Natürlich ist die Sache viel komplexer als hier beschrieben. Ich wollte den Text nur nicht ausufern lassen.
Also zuerst zu Lili und ihrer Vorgschichte. Sie ist uns voriges Jahr im Juli als kleines Häufchen Unglück und kaum größer als eine Handvoll zugelaufen. Wir haben zwei Wochen gebraucht, bis sie einigermaßen Vertrauen zu uns hatte. Sie wurde offensichtlich ausgesetzt und musste allein über die Runden kommen. Just zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch eine steinalte Main Coon, die in der Wohnung lebte und unter Aufsicht auch auf den Hof durfte. Lili hatte sie sofort ins Herz geschlossen und wollte ihre Freundschaft. Die alte Frau wollte das zwar nicht so, aber ließ sie gewähren. Nun ist sie leider dieses Jahr im April altersbedingt gestorben. Und das war der Grund weswegen wir wieder über eine zweite Katze nachgedacht haben. Da es mir schon immer ein Anliegen war, Katzen, denen es nicht gut geht, ein schönes Leben zu bieten, hatten wir uns Romeo im Tierheim ausgesucht und geholt.
Zwei Fehler haben wir dabei gemacht, die uns die Katzenpsychologin erklärt hat, und die uns eigentlich auch hätten klar sein müssen. Erstens ist Lili damals noch klein gewesen und hat unsere Main Coon sicherlich als Mutterersatz und nicht als Katze gesehen. Mittlerweile ist sie ausgewachsen und hat ihr eigenes Revier und ist wahrscheinlich als Katze nicht mit anderen Katzen sozialisiert wurden, da sie ja so klein ausgesetzt wurde und kann deswegen wahrscheinlich nichts mit anderen Katzen anfangen. Sie ist eine extreme Freigängerin und kommt nur zum Fressen ins Haus oder bei Regen oder Kälte. Dabei ist sie ansonsten äußerst liebenswert, wird gern auf den Arm genommen und durchgekrault, also wie eine normale Hauskatze eben. Zweiter Fehler war, dass wir nicht erst mal mit Geruchsproben unserer Lili bei Romeo und umgekehrt getestet haben, ob es funktionieren könnte und das noch vorm Kennenlernen.
Zu Romeo. Wir haben für ihn ein Katzenzimmer mit voller Ausstattung hergerichtet, wo er sich erst mal eingewöhnen kann. Natürlich hat es eine Woche gedauert, bis er aus der Ecke herauskam und uns wenigstens im Zimmer akzeptiert hat. Aber für uns ist sowas kein Problem, weil für die Eingewöhnung von neuen Katzen haben wir unendlich Geduld und Zeit. Nach zwei Wochen hat er dann schon neben uns gesessen, aber Berühren war tabu. Aber alles nur eine Frage der Zeit... Im übrigen hat er laut Aussage Tierheim vorher in einer Wohnungauf dem Balkon gelebt. Mehr Aussagen konnten sie nicht mitteilen. Er war also definitiv kein Freigänger. Was keiner weiß, wo er geboren ist und wie er die erste Zeit aufgewachsen ist.
Drei Wochen war die Tür komplett verschlossen und nur geöffnet wenn wir das Zimmer betreten oder verlassen haben. Schon am ersten Tag hat Lili gerochen, dass da jemand anderes in der Nähe war und hat sofort gefaucht, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. Und wie schon in der ersten Antwort geschrieben, verschlechterte sich Lilis Laune zusehends und wurde bis heute immer schlechter. Erst kam sie wenigstens noch ins Haus, vermied aber in der ersten Stock zu gehen, wo Romeos Zimmer war. Aber dann ging sie gar nicht mehr hoch, sondern fraß nur noch und zischte wieder nach draußen. Nach drei Wochen haben wir eine Gittertür gebastelt um Romeo den Blick aus seinem Zimmer zu ermöglichen und ein optisches Kennenlernen zu ermöglichen. Und von da an wurde es für Lili noch schlimmer. Sie hat ihn einmal von unten die Treppe hoch am Gitter gesehen und das wars... Seitdem kam sie kaum noch ins Haus, faucht schon an der Haustür, frisst nur wenig unter ständigem Umherschauen und ist auch schon wieder weg. Just zu diesem Zeitpunkt nach ca. 4 Wochen hatte Lili auch noch einen Unfall und eine Beckenfraktur, so dass wir gezwungen waren, sie im Haus einzusperren. Seitdem lebte sie nur noch auf dem Dachboden oder in der ersten Etage. An Romeos Zimmer rannte sie nur schnell vorbei, meistens mit fauchenden Ton. Romeo, der laut Aussage Tierheim mit anderen Katzen aufgewachsen ist, war da ganz anders. Wenn er Lilis Nähe spürte und bei dem einem Blickkontakt damals, saß er neugierig am Gitter und mauzte leise und sehnsüchtig. Also denken wir, dass von Romeos Seite aus eine Zusammenführung okay wäre.
Nach zwei Wochen konnten wir Lili wieder raus lassen und seitdem hat sich ihr Verhalten nicht geändert. Kaum Hausbesuche und Fressen so wenig, dass wir wieder anfangen mussten, sie draußen zuzufüttern, damit sie genug zu Futtern bekommt. In den zwei Wochen wo sie mit drin war haben wir es mit Pheromonen und Beruhigungsspray versucht, Leckerlis im Haus verteilt um sie freiwillig in die Nähe von Romeo zu bekommen, aber das Ergebnis war null. Zwingen wollten wir sie nicht.
Nachdem Lili wieder raus durfte haben wir angefangen, Romeo nach und nach das Haus zu zeigen, und seitdem lebt er mit im ganzen Haus. Sein Futter bekommt er nur in seinem Zimmer, so dass wir die Tür bzw. das Zimmer zu machen konnten, um Lili wenigstens im Haus füttern zu können. Eine kleine Hoffnung hatten wir, dass sich Lili an den Greuch von Romeo gewöhnen würde, wenn er im ganzen Haus verteilt ist. Zusätzlich haben wir beiden noch CBD Öl gegeben. Aber ihr könnt euch denken, dass auch das gar nichts gebracht hat, sondern würden wir ja hier im Forum nichts schreiben brauchen.
Wir haben im Internet nach Lösungen für ähnliche Fälle recherchiert, auch hier im Forum, aber keine ähnlichen Fälle gefunden. Auch ein Beitrag hier brachte keine Antwort. Daraufhin kontaktierten wir eine professionelle Katzenpsychologin in Berlin, und nach vielen Kontakten, Gesprächen etc. konnte auch sie keine befriedigende Lösung finden.
Laut ihrer Aussage und einem Vorschlag hier aus dem Forum besteht nur eine Möglichkeit, und das wäre alles auf Null zu setzen und nochmal von vorn anzufangen. Heißt, Romeo wieder einsperren und Lili erst mal wieder ans Haus gewöhnen. Wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir Romeo eine eigene Etage zur Verfügung stellen, aber das geht Bauartbedingt eben nicht. Und wir wollen Romeo definitiv nicht wieder wochen- oder monatelang in ein Zimmer sperren. Wir sind so froh, dass wir heute nach über zwei Monaten es erstmals geschafft haben, ihn am Kopf berühren zu dürfen, ohne dass er abhaut oder zuschlägt. Er muss vor unserer Zeit Schlimes durchlebt haben, dass er so ängstlich ist, bzw. war. Aus unserer Sicht und auch der Katzenpsychologin ist es für Romeo besser, wenn er ein anderes freundliches Zuhaus findet, wie schon in unserem Gastteintrag beschrieben.
Da jetzt die kalte Jahreszeit anfängt, und wir keine Lösung parat haben, und wir nicht wollen, dass Lili im Winter frieren muss, nur weil sie nicht mehr ins Haus kommt, solange Romeo noch hier wohnt, wird uns keine andere Möglichkeit bleiben. Wir habe Angst, dass sich Lili dann ein anderes Zuhause sucht, und das wollen wir auf keinen Fall. Sie war als erste da, und hat sozusagen das Hausrecht.
Noch eine Anmerkung zu den sicherlich gut gemeinten Einträgen. Ja, zwei Monate sind viel zu wenig zum Kennenlernen. Das wissen wir auch, schließlich haben wir mehr als 40 Jahre Katzenerfahrung. Und noch nie mussten wir uns von einer Katze wieder trennen. Wir habe immer eine Lösung gefunden, aber diesmal selbst mit professioneller Hilfe eben nicht. Und wer von Euch solange mit Katzen Erfahrung hat, weiß, dass uns das Herz bluten wird und Tränen fließen werden, wenn Romeo gehen muss. Vor allem, nachdem wir jetzt endlich Fortschritte bei seiner Sozialisierung erreicht haben. Und ja, für Romeo wird es Anfangs wieder sehr schwierig werden, aber letztenendes wird er sicherlich ein schönes Leben haben. Den Anfang dazu konnten wir ihm sicherlich übermitteln. Und es wäre schön, wenn ihr nicht nur schreiben würdet, wie es NICHT sein sollte, denn unsere Fehler wissen wir schon, sondern vielleicht gut Tipps geben könntet, wie wie doch noch eine Zusammenführung schaffen würden.