Hallo liebe Katzenverhaltensexperten!
Vielleicht kann mir hier wer das Verhalten unserer Katzen erklären.
Wir hatten eine sehr lange und schwierige Zusammenführung, wobei es jetzt eigentlich ganz gut läuft. Nur manchmal geraten sie aneinander, weil eine spielen möchte und die andre nicht. Das ist aber wahrscheinlich normal.
Jedoch hab ich jetzt schon ein paar mal was seltsames beobachtet: Unsre "neue" liegt ganz entspannt irgendwo und schläft oder döst so vor sich hin. Dann kommt unsre "alte", schleckt der neuen ein paar mal über den Kopf und plötzlich haut sie ihr ein paar mal auf den Kopf, dreht sich um und geht wieder.
Was hat das zu bedeuten? Ich versteh das überhaupt nicht. Erst total nett abschlecken und dann bam bam bam, ein paar auf die Nuss.
Naja solang sie sich sonst gut verstehen, ist es ja nicht schlimm, aber wissen würd ich schon gern, was das bedeutet.
LG
Das ist ein Ritual. Tiere haben Rituale bevor sie spielen um sicherzustellen, dass das was als nächstes passiert nicht ernst ist.
Bei Katzen ist "putzen des anderen" ein Zeichen für: Ich mag dich. Und was danach ist ist Spiel.
Das machen die auch mit dir. Da können sich sogar ganz absurde Rituale entwickeln.
Meine Schwester z.B. hatte einen Hund (der lebte in nem Rudel, ist der einzige der das machte): Wenn ich was gegessen hab, hat der gebettelt, was abgegriegt etc. Wenn ich fertig war - hat der Küsschen mit den Vorderzähnen gegeben (so wie sie normalerweise Fell abschaben) - das war Zeichen für "ich mag dich". Das hat der solange gemacht, bis ich den gestreichelt hab. Sobald ich also ebenfalls die "ich mag dich" Geste erwiedert habe - explodierte der in den (Spiel-)Kampfmodus mit knurren, zerren, beißen, alles.
Das war ein kompletter Zufall. Aber daran sieht man - wie sich solche Rituale entwickeln. Der hat von meiner Schwester die Küsschen geben gelernt (damit er nicht schleckt) - ich kämpfe sehr rauh mit Hunden - ich bin also der perfekte Beiß-Partner an dem man richtig reißen kann. Streicheln war meine reine Zufallsreaktion auf seine Küsschen. Und plötzlich hast du einen absurden Ablauf... ein Ritual, was sicher stellt, dass niemand in den Ernstmodus gehen muss.
Die können sich also ganz absurd u. plötzlich entwickeln - es ist bei Tieren nur wahrscheinlicher dass die gleich aussehen, basierend auf deren Physis.
Wissenschaftlich gehen wir im Augenblick davon aus - dass um so intelligenter ein Tier um so komplexer werden die Rituale. Schimpansen z.B.setzen sich voreinander und fassen sich an den Händen. Machen das für ne Weile und danach legen die "brutal" los. Deswegen können Katzen auch miteinander kämpfen (im Spiel) ohne sich zu verletzen. Die haben vorher ausgemacht: Das ist jetzt Spiel. Ich mag dich.
Zu dem "Ich mag dich" - hau ich dich mit ner eigenen Theorie zu, basierend auf Beobachtungen von verschiedenen Verhaltensforschern, die Tierlaute/Gesten beobachtet haben von Tieren die eine normalerweise "feindliche" Situation überbrücken (z.B. bei der Paarung, wo die normalerweise sich wegjagen). Ich glaube: Dass Liebe auszudrücken schwerer ist als Zerstörung. Und daher eine Aufwendung getätigt wird - ähnlich wie wenn ich dir eine Rose schenke. Da muss ich ja was für tun, bevor ich die Rose irgendwo her hab, muss die auch noch tragen - das heißt um so mehr Aufwand ich mache - um so mehr drücke ich meine "Freundlichkeit" aus.
Weil es ist im Tierreich relativ durchgängig, dass hier mit mehr Aufwand kommuniziert wird. Also Aufwand (egal wie) bedeutet Freundlichkeit/Liebe.
Wie gesagt: Total eigene Theorie - geh nicht einfach raus und erzähl das jemanden als gesetzt.^^
Jetzt mal auf die Katze übertragen: Er könnt genau so gut sein Köpfchen reiben. Ging schneller als lecken. Gestik ginge noch schneller. Oder so ein Schnurr-Schnurr. Also er betreibt eine Menge Aufwand um zu sagen: Ich mag dich. Und deswegen triggert das Hauen auch keine negative Reaktion. Das sieht man auch manchmal bei Katzen - dass die erst schmusen/lecken und dann plötzlich in den Ringkampf gehen. Das Miteinander vorher - gehört mit zu dem Ringkampf dazu.