Wann ist es Zeit für den letzten Weg?

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Warnhinweis bei medizinischen Ratschlägen

Achtung: Bei medizinischen Problemen sollte stets die Meinung eines niedergelassenen Tierarztes oder einer Tierklinik eingeholt werden.
sommerli

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21. April 2012
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1.364
Hallo zusammen,
ich eröffne diesen Threat als Ort für Grundsatzdiskussionen. Es wird durchaus von mir gebeten Meinungen auszutauschen und ich hoffe keiner fühlt sich persönlich angegriffen, denn dies ist nicht meine Intension.
Es geht mir darum, wann es Zeit für den letzten Schritt ist.

Das Ganze ist dadurch aufgekommen, dass ich letzte Woche mein Pferd einschläfern lassen musste :(
Für mich war der Zeitpunkt gekommen, in dem man für das Tier die Entscheidung trifft es zu beenden.
Anschließend habe ich durchaus auch einige Anfeindungen bekommen, ich hätte mein Pferd umgebracht (was mich sehr verletzt hat, denn ich habe mein Pferd sehr geliebt).

Ich habe auch zwei Katzen und um Katzen soll es hier gehen, aber wann ist für euch der Moment gekommen wann das Tier eingeschläfert werden soll?
Reicht euch für eine solche Entscheidung eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität?
Wie seht ihr das bei beispielsweise einem gelähmten Tier? Wie viele Meinungen holt ihr ein, wie lange probiert ihr es?

Es ist total schwer eine solche Entscheidung zu treffen, aber wann ist es notwendig und wann lasse ich das Tier leiden, weil ich nicht loslassen kann?

Beste Grüße
Sommerli
 
A

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Hallo Sommerlie

Es tut mir leid mit Deinem Pferd :( Es ist immer ein schwerer Schritt und ich finde, Außenstehende sollten überlegen, bevor sie etwas dazu sagen.

aber wann ist es notwendig und wann lasse ich das Tier leiden, weil ich nicht loslassen kann?


Das ist bei mir der Punkt: leiden. Keines meiner Tiere soll leiden. Damit meine ich nicht, dass ich nicht medikamentös gegen Schmerzen vorgehen würde. Ich würde auch eine OP machen lassen, selbst wenn es das Tier hinterher für eine Zeit schwer hätte, da eingeschränkt o. Ä.

Aber wenn ich merke, das Tier selbst will nicht mehr, kämpft nicht mehr oder aber ich weiß, dass es ein auswegloser Kampf ist, der mit viel Leid bis zum Ende hin verbunden ist.

Beispiel meine Lilly. Sie war meine Herzenskatze, mein Sonnenschein. Hat Freitag Abend schon so "komisch" gegessen. Samstag dann gar nichts. Sonntag zu meiner TA, die auch Notdienst macht. Sie hat festgestellt, dass Lillys Zunge nicht i.O. war. Es war ein kleines (!) tumoröses Etwas zu sehen. Wir haben gedacht/gehofft, eventuell "nur" eine Entzündung. Aber Lilly hat nichts mehr gegessen oder getrunken. Sie hat es versucht, aber dann ausgespuckt. Sie hatte definitiv Hunger. Montag Morgen mit der TA telefoniert, sie bekniet, dass sie Lilly operiert (Ich hatte schon mal eine Katze mit nur einer 3/4 Zunge - das ging).

Mit Lilly hingefahren. Auf die Zunge geguckt. Fast die ganze Zunge hätte entfernt werden müssen :( Das geht gar nicht für eine Katze. Und ich wollte nicht, dass sie verhungert oder ein multiples Organversagen bekommt. Es ist mir noch nie so schwer gefallen, diese Entscheidung für Lilly zu treffen. Sie war erst 5,5 Jahre alt. Ich heule heute noch bei dem Gedanken an sie.

Aber das ist für mich der Punkt, wo ich an die Katze denke. Sie sollte nicht leiden und elendig zugrunde gehen. Sie wollte leben, das weiß ich, aber es hätte nur noch ein paar Tage gebraucht, bis das richtige Leiden angefangen hätte. War es jetzt richtig oder war es falsch? Das frage ich mich zwar auch immer wieder zwischendurch, aber sie hat noch nicht gelitten. Das ist mein Trost.

Ataxiekatzen oder Lähmungen oder Amputationen - das ist kein Grund für mich zum einschläfern, wenn ich merke, dass Tier hat trotzdem Lebensfreude.
 
Aber das ist für mich der Punkt, wo ich an die Katze denke. Sie sollte nicht leiden und elendig zugrunde gehen. Sie wollte leben, das weiß ich, aber es hätte nur noch ein paar Tage gebraucht, bis das richtige Leiden angefangen hätte. War es jetzt richtig oder war es falsch? Das frage ich mich zwar auch immer wieder zwischendurch, aber sie hat noch nicht gelitten. Das ist mein Trost.

Das ist auch mein Trost. Mein Pferd wollte auch leben, hatte noch keine Schmerzen, aber diese waren unausweichlich und Lebensqualität hatte er so wie er war auch keine mehr :( Ich wollte ihm das elendig zugrundegehen ersparen, ich war natürlich dabei bis zum Schluss, wollte ihn nicht allein lassen, aber es war glaub ich der härteste Tag in meinem Leben bisher :(
 
Oftmals wünschte ich, dass wir Menschen auch für uns entscheiden dürften. Es gibt Krankheiten, wo Leiden und Schmerzen vorprogrammiert sind und es keine Heilung o. Ä. gibt. Da sollte man selbst entscheiden dürfen. Aber gut, da - und erst Recht da - werden sich die Meinungen der Menschen sehr unterscheiden.

Noch einmal mein Beileid für Dich :( Auch Pferde haben sicherlich ein Regenbogenland, wo sie fröhlich wieder umher springen.
 
Ich denke das kann man grundsätzlich nicht entscheiden. Es kommt immer auf die individuelle Situation an. Gerade Lebenswille ist meiner Meinung nach oft ein Punkt der überbewertet wird ( da nicht willenlich beeinflußbar). Ich persönlich bin mittlerweile so weit die Entscheidung, gerade bei Nagern, an dem Überleben in freier Wildbahn fest zu machen. Ich denke mit jahrelanger Schmerzmedikation und Päppelfutter tut man Tieren nicht unbedingt einen gefallen. Aber selbst da muss man halt wirklich auch immer das individuelle Tier sehen.
 
Das Ganze ist dadurch aufgekommen, dass ich letzte Woche mein Pferd einschläfern lassen musste :(
Für mich war der Zeitpunkt gekommen, in dem man für das Tier die Entscheidung trifft es zu beenden.

Stichwort Pferd. Unser Pferdetrainer hat da manchmal krasse Ansichten, aber wenn man drüber nachdenkt auch nicht unrecht. Er sagt, wenn ein Pferd nicht mehr Schmerzfrei laufen und rennen kann, macht er Schluss. Selbst wenn es dem Tier sonst gut geht. Als Lauftier hält er das für Tierquälerei.

Bei unseren Hunden und Katzen war es immer schwierig. Meist hat der TA nen Tipp gegeben. Und trotzdem fragt man sich später ob es richtig war.
 
Meine Frage in solch einer Situation an den TA lautet wie folgt:

Was würden Sie tun, wenn es ihr eigenes Tier wäre?

Eine meiner Katzen war zum Zeitpunkt des TA-Besuches in einem so schlechten Zustand, daß ich davon ausging, sie nicht wieder mit nach Hause zu bekommen. Es war ein Freitag.
Sie bekam Schmerzmedis und eine Infusion und die Auflage zur Wiedervorstellung am Samstag.
Dort wiederholte sich die Behandlung. Am Freitag hat der TA gesagt, der Zustand müsse sich über`s WE deutlich erkennbar bessern, sonst würde er sein eigenes Tier am Montag einschläfern. Die Chance der drei folgenden Tage würde er dem Tier aber geben wollen.
Leider schlug die Behandlung nicht an, die Katze wurde dann doch eingeschläfert.

Die oben genannte Frage würde ich in einer vergleichbaren Situation immer wieder stellen. Ich gehe bei meinem TA davon aus, daß er sie ehrlich beantwortet (Er hat selber Haustiere).
 
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Es tut mir leid, um den Tod Deines Pferdes Sommerli. Es ist aber richtig was Du getan hast.

Für mich ist der Punkt erreicht, wenn der Lebensqualität nicht mehr gegeben ist. Wenn das Tier leidet. Der TA bei den ich bin, sagt immer - wenn man ein Schub und eine Chance gegeben hat und es geht nicht aufwärts. Dann ist es so weit.

Ich denke eben diese Chance gebe ich auch, aber dann ist es wirklich so weit.
 
Ich musste diese Entscheidung bei meinen Katzen schon vier mal treffen. Gibt es den richtigen Zeitpunkt? Ich denke das kann man pauschal nicht sagen.
Jeder kennt sein Tier am besten und ich denke man merkt es wann die Zeit gekommen ist. Natürlich probiert man alles, wenn es aber nicht mehr geht, das Tier nur noch leidet, dann tut man das richtige wenn man es erlöst und es auf seinem letzten Weg begleitet.
 
  • #10
Stichwort Pferd. Unser Pferdetrainer hat da manchmal krasse Ansichten, aber wenn man drüber nachdenkt auch nicht unrecht. Er sagt, wenn ein Pferd nicht mehr Schmerzfrei laufen und rennen kann, macht er Schluss. Selbst wenn es dem Tier sonst gut geht. Als Lauftier hält er das für Tierquälerei.

Bei unseren Hunden und Katzen war es immer schwierig. Meist hat der TA nen Tipp gegeben. Und trotzdem fragt man sich später ob es richtig war.

So wars tatsächlich bei meinem Pferd. Schmerzen hatte er noch keine, aber wären in Folge der Fehlbelastung über lang oder kurz leider sehr sicher gekommen (erste schwerwiegende Probleme waren bereits vorhanden). Laufen, rennen, spielen und simple dinge wie hinlegen und aufstehen waren nicht mehr möglich und wären auch zu 99,9% nie wieder möglich gewesen. Schon allein Schritt gehen war nur mit mühe möglich... 5 Wochen habe ich um ihn gekämpft, einfach weil er keine Schmerzen hatte und ich Hoffnung auf Besserung...

Den Tierarzt fragen halte ich auch oft für wichtig, aber auf eine Meinung würde ich mich nicht verlassen wollen. Da sind die Meinungen einfach so differenziert. Beispielsweise eine dreibeinige Katze, 50% der Tierärzte würden sie einschläfern, die anderen 50% nicht.

Ich hätte mich bei meinem Pferd auch nie mit einer Tierarztmeinung zufrieden gegeben. 5 Tierärzte habe ich mir geholt und in 2 Kliniken habe ich ihn gefahren, 4 Tierärzte haben eine Meinung abgegeben, einer hatte mit der spezifischen Verletzung zu wenig Erfahrung und mich weitergeschickt.
 
  • #11
Den Tierarzt fragen halte ich auch oft für wichtig, aber auf eine Meinung würde ich mich nicht verlassen wollen. Da sind die Meinungen einfach so differenziert.

Natürlich ist es unterm Strich meine Entscheidung.
Ich bin die Person, die die Katze täglich erlebt und nicht der Arzt.
In dem von mir genannten Beispiel war es aber so, daß die Katze vom Doc noch eine Chance bekam, die ich nicht auf dem Zettel hatte.
Es hat leider nicht geholfen, aber wir haben`s versucht.
 
  • #12
Anschließend habe ich durchaus auch einige Anfeindungen bekommen, ich hätte mein Pferd umgebracht (was mich sehr verletzt hat, denn ich habe mein Pferd sehr geliebt).
Liebe/r Sommerli,
es tut mir sehr leid, dass Sie Ihr Pferd verloren haben und gehen lassen mussten. Das ist seelischer Schmerz der entsteht und seine Zeit braucht um gelebt und ausgehalten zu werden.
Dafür spreche ich mein Mitgefühl aus.
Es tut mir ebenso leid, dass Sie da angefeindet und verletzt wurden, statt Beistand zu erfahren.
Sofern es fremde Menschen waren, sollte Sie das jedoch nicht berühren, da es dann nur deren Projektionen sind. Wenn es Freunde waren, die das getan haben, würde ich diese wechseln.

Zu Ihren Fragen: Als Tierhalter/innen haben wir nicht nur die Verantwortung, sondern auch die ethische Pflicht unseren Lieblingen unnötiges und langes Leid zu ersparen. Bei Tieren steht ja die Euthanasie zur Auswahl und ist berechtigt, wenn die Lebensqualität des Tieres mehr als nur eingeschränkt ist, dabei keine Aussicht auf Heilung mehr besteht und das Tier offensichtlich Qual damit hat in seinem Körper zu sein. Es gehört zu den schwersten Entscheidungen die Tierhalter zu treffen haben. Auch ich musste sie bereits treffen und bin dankbar da einen deutlichen Hinweis meiner Tierärztin bekommen zu haben, als es einmal anstand.

Danke für das Thema. Ich werde hier sicher interessiert die weiteren Beiträge lesen.


.
 
  • #13
Ich musste diese Entscheidung bei meinen Katzen schon vier mal treffen. Gibt es den richtigen Zeitpunkt? Ich denke das kann man pauschal nicht sagen.
Jeder kennt sein Tier am besten und ich denke man merkt es wann die Zeit gekommen ist. Natürlich probiert man alles, wenn es aber nicht mehr geht, das Tier nur noch leidet, dann tut man das richtige wenn man es erlöst und es auf seinem letzten Weg begleitet.

Eben und ich stehe gerade davor. Es sind zwei Seelen: Du und das Tier. Ich möchte das Tier ein lebenswertes Leben ermöglichen aber jetzt schlug der Krebs zu. Meine Katze will leben, zeigt sie richtig gehend. Ich weiss sie kann es nicht.
Beende ich es jetzt !
Jedes Mal wenn ich Futter gebe, merke ich ihr Zittern, mal urinierte sie wie gestern. Gestern war aber auch zu viel. Wenn das Futtern vorbei ist, ist alles wieder in Ordnung, sie rennt und springt. Sie will aber essen, sie hat Hunger.
Ich stehe gerade diesen Kampf durch und weiss, während sie mich anschaut und leben will, hauche ich ihr leben aus.
Ich stehe auch davor. Tue ich es noch rechtzeitig? An sich will sie leben, aber ein Leben ohne Leid auf diesen Wege gibt es nicht. Also wann tue ich es, wann.
 
  • #14
Dann stehen wohl viele von uns vor den gleichen Problemen. Wie auch anders?
Meine Katze ist 17 und hat Niereninsuffizienz, die homöopathisch sehr gut behandelt wird. Dann hat sie noch einen Tumor kurz vor dem rechten Hinterbein, der der Einschätzung der Tierärzte nach ein bösartiger sein soll.
Und ich? Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Meine Katze ist sehr dünn, wahrscheinlich weniger als 2,75 kg. Sie fraß bis vor einer Woche noch gut, ging raus, hatte Kraft zum Springen und Rumjaulen, was sie ohne Ende beherrscht. Dann waren wir am Dienstag in der Tierklinik. Die Lunge sollte geröngt werden, um festzustellen, ob Metastasen da sind. Pustekuchen! Sie wollte es nicht zulassen.
Ich fragte die Ärztin, woran ich denn merken würde, wann es Zeit ist. Antwort: Wenn es nicht mehr Ihre Katze ist. Aha!
Nach der Tierklinik war es nicht mehr MEINE Katze. Sie wollte und will nur noch raus, kam auch eine Nacht nicht und frisst jetzt bei mir nicht mehr.
Aber nach wie vor ist sie gut bei Kräften! ???????????????? Was ich denke? Ist es ein letztes Aufbäumen der Lebenskräfte? Woher soll ich aber wissen, wann es so weit ist, wenn sie noch so viel Kraft hat? Oder hat sie draußen Futter gefunden, weil ihr das Nierenfutter nicht schmeckt, das sie seid 3 Monaten bekommt? Nur Fragezeichen!
Morgen gibt es wieder einen Besuch bei der homöopathischen Ärztin. Magnetfeldtherapie bekommt ihr auch sehr gut.
Die homöopthischen Mittel sollen bewirken, dass es ihr in ihrer letzten Zeit besser geht, sie aber auch schneller gehen kann, wenn es so weit ist. Nur wie soll ich das merken, wenn sie noch so kräftig ist?
Im Moment gibt es keine Antwort. Abwarten!
Ich möchte allen in einer ähnlichen Situation den Mut zusprechen, den ich manchmal gar nicht mehr habe. Ich glaube, die Tiere kommen mit ihrer Situation viel besser zurecht als wir.
Für mich ist es mit 67 Jahren das erste Mal, dass ich ein Tier verliere. Sie ist meine Erste, zugelaufen! Dann kam 6 Jahre später noch ein Kater. Auch zugelaufen und geblieben! Ich versuche alle Gedanken, um mich zu trösten und meine Panik zu beherrschen: vom späteren Wiedersehen und dass es ihr im Regenbogenland gutgehen wird. Nützt bisher nichts. Bin wie im Tunnel. Leider auch alleinstehend, Familie ausgestorben. Es muss gehen und es wird gehen. Wie heißt es so schön? Gott bzw. das Schicksal mutet uns nur so viel zu, wie wir tragen können? Ich weiß es manchmal nicht!
Ganz liebe Grüße an alle Mitleidenden.
Elsch
 
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