Hier ein Bericht, da der Link nicht funzt, ist ein wenig lang....
aus:www.katzen-links.de/katzenforum2
An dieser Stelle möchte ich über meinen gehörlosen Kater Odin berichten.
Odin ist ein recht groß und kräftig gewachsener, gut gebauter Kater in den besten Jahren. Er ist vermutlich von Geburt an taub. Die liegt nahe, da er ein weißes Tier ist, und diese Katzen leider gehäuft zu genetisch bedingter Taubheit neigen. Als wir Odin aus dem Tierheim holten, wurde er uns als ängstliches, scheues Tier gegeben. Auf dem ganzen Rückweg nach Hause miaute unser "Kleiner" herzzerreißend und in einer Lautstärke, die über das Maß einer normalen Katze doch weit hinausging.
Und schon auf unserem ersten gemeinsamen Weg begannen die Unterschiede zu einer gesunden Katze zutagezutreten. Wie beruhigt man eine Katze, eingesperrt in einen Kennel, in einer völlig fremden Umgebung, gemeinsam mit völlig fremden Menschen?... Und kann ihr nicht einmal ruhig gut zureden... Odin stellte sich für uns in der ersten Zeit als überhaupt nicht ängstlich heraus, ihm war wohl das Tierheim nicht bekommen.
Er weiß nicht, dass er taub ist, ja er weiß ja nicht einmal, was hören bedeutet. Wie kann er da sein Gehör vermissen? Wissen das ihm etwas fehlt, das für fast alle anderen Tiere seiner Art selbstverständlich ist?
Natürlich merkt man ihm und seinem Verhalten seine Behinderung an, in allem was er tut, in seinen Reaktionen, in seinem Miteinander mit uns, und nicht zuletzt auch im Umgang mit seinem Kater-Freund Frajo, der hörend ist.
Odin lässt sich durch Dinge, die andere Katzen ganz schnell unters Bett huschen lassen würden, nicht ablenken. Staubsauger? Interessant. Aber angefahren werden möchte er davon auch nicht. Bohrmaschine? Was ist denn das für ein Ding, das den Staub aus der Wand hervorkommen lässt?
Beim etwas lauteren DVD- Abend legt er sich bevorzugt dirket neben eine der Boxen...
Doch wenn man sich ihm von hinten nähert, so erschreckt er sich zuweilen fast zu Tode und läuft panisch weg. Wir kündigen uns ihm mit einem Tritt auf den Fußboden an, dessen Schwingungen er gut wahrnehmen kann. Dreht er sich um und sieht uns, ist auch alles in Ordnung, er ist ruhig und gelassen, und alles geht weiter wie gewohnt.
Das hat sich innerhalb eines Jahres allerdings schon sehr gebessert, man muss ja sehen, das Odin keine schöne Vorgeschichte hatte. Mittlerweile beschränkt sich erschreckte Wegrennen meist auf wenige Schritte.
Wenn man ihn streichelt, während er schläft, zB. auch wenn er abends auf meinen Beinen liegt und ruht, so schaut er immer erst einmal mit großen Augen nach, was denn da los ist. Erkennt er, dass er von uns gestreichelt wird, legt er sich wieder hin und genießt.
Er schläft den Schlaf der Gerechten, nichts kann ihn aufwecken... Ich beneide ihn darum ,die anderen beiden Katzen sicherlich auch.
Sie schauen bei jedem Schritt, bei jedem GEräusch aus ihrem Döse- Schlaf auf.... Odin schläft locker 10 Stunden am Stück ohne sich auch nur einen mm zu bewegen.
Allerdings wird Odin auch schneller langweilig als einer normalen Katze. Man merkt das besonders beim Spielen. Kann das Rascheln eines Kissens, das Piepen einer Fellmaus oder ein Glöckchen an einem Fellball viele Katzen minuten- oder sogar stundenlang zu interessiertem Spiel motivieren, verliert Odin an derartigem Spielzeug sehr schnell das Interesse. Er braucht etwas, das sich vor ihm bewegt, Haken schlägt, kurz, interessant und unberechenbar ist. Ballspielchen fängt er erst gar nicht an. Dennoch, einem von Menschenhand geschwungenen Bindfaden oder dem wild umherrasenden roten Punkt eines Laserpointers kann auch Odin sich nicht entziehen.
Er ist sehr menschenbezogen, das war besonders ausgeprägt, als unser zweiter Kater noch nicht im Hause war. Den ganzen Tag ist er maunzend und plappernd neben unseren Füssen her gerannt, hat sich neben unsere Sitzplätze gesetzt und Zuspruch energisch und lautstark eingefordert. Durch seine Taubheit hört er ja nunmal die eigene Stimme nicht, so dass die Laute, die er so von sich gibt, selten nach "Miau" klingen.
Wenn eine Katze einem den ganzen Tag am "Rockzipfel" hängt und dabei laut redend, gurrend, maunzend und plappernd alles untermalt, kann das natürlich schon mal etwas anstrengend werden. So holten wir einen zweiten Kater dazu, um Odin zu beschäftigen und ihn mit seinem Temperament und seiner anscheinend dauernden Langeweile etwas ausgeglichener werden zu lassen. Wir hatten natürlich Sorge, ob Odin sich auch wegen seiner Taubheit mit einem zweiten Tier vertragen würde, ob es nicht Missverständnisse geben würde, doch zu seinem Wohl haben wir uns dennoch dafür entschieden.
Die Eingewöhnung war leider nicht so leicht wie erhofft, man merkte eindeutig, das es zwischen dem tauben und dem hörenden Kater einige Kommunikationsprobleme gab. Odin "beschallte" die Wohnung 2-3 Tage lang mit einem extrem lauten, aggressiven Gesang dem Neuen gegenüber, der uns nicht mehr schlafen ließ. Auch konnte Odin Frajos Fauchen und Knurren, das er ja nicht hörte, wohl nicht deuten und ging immer und immer wieder auf den Kleinen los. Dies ging gut 3 Wochen so, danach besserte sich plötzlich alles. Frajo muss langsam verstanden haben, dass dieser riesige weiße Kater nicht so wie andere Katzen war, und dass er seine Verhaltensweisen anpassen musste.
Heute verstehen sie sich wirklich gut, raufen und fressen zusammen, jagen gemeinsam Spielzeug und sind froh das sie einander haben.
Ich bin froh, das wir einen hörenden Kater dazugenommen haben, denn Odin ist seit er da ist tatsächlich wesentlich ausgeglichener geworden. Manchmal orientiert Odin sich auch an seinen Reaktionen. Läuft Frajo erwartungsvoll dem Rascheln des Trockenfuttersacks entgegen, so bemüht Odin sich mittlerweile wenigstens ab und an, auch mal nachzuschauen, was es denn da gibt.
Mit unserer dritten Katze, Akasha, gibt es leider auch nach 5 Monaten noch starke Kommunikationsprobleme...
Er scheint manchmal eifersüchtig auf sie (weil sie viel mit Frajo spielt), möchte Odin dann mit dem Mädchen spielen, wertet sie es als Aggression und legt sich fauchend auf die Seite.
Sie versteht seine Körpersprache einfach nicht, will nicht, kann nicht.
Er reagiert auf ihre genausowenig- eine verfahrene Sache.
Odin und Frajo haben sich selbst einige Kommunikationsmöglichkeiten "entwickelt", die sich durchaus von denen gesunder Katzen unterscheiden... aber mit Akasha klappt das nicht... Bisher.
Die Kommunikation mit einem tauben Tier gestaltet sich im ersten Moment natürlich etwas schwierig, doch im Endeffekt ist es überhaupt kein Problem.
Die "Erziehungsmaßnahmen" NEIN, Anfauchen oder ähnliches fallen bei ihm natürlich aus. Wir verständigen uns mit ihm über Handzeichen, was auch wunderbar funktioniert. Er ist ein schlaues Kerlchen, verständig und sehr sensibel. Seine Aufmerksamkeit erlangt man ganz leicht mit einem kräftigen Tritt auf den Fussboden. Soll er etwas nicht tun reicht meist ein scharfer Blick oder ein energischer Schritt in seine Richtung. Er ist eigentlich meist sehr pflegeleicht, was unerwünschtes Verhalten angeht. Zwar hat er wohl durch seine Vorgeschichte manchmal die eine oder andere seltsame Verhaltensweise, doch vergeht das fast immer innerhalb von wenigen Tagen.
Im Gegensatz zu anderen Katzen ist Augenkontakt- über wenige Sekunden- für ihn keine Aggression. Ja er sucht zeitweise regelrecht den Augenkontakt zum Gegenüber. Er folgt unseren Blicken, lässt sich zum Teil davon richtig dirigieren, z.B. um ihm zu zeigen wo das Futter steht, etc. Ich bin der Meinung das dieser Kater trotz seiner Behinderung viel Spaß am Leben hat. Nicht weniger als ein gesundes Tier. Zwar liegen seine Interessen vielleicht etwas anders als die eines hörenden Tieres, doch setzt er sich und seinen Kopf immer durch. So einiges wird ihm nicht zuletzt durch seine Taubheit erspart - klirrendes Geschirr, Staubsaugen, laute DVD-Abende... All das stört Odin überhaupt nicht.
Sicher, er hat seine Eigenarten und reagiert nicht immer wie man es von einer Katze erwarten würde.
Aber gerade das macht ihn für mich zu etwas ganz besonderem,
meinem großen weißen Katerchen.
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Mögliche Besonderheiten einer tauben Katze:
-Besondere Schreckhaftigkeit in Situationen, die sie nicht völlig überschauen kann
-Empfindlichkeit bei Berührungen an Körperteilen, die sie selbst nicht sehen kann
-Erziehung durch auf den Boden treten, scharf anschauen, u.U. einen kräftigen Schritt in die Richtung des Tieres (funktioniert übrigens bei hörenden Tieren genausogut)
-Gewöhnung an Handzeichen statt an bestimmte Worte möglich, dies müssen einfach immer wieder mit der bestimmten Situation verbunden werden
-Mögliche Schwierigkeiten bei der Zusammenführung mit anderen Tieren. Durch das fehlende Gehör kann es zu schweren Kommunikationsstörungen kommen, die sich erst langsam durch lernen auf beiden Seiten auflösen.
Da kann man leider nicht helfen, nur zuschauen und hoffen
-Viel Beschäftigung für die taube Katze, ihr wird durch den fehlenden Sinn schneller langweilig als einer hörenden
-Taube Katzen haben generell sehr laute Stimmen. Dies sollte einem vorher klar und mit den Nachbarn abgeklärt sein
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In Wirklichkeit und am Ende ist es überhaupt kein Unterschied mehr, ob der häusliche Gefährte taub ist oder nicht. Im Alltag fällt es uns überhaupt nicht mehr auf, man gewöhnt sich ja dran.
Ich kann jedem nur empfehlen, einem tauben tier ein Zuhause zu geben, sie haben es verdient, und bedanken sich 1000 fach.
Alles Gute
LG