Schwierige Frage mit nicht so einfacher Antwort.
Grundsätzlich ja, Katzen sollten mindestens zu zweit sein. Zusammenführungen über viele Monate und Jahre hinweg, davon halte ich zumindest absolut garnichts. Bei Freigängern mag das noch angehen, aber bei Wohnungskatzen finde ich es einfach nur Quälerei für die Katzen. Ich habe dies meiner ersten Katze zugemutet. Sie kam als Baby mit 14 Wochen zu uns. Die Katze meines Exfreundes (eine etwas mittelalte Lady) hat sie nie akzeptiert. War wohl auch nicht so die beste Kombination. Naja, blutiger Anfänger halt. Nach einem Jahr stank die ganze Wohnung wie eine Pissbude, Leni markierte ihr Revier und die kleine Jantschi sass unter dem Bett und machte da hin in ihrer Not. Nur Gefauche, wüste Schlägereien. Es war für alle Beteiligten nicht mehr schön. Und dennoch haben wir nichts dagegen unternommen, immer gedacht, das wird schon noch. Wurde es nicht. Als ich und mein Exfreund uns dann trennten, kam Jantschi mit mir und blühte richtig auf. Endlich lief sie mal aufrecht mit hoch erhobenem Schwanz durch die Wohnung statt versteckt hin-und herzuhuschen. Nur das Spielen hat sie ihr Leben lang nicht mehr erlernt, weil sie es nie konnte in ihren Kinderjahren.
Unter diesen Eindrücken holte ich Mac ein halbes Jahr nachdem sie gestorben war. Nie im Traum kam ich auf die Idee besser zwei zu holen. Noch auf der Heimfahrt fiel er im Kennel in einen tiefen Schlaf. Meine Fahrerin musste anhalten und ihn wachrütteln, so tief schlief er und ich sass da, erstarrt, fest daran glaubend, dass er tot sei. Das war mein erstes prägendes Erlebnis mit Mac. Auch heute noch bin ich überzeugt davon, dass er heilfroh war diesem Tollhaus aus 11 (oder waren es 9, egal) wuselnden Babies entronnen zu sein und endlich zur Ruhe zu kommen.
Er war 8 Wochen alt und hat sich mir total angeschlossen. Es gab keine einzige freie Minute mehr für mich. Er schlief, spielte und kuschelte unablässig auf mir. Wenn er nicht Katzenschnupfen bekommen hätte, hätte ich nie ein Katzenforum aufgesucht. Und dort las ich dann, man solle Katzen nicht allein halten. Meine Grundansichten wurden ziemlich erschüttert, aber nicht ausgeräumt. Also las ich mehr, holte mir Rat. Mein schlechtes Gewissen begann sich zu regen, dass ich vielleicht doch was falsch mache. Nach Wochen der Entscheidungsfindung und anschliessend Suche nach einem Kumpel kam Sammy. Und meine Horrorvorstellungen, wie das wird, wuchsen ins Endlose. Einen Abend gab es Gefauche und Gebrumme, dann war Freundschaft geschlossen. Mein "Sozialkrüppel" Mac, denn ich mit 8 Wochen bekam, hat sich rührend um Sammy gekümmert, ihn geputzt, zum Spielen aufgefordert, nach ein paar Tagen haben sie zum ersten Mal zusammen geschlafen. Der Störfaktor war ich, denn Sammy war und ist teilweise auch heute noch sehr scheu.
Warum schreibe ich diesen Sermon? Es war eine richtige Entscheidung Sammy zu holen. Allein schon Mac's und Sammy's Gesichtsausdruck und Körperhaltung zu beobachten, wenn sie miteinander spielen, diese Intensitivität, mit der sie bei der Sache sind, macht Freude. Die beiden spielen mit mir auch sehr intensiv, aber irgendwie ist es anders. Ob besser oder schlechter mag ich nicht beurteilen. Sie kuscheln zusammen, fressen zusammen, gehen gemeinsam auf's Klo. Und dennoch brauchen sie mich auch. Wenn ich im Stress bin und einen Tag keine Zeit habe mit Mac zu spielen oder kuscheln, wird er unausstehlich und schimpft den ganzen Tag und Sammy wird dann heftiger als sonst berauft. Kuscheln braucht er dann auch nicht ankommen. So oft lese ich hier im Forum, dass 2 Katzen das Allheilmittel sind und alles gut wird. Ich sehe das ein bisschen anders. Ein kätzischer Partner ersetzt nicht eine menschliche Bezugsperson, genau so wenig wie eine menschliche Bezugsperson einen kätzischen Partner ersetzt.
Versteht das jetzt bitte nicht falsch, aber manchmal kommt es wirklich so rüber: Nimm zwei und deine Katzen sind alle Probleme los und Mensch kann sich aus der Verantwortung stehlen. Das ist halt, zumindest in meinem Fall nicht so. Ich betrachte unser Zusammenleben immer als eine funktionierende Kette: Mac, sehr menschenbezogen, braucht mich zum Kuscheln und Spielen genau so sehr wie er Sam braucht. Sam dagegen, da scheu, braucht vor allem Mac zum Spielen und kuscheln und weniger mich, obwohl der das auch genießt. Ich fühle mich gut, wenn ich sehe, wie beide interagieren. Und wenn nur ein Glied dieser Kette eine Fehlfunktion hat, bricht das ganze Getriebe zusammen wie oben beschrieben.
Daher, ja ich bin dafür eine Katze nicht allein zu halten, aber das doch nicht immer so zu generalisieren. Es wäre schön, wenn mehr rüberkäme, dass auch der Mensch seine Rolle zu spielen hat, was viele Foris sicher auch tun, aber in einen Neuling werden da ganz falsche Vorstellungen geweckt, dass er nämlich dann keine Zeit und Zuwendung mehr aufbringen muss für seine Katzen. Sonst sitzt im Endeffekt nämlich nicht nur eine Katze in Einzelhaft, sondern gleich zwei, denen es dann zwar besser geht, aber immer noch nicht optimal. Ich hoffe, was ich sagen wollte, kam einigermassen verständlich rüber.
Andrea