Darf ein Tierarzt ein Tier einfach enteignen?

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Achtung: Bei medizinischen Problemen sollte stets die Meinung eines niedergelassenen Tierarztes oder einer Tierklinik eingeholt werden.
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Letztes Jahr hat sich mein 9 Jahre altes Kaninchen den Oberschenkel gebrochen.
Wir haben es in eine Tierklinik gebracht, wo eine sehr junge Ärztin sich nicht getraut hat, das Tier einzuschläfern, sondern erst abends die Chefin fragen wollte.
Wir haben das Kaninchen also da gelassen und abends noch mal mit der Chefin telefoniert. In diesem Moment war ich mir mit meinem Mann einig, dass wir dem alten Tier ersparen wollten, noch so eine OP über sich ergehen zu lassen.
Die Tierärztin erklärte uns dann am Telefon, dass der Schaden operabel wäre und drohte uns mit Enteignung, wenn wir das nicht machen lassen.

Nun ja, wir wollten unserer Maus nicht ihre Chance vorenthalten und ließen sie halt operieren.
Um es kurz zu machen: das Beinchen heilte nicht, der eingesetzte Pin stieß 6 Wochen lang ständig neu durch die Haut und nach dessen Entfernung sah das Bein genau so aus, wie vorher. Laut Tierärztin sei das aber nicht schlimm und würde keine Schmerzen verursachen.

Wir schauten uns das Übel noch eine Weile an und gingen dann zu einem anderen Tierarzt, der total entsetzt war, dass dieses alte Tier überhaupt noch operiert worden war. Er meinte, dieser Verlauf sei vorhersehbar gewesen und er hätte auf gar keinen Fall mehr operiert.

Wir haben das Kaninchen dann endlich erlösen lassen können und machen uns bis heute noch Vorwürfe, dass wir uns so haben abkanzeln lassen.

Aber jetzt kommmt es: Seitdem habe diese Geschichte etlichen Tierärzten in Umgebung erzählt und alle (!) wussten sofort, von wem ich erzählt habe. Diese Klinik sei in Tierarztkreisen für genau dieses Vorgehen bekannt. Sie würde Operieren, bis zum bitteren Ende und die Tierbesitzer im Zweifelsfrei auf diese Art unter Druck setzen, um sie zur Zustimmung zu bekommen.
Auch eine nach einem Autounfall fast schon platt gefahrene (Fund-) katze hat sie unbedingt operieren wollen, aber die Reiterkollegin war da resoluter als ich, hat das Tier genommen und zu einem anderen Tierarzt zur Einschläferung gebracht. Dieser Tierarzt sei entsetzt gewesen von der Idee, die Katze noch zu operieren, da die Aussicht auf ein schmerzfreies Leben quasi ausgeschlossen war.

Dürfen denn Tierärzte Tiere einfach behalten, wenn sie das wollen?
Kann man so was nicht anzeigen?
Wenn doch die Tierärzte in der Umgebung das wissen, warum tun die denn nichts?
 
A

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Eine Enteignung bzw. eine Beschlagnahme eines Tieres kann nur eine Behörde vornehmen, nicht die Tierklinik. Dafür muss es Gründe geben. Allein die Tatsache, dass ich eine Operation nicht ausführen lasse, wird wohl nie zu einer Beschlagnahme führen können, weil der Arzt bzw. die Klinik ein Interesse daran hat, dass die wesentlich teurere Operation mit sämtlichen Folgekosten durchgeführt wird.

Ihr habt euch ins Boxhorn jagen lassen.
 
Dürfen denn Tierärzte Tiere einfach behalten, wenn sie das wollen?
Kann man so was nicht anzeigen?
Wenn doch die Tierärzte in der Umgebung das wissen, warum tun die denn nichts?

1) Nein. 'Einfach behalten, wenn sie das wollen' dürfen sie ohnehin nicht. Nur weil jmd. etwas will, darf er es sich nicht unrechtlich aneignen. .
Ich denke, Tierärzte dürfen Anzeige erstatten, wenn der Tierhalter offensichtlich gegen Gesetze (TSG) verstößt. Demnach wird das Tier dem Halter evtl. abgenommen und übergeht somit dem Besitz der Stadt/Tierheim. So kann ich mir das nur vorstellen. Hier lag ja offenbar nicht so ein Grund vor.
2) Würde ich versuchen, sehe darin aber wenig Chancen. Zumindest bei der Durchführung der Op wirst Du wohl kaum etwas 'bemängeln' können. Denn Du musstest dazu ja dein Einverständnis geben, welches erfolgte. Höchstens bezüglich der miserablen Beratung, falschen Einschätzung usw.
3) Was sollen denn die Tierärzte tun :confused: In Zukunft liegt es denn wohl an Dir, sich eine Zweitmeinung einzuholen und etwas resoluter zu sein ;) Offenbar war die Praxis ja nicht ganz unbekannt...

Mach Dir keine Vorwürfe. Hinterher ist man immer schlauer. Das hätte jedem von uns passieren können. 'Fehler' passieren nun mal und sind nur menschlich. Ihr wurdet zu etwas gedrängt (und wer weiß...vielleicht 'hätte' es ja wirklich noch gut gehen können? In solchen Dingen steckt man vorher nie 100% drin, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eher gering ist.) und habt Euch darauf 'verlassen' - bzw. wurde ja sogar dazu genötigt :eek:

Bis zum bitteren Ende zu operieren ist wohl genau so fehlerhaft wie vorzeitig aufzugeben. Ich denke, da müsst ihr einfach einen Mittelweg finden und dazu einen Tierarzt, der Euch darin gut unterstützt und dem man Vertrauen kann :)

Liebe Grüße und alles Gute

Es tut mir sehr leid um die entsprechenden Tiere :(
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Prinzip war uns schon zum Zeitpunkt des Telefonates klar, dass wir auch einfach hinfahren und unser Kaninchen abholen können.
Nur, es war Sonntag abend, 20:00 Uhr. Wohin hätten wir denn damit fahren sollen? Oder es noch eine Nacht weiter quälen lassen?
Und wer weiß, vielleicht hätte der nächtste Tierarzt die selbe Meinung gehabt, wie diese Klinik?
Uns ging es nicht um Geld, wir hatten dieses Tier lieb und wollten die beste Wahl für das Tier treffen.
Die große Reue kam halt erst hinterher, als uns unsere Haustierärztin erzählte, dass sie aus genau diesem Grund keine Pazienten mehr in diese Klink schicken würde, weil es ihren Patienten teilweise auch schon so ergangen war.
Und vor allem dann, als mir das Selbe noch andere Tierärzte erzählt hatten.

Vorher habe ich das ja gar nicht gewusst, dass dort so übertrieben wird.
 
klingt für mich ehrlich gesagt nach gewinnmaximierung für die tierklinik. selbst aussichtlose fälle zu operieren, wo die tiere nur leiden und sogar die tierhalter fürs einschläfern sind, lässt natürlich die kassa klingeln, ist aber echt eine miese tour.
 
Hallo,
schreckliche Geschichte - tut mir wirklich leid für dich...
Aber hier kann ich mich nur folgenden Aussagen anschließen:


Ihr habt euch ins Boxhorn jagen lassen.

Und...

klingt für mich ehrlich gesagt nach gewinnmaximierung für die tierklinik. selbst aussichtlose fälle zu operieren, wo die tiere nur leiden und sogar die tierhalter fürs einschläfern sind, lässt natürlich die kassa klingeln, ist aber echt eine miese tour.
 
Am Schlimmsten find ich heute, dass sie mir immer wieder versichert hat, dass das Kaninchen keine Schmerzen habe, auch wenn das Beinchen noch immr schief war.

Tatsächlich hat meine tapfere Maus richtiggehend geschauspielert. Immer, wenn wir in ihren Raum gekommen waren, ist sie gleich vorgehoppelt gekommen und hat um Futter gebettelt. Wir haben sie nie in der Ecke sitzen oder gar liegen gesehen. Sie machte uns keinen leidenden Eindruck.
Dass sie es trotzdem große Schmerzen erlitten haben muss, haben wir nach dem Einschläfern daran sehen können, dass sie ein ganz eingedelltes Auge auf der gesunden Seite hatte. Man sah das erst, wenn man das Lid weggezogen hat, dann aber deutlich. Lt. unserer Haustierärztin war das Auge kurz vorm Auslaufen, entstanden durch übermäßiges Liegen auf der gesunden Seite.
Nach dem Einschläfern hat sie dann noch das Beinchen untersucht, welches noch genauso gebrochen war, wie vor der OP.

Wenn ich überlege, dass mein armes Kaninchen nicht etwa ein bedauernswerter Einzelfall war, sondern dass das Taktik der Klinik zur Gewinnoptimierung ist, kotze ich heute noch...
 
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Das macht einen wirklich wütend. Man kann häufig nicht sehen, ob die Tiere Schmerzen haben, weil sie sich nichts anmerken lassen. Man ist auf die Einschätzung des Tierarztes angewiesen - dafür hat er auch schließlich jahrelang studiert (meint man). Und dann wollen sie sich auf Kosten der armen Kreatur eine goldene Nase verdienen. :reallysad:
 
Das mit dem "Einschläfern oder behandeln" ist rechtlich gesehen nicht ganz einfach, da streitet sich selbst die Tierärzteschaft.
Rein theoretisch darf ein therapierbares Tier nicht einfach eingeschläfert werden (z.B., weil der Besitzer die Kosten nicht tragen kann oder will). Auf der einen Seite ist das ja schon ganz gut so, auf der anderen Seite stellt sich einem immer wieder die Frage, was man denn als Tierarzt machen soll, wenn der Besitzer die Therapie nicht möchte. Eine klare Grenze gibt es da nicht. Soll ich einen ansonsten völlig gesunden Hund einschläfern, weil der Besitzer die Operation seines gebrochenen Beines nicht zahlen kann oder will? Schicke ich ihn weg, was macht der Besitzer dann mit dem Hund? Leiden lassen geht ja auch nicht. Umsonst behandeln ist ebenfalls nicht möglich. Die Kammer empfiehlt, in diesem Fall das Veterinäramt einzuschalten.

Ein bischen Ermessenssache ist es auch immer. Ich denke wenn jemand ein 9 Jahre altes Kaninchen nicht mehr operieren lassen möchte, ist das absolut nachvollziehbar und gewöhnlich wird da auch kein Tierarzt anfangen zu diskutieren. Zum Thema "ist nicht geheilt": Ein Tier ist kein Auto und ein Tierarzt keine Werkstatt. Eine Erfolgsgarantie gibts leider nie... :(
 
  • #10
nein, eine Garantie gibt es nie. Das stimmt schon.

Aber ALLE Tierärzte, die ich später befragte, auch die, die das Kaninchen dann schlussendlich eingeschläfert hat und es danach ja noch untersuchte, waren der Meinung, dass dieses Projekt von vornherein so vorhersehbar gewesen ist.
Wie gesagt, es geht hier nicht ums Geld.

Was mich aber am allermeisten ärgert, ist die Tatsache, dass mein Kaninchen halt kein bedauernswerter Einzelfall gewesen ist, sondern dass diese Klinik sowas tatsächlich mit System macht.
Und da würde ich halt echt gerne was unternehmen, weiß aber leider nicht was.
 
  • #11
Das mit dem "Einschläfern oder behandeln" ist rechtlich gesehen nicht ganz einfach, da streitet sich selbst die Tierärzteschaft.
Rein theoretisch darf ein therapierbares Tier nicht einfach eingeschläfert werden (z.B., weil der Besitzer die Kosten nicht tragen kann oder will). Auf der einen Seite ist das ja schon ganz gut so, auf der anderen Seite stellt sich einem immer wieder die Frage, was man denn als Tierarzt machen soll, wenn der Besitzer die Therapie nicht möchte. [...] Die Kammer empfiehlt, in diesem Fall das Veterinäramt einzuschalten.

Das ist schon klar. Dennoch habe ich als Eigentümer des Tieres immer die Möglichkeit eine Zweitmeinung einzuholen. Und die Alternative "entweder Sie stimmen der Operation zu oder wir behalten das Tier gegen Ihren Willen hier" ist einfach nicht rechtmäßig.

Die Angelegenheit dem Veterinäramt zu melden, wäre der Klinik möglich gewesen. Und das Veterinäramt hätte die Möglichkeit gehabt, das Kaninchen zu beschlagnahmen - wenn es in deren Augen verhältnismäßig gewesen wäre.
 
  • #12
Die Tierärztin erklärte uns dann am Telefon, dass der Schaden operabel wäre und drohte uns mit Enteignung, wenn wir das nicht machen lassen.

Wie bitte???:(

Und nein ein TA kann kein Tier "enteignen". Umgekehrt wird ein Schuh daraus, Anzeige wegen Unterschlagung z.B.
Ein TA kann unter bestimmten Umständen, Tierquälerei, miserable Haltung - den Tierschutz bzw. das Vetamt einschalten.


Anders sieht es für mich aus, wenn Menschen kommen und Tiere einschläfern lassen wollen (nicht wegen Erkarnkungen sondern weil sie lästig oder teuer geworden sind)
Wenn der TA dann eine Erklärung unterschreiben läßt, die Tiere päppelt oder operiert und weiter vermittelt, weil er selbst im Tierschutz tätig ist.
Das ist allemal besser, als wenn die Tiere entsorgt werden....


LG
 

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