Hoppla, da bin ich aber noch eine Antwort schuldig.
🙂
Nur ums klarzustellen: ich wollte mit meiner Aussage gar nix relativieren - Inzucht sogar gezielt einzusetzen, ist natürlich ein ganz anderes Kaliber.
Ich hatte eigentlich gar nicht Dich angesprochen, aber da Du das Thema noch mal erwähnst, schreibe ich noch was dazu.
🙂
Gezielte Inzucht finde ich nicht angebracht, aber in der Zucht wird ja vieles gemacht, was ich als Nichtzüchter nicht gutheiße.
Ich würde mir aber einbilden: früher gab es viele unkastrierte Katzen, die Kleinen starben dann zum Großteil zb an der Seuche elendig weg (also nein, auch das will ich nicht als gut hinstellen). Aber theoretisch müsste das doch bedeuten, dass an sich mehr Möglichkeiten für andere Gene vorhanden waren wenn viele unkastrierte Katzen unterwegs sind.
Jetzt sinds eher einzelne Kolonien, zum Teil weit auseinander, bei denen sich die Katzen zum Großteil untereinander sehr ähnlich sehen. Dazwischen gibt’s natürlich hin und wieder auch Durchmischung wie im Beispiel vom Kater von
@Irmi_ aber eben auch mehr „unter sich“ bleiben weil die Auswahl kleiner ist. Sehe ich das so falsch?
Für DE kann ich da relativ wenig zu sagen, weil ich da nicht so sehr viel Ahnung von Streunern und Straßenkatze habe.
Vor Jahren wurden die Streuner in DE auf ca 2 Mio geschätzt und ich gehe aber davon aus, daß es jetzt mehr sind mit stark steigender Tendenz.
Zum einen wurden zu Corona-Zeiten sagenhaft viele Katzen in die Welt gesetzt und natürlich weitestgehend unkastriert verkauft (leider ist ja Frühkastra sogar bei seriösen Züchtern noch immer eher die Ausnahme denn die Regel, geschweige denn, daß Vermehrer oder der Katzenbesitzer um die Ecke, der jedes Jahr Junge verschenkt, ihren Nachwuchs kastriert abgeben würden).
Dann wurden vielen ihre zu Corona angeschafften Tiere zu viel, oftmals noch immer unkastriert.
Das andere Problem sehe ich in den stark gestiegenen TA-Kosten, so daß sich mehr Leute denn je sagen, Kastra ist mir zu teuer.
Letztendlich gibt es mehr unkastrierte Katzen draußen und die Pyramide wächst und wächst. Und Kater können da halt schon ganz schön was aufmischen bei ihren Wanderungen.
Hinzu kommt, wie schätzt man eigentlich die Menge an Streunern, wo die an sich relativ unsichtbar sind?
In meiner alten Heimatstadt (Einzugsgebiet ca 250 000 Einwohner) werden pro Jahr inzwischen über 7500 Streuner kastriert, Ende letzten Jahres die Nummer 100 000 seit Bestehen der Orga 1998. In den 80-ern wurden jährlich um die 7500 Streuner getötet, was aber keinen Effekt zeigt, im Gegensatz zu Kastra.
Die typische Kolonie in den Wohnobjekten liegt bei 30 bis 50 Katzen, mitten im Nirgendwo gab es mal eine Kolonie mit 80 und in meinem damaligen Wohnobjekt wurde nach meiner Zeit dort eine Kolonie mit 100 Katzen ausgehoben. Das sind schon Zahlen, die enorm sind. Der Ort war mehrmals "Grünste Stadt Amerikas" und bietet somit wirklich nahezu flächendeckend Lebensräume für Streuner. Auch ist Amerika generell sehr zersiedelt, so daß in großen Gebieten die Katzen froh und munter von einer zur nächsten Kolonie wandern können. Der Austausch bei den Kastraten dürfte da wesentlich bescheidener aussehen, also die durchkastrierten Kolonien sind recht stabil.
Es wäre ganz sicher mal interessant, Inzuchtkoeffizienten von Streunerkolonien zu bestimmen, aber dafür wird wohl kaum jemand Geld und Zeit investieren, was ich schade finde, denn das ist wirklich, vor allem über lange Sicht betrachtet, interessant.