Eine potentielle Erbkrankheit, die besonders bei BKH (bzw. den stammbaumlosen Mixkatzen unter ihnen), aber auch bei Ragdolls, bekannt ist, ist HCM, eine nicht heilbare Erkrankung des Herzmuskels, die nur im Rahmen einer tierärztlichen Untersuchung diagnostiziert und behandelt werden kann. Für die Diagnose ist ein Herzschall erforderlich.
In vielen Linien der Vereinszucht von Britisch Kurzhaarkatzen ist HCM bereits erfolgreich ausgerottet worden, weil die Züchter verpflichtet sind, ausschließlich erbgesunde Katzen zur Zucht einzusetzen und ihre Tiere entsprechend auf diese Krankheiten untersuchen zu lassen.
Bei Vermehrern besteht so eine Verpflichtung nicht, und falls ein solcher Tierhalter BKH-Katzen oder Mixkatzen mit HCM hält, kann er diese problemlos immer wieder zur Produktion von (potentiell an dieser Krankheit erkrankenden) Kitten einsetzen und auf diese Weise immer mehr solche Lookalikes produzieren.
Auch bei stammbaumlosen Hauskatzen ("Lastramis"
) ist HCM bekannt, und da zumindest die freilebenden, streunenden Katzen keiner Kontrolle unterworfen sind, können auch sie immer wieder neuen Nachwuchs mit dieser Erbkrankheit produzieren.
Der sicherste Schutz gegen solche - eigentlich gut vermeidbare! - Krankheiten ist die flächendeckende Kastration von Streunerkatzen und die Beschränkung der Vermehrung von Katzen auf die vereinsgebundene Rassekatzenzucht.
Für ersteres gibt es bereits - leider viel zu wenig! - Ansätze in Deutschland (Kastrationspflicht für Freigängerkatzen in privater Hand), neben den seit Jahren bestehenden Bemühungen des Tierschutzes um Eindämmung des stets zunehmenden Katzenelends. Für letzteres bedürfte es zielgerichteter Gesetzgebung auf Bundesebene, zu der sich aber ganz offensichtlich bisher keine Partei durchringen konnte.
Vermehrerkatzen können natürlich auch noch an vielen anderen Krankheiten leiden außer HCM; die einzigen Kontrollmechanismen bei der geplanten Katzenzucht liegen in der Hand der Zuchtvereine, wo die Rassekatzenzucht organisiert ist und die Zuchtbücher geführt werden. Demgegenüber ist jedes Vermehrertier im günstigen Fall ein Lookalike einer Rassekatze, im ungünstigen ein völlig sinnfreier Mix von Moderassen, wie es die BKH leider immer noch ist.
Auch die Verpaarung von Ragdoll x BKH ist völlig ohne Sinn, weil das Langhaargen rezessiv vererbt wird und die BKH das Gen dann ebenfalls tragen müsste, damit langhaarige Kitten dabei herauskommen; als geplante Kurzhaarkatze wird die typische BKH das Langhaargen aber nur ganz ausnahmsweise tragen; dafür gibt es eine eigene Rasse, Britisch Langhaar. Und das Maskengen (ebenfalls rezessiv) werden Kitten aus der Verpaarung im Zweifel ebenfalls nicht tragen, zumal es zwar auch Briten mit Maske gibt, diese aber insgesamt eher selten zu finden sein wird, weil die typischen Briten komplett durchgefärbt gezogen werden.
Die Vorstellung, dass Rassekatzen überzüchtet seien und dass Mixkatzen eine robustere physische Konstitution hätten, ist völlig aus der Luft gegriffen. Es gibt keinerlei Belege dafür, dass etwa Lastramis gesünder und langlebiger seien als irgendeine Katzenrasse! Ganz im Gegenteil: nur die pedigreegebundene gezielte Zucht gestattet die Überprüfung und Ausrottung von erbkranken Linien, die für eine Verbreitung unerwünschter Krankheiten und Rassemerkmale sorgen könnten.
Man denke beispielsweise an das vor mehr als 100 Jahren noch zum Rassestandard zählende Merkmal des Schielens und des Knickschwanzes bei der Siamkatze. Heute ist beides bei Rassekatzen (moderne Siamesen und Thaikatzen) komplett rausgezüchtet, aber bei Vermehrerkatzen - ebenso bei Straßenkatzen mit Pointzeichnung - kommt beides immer wieder zum Vorschein.
Ein Pointmix mit dem für den typischen Knickschwanz verantwortlichen "Knubbel" im Schwanz war beispielsweise Katerchen Freddy von Jaboticaba, ein brasilianischer Straßenmix, der mit der Userin nach Deutschland umzog, leider aber in jungen Jahren verstarb.
Und hier im Forum sieht man auch dann und wann südeuropäische Straßenkatzen mit Points und Schielaugen - beides sind Erbmerkmale, die heute völlig zu Recht unerwünscht sind, die aber glücklicherweise die Lebensqualität der betroffenen Katze im Regelfall nicht oder nur geringgradig beeinträchtigen.
Mit Erbkrankheiten wie HCM oder PKD (ebenfalls bei BKH leider immer noch nicht komplett herausgezüchtet) dagegen ist nicht zu spaßen: es sind tödliche Krankheiten, bei denen Heilung nicht möglich ist, sondern nur medikamentös gelindert und der Verlauf der Erkrankung zeitweise verlangsamt oder aufgehalten werden kann.
Pasa, es ist möglich, dass dein kleiner Mixkater solche Erbkrankheiten mit sich herumschleppt (und auch weitervererben könnte, falls er nicht kastriert werden würde!), aber das würde dir letztlich nur ein Tierarzt genau beantworten können. Und ein positiver Gentest würde auch nicht zwingend bedeuten, dass eine solche Krankheit auch ausbricht, nur dass die Erbanlage dafür vorhanden ist.
Dennoch solltest du dir bitte darüber im Klaren sein, dass gegen die vereinslose Vermehrerei nicht allein das Thema der potentiellen Erbkrankheiten spricht, sondern dass besonders auch das Schicksal der Elterntiere meist kein schönes ist:
Mütterchen, die immer wieder werfen müssen, bis sie vor ihrer Zeit völlig ausgelaugt sind und im günstigsten Fall vom Vermehrer kurzerhand beim TS "entsorgt" werden. Und der Decker im Kellerverschlag in Einzelhaft, weil er anderenfalls dem Vermehrer die Wohnung verpesten würde. Ein Problem, das natürlich auch Vereinszüchter haben (markierender Deckkater), aber dort unterliegt die Katerhaltung strikten Auflagen (Katerzimmer mit Tageslicht, Aussicht aus dem Fenster und mit passender Katzengesellschaft sowie Zugang zu seinen Menschen!).
Ein zusätzlicher Aufwand, der für den Vermehrer eine Schmälerung seines Erlöses aus dem Verkauf der Kitten bedeuten würde. Genauso wie gesundheitlich erforderliche Abstände zwischen den Würfen für die Mütterchen, für Gen- und andere Gesundheitstests für die Elterntiere und für eine insgesamt verantwortungsvolle und tiergerechte Haltung der Zuchtkatzen und Kitten. Und genau der Grund, warum Vereinszucht für jeden Züchter ein Verlustgeschäft ist und warum kein Vermehrer diesen ganzen Aufwand auf sich nimmt!