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Ich suche schon lange eine seriöse Langzeitstudie (anerkannte Uni) zum Thema Katzenfutter & dessen Auswirkungen. Ich weiß nicht, wieviele Internetseiten ich durchgesucht habe, jeder bezieht sich auf 'wissenschaftlich erwiesen', aber nennt keine seriösen Quellen...

Weiß irgendwer, ob eine oder mehrere solche/r Studie/n durchgeführt wurde/, falls ja: von wem und woher man die Ergebnisse bekommen kann?
 
A

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Langzeitstudien auf diesem Gebiet speziell sind sehr rar und in der Tat behandeln die meisten Studien nur einen sehr kurzen Zeitraum mit wenigen Katzen.
Diese 2-Jahres-Studie ist die längste ihrer Art, die ich bisher gefunden habe:

http://healthypets.mercola.com/site...onfirms-what-pet-cats-really-want-to-eat.aspx ("Verdaulich" aufbereitet.)
http://jeb.biologists.org/content/214/6/1039.full#R22 (Originalstudie)

Sie behandelt leider nicht direkt ernährungsbedingte Erkrankungen.
Ansonsten hier noch ein Link zu mehreren Kurzzeitstudien.

Sagt dir die Pottenger-Studie etwas?
 
Ja, das ist auch das Problem, dem ich über den Weg laufe. Ich halte maximal 2Jahre nicht für aussagekräftig.

Bei Pottenger bleiben zu viele Fragen offen, das ist für mich keine richtige Studie...

- Wie war das gekochte Futter zusammengesetzt (es ist immer die Rede von dem, was die Menschen übrigelassen haben)?

- Welche anderen Kriterien (Inzest, Gesundheitszustand der Katzen bevor sie zu Pottenger gekommen sind, Zuwendung, Haltungsweise usw) haben das Studienergebnis beeinflusst?
 
Ich halte maximal 2Jahre nicht für aussagekräftig.

Lt. Angaben der beteiligten Wissenschaftler handelt es sich um die längste Studie zu diesem Thema überhaupt.
Bei Langzeitstudien prinzipiell bleibt ein ganz anderes Problem. Solche Studien (ab 5 Jahren) kosten enorm viel Geld und über so viel Geld verfügen meistens nur große Futtermittelkonzerne. Dass das Studienergebnis unter Umständen dann für den Hersteller "eingefärbt" werden könnte, ist ein nicht zu verachtendes Risiko.

Bei Pottenger bleiben zu viele Fragen offen, das ist für mich keine richtige Studie...

Dazu wollte ich auch kommen.
In der Tat waren dem gekochten Futter keine Vitamine bzw. Taurin zugesetzt. Vermutlich hätte man bei einem mit einer vorgefertigten Nährstoffmischung angereichertem Futter andere Ergebnisse erzielt.
Das Bedeutendste an der Pottengerstudie ist, dass die gebarften Katzen gesund blieben bzw. die gesündeste Gruppe überhaupt darstellten. Und dies widerspricht ganz eindeutig all den Warnungen vor Rohfleisch, die einige Tierärzte und Konzerne aussprechen.

Eine 19-jährige Langzeitstudie habe ich zu Harnsteinleiden bei Katzen gefunden. (Die komplette Dissertation von Marina Frenk ist bzgl. Trofu auch lesenswert.)

http://edoc.ub.uni-muenchen.de/5970/

Auszug:

Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wurde eine Langzeitstudie (Zeitperiode 1981 – 2000) über die epidemiologische Situation des Harnsteinleidens bei Katzen in Europa dargestellt. In dieser Studie wurden insgesamt 1.797 Steinanalysen mittels IR-Spektroskopie von Katzen erfasst. Am häufigsten wurde Struvit (64,2 %) registriert, ihm folgt Calciumoxalat (26 %). Protein-Steine (1 %) wurden nur im Rahmen unserer Untersuchung nachgewiesen. Überrepräsentiert waren die Rassen: Europäisch Kurz-haar (bzw. Hauskatze) aufgrund ihres breiteren Anteils in der Gesamtpopulation und Perser wegen ihrer Prädisposition zu Urolithiasis. Die Calciumoxalat-Inzidenz nahm im Laufe der Jahre von 2,2 – 5 % (1986 – 1990) auf 33 % (1991 – 2000) sehr stark zu. Zur Calciumoxalat-Bildung neigten vorwiegend Perser, Kartäuser, Britisch Blue, Bir-ma, Exotisch Kurzhaar, Coulorpoint, Burmilla, Somali und Ragdoll. Das Durch-schnittsalter aller beteiligten Katzen lag bei 6,85 Jahre (Kätzinnen) bzw. 6,47 Jahren (Kater), das Gewicht bei 5 kg (Kätzinnen) bzw. 5,4 kg (Kater). Über 50 % der Tiere waren nach Angaben der behandelnden Tierärzte adipös. In der Studie wurden 55,1 % männliche und 44,9 % weibliche Tiere registriert. Der Anteil kastrierter Katzen betrug 88,8 %. Die Rezedivrate lag im Durchschnitt bei allen Harnsteinarten bei 27,6 %. Die Harnkonkremente wurden hauptsächlich in der Blase und/oder Urethra lokalisiert. Die operative Steinentfernung dominierte mit 82,8 %. 77,9 % der Harnsteine wurden von einer Harntraktentzündung begleitet. Es handelte sich dabei in 91 % der Fälle um eine Infektion. Der größte Anteil von untersuchten Katzen wurde mit Trocken- (30,1 %) bzw. Dosen- und Trockenfutter (28,3 %) ernährt. Zu beachten ist, dass 42 % der CaOx-Steinpatienten ausschließlich nur Trockenfutter erhielten. Die Harnkonkremente traten in über 40 % entweder als reiner Harngrieß oder als eine Kombination aus Grieß und Harnstein auf.

Es ist aufällig, dass 42% aller an CaOx-Steinen erkrankten Katzen nur Trofu erhielten.

Aber eigentlich braucht man nicht unbedingt Studien.

Faktisch erwiesen ist, dass die Katze ein strikter, hochspezialisierter Carnivore ist, dessen Vorfahren in wasserarmen Habitaten lebten.
Faktisch erwiesen ist auch, dass sie auf eine hochwertige (tierische Proteine) enthaltene und kohlenhydratarme Nahrung spezialisiert ist.
Der deduktive Schluss: Es empfiehlt sich, eine proteinreiche und kohlenhydratarme Nahrung zu reichen. Es empfiehlt sich nicht, eine proteinarme und kohlenhydratreiche Nahrung zu reichen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deswegen habe ich nach einer Studie gesucht, die den wissenschaftlichen Standards entspricht; das Problem ist, dass auch vermeintliche Privatleute wie Pottenger die Dinge so sehen und interpretieren, wie sie möchten. Ein schönes Beispiel ist hier etwa Alfred Brehm, der Löwen tatsächlich in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet hat, aber dann doch schrieb, dass nur die männlichen Tiere jagen würden, weil anderes mit seinem Rollenbild von weiblichen Wesen nicht vereinbar war.

Ganz ausschliessen lässt sich dieser Einfluß nie, da ist manchmal eine industriell gesponsorte Studie ein Segen, weil man da wenigstens weiß, aus welcher Ecke welche Einflüsse kommen...

Unstreitig ist die Herkunft unserer Katzen von der libyschen Falbkatze, doch weiss man, dass sich die Ernährung durchaus schon während einer Generation völlig verändern kann. Heute sind die Ernährungswissenschaftler so weit, zuzugeben, dass es tatsächlich eine steigende Anzahl Menschen gibt, für die Vollkorn ungesund ist, weil sie es nicht verdauen können; dabei sind Industriemehle eine sehr neue Erfindung.

Alle meine Katzen bekommen auf Normalmilch entsetzlichen Durchfall, ausser unser Caruso, der 5 Monate auf dem Bauernhof gelebt hat und dort jeden Tag mit roher Kuhmilch gefüttert wurde - er ist jetzt 3 Jahre alt und verträgt sie nach wie vor problemlos.

Man darf nicht vergessen, dass der Organismus von allen Säugetieren überwiegend durch Kohlehydrate angetrieben, die den Brennstoff schlechthin darstellen; Katzen in freier Wildbahn synthetisieren diese aus Eiweiß, ein Verfahren, das auch unserer menschlicher Organismus beherrscht. Der Darm der Katzen ist zu kurz um die in der Natur vorkommenden Kohlehydrate richtig zu verdauen, aber industriell aufbereitete Kohlehydrate sind in dem Sinne schon vorverdaut und auch für einen kurzen Darm geeignet.

Damit will ich nicht sagen, dass alle Leute ihre Katzen mit Industriefutter vollstopfen sollen, wenn die Katze BARF mag und verträgt und der Halter es füttern soll, bestens.

Allerdings ist mir der Fanatismus mancher Leute suspekt, die es ganz genau wissen... ich versuche herauszufinden, worauf sich ihre Sicherheit (sowohl der einen, als auch der anderen Seite) gründet - und finde nahezu nichts...
 
doch weiss man, dass sich die Ernährung durchaus schon während einer Generation völlig verändern kann.

Das natürlich schon, doch dann müssten im Falle der Katze sichtbare Veränderungen am Organismus beobachtbar sein. Und so etwas wurde bisher nicht festgestellt. Anatomie und Organe funktionieren bei der Hauskatze genau wie bei ihren wildlebenden Verwandten.
Fertigfutter (plus der Faktor reine Wohnungshaltung) sind noch gar nicht allzu lange Mode und ich bezweifle, dass sich in einer so kurzen Zeitspanne eine komplette Mutation bei jeder Katze vollzieht.

dass es tatsächlich eine steigende Anzahl Menschen gibt, für die Vollkorn ungesund ist, weil sie es nicht verdauen können; dabei sind Industriemehle eine sehr neue Erfindung.

Nur kurz dazu: An der Vollkorngeschichte scheiden sich die Geister.

Man darf nicht vergessen, dass der Organismus von allen Säugetieren überwiegend durch Kohlehydrate angetrieben, die den Brennstoff schlechthin darstellen

Wie du schon selbst schilderst, ist allerdings die Katze zur Aufrechterhaltung ihres Blutzuckerspiegels absolut nicht auf Kohlenhydrate angewiesen.

Der Darm der Katzen ist zu kurz um die in der Natur vorkommenden Kohlehydrate richtig zu verdauen, aber industriell aufbereitete Kohlehydrate sind in dem Sinne schon vorverdaut und auch für einen kurzen Darm geeignet.

Die Katze hat sowohl mit verdaulichen als auch mit unverdaulichen Kohlenhydraten Probleme.
Bei ersteren ergibt sich speziell folgendes Problem, das auch ein kurzer Darm nicht beheben kann.

(Verdauliche) Kohlenhydrate werden mit Hilfe der in der Bauchspeicheldrüse enthaltenen Amylase gespalten. Es entsteht dabei Glucose (Monosaccharid, aus dem der Körper Energie gewinnt), welches über die Dünndarmschleimhaut resorbiert wird.
Über eine Vene (Pfortader) wird die Glucose nun zur Leber transportiert. Normalerweise (sprich Omnivoren) sind zwei Leberenzyme – nämlich Hexokinase und Glucokinase – für die weitere Phosphorylierung von Glucose zuständig. Hexokinase wird aktiv, wenn kleinere Mengen Glucose "angeliefert" werden, Glucokinase kommt bei größeren Mengen zum Einsatz. Bei der Phosphorylierung generell wird freie Glucose zu Glucose-6-Phosphat umgewandelt, das später einen Ausgangspunkt für die Entstehung von Glykogen bildet – dem "Speicherformat" der Glucose. Die Katze zeigt allerdings praktisch keine Glucokinaseaktivität, sondern lediglich eine Hexokinaseaktivität.
Die Katze besitzt also nur ein einziges Leberenzym (Hexokinase) für diesen Prozess und kann deshalb Glucose schlechter zu Glykogen umwandeln als andere Lebewesen, die zwei dieser für diesen Prozess verantwortlichen Enzyme besitzen. Als Folge verbleibt überschüssige Glucose im Organismus und wird später zu Fett umgewandelt und im Fettgewebe eingelagert.
Resultat: Übergewicht und Diabetes können entstehen.
Man kann sich vorstellen, zu was Futtermittel mit 30-50% Nfe in der Lage sein können.

Allerdings ist mir der Fanatismus mancher Leute suspekt, die es ganz genau wissen... ich versuche herauszufinden, worauf sich ihre Sicherheit (sowohl der einen, als auch der anderen Seite) gründet - und finde nahezu nichts...

Das ist dann vermutlich Ansichtssache.
Ich finde sehr viel; vieles liegt alleine im Organismus der Katze (Scherengebiss, Besonderheit bei Kohlenhydraten, besonderer Proteinstoffwechsel usw.) begründet.

Letzten Endes bleibt die Katze ein Fleischfresser; das ist die einzige absolute Sicherheit, die es gibt.

Edit: Hast du dir schon einmal die allgemeine Linksammlung zum Thema Ernährung durchgelesen? Dort steht sehr viel Wissen.
 
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