Von dem Betrag, der mich erwarten wird, finanzieren manche ihren gesamten Urlaub. Dass dann manche geschockt sind, kann ich verstehen und für viele sind das dann auch heftige Beträge.
Ich kann das auch gut verstehen. Und trotzdem liegt auch dieser Betrag weit, weit unter dem, was in anderen Ländern, in denen das Tier einen ähnlich hohen Stellenwert hat wie in Deutschland ( z.B. England, Skandinavien) abgerechnet wird.
Und natürlich führt das auch dazu, dass viele TÄ eben gar keinen Sinn mehr darin sehen, immer neue Diagnostik anzubieten, wenn vielleicht zweimal im Jahr einer kommt, der auch bereit ist dafür zu bezahlen.
Tierärzte in Deutschland verdienen im Vergleich zu anderen Berufen, die eine ähnliche Ausbildung erfordern, extrem schlecht. Schlechte Arbeitszeiten und hohe körperliche und seelische Belastung kommen dazu.
Das hat dazu geführt, dass Männer in Deutschland quasi überhaupt nicht mehr Tiermedizin studieren. Diese orientieren sich ja bei der Berufswahl viele mehr an dem zu erwartenden Gehalt als Frauen.
Die Frauen wiederum sind zum Großteil bereits am Ende des Studiums so desillusioniert von ihren Aussichten in der Praxis, das ein sehr großer Teil direkt aufs Amt geht oder gar nicht erst anfängt im Beruf zu arbeiten.
Etliche Kliniken haben in Deutschland in letzter Zeit ihren Klinikstatus zurück gegeben, da sie die 24 Stunden Notdienste nicht mehr gewährleisten können, weil sie einfach niemanden mehr finden, der bereit ist Notdienst zu machen.
Wer jetzt schon jammert, wie schlecht die tiermedizinische Versorgung in Deutschland ist, der darf sich auf die Zukunft freuen. Es gibt immer weniger Menschen, die bereit sind, einen Beruf auszuüben, in dem man eine lange, teure und schwere Ausbildung absolvieren muß, hinterher miserabel verdient, dafür aber katastrophale, familienfeindliche Arbeitszeiten hat und körperlich und emotional extrem stark belastet wird. Die Suizidrate bei TÄ liegt 4x höher als der Duchschnitt, von Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit mal ganz zu schweigen.
Die Zukunft wird wohl so aussehen, dass es nur noch riesige Kliniken geben wird, die zu einer Kette gehören, in denen angestellte Tierärzte arbeiten, die je nach Patient nur noch stur einen Katalog abarbeiten, der vom Arbeitgeber vorgegeben ist und dazu dient, die Einnahmen zu generieren und rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Das wird dann ungefär so persönlich und empathiereich wie im Krankenhaus. Aber sicher wird die Ausstattung auf dem neuesten Stand sein.
Sorry fürs OT, das geht jetzt auch gar nicht gegen irgendwelche Posts, die kurz vorher stehen, sondern ist meine Reaktion auf einen generellen Tenor im Forum, der oft wirklich sehr an der Realität vorbei geht.
Auch wenn es eigentlich nicht wirklich hierher paßt.
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