Wechsel Wohnung = Kater "ausgwechselt"?

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Mich würde mal eine neutrale Sicht zu folgender Situation interessieren, ich versuche es objektiv zu schildern:

Mein Kater Mo ist ängstlich. Schon von klein auf. Er hat vor allem und jedem Angst. Seine Schwester ist ganz anders.
Am Tag ist er noch schreckhafter als wenn es draußen dunkel wird. Wenn es hell ist muss ich in die Hocke gehen, dann kommt er angelaufen, schnurrt und maunzt. Er liebt es gekrault zu werden und wälzt sich dann vor Wonne.
Sobald aber ein lauteres Geräusch kommt oder ein unbekanntes "flieht" er - zu 95% auf seinen deckenhohen Kratzbaum, dort scheint er sich sicher zu fühlen.
Früher war es noch schlimmer mit ihm, da ist er immer unters Sofa geflohen. Inzwischen bleibt er sogar bei Besuch auf seinem "sicheren Kratzbaum" liegen und schläft weiter.
Abends bzw. wenn es dunkel wird kommt er auch aufs Sofa, kuschelt usw. Aber bitte keine lauten Geräusche (allerdings weniger schreckhaft als am Tag).

Nun folgendes, ich war in Urlaub und deshalb sind meine Katzen in eine andere Wohnung umgezogen, bei meinen Eltern im Haus haben sie eine ganze Wohnetage nur für sich (sie kennen das dort und waren schon öfter dort, auch schon einmal ohne mich und sonst mit mir).
Dort verhält sich Mo insofern anders, dass er wenn ich da bin die ganze Zeit an mir klebt, auch am Tag. Er kommt immer sofort angelaufen und schleicht um mich rum.

Mein Freund meinte dazu: Hier ist er ja viel offener, ob er sich hier wohler fühlt? Meine Interpretation dazu: Nein, er fühlt sich dort unsicherer und klebt deshalb mehr an mir, weil er sich bei mir "geschützt" fühlt.
Die völlig andere Sichtweise meines Freundes hat mich allerdings ins Grübeln gebracht. Es geht mir jetzt nicht darum, wer Recht hat oä, sondern vielmehr, ob meine Sichtweise nicht vielleicht beschönigt ist, weil ich es gerne so hätte?

Deswegen interessiert mich eure Meinung, was glaubt ihr?

Meine Wohnung ist natürlich viel katzengerechter eingerichtet, deutlich mehr Katzensachen usw. Allerdings gibt es in der anderen Wohnung natürlich auch Katzensachen. :)

Insgesamt harmonisiert die Katzengruppe an beiden Orten vergleichbar, wobei Mo und Feivel in meiner Abwesenheit nie spielen wollen, allerdings weder in meiner Wohnung noch in der anderen (hatte auch schon Catsitter bei mir in der Wohnung und sie beiden sind Fremden gegenüber dann doch weniger aufgeschlossen).
 
A

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Ich hatte noch nicht zu Ende gelesen....nur bis zu der Stelle an der Du beschreibst, daß Mo in der Wohnung Deiner Eltern an Dir "klebt" und dauernd um Dich rumschleicht.

Mein Gedanke direkt: oh je, er ist unsicher und sucht Nähe und Sicherheit.
So, wie: Mama, ich bin hier fremd....

Ich denke wie Du, nicht wie Dein Freund.
Wie gesagt, ich hatte noch nicht weitergelesen, als ich direkt so dachte.
 
Hi Doppelpack,

Mein Freund meinte dazu: Hier ist er ja viel offener, ob er sich hier wohler fühlt? Meine Interpretation dazu: Nein, er fühlt sich dort unsicherer und klebt deshalb mehr an mir, weil er sich bei mir "geschützt" fühlt.

ich denke, dass Ihr beide recht habt :)

wohnungskatzen leben oft viele Jahre den gleichen Alltag, den gleichen Ablauf, die gleiche Routine.
Bei ängstlichen Katzen können sich dann, neben den ohnehin vorhandenen Ängsten (grundsätzlich ängstlicher Charakter, Ängste vom Menschen zugefügt, andere Negativerfahrungen etc), weitere "ritualisierte Ängste" einschleichen, die man als Mensch anfangs nicht wahrnimmt.

Ich konstruiere mal eine Situation:
Staubsauger sind ja generell furchtbare Monster. Katze hat ein normales Unbehagen gegenüber den Staubsaugers.
Sie sitzt auf dem Balkon, es gibt draußen einen Knall, sie flüchtet in die Wohnung, rempelt ungünstig gegen den Schrank, empfindet einen starken Schmerz...sieht dann den Staubsauger und von dem Tag an ist der Staubsauger so extrem furchtbar, dass sie sich vor Angst nicht mehr durch die Wohnung traut, wenn der Staubsauger eingeschaltet wird.

Aus einem normalen Unbehagen (was die meisten Katzen beim staubsaugen empfinden) wird durch die Verkettung vieler unglücklicher Umstände ein persönlicher Albtraum.

Diese ungünstigen Verknüpfungen gibt es m.E. immer im Alltag, aber die Folgen sind wesentlich kleiner, sodaß man sie erst einmal garnicht wahrnimmt. Langfristig können sie aber zu ritualisierten Ängsten führen.

Wenn eine Katze dann in eine andere Umgebung kommt, fallen viele Rituale weg und damit verbunden auch die Ängste.
Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass Dein Kater in der anderen Wohnung zwar einerseits sehr viel unsicherer ist und Deine Nähe sucht, aber gleichzeitig auch phasenweise angstfreier sein könnte, weil es einen anderen Alltag gibt.

Evt könnte Ina helfen, ein Teil der Ängste mit Bachblüten zu mildern?
 
Schonmal danke für eure Antworten, fand ich wirklich hilfreich. Auch das mit der "Ritualisierung".

An dich Moment-a: hast du Erfahrung mit Bachblüten? Fakt ist, dieser Kater ist von klein auf so. Lilly, seine Schwester ist das komplette Gegenteil, aufgeschlossen, immer dabei und fremde werden genauestens beschnüffelt und abgeschnürt. Auch neue Situationen findet sie spannend und ist immer diejenige, die vorangeht. Also wenn, dann müsste ich die Bachblüten ja dann lebenslang geben, geht sowas überhaupt und macht es denn überhaupt Sinn, wenn der Charakter des Katers von Natur aus so ist und das Ganze eben nicht auf einem traumatischen Ereignis oä basiert? Werde mich da auch selbst nochmal einlesen .
Im Übrigen konnten wir m.e. durch Klickern sein Selbstbewusstsein durchaus stärken. Worauf er sich gut reagiert ist es, wenn man sich hinkniet und die Hand hinhält, er kommt dann immer gleich angelaufen und schmust, das hat sich auch nach und nach so entwickelt als eine Art Ritual.

Insgesamt würde ich allerdings nicht sagen, dass der kater hypernervös oder in ständiger Panik ist, es sind die unbekannten bzw plötzlichen Situationen, die ihn verschrecken.
 
An dich Moment-a: hast du Erfahrung mit Bachblüten?

Vielleicht darf ich mich da auch mal einklinken? Unsere Erfahrungen mit Inas Blüten sind insgesamt sehr positiv. Es lohnt sich wirklich es zu probieren.:)
 
Hi Doppelpack,

An dich Moment-a: hast du Erfahrung mit Bachblüten?

wie Nandoleo schon schrieb, kann ich Dir Ina1964 empfehlen. Sie hat meinem Robbie gut geholfen und im Forum viele Angstkatzen stabilisieren können :)


Fakt ist, dieser Kater ist von klein auf so. Lilly, seine Schwester ist das komplette Gegenteil, aufgeschlossen, immer dabei und fremde werden genauestens beschnüffelt und abgeschnürt. Auch neue Situationen findet sie spannend und ist immer diejenige, die vorangeht.

Katzengeschwister können sich sehr unterschiedlich entwickeln, das ist auch erst einmal völlig ok.
Wenn sich aber Ängste und Unsicherheiten manifestieren, sollte man den Katzen helfen.

Wie erwähnt, kann der Ursprung harmlos sein. Ein Knall, ein Rempler, irgendwas, was völlig alltäglich ist und an sich kein Problem darstellt. Dann folgt eine ungünstige Konditionierung. Die Katze wird daraufhin vorsichtiger. Und mit viel Pech erfolgt das Gleiche (an sich harmlose) noch einmal und die Katze speichert "Uaahhh.....das ist ja schlimm!"
Und selbst das muss dem Menschen nicht auffallen, weil er ja nicht alle Situationen wahrnimmt.
Die Katze hat für sich, in ihrer normalen, aber falsch konditionierten Wahrnehmung, festgestellt, dass Situation 1 Angst machen muss, Situation 2 auch und die Situationen 3-6 sowieso.

Bei Menschen nennt man das "selbsterfüllende Prophezeiungen" ("Ich wusste doch, dass der Tag richtig mies wird!"), bei Tieren sind es eigentlich "nur" Verkettungen unglücklicher Umstände, die große Folgen haben können.



Also wenn, dann müsste ich die Bachblüten ja dann lebenslang geben, geht sowas überhaupt und macht es denn überhaupt Sinn, wenn der Charakter des Katers von Natur aus so ist und das Ganze eben nicht auf einem traumatischen Ereignis oä basiert?

Der Sinn der Bachblütentherapie ist es, den Kern des Problems zu finden, indem man wie bei einer Zwiebel Schicht für Schicht ablöst. Zuerst wird das Offensichtliche behandelt. Darauf wird die erste Mischung abgestimmt. Dazu erarbeitet Ina mit dem Menschen auch verhaltenstherapeutisch, indem er Dinge verändert, weglässt, einführt, unterstützt, halt so, wie es erforderlich ist.
Das Tier verändert sich. Das wird mit Ina besprochen, dann wird auf die neue Situation die neue Mischung angepasst.

Das Ganze braucht seine Zeit, aber die Situation ist ja auch nicht in 2 Wochen entstanden.

Der Kater wird vom Typ her nie wie seine Schwester, weil er nicht ihren Charakter hat. Bachblüten verändern ja nicht den Charakter, sondern gleichen den Seelenzustand aus.
Der Kater kann entspannter und gelassener werden, er kann belastbarer und offener für Neues werden.
Dessen bin ich mir sicher :)


Insgesamt würde ich allerdings nicht sagen, dass der kater hypernervös oder in ständiger Panik ist, es sind die unbekannten bzw plötzlichen Situationen, die ihn verschrecken.

Das meinte ich auch nicht.
Aber eine latente Angst kann zu Stress führen, bei dem einen Tier mehr, bei dem anderen weniger.

Und eine seelisch ausgeglichene Katze braucht keine Angst vor neuen Situationen haben. Es sind ja ihre eigenen Erfahrungen bzw. Wahrnehmungen, die sie ängstlich werden lässt und daran kann man (bis zu einer gewissen Grenze) arbeiten. Aber weniger Angst, Unsicherheit ist doch schon ein toller Erfolg :)
 
Nachtrag:

Das betrifft, jetzt nicht Dich, Doppelpack, sondern Angstkatzen im Allgemeinen und es lesen hier ja etliche User mit.

Wenn Katzen Ängste entwickeln oder haben, möchte der Mensch sie i.d.R. davor beschützen. So nachvollziehbar das ist, so kontraproduktiv ist es aber auch.

Verhindert man die Angsteinflössendes Situationen (staubsaugen, klingeln, mal lautere Musik, Besuch, Möbel umstellen, sonstige Veränderungen etc), bestätigt man die Tiere in ihrer Angst.
Die Tiere sollen lernen sich damit zu arrangieren oder bestenfalls entspannt zu akzeptieren. Das klappt natürlich nicht von jetzt auf gleich, das braucht eine entsprechende Vorbereitung/Überlegung und Umsetzung.

Angstkatzen zu schonen, hilft den Tieren nur im ersten Moment, weil sie den Stress nicht aushalten müssen. Langfristig ist es keine Lösung, weil sie insgesamt sehr unsicher werden können (aber natürlich nicht müssen ;) )
 
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Wenn Katzen Ängste entwickeln oder haben, möchte der Mensch sie i.d.R. davor beschützen. So nachvollziehbar das ist, so kontraproduktiv ist es aber auch.

Das kann ich im Umgang mit Pferden bestätigen - manche Situationen schaukeln sich dann auf und am Ende hat man wirklich ein Problem. Beispiel: Pferd ist beim Ausreiten nervös, tänzelt/zuckelt. Reiter nimmt Zügel straffer auf, damit im Falle des Falles man sofort reagieren kann. Fürs Pferd ist das das Signal, das etwas kommt... es wird also in seiner Nervosität bestätigt und fängt nun wirklich an zu tänzeln, Reiter gibt Paraden...usw usf.
Bei Katzen ist es genauso: aus menschlicher Sicht loben/streicheln/beruhigen wir im richtigen Moment, für die Katze ist es die Bestätigung, dass die Situation wirklich schlimm war und ihr Mensch das auch so sieht. Wie häufig wird zum Beispiel geraten eine Handlung der Katze zu ignorieren, damit es sich nicht verfestigt?


@ Doppelpack: mein kleiner Katermann war nach einer Prügelei mit Nachbarskatze mit nachgehender Abzessbehandlung verschüchterter als er vorher war. Das sah ich an seinem Verhalten wann und wie und wie lange er raus ging.... das schlich sich so ein. Auch hatte er nach dieser Prügelei meines Erachtens nach häufiger kleinere Unwohlheiten (Niesen, nervöserer Darm, etc), nie richtig schlimm aber irgendwas war ins Ungleichgewicht geraten. Durch Bachblütentropfen konnte ich ihm helfen - es war ein Stufenplan mit Ausschleichung. Und was soll ich sagen: nun ist er auch draussen wieder mein kleiner frecher Katermann wie ich ihn kenne und liebe.
 

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