Habe es auch lange mit "Tricks" versucht: Leberwurst, Aldisticks, Buttel, Futter, ... Irgendwann ging nichts mehr! Und inzwischen gibt's die Medis hier immer pur!
Mein Tip bei sowas ist immer: Wichtig ist, dass die Verabreichung angenehm ENDET!
Auf keinen Fall die Katze, wenn das Mittel drin ist, davonsausen lassen!
Die Katze dabehalten, bis sie sich etwas entspannt, optimal wäre, dass sie etwas Leckeres bekommt, bevor sie gehen darf.
Ich verabreiche Medikamente (Augentropfen, Tabletten, flüssige Mittelchenins Maul, Flohmittel im Nacken, ...) immer mit einem "Ritual":
1. Beschluss fassen: Jetzt wird die Sache durchgezogen! Nach diesem Beschluss gibt's keinen Rückzieher mehr, kein "ich gönn ihr doch noch ein paar Minuten Ruhe", kein "ich find sie nicht", kein "ich komm da unterm Bett nicht dran"!
2. Medikamente und Belohnung zurecht legen: Tabletten bei Bedarf teilen, flüssige Medizin in richtiger Dosierung in Einwegspritze (ohne Nade) abfüllen, bei Ohr- oder Zahnfleischbehandlung Wattestäbchen griffbereit legen (Packung auf und halb rausragen lassen)... eben alles so, dass so wenig wie möglich mit Katze im Griff gemacht werden muss. Die Katze darf das ruhig mitbekommen. Wenn sie weiß was kommt, kann sie einen besser einschätzen und das gibt ihr Sicherheit - insbesondere weil sie dann eben auch weiß, wann KEINE Behandlung ansteht.
3. Katze holen: Hetzjagden sollten nach Möglichkeit vermieden werden: Ruhiges Gehen und Katze nehmen. Bei Katzen, die versuchen sich der Sache zu entziehen, den zum Ausweichen zur Verfügung stehenden Raum minimieren: Vorm Greifen Zimmertür schließen! Wenn die Katze in eine Höhle geht, wunderbar! Bei "schwierigen" Patienten kann es von Vorteil sein, wenn sie unter Möbeln sitzen: Fluchtwege blockieren (z.B. durch Körpereinsatz, sprich sich längs davor legen, oder mit Deckenrollen, Kissen, Kisten, ...) und Katze rausholen. Bei wehrhaften Katzen mit Decke oder Handtuch. Das geht bei sehr scheuen oder panischen Katzen nach meiner Erfahrung schneller z.B. im leeren Badezimmer, wo sie einem über die Arme springen und scheinbar die Wand hochlaufen. In dieser Situation kann eine Sofadecke hilfreich sein.
4. Medikamente geben: Da ich immer alleine bin, meine Kater aber nicht zu wehrhaft, setze ich mich mit dem Patienten auf's Sofa. Meine Füße auch auf dem Sofa und meine Beine angewinkelt, wird der Kater mit dem Rücken (Kopf nach oben
) auf die Oberschenkel gelegt. So sind seine Hinterbeine durch meinen Bauch soweit unter Kontrolle. Mit der linken Hand halte ich dann die Vorderpfoten und den Kopf, während die rechte nach den bereitliegenden Utensilien greift. Tabletten nehm ich zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und drücke beide von der Seite hinter den Fangzähnen ins Maul. Möglichst weit hinten auf der Zunge lasse ich die Tablette los und hole meine Finger zurück. Meist ist das Schlucken dann schon kein Problem mehr. Wenn die Tablette wiederkommt, eben nochmal und die Tablette noch weiter hinten loslassen. Bei oraler Flüssigmedigabe die Spritzenöffnung ebenfalls hinter den Fangzähnen bis über die Zahnreihe ins Maul schieben und langsam die Flüssigkeit ins Maul laufen lassen. Immer mal Zeit zum Schlucken lassen!
5. Happy End: Jetzt kommt das wichtigste: Die Katze muss merken, dass es vorbei ist,
bevor sie geht! Die Lage der Katze in normale Streichellage ändern und sie streicheln und beruhigen. Die Katze darf erst gehen, wenn sie sich zumindest etwas entspannt hat! Wenn es geht, sogar warten, bis sie etwas von den - ebenfalls bei 1. bereitgelegten - Leckereien gefuttert hat.
6. Entlassung: Wenn die Katze sich zumindest etwas entspannt hat oder sogar ihre Belohnung gefuttert hat, dann die Katze NICHT davonlaufen lassen, sondern sie aktiv runtersetzen! So lernt die Katze, dass nicht sie die Sache beendet. Klingt vielleicht gemein, aber letztlich hat auch sie etwas davon, wenn sie nicht auf die Idee kommt, dass sie mit mehr Wehren und mehr Kämpfen, der Aktion das nächste Mal vielleicht schneller ein Ende machen könnte.
7. Medikamente und Utensilien wegräumen (Belohnungen sollten ja verteilt worden sein
) und eventuell eigene Schrammen behandeln
So jedenfalls läuft das hier ganz gut. So gut sogar, dass inzwischen, wenn ich Medikamente zurecht lege, alle vier Kater auf dem Sofa sitzen und warten. Und das war NICHT immer so! Sie haben das mit dem Happy End gelernt