist. Das einzige Holz, das Nero verschmähte, weil unter seiner Designerwürde, war beschichtete Spanplatte (eben total glatt).
Durch Nero habe ich gelernt, wo Katzen besonders gern kratzmarkieren und auf diese Weise kommunizieren. ^^
Mehr Ruhe haben wir dadurch bekommen, dass wir im Flur, wo das Tapetenkratzen exzessiv war, die Tapeten usw. bis auf den Unterputz komplett entfernen und die Wände spachteln und streichen ließen (im Zuge der Wohnungsmodernisierung). Nero bekam dann verschiedene Weichholzmöbel an strategisch günstigen Stellen "zum Fraß" vorgeworfen und begann dann sogar, an Nines Teppichtonne, die sehr dominant mitten an verschiedenen Wegeschnittstellen im Flur steht, zu kratzen! *freude*
Heute vermute ich, dass Nero durch das extreme Kratzmarkieren wahrscheinlich auch ein Unbehagen zum Ausdruck bringen wollte. Er wurde uns vom TH als reiner Wohnungskater vermittelt und war auch immer ein ganz lieber Kerl, aber er war bei Wind und Wetter auf dem (vernetzten) Balkon und kaum wieder reinzukriegen. Daher vermute ich (zumal Nero wohl ein Fundkater war), dass er früher Freigänger war (was wir ihm nicht bieten konnten) und eigentlich gern wieder rausgegangen wäre. Seinerzeit wussten wir aber nicht genug über Katzenverhalten, und auch tierpsychologische Hilfe ergab keine Hinweise in diese Richtung. Daher bleibt dies von meiner Seite reine Vermutung.
In Grenzen ließ Nero sich kratztechnisch umlenken. Aber eben nur auf andere Möbel, nicht auf die Kratzbäume, Kratzbretter und was wir ihm noch alles angeboten haben.
Nero kratzte sehr gern an prägnanten Ecken: Schrankecken möglichst dicht an der Eingangstür der Wohnräume, der Esstischstuhl mitten im Wohnzimmer, angenehm große (Nero war ein Trumm von einem Kater) freiliegende Wandflächen mit Raufasertapete. Letztlich dann auch die im Winkel zwischen Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmern (sowie Bädern und Klos) stehende Tonne mit Velourteppichbezug. Auch das Ehebett wurde begeistert bekratzt und zeitweise auch die Tapete im Kinderzimmer. Türen (glatt, lackiert) und glatte lackierte Möbelflächen (auch die Tischbeine) wurden ignoriert. Die Möbel hatten gemeinsam (neben dem jeweiligen Standort), dass es sich um Flächen mit Ecken handelte, sie besonders gern eben in der Nähe der Zimmertür standen und dass es massives Weichholz (besonders gern unbehandelt oder wenigstens unlackiert) war.
Vielleicht hilft dir das - als Vergleichsmöglichkeit wegen der Kratzgewohnheiten deines Katers - weiter? Wir drücken jedenfalls die Daumen, dass ihr den Grund für das Kratzen herausfinden und auch eine Gegenstrategie entwickeln könnt!
Ein Tipp noch: von dem Geschirrschrank im Wohnzimmer konnte ich Nero schließlich abbringen, indem ich an den bekratzten Stellen doppeltes Klebeband (Teppichklebeband) angebracht hatte. Nero kratzte dann lieber an der Vitrine auf der anderen Seite der Zimmertür (massive Fichte) bis zu einer Höhe von ca. 75 cm. Die Furchen sind teilweise einen halben cm tief.und erinnern an die Streben einer gotischen Kathedrale. Die Reste vom Klebeband am Geschirrschank habe ich übrigens nie wieder vollständig abgekriegt, da der Schrank gebeizt ist und ich mit Lösemittel nicht auf das Holz gehen wollte. Ach Nero.....🙄
LG