Nikita, ich finde deine Schreibe über die ersten Jahre mit deinem Sohn sehr vertraut, denn mit Dementia ging es mir (obwohl sie ein Einzelkind geblieben ist und ich sie ja allein - und solange sie klein war, ohne Haustiere - großgezogen habe) über Jahre und Jahre hinweg ähnlich.
Ich behaupte ja immer gerne, dass Dementia als Prototyp eine Fehlkonstruktion war, weil wie den Ausschaltknopf vergessen hatten, und deswegen nicht in Serie ging
.
Aber es ist richtig, dass sie als Baby und Kleinkind, ebenso als Schulkind, extrem anstrengend sein konnte.
(Ihr IQ liegt knapp unter 150.)
Ich konnte, da ich mich ja kurz nach der Geburt von meinem Ex getrennt hatte, wenigstens auf die jeweiligen Großeltern zurück greifen, und mein Schwiegervater hatte wirklich eine Engelsgeduld mit dem Kind, hat es bei den Schreistunden (die sich hinziehen konnten, oh ja!) das Baby stundenlang durch die Gegend getragen, hat dem kleinen Fragekasten mit ebenso einer Lamageduld alle naturwissenschaftlichen und technischen "Warums" beantwortet.
Mein Alleinerziehen nebst überwiegend voller Berufstätigkeit, Dienstreisen usw. habe ich im Grunde ausschließlich aufgrund des guten Netzwerks an Verwandten und Freunden rund um das Kind hingekriegt. Dazu kam eine insofern für Hochbegabte günstige Phase der Bildungspolitik in Berlin; Dementia konnte ich über den Großteil ihrer Schulzeit nach der 4. Klasse in Förderkursen, Sommercamps usw. unterbringen, so dass sie auf diesem Wege das notwendige Enrichment hatte, das ihr auch zu mehr seelischem Gleichgewicht verhelfen konnte.
TE, ich sehe, unabhängig von deinen Katzen, insofern auch die Wichtigkeit, dass du dir (auch unabhängig von deinem Familienstatus; Netzwerke sind ja nicht allein für Alleinerziehende in der Großstadt wichtig und sinnvoll!) ein gutes Netzwerk aufbaust, denn mit Kind allein in der Pampa versauerst du nur.
Das ist nicht böse gemeint, sondern bezieht sich darauf, dass dem erziehenden Elternteil, wenn er mit Kind allein zuhause hockt, bis der andere Elternteil aus der Arbeit wieder heimkommt, einfach keine hinreichende Ansprache auf Augenhöhe hat. Das sind beispielsweise Sachen, die ich in der Elternzeit extrem vermisst habe (die Sandkastengespräche mit anderen Müttern haben mich eher verzweifeln lassen, denn ich fand schon damals Babythemen wie "die beste Windel", "wann muss das Kind krabbeln können" usw. extrem langweilig, sry).
Das Zeckenthema ist vielleicht, wenn du gründlich nachdenkst, TE, eher ein Aufhänger, ein Synonym dafür, dass du auf dem platten Lande nach dem Umzug doch (noch?) nicht wirklich angekommen bist in der neuen Situation?
Was du schilderst, wirkt vergleichsweise isoliert - mag sein, dass deine Situation realiter total anders ist, als es sich für mich liest, aber das kommt (jedenfalls für mich) bisher nicht wirklich rüber - und nicht glücklich mit deiner Gesamtsituation, Katzen hin oder her.
Was mir beispielsweise generell über Zecken bekannt ist, ist, dass FSME, gegen die geimpft werden kann, aber bei Babies eher nicht soll, sich bei kleinen Kindern offenbar längst nicht so stark auswirkt wie bei älteren Kindern und Erwachsenen und daher die Impfung im Babyalter bei Abwägung als nicht vorteilhaft angesehen wird. Bei Kitakindern wird das schon wieder anders gewichtet (Berlin ist keine echte Zeckengegend, daher sind meine Kenntnisse da beschränkt und vielleicht auch veraltet).
Borreliose ist eine Erkrankung, die von Zecken übertragen wird, gegen die nicht geimpft werden kann. Die Vorsorge besteht darin, die eigene Kleidung auf Zecken abzusuchen und dito auch bei freilaufenden Haustieren (Hunde und Katzen) zu tun.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein überwiegend im Haus befindliches Baby von Zecken, die durch die Haustiere ins Haus kommen, an Borreliose erkranken wird, dürfte vergleichsweise gering sein, selbst wenn das Kind die Zecke aus Versehen isst. (Im Magen ist die sehr aggressive Magensäure, die manch einem Erreger den Garaus macht, bevor er im kindlichen Organismus Schaden anregen kann.)
Und die Konsequenz deiner Besorgnis wäre doch, dass du dein Kind nicht unbeaufsichtigt raus lassen könntest, weil es sich evtl. eine Zecke einfangen könnte. Eine solche Beaufsichtigung ist nicht nur unrealistisch, sondern auch ungesund in Bezug auf ein ungestörtes Aufwachsen des Kindes. (Wie sagten unsere Großmütter? Bevor det Kind nich ne Schippe Dreck jefressen hat, wird et nicht jesund jroß....
)
Bitte überleg dir, unabhängig von den Katzen, noch einmal gründlich, mit welchen Dingen du dich im Grunde so unwohl und auch überfordert fühlst.
Gegen das eine oder andere kannst du selbst etwas tun. Beispielsweise - da ihr am Ort ja noch relativ neu seid - zum Aufbau eines Netzwerks stundenweise in eine örtliche Krabbelgruppe gehen (oft bieten die Kirchengemeinden sowas an, es gibt auch andere Träger für solche Aktivitäten, oder denk mal an die Pekip-Kurse etc.). Im örtlichen Sportverein einen Babyturnenkurs machen und Kontakte knüpfen ..... also alles Aktivitäten, wo du den Kurzen mitschleppen kannst (Dementia klebte als Baby und Kleinkind mehr oder weniger rund um die Uhr an mir; die habe ich überall mit hingeschleppt! Schon notgedrungen....
).
Du kannst auch bei Organisationen wie dem VAMV mal nach Informationen über ehrenamtliche Großeltern suchen, die gewissermaßen vermittelt werden. Auch über die AWO und andere Orgas kann man mit älteren Leuten in Kontakt kommen, die sich über ein bissl Familienanschluss und gemeinsame Unternehmungen im Gegenzug zu etwas Kinderhüten freuen.
Das sind alles Möglichkeiten, wie man sich außerhalb der Sandkastengespräche ein Netzwerk aufbauen kann, wenn man keine Freunde, Verwandten oder Bekannten vor Ort hat und neu ist.
Von netten Nachbarn usw. rede ich noch nicht einmal.
Ich habe in der Elternzeit auch viel mit meinen kinderlosen Freunden unternommen und dabei halt immer das Baby mitgeschleppt. Das waren dann natürlich keine nächtlichen Veranstaltungen, aber abends schlief das Baby dann früher oder später im Buggy ein und ratzte dann auch eine Stunde oder mehr, während ich dankbar und glücklich mit meinen Freundinnen eine Pizza futtern und (nach dem Abstillen) ein Glas Rotwein trinken und Erwachsenengespräche führen konnte!
Auch Biergärten - städtisch wie Loretta oder halt ländlich - bieten sich an, um den Nachwuchs richtig klein und müde zu kriegen. Wenn man sie an der entsprechenden Spielecke im Augenwinkel behalten und gleichzeitig mit den Freunden ein Weizen zischen kann, ist das eine wunderbare und entspannende Sache. Sobald (und auch das ist eine Grundvoraussetzung für eine sinnvolle Elternschaft!) man sich von dem Gedanken verabschiedet hat, perfekt sein zu müssen. Eine perfekte Mutter, eine perfekte Hausfrau, eine perfekte Ehefrau, eine perfekte Karrierefrau. Usw.
Bei mir gab es ja eigentlich eh keine perfekte Ehefrau mehr, und als erstes ging die perfekte Hausfrau über Bord, fröhlich und unbetrauert. Sie ist auch nie wieder auferstanden! *freu*
Am Tod der perfekten Mutter habe ich lange gebastelt; sie ist als Zombie leider immer wieder auferstanden, wenn ich es am wenigsten brauchen konnte, aber ich bin eine fröhliche und begeisterte Rabenmutter geworden, die ihr Kind bei jeder passenden Gelegenheit an freundliche Großeltern und andere Eltern abgeschoben hat. Oder, auch sehr erholsam, ein Rudel befreundete Kinder eingeladen und im Kinderzimmer für gemeinsames Chaosverbreiten eingesperrt hat.
Die perfekte Karrierefrau behauptete sich eigentlich am längsten, weil mir mein Job weit weit überwiegend unheimlich Spaß gemacht hat und auch immer noch macht. Aber mindestens in den Zeiten, wenn das Muttertier fröhliche Urständ feierte, ging die perfekte Karrierefrau auf Urlaub und verabschiedete sich schaudernd bis auf weiteres.
Die perfekte Katzenhalterin kam bei uns erst später dazu und läuft daher außer Konkurrenz ^^.
Aber wenn du, TE, all diese deine Rollen mal Revue passieren lässt, kannst du vielleicht auch Fallen erkennen, in die du bisher getappt bist und die du abstellen kannst. Kannst Rollenklischees erkennen, die du abstellen bzw. Ansprüche, die du verringern kannst. Kannst auch Aufgaben erkennen, die du anderweitig verteilen kannst, auf mehr Schultern (Netzwerk, den GöGa, die Großeltern mehr einbinden u. ä.).
Und bitte denk auch an den Zeitrahmen! Dein Kind wird größer, mobiler, selbstständiger, kann vielleicht auch mal ne Stunde beim befreundeten Nachbarskind bleiben....
Management by Helicopter bzw. by Sagrotan ist für Eltern nicht die beste Wahl. Nicht für die Eltern, nicht für die Kinder. Und natürlich auch nicht für die Katzingers.
Lass die Katzingers mal gedanklich sich selbst versorgen, während du über eure Gesamtsituation nachdenkst! Davon, dass sie noch vier Wochen mehr nicht so behuddelt werden, wie du dir vorstellst, dass sie es sollten, sterben sie nicht!
Alles Gute für euch drei Zweibeiner und zwei Schnurrer +
LG