Schlimme Schuldgefühle nach Einschläferung

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Achtung: Bei medizinischen Problemen sollte stets die Meinung eines niedergelassenen Tierarztes oder einer Tierklinik eingeholt werden.
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Efeublatt

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15. Juni 2025
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Hallo an alle,

Ich wende mich an euch, obwohl mein geliebter Kater bereits eingeschläfert wurde- und ihm somit nicht mehr geholfen werden kann...Genau das ist aber auch das Thema. Ich brauche eure Einschätzung als objektive Zuhörer . Hier seine Geschichte in Kurzversion. Mein 3 jähriger Kater zeigte im Januar sehr plötzlich Symptome wie Appetitmangel und Schwäche. Ausserdem trank er viel. Ich machte mich sofort auf den Weg zu meinem TA.

Meinem Engel wurde schließlich nach einer langen Diagnosenfindung und etlichen Tests um verschiedenes auszuschließen eine immunvermittelte hämolytische Anämie diagnostiziert. Er bekam daraufhin eine Bluttransfusion und Prednisolon sowie Antibiotika. Die Medikamente wirkten, und wir schlichen sie dann langsam über Wochen mit dauernden Bluttests aus. Vor den Bluttests hatte er solche Angst, dass er sich jedes mal vor dem TA, als ich ihn in die box gesetzt habe, einuriniert hat. Es brach mir jedes mal das Herz. Ich fütterte ihn jeden Tag morgen und abend von hand, damit er genug frass. Als er medikamentenfrei war, operierten wir dann noch seine Zähne (er hatte zusätzlich auch noch FORL).

Der Tierarzt meinte danach, ich solle ihn einfach ganz genau beobachten, falls die Anämie zurück käme, aber es könne gut sein, das alles überstanden sei. Danach schien auch vorerst alles gut. Doch ca 2 Monate nach seiner ersten Bluttransfusion wurde mein Kater plötzlich wieder etwas schwach. Bei den allerersten Anzeichen seiner Schwäche nahm ich ihn wieder in die Tierklinik mit (ich dachte, der Hämatokrit ist wieder etwas gefallen und man könnte direkt wieder mit Prednisolon starten) dann in der Klinik die Nachricht: der hämatokrit lag bei nur 9! Und er brauche eine erneute Bluttransfusion. Ich war am Boden zerstört, zermürbt und völlig fertig von all den Arzt Terminen und ständigen sorgen, die ich seit 5 Monaten um mein Tier hatte.

Der Tierarzt in der tierklinik riet mir auf Rückfrage, was nun das beste sei, zu einer Einschläferung. Er meinte, mein Kater habe keine rosige Zukunft vor sich. Er sagte, Tiere mit dieser Erkrankung haben eine sehr verkürzte Lebensdauer (in der Klinik behandelten sie viele Tiere mit IHA) und schließlich stimmte ich in völliger Überforderung und Erschöpfung (finanziell und emotional) der Euthanasie zu.

Nun mache ich mir riesige Vorwürfe meinem geliebten Tier nicht noch die Chance der zweiten Bluttransfusion gegeben zu haben.... Hätte er nicht doch noch länger Leben können als einen, oder ein paar Monate? Im Internet und verschiedenen Foren habe ich nämlich nach der Einschläferung von Fällen gelesen, bei denen die Katzen gut eingestellt noch länger (1-3 Jahre) gelebt haben. Ich weiss, solche Infos sollte man immer mit Vorsicht geniessen. Trotzdem hätte ich mit diesen Infos die erneute Bluttransfusion glaube ich durchgeführt.

Ich hatte diese infos zu diesem Zeitpunkt nicht, trotzdem bleibt das beißende Gefühl, zu schnell aufgegeben zu haben. War es vielleicht zu früh? Mein kleiner hatte ja schließlich bei der ersten Bluttransfusion auch auf die Medikamente angesprochen. Habe ich ihn zu früh aufgegeben? Vielleicht hätte er noch einige Zeit gelebt,wenn er das prednisolon durchgehend genommen hätte.

Die Schuld frisst mich auf. Der Tierarzt meinte zwar, er bezweifle die Übertragbarkeit mancher Forums Beiträge anderer Besitzer Erkrankter Tiere (es sei immer ein Einzelfall) und er hätte meinem Schatz nicht mehr viel Zeit eingeräumt. Aber woher kann er wirklich wissen, das er nicht doch noch Zeit gehabt hätte??

Es bleibt das Bauchgefühl danach, dass es falsch war.....Habe ich falsch gehandelt? Habe ich wirklich zum Wohl meines Tieres entschieden? Was denkt ihr schläfern Tierärzte manchmal auch zu früh/vorschnell ein?
Habe ich meinem geliebten Tier Lebenszeit geraubt und ihn aus eigener Kraftlosigkeit aufgegeben? Danke im Voraus für eure Zeit...

Die Schuldgefühle sind gnadenlos und ich habe das Gefühl, kaum atmen zu können. Ich weiss nicht wonach ich suche, aber irgendwie bin ich einfach so verzweifelt....er fehlt mir so und ich habe das Gefühl meinen besten Freund verraten zu haben...

Danke fürs lesen 😥
 
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Hallo Efeublatt,
es tut mir sehr leid, was du und dein Kater durchmachen musstet.
Ich kenne mich speziell mit diesem Krankheitsbild und der Lebenserwartung nicht aus, aber kann vom Lesen her deine Entscheidung zur Euthanasie gut nachvollziehen. Es ist immer sehr schwer diese Entscheidung treffen zu müssen aber ich glaube, dass du richtig gehandelt hast.
Die meisten Tierärzte raten meiner Erfahrung nach nicht vorschnell zur Euthanasie. Sehr viele Tiere müssen unnötig lange leiden, weil ihre Besitzer noch nicht loslassen können oder schlicht und einfach zu spät merken dass es ihrem Tier schlecht geht und erst zum Tierarzt gehen wenn es zu spät ist. Das ist auch sehr belastend und frustrierend für die Tierärzte, die dann nichts mehr tun können außer das Tier einzuschläfern.

Die erste Intention ist meist die Richtige, erst im Nachhinein beginnt man dann groß seine Entscheidungen zu hinterfragen.
Von deiner Beschreibung her, dass dein Kater einen so großen Stress hatte, wenn er wieder in die Box und zum Tierarzt musste, glaube ich dass du ihm viel Stress und Leiden mit deiner Entscheidung erspart hast.
Möge er in Friede ruhen.
 
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Tierärzte haben diesen stressigen und anforderungsvollen Job ( mit einer der höchsten Suizidraten) gewählt, weil sie Tieren helfen wollen. Kein TA wird bei einer so jungen Katze ohne guten Grund zum Einschläfern raten.
Du musst kein schlechtes Gewissen haben weil du seinem Rat gefolgt bist und deinem Katerchen längeres Leiden erspart hast.
Mein herzliches Beileid zu deinem Verlust. Wenn sie noch so jung sind ist es noch schlimmer als ohnehin schon…aber daran trägst du keine Schuld.
 
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Ich wende mich an euch, obwohl mein geliebter Kater bereits eingeschläfert wurde- und ihm somit nicht mehr geholfen werden kann...
Du hast ihm geholfen. Denn wie wäre das weitere Leben für ihn gewesen ?
Im Internet und verschiedenen Foren habe ich nämlich nach der Einschläferung von Fällen gelesen, bei denen die Katzen gut eingestellt noch länger (1-3 Jahre) gelebt haben.
Stand dabei wie lebenswert das Leben war, wie viele Tierarztbesuche und wie oft stand es kurz vor knapp?

Du hast das getan was Du in Absprache mit deinem Tierarzt für richtig und ohne weitere Quälereien für deinen Kater entschieden hast.
Ein würdiges Ende ist immer besser als ein unwürdiges Leben in Qual.

Bitte erinnere Dich an die schönen Zeiten.

Lieber Kater, komm gut über den Regenbogen.
 
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Deine Schuldgefühle sind m.E. voll normal, keiner trifft so eine Entscheidung leichten Herzens.
Und ich glaube auch, kein Tierarzt empfiehlt das Einschläfern grundlos.

Es bleibt nun mal die schwerste Entscheidung, einem geliebten Tier das Leben zu nehmen - aber letztlich ist es ein Liebesdienst.
Du hast ihm vermutlich viel Leiden erspart, denn selbst WENN er noch etwas mehr Lebenszeit gewonnen hätte, so kommt es doch auch auf die Lebensqualität an, meinst Du nicht auch ?
 
Vielen dank für eure lieben Antworten 🙏🧡 ich denke dadurch, dass ich im Nachhinein gesehen habe, was bei manchen Tieren mit IHA noch möglich war, fühle ich mich wie eine Rabenmutter. Den "richtigen" Zeitpunkt für eine Einschläferung abzupassen ist aber glaube ich auch extrem schwer.
Ich fühle mich einfach, als hätte ich mein Tier nicht bis zum Tod begleitet - sondern als hätte ich ihm noch einige schöne Monate (klar auch mit TA Besuchen usw) aber eben auch mit sehr schönen Momenten Zuhause (Schmerzen hätte er ja mit Tabletten keine gehabt) geraubt.
Würde man sich selbst nicht auch immer noch dazu entscheiden noch einige Monate länger Leben zu wollen? Auch mit transfusionen? Auch mit Tabletten? Solange man keine Schmerzen hat... Ich habe einfach das Gefühl, mittendrin aufgegeben zu haben. Ich denke immer: bei einer anderen, stärkeren Mama hätte er noch Leben dürfen 😥
 
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Würde man sich selbst nicht auch immer noch dazu entscheiden noch einige Monate länger Leben zu wollen? Auch mit transfusionen? Auch mit Tabletten? Solange man keine Schmerzen hat... Ich habe einfach das Gefühl, mittendrin aufgegeben zu haben. Ich denke immer: bei einer anderen, stärkeren Mama hätte er noch Leben dürfen 😥

Das kann man so nicht vergleichen, denn im Gegensatz zu uns Menschen leben Katzen nur im Gestern und heute, aber nicht in der Zukunft. Sie haben keine Liste zum Abarbeiten, niemandem mit dem sie noch abrechnen oder Frieden schließen müssen, keine unerledigten Angelegenheiten. Und in den Momenten wo es ihnen schlecht geht dann geht es ihnen schlecht, da gibt es keine Verständnis dass oder warum es nötig wird oder dass es wieder besser wird. Sie sind völlig unfähig einen solche Entscheidung zu treffen.
Wenn Du einen TA fragst wird er dir vermutlich sagen, lieber 2 Wochen zu früh als 2 Tage zu spät, denn die Gefahr den "richtigen" Zeitpunkt zu verpassen ist groß. Kein unnötiges Verlängern des Leidens, vor allem wenn die Erkrankung tödlich und progressiv ist und man realistisch nicht mit einer Heilung oder Stabilisierung bei guter Lebensqualität rechnen kann. Und da spielt durchaus auch eine Rolle, welches Leiden die Therapie und die regelmäßigen Arztbesuche für das individuelle Tier bedeuten.
Ich hab selbst 2 Scheumiezen. Ich denke nicht gern darüber nach, bin mir aber völlig darüber im Klaren dass ich denen im Falle des Falles keine TA-Besuche 2x die Woche zumuten kann. Sie bekommen die nötige Vorsorge, aber monatelange intensive Therapie wäre nicht möglich bzw. Quälerei.
 
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Ich muss ehrlich sagen, wenn er sich sogar selbst einpinkelt vor Angst, der TA mir zum einschläfern rät und es so aussieht als würde die langwierige Therapie immer nur einen sehr kurzen Zeitraum helfen - da hätte ich wohl wie du entschieden.
Wäre er einer der relativ unbeeindruckt vom TA wäre, oder halt wenigstens nur kein Bock hat aber keine Panik,.. ja wer weiß.
Aber ich denke du solltest dich nicht von anderen Geschichten im Netz verleiten lassen anzunehmen dass es bei euch ebenfalls noch gute Zeit gebracht hätte.
Der Abstand von wochenlang TA besuche und Therapie zu 2 Monate „frei“ und dann alles von vorn, klingt für mich so erstmal auch nicht richtig lebenswert.
Aber auch egal wie wir das sehen, wenn ein TA bei einem so jungen Tier das Thema auf den Tisch bring, glaube ich auch, dass er es im besten Interesse des Toerd gemacht hat.

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit!
 
Danke für den Rat und die Perspektive jedes Einzelnen. Es hilft mit sehr hier jeden Tag reinzuschauen und zu lesen was ihr schreibt 💜danke an euch😪
 
Du hast dir dir Entscheidung nicht leicht gemacht.
Ja es gibt Fälle, bei denen die Katzen mit IHA medikamentös eingestellt lange Zeit ohne Rezidiv leben können.
Leider sind das nicht alle Fälle. Euer recht baldiger Rückfall zeigte leider eine ungute Prognose.
Die TÄ haben sicher Erfahrungen damit und raten nicht vorschnell, sondern wägen alle Informationen ab.
Und gerade die beschrieben Panik vor TA-Besuchen trägt auch zu solcher Entscheidung bei.

Richtig und falsch gibt es ohnehin nicht in dieser Situation.
Und jede Entscheidung, die aus dem Herzen und aus Liebe geschah ist die richtige in dem Moment.

Leider gehören anschließende Zweifel zum Verarbeitungsprozess. Lass dich davon nicht verrückt machen.

Ich fühle mit dir und wünsche dir weiterhin Kraft.
 
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