Nein, ich bin ein absoluter Verfechter der radikalen Methode, also alles raus, was man rausrupfen kann. Das sind - je nach Methode - teilweise alle Zähne, die nicht Canini sind, teil nur eine Kieferseite (Flapmethode, sie ist aufwändiger), teils nur die Canini (oder einige davon).
Ich habe das Thema "alle Jahre wieder" mit meinem Sternchen Jeannie durchgehabt. Zwar wurde bei ihr FORL nie offiziell diagnostiziert (das war noch bei dem alten Haudegen von Tierarzt, wo wir damals waren *seufz*), aber ich habe den starken Verdacht, dass auch Jeannie damals schon an FORL litt.
Die übrigen Katzen wurden teils beim Haustierarzt (glücklicherweise nicht mehr dem dauerbesoffenen Haudegen!) operiert, teils in der TK; aber wir hatten immer die Absprache, dass auch die gesunden Zähne rausoperiert werden, damit das Thema einfach auch nicht wieder hochkochen kann (denn das ist im Grunde meist nur eine Frage der Zeit).
Bei Nicki wurden noch in hohem Alter die Zähne - außer den Canini - rausoperiert, und es machte einen Unterschied wie Tag und Nacht! Nicki war zwar immer ein lebhafter und an allem um ihn herum interessierter Kater, aber er blühte nach der OP richtig wieder auf und fraß auch wieder sein TeilzeitBARF mit großem Vergnügen (leider der einzige bei uns; die Dumpfkatzen!
).
Nine wurde ihre meisten Zähne schon im zarten Alter von ca. zwei Jahren los; mit vier Jahren folgten alle Canini. Sie hatte mit dem Fressen nie wieder Probleme (außer anderweitig bedingte Anorexie), und sie konnte buchstäblich alles fressen (wenn und was sie denn wollte ^^).
Auch beim restlichen Volk wurden die meisten Zähne bereits im jungen Alter gezogen; sie haben alle nur noch die Canini, und jetzt sind sie in einem Alter, wo es sicherlich bald wieder rote Zahnfleischsäume gibt und die nächste Runde Zähneziehen dran ist.
Bei Mercy wurde die mir zuvor unbekannte Flapmethode angewendet, wo der Zahnarzt gewissermaßen eine Tasche (oder Klappe) schneidet und die Wurzelfragmente von dort ausgegraben werden. Diese Methode ist zeitlich recht aufwändig, daher kam Mercy zweimal unters Messer und bekam erst die eine und dann die andere Kieferseite gemacht. Bei den beiden Siamesen war jeweils der gesamte Zahnbereich außer den Canini dran.
In allen Fällen musste genäht werden; das beeinträchtigt etwas beim Fressen, aber meiner Erinnerung nach lösen sich die Fäden von selbst auf, so dass es da kein weiteres Theater gibt.
Mich hat zu der radikalen Methode folgendes bewogen:
- Die Tiere melden sich nicht von selbst, obwohl sie rasende Schmerzen haben, sondern verstecken die Schmerzen, so gut es geht
- Es gibt keine äußeren sichtbaren Anzeichen, und es sind auch nicht immer veränderte Verhaltensweisen (z. B. Kopfschiefhaltung beim Kauen, Mundgeruch usw.) vorhanden
- Für eine gute Vorsorge sollte man ansonsten regelmäßig zum Zahnarzt gehen und die Katze unter Narkose röntgen lassen
Ich hatte mit dem TA jeweils vereinbart, dass er die OP zeitlich planen und zuerst die Zähne röntgen soll, dann im Fall von FORL direkt alles rausrupfen und dann noch zur Kontrolle röntgen, dass auch alles raus ist. Dann wieder aufwecken und NaCl-Infusion (Inhalationsnarkose mit Monitorüberwachung während der OP).
Auf diese Weise brauchte der TA keine gesonderten Nachfragen; es gab auch keine Unterbrechung der OP, weil die Narkose zu kurz bemessen gewesen wäre o. ä., sondern es konnte jeweils in einem Arbeitsgang alles erledigt werden, was wichtig war.
Dass das teurer ist, als wenn man nur die wirklich befallenen Zähne ziehen lässt, und dass die OP dann auch länger dauert und die Narkose den Organismus belastet, ist klar, denke ich. Aber wenn nicht besondere Umstände gebieten, die Narkose so kurz wie möglich zu halten und so eine OP ggf. auf mehrere Termine zu verteilen, finde ich es eine sinnvolle Lösung, alles in einem Aufwasch zu machen, weil Katzen sehr gut auch auf der Felge kauen können.
Es wird hier auch immer wieder im Forum geschrieben, dass zahnlose oder zahnarme Freigänger immer noch Mäuse fangen und auch fressen; BARFen ist ebenfalls weiterhin möglich ..... daher sehe ich in der radikalen Methode keine echten Nachteile.
Aber letztlich muss das jeder für sich selbst entscheiden, und es gibt natürlich auch Argumente für die "Häppchenmethode"
.