Katze als soziales Wesen

  • Themenstarter Themenstarter Prof. Dr. Armin Wöhrle
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Also Einzelkatzen findet man hier in der Regel nur von Neu-Usern, außer es sind wirkliche Spezialfälle aus nachvollziehbaren Gründen.
Katzen muss man sich halt leisten können und heut zu Tage ist das leider alles andere als einfach.

Aktuell habe ich 3: 2 Kater eine Katze. Die Katze (Ivy) + einer der Kater (Panda) Geschwister, der zweite Kater (Diego) kam über das Forum danach zu mir, weil er ein perfect Match mit dem anderen Kater war, ich mich direkt verliebt hab und er keine Anfragen hatte (unvorstellbar 😁 aber mein Glück). Die Wohnung in der ich wohne (reine Wohnungshaltung) wäre von der Größe für 1-2 mehr Katzen noch in Ordnung. Zumindest auf dem Energie- und Bewegungslevel meiner 3 Bestandskatzen.

Ich sehe hier aktuell regemäßig eine Katze bei den Notfellchen, die perfekt passen würde charakterlich und für alle 4 Katzen hätte diese Konstellation sicher einen großen Mehrwert. Gerne würde ich ihr ein Zuhause geben. Aber - obwohl ich mittlerweile recht gut verdiene - hält mich schon schlicht das Finanzielle zurück. Sie wäre auch im gleichen Alter wie meine, jung.. der Gedanke (im besten Fall) 4 Senioren hier zu haben, die dann alle in nahem zeitlichen Abstand sämtliche typischen Probleme bekommen können, mit bis dahin weiß Gott was für Tierarztkosten.. puh. Ne. Außerdem eine 4. Vollversicherung (weil alles andre schon an finanziellen Wahnsinn grenzt, wenn man die Möglichkeit mit jungen Katzen hat) wäre dann auch wieder 50€/Monat, Tendenz stark steigend.

Auch ein älteres Paar, das man nicht mehr trennen möchte, es schwer hat ein Zuhause zu finden, hätte ich mir bei passendem Charakter gut vorstellen können. Die sind aber nicht mal mehr versicherbar. Und da muss ich ehrlich sagen, ist mir das finanzielle Risiko zu groß. Selbst wenn ich ein wirklich fettes Sparkonto hätte, steigen ja auch für Menschen die Kosten und die Altersabsicherung für junge Generationen ist schon selbst ein Bauschmerzthema.

Vielleicht werden es also irgendwann in 5-8 Jahren nochmal 2 Kitten/Jungkatzen, je nachdem wie die Lage dann aussieht.

5 wäre aber für die Wohnung auch meine absolute Schmerzgrenze, bis dahin wirds wahrscheinlich realistisch aber eh eine andere sein. Aber auch mit riesigem Haus und Hof wäre 5, vielleicht noch 6, meine Schmerzgrenze aus finanziellen Gründen, solang ich nicht reich wäre. Alles andere wäre dann maximal als Notfall zur Pflege. Ich will, dass alle meine Katzen die beste medizinische Versorgung bekommen können und ich keine Abstriche machen muss.

Gut, das war jetzt ein Exkurs zum Thema: warum nicht mehr Katzen?

Zum Thema mit dem dominanten Tier/Chef:
Ich kann bei meinen 3 zumindest interessante Dynamiken beobachten.
Diego, der Ältere von den beiden Katern, der ja auch schon ausgewachsen zu uns kam, während Panda noch im Wachstum war.. der eilt immer sofort zur Stelle, wenn Panda doch mal zu grob mit Ivy spielen will und sie sich lautstark beschwert. Selbst aus dem Tiefschlaf steht er genervt auf, stürmt zu den beiden, stellt sich einfach nur dazwischen auf, wartet kurz, wirft sich dann einfach auf den Boden und putzt sich, als wäre nichts passiert. Damit wird grundsätzlich jede Differenz der zwei Kleinen sofort gestoppt.

Ivy wird aber schon von beiden Jungs anders behandelt. Wenn Spielversuche der Jungs zu doll werden, wird zwar kurz mal gemeckert und gehauen, aber es wird nie richtig grob. Während die Jungs untereinander schon mal raufen und Diego auch versucht, Panda zu dominieren, in dem er sich manchmal auf ihn hockt und festhält - bis Panda protestiert. Panda lässt sich das aber auch ewig gefallen, obwohl er mittlerweile eigentlich schon irgendwie größer und verdammt stark ist. Bei Ivy ist das undenkbar, das macht keiner von beiden, hier gibt's keine Versuche sie zu dominieren o. Ä.

Ich denke, dass das aber mehr daran liegt, dass sie ihre Grenzen insgesamt ziemlich gut respektieren und selten mal was ausgereizt wird. Ivy hat einfach deutlich engere Grenzen und die werden in ernsten Situationen akzeptiert. Panda setzt seine Grenzen weiter, lässt sich viel gefallen, dementsprechend geht Diego weiter. Glaube das ist hauptsächlich Charaktersache und es passt einfach sehr gut, alle 3 sind super sozialisiert und haben sehr sanfte Gemüter. Die würden sich mit jeder Katze vertragen, die sich halbwegs benehmen kann.

Diego hat schon dominante Tendenzen, aber es wirkt eher so ein bisschen, als wäre er hier Babysitter. Obwohl der Altersunterschied gar nicht groß ist 😅 wobei, sicher wissen wir sein Alter ja eigentlich eh nicht.

Was ich aber toll finde, da ich vorher nur 2 Katzen hatte, die sich auch nicht gut verstanden haben: nicht nur, dass die 3 einfach einen perfekten Charakter und eine super Konstellation haben. 3 ist für mich jetzt die Mindestzahl. Es ist so viel entspannter, wenn Katzen bei Bedürfnissen (Kuscheln, Spielen, Putzen) auf eine andere Katze ausweichen können, wenn eine keine Lust hat. Irgendwer erbarmt sich immer.
 
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Leider erfahre ich durch die unsystematische Organisation erst jetzt von euren Beiträgen. Das ist doch interessant. Und was macht ihr für Erfahrungen mit größeren Gemeinschaften?
Für mich stellt sich immer noch die entscheidende Frage, ob Katzen im Matriarchat leben oder von Katern dominiert werden. Ich habe das eine wie das andere Modell erlebt. Sympathischer war das mit meiner Momo als Matriarchin. Weniger das mit Willi als Tyrann.
Ich habe das ja mal auf meiner Website angedeutet, aber nicht, dass jetzt jemand wieder meint, dass ich ein Buch verkaufen will. Wer da schauen will, muss nichts bezahlen.
Ich bin ja ein "Fan"von Katzengruppen,also ab 3-4.Vorausgesetzt natürlich daß die Katzen zusammen passen und sich auch aus dem Weg gehen können und die Versorgung gesichert ist.
Denn das ist eine andere Dynamik als nur bei 2 Katzen,es finden sich immer welche die sich miteinander beschäftigen wollen wenn eine andere grade keine Lust hat.
Ob Katzen von Katern dominiert werden,hängt ja vom Charakter ab.
 
Ich finde es toll, was ich da für eine Diskussion ausgelöst habe. Und alle angesprochenen Erfahrungen stimmen natürlich, weil sie real gemacht wurden. Nun halt auch so meine Erfahrung aus 30 Jahren mit mehr als 30 Katzen und einer Meute von 14 gleichzeitig: Zu Zeiten als meine alte Momo im Haus lebte, konnten alle, ob Katzenmädel oder Kater ins Haus und bei uns liegen, aber immer nur "mit Erlaubnis" von ihr. Wenn sie fauchte, wurde Abstand gehalten. Sie war zierlich, aber wenn ein fremder Kater auf den Hof kam und bedrohlich für alle anderen Kater wurde, hat sie ihn abgewehrt. Sie saß ganz ruhig da, ließ ihn auf sich zukommen und haute ihm die Krallen direkt auf die Nase. Das machte sie auch mit Hunden. Alle hatten Respekt vor ihr und im Haus gab es kein Gezänk. Draußen war es anders. Da raufte man auch mal, aber man wirkte auch zusammen. Z.B. beim Mäusefangen. Bis zu 5 Katzen machten da mit und bis zu 6 gingen mit mir spazieren. Habe das alles in meinem Buch ausführlich beschrieben und auf meiner Website kurz angedeutet. Es gibt da Bilder davon.
Nach ihrem Tod war der eingependelte Zustand vorbei. Da lief ein fremder Kater zu, griff alle - ob Kater oder Katzenmädel - an, und dominierte auch alle Plätze im Haus. Für uns war das eine völlig neue Katzenwelt.
Das sind halt so meine Erfahrungen. Als Sozialwissenschaftler hänge ich keiner Ideologie vom Matriarchat oder Patriarchat an, sondern beobachte halt. Allerdings entnahm ich wissenschaftlichen Werken auch gelegentlich, dass sie auf ein Matriarchat auf Bauernhöfen verwiesen. Die Mutterkatzen und ihre Jungen bleiben halt nahe am Hof und Kater gehen weitere Strecken weg von den Schlaf- und Futterplätzen. Dass zeigen auch Untersuchungen mit GPS-Trackern eindeutig. Es könnte also doch Muster geben. In Istanbul, in den Ruinen in Rom oder auf der Katzeninsel Asien könnten sicherlich genauere Untersuchungen dazu gemacht werden.
Ich hänge hier mal ein paar Bilder an, damit min Beitrag nicht so trocken daherkommt. Auf dem ersten Bild sitzen alle brav am Tisch und es wird etwas Gutes gereicht. Auf dem zweiten gehen ein paar mit mir spazieren. Auf dem dritten interessieren sich fünf gleichzeitig für eine Maus und wirken zusammen. Und auf dem letzten zeige ich eine Mama mit ihren Kleinen.
 

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Das ist super interessant und ich liebe diese Einstellung. Ich habe meine bisherigen Beiträge und langjährigen Beobachtungen in einem Buch beschrieben und auf einer Website angedeutet. Meine Beobachtungen habe ich auf dieser Plattform immer in der Rubrik Sozialverhalten eingegeben. Aber es ist ja auf der Plattform ein Durcheinander und man muss sich durchsuchen, wo man den Anschluss findet. Fast hätte ich den Beitrag nicht entdeckt.
Ich habe von unseren wenigen Katzen - wir hatten 14 in der Hochphase - schon mal Bilder eingestellt.
Wirklich interessant wäre eine Auswertung von Katzenhorden in Istanbul, auf Katzeninseln in Asien und in den Ruinen von Rom.
 
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Allerdings entnahm ich wissenschaftlichen Werken auch gelegentlich, dass sie auf ein Matriarchat auf Bauernhöfen verwiesen.
...das besagt jedoch nur, ähnliches schrieb ich auch weiter oben schon, dass weibliche Katzen eher im losen verbund miteinander Leben, also Tante, Mama, Oma, Kitten. Innerhalb dieses Verbundes gibt es aber dennoch keine klare Ranghierachie, also das eine Katze der Rudelführer und "Chef" in allen belangen ist.
 
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...das besagt jedoch nur, ähnliches schrieb ich auch weiter oben schon, dass weibliche Katzen eher im losen verbund miteinander Leben, also Tante, Mama, Oma, Kitten. Innerhalb dieses Verbundes gibt es aber dennoch keine klare Ranghierachie, also das eine Katze der Rudelführer und "Chef" in allen belangen ist.
Genau, und richtig deutlich wird einem das, wenn man Kolonien von Straßen- und Streunerkatzen einfängt zwecks Kastra.
Und daß ausgerechnet die Damenwelt einen mehr oder weniger losen Verband bildet, ist eine ganz einfache Überlebensstrategie.
Waisenbabys werden von anderen Mutterkatzen aufgenommen, Mutterkatzen, die Teil ihres Wurfes oder ihren gesamten Wurf verloren haben, nehmen sich der Waisenbabys an. Auch haben die Familien in einer Gruppe mehr Schutz. Für Kater spielt all das keine Rolle.
Inwiefern Kolonien ohne menschliches Eingreifen (Kastra oder Töten) stabil sind, weiß ich nicht, denke aber, es gibt stets Veränderungen, allein schon durch Todesfälle, "Überbevölkerung" etc. Voll durchkastrierte Kolonien sind übrigens doch recht stabil in ihrem Bestand, klar, es kommen keine Babys hinzu, die mal erwachsen werden und es gibt sehr viel weniger Todesfälle durch Krankheit.

Nach meinen Beobachtungen haben die Straßenkatzen als auch unsere Freigänger im TH (es waren in schlimmsten Zeiten mal knapp 50) ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten und es gibt richtig dicke Freundschaften.

Aoshima ist übrigens nicht die einzige japanische Insel mit einem Katzenproblem und man ist diesem Problem schon vor Jahren angegangen, da wollte man zuerst einmal die Kater kastrieren, um überhaupt mal etwas zu bewirken. Was daraus geworden ist, habe ich dann nicht mehr verfolgt.
Man kann aber meiner Meinung nach ein Leben auf einer sehr begrenzten Insel nicht mit dem Leben von Kolonien mitten in der Pampa mit unbegrenztem Raum oder mit dem von Straßenkatzen vergleichen, die auch Ausweichmöglichkeiten haben.

Und um das Ganze auch nicht so trocken rüberzubringen, noch was zum Schmunzeln.

Morgendliches Begrüßungsritual

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Fütterung der Freigänger, völlig ohne Futterneid

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Noch mehr morgendliche Begrüßung

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Bei Prissy, Pia und Linda weiß ich nicht, wie ihre ersten Lebensjahre aussahen, die anderen 5 kamen alle ursprünglich von der Straße und ich muß sagen, es gab bei uns immer Blitzzusammenführungen ohne jeglichen Ärger.
 
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Hallo 🙋‍♀️
Hat vielleicht noch jemand Erfahrungen zu @Prof. Dr. Armin Wöhrle‘s Thema und kann etwas beitragen?
 
Gefunden habe ich z.B noch solche oder ähnliche Artikel:

Tatjana Menning: Die Sache mit der Rangordung

Leben mit Katze: Rangordungen

vom taubertal: das Sozialverhalten der Katzen

Viel was dort geschrieben steht, stammt u.a aus den Erkenntnissen z.B von John Bradschaw, einem britischen Verhaltensforscher mit Schwerpunkt Hund und Katze und z.B Paul Leyenhausen, einen bereits verstorbenen Zoologen und Verhaltensforscher welcher ca. 10 Jahre sich mit dem Verhaltensrepertoire von Katzen auseinandergesetzt hat.
 
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Vor 30 Jahren habe ich mal 14 Tage Urlaub an der Ostsee in einer Ferienwohnung gemacht.
Der Vermieter hatte drei große Hunde und drei Kater.
Gleich zu Beginn des Urlaubs habe ich bemerkt, dass alle 6 super harmonisch miteinander umgingen.
So wie die Kater sich untereinander begrüßten, taten sie es auch mit den Hunden.
Einer der Hunde war recht schwergewichtig.
Ich sprach den Vermieter mal so mehr im Scherz darauf an, von wegen "Der steht aber gut im Futter".
Der Vermieter meinte darauf recht zerknirscht, der Hund wäre schon auf Diät, aber die Kater würden da eine Strich durch die Rechnung machen.
Die Hunde konnten das Grundstück nicht verlassen, die Kater schon...
Alle 6 zusammen waren eine Treibjagdgemeinschaft...
die Kater trieben Kaninchen in den Hof, die Hunde erlegten diese und anschließend wurde gemeinsam geschmaust.
Und ja, innerhalb der 14Tage dort konnte ich das dann auch selbst beobachten, manchmal waren auch nur ein Kater und ein Hund an der Jagd beiligt, es wechselte.
 

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