Wären die von dir angesprochenen Halter, die zwingend eine Katze haben müssen, die wie eine Rasse aussieht, aber keine ist, wirklich so verantwortungsvoll, dann würden sie sich fragen, was einer zu verbergen hat, dass er nicht einem Verein beitritt und offen darlegt was er so treibt
Das mag für die Käufer zutreffen, die sich gezielt auf die Suche nach einem Rassekitten machen, das ein bestimmtes Aussehen hat, die aber dabei möglichst billig kaufen wollen. Ebenso betrifft das die Sparte der Vermehrer, die gezielt und lediglich aus finanziellen Motiven heraus ihre Katzen werfen lassen und mitunter schäbig ausbeuten.
Das sind auch genau die Vermehrer, die mir am meisten "Kopfweh" bereiten und die ich ebenso am liebsten ganz ausschalten würde, das kannst du mir glauben.
Dazu muss ich allerdings sagen, dass in meinem Umfeld eigentlich niemand je solch ein "Billig-Rassekitten" gekauft hat, die Katzen meiner Bekannten und auch die Katzen hier in der näheren Umgebung stammen fast alle entweder vom Bauernhof oder von der Nachbarin, Tante, Freundin, deren Katze einmal werfen sollte oder zu spät kastriert werden sollte oder von älteren Damen, für die Kastra ein Fremdwort ist bzw. war.
In den meisten Fällen sind die Mamas dort mittlerweile kastriert, mit Ausnahme der Bauernhofkatzen.
Der Einzige, den ich kenne, der jemals ein Look Alike gakauft hat, bin ich selbst, damals bei meiner Luna. Und, ob du es glaubst oder nicht, es war reiner Zufall. Ich war nicht gezielt auf der Suche nach einer Siam, damals wie heute war und ist es mir völlig einerlei, ob Rasse oder nicht und wenn ja, welche Rasse. Mir gefällt einfach jede Katze, wobei ich die kurzhaarigen bevorzugen würde.
Damals waren wir wochenlang auf der Suche nach einem Kitten für meine Tochter. Egal welches Geschlecht, egal welche Farbe, es sollte nur gesund sein. Wir waren vor einiger Zeit in unser Haus gezogen und hatten die Katze, mit der meine Kinder aufgewachsen waren in ihrem angestammten Revier bei meiner Mutter gelassen. Unmittelbar nach dem Umzug waren wir im Tierheim und hatten dort ein 8wöchiges Kitten adoptiert. Wie sich nach einigen Wochen herausstellte war dieses Kitten leukosepositiv, die Krankheit brach aus und obwohl wir alles taten, was möglich war, starb es ein halbes Jahr später mit knapp 10 Monaten. Diese Zeit war für die Kinder (und auch für mich) schlimm, daher wollten wir auf keinen Fall mehr ein Kitten aus dem Tierschutz. Meine Sammy (die bei meiner Mutter blieb) hatte ich damals per Zeitungsannonce gefunden, sie war eine Feld-Wald-Wiesenkatze und strotzte vor Gesundheit.
Aus diesem Grund haben wir beim zweiten Mal nur noch sämtliche Anzeigen durchkämmt und wollten auf jeden Fall wieder ein Kitten von Privatleuten.
Zu einem Züchter zu gehen, wäre uns nie in den Sinn gekommen, warum sollten wir hunderte von Euro für eine Rasse ausgeben, obwohl wir gar keine Rasse wollten.
Wir sind damals zu sehr vielen Leuten gefahren, die Suche begann Ende September. Darunter waren auch einige sogenannte PS, was aber oft erst klar wurde, wenn wir vor der Tür standen und damals in den Anzeigen noch oftmals nicht erwähnt wurde.
Wie schon erwähnt war ich dieses Mal sehr kritisch, sah ich irgendein Auge tränen, einen Po, der nicht einwandfrei sauber war, Durchfall im Katzenklo, eine dreckige Wohnung oder waren mir die Umstände sonst in irgendeiner Weise suspekt, dann sind wir postwendend wieder gegangen. Es ging hier nämlich nicht um mich, ich wollte dieses Mal ein gesundes Kitten für meine Tochter und wollte auf jeden Fall vermeiden, dass sie nochmal sofort ein Kitten verlor.
Was soll ich sagen, 2 1/2 Monate lang waren wir ständig unterwegs, ohne Erfolg. Entweder waren die Kitten bereits erkennbar krank oder die Wohnung war zum Fürchten, und am schlimmsten war es auf fast allen PS, die wir (unbeabsichtigterweise) besuchten.
Mitte Dezember hatte ich dann die Hoffnung aufgegeben und vertröstete meine Tochter, dass es im nächsten Frühjahr neue Kitten geben würde und wir dann bestimmt eines finden würden.
Dann kam die neue Ausgabe vom Wochenblatt und da waren Siamkitten inseriert, für damals 150 Euro pro Kitten. Meiner Tochter zuliebe rief ich dort an, es waren die ersten Rassekitten, die wir besichtigten, aber zu der Zeit die einzigen Kitten, die neben dem TS inseriert wurden.
Ich war eigentlich sicher, dass es wieder nichts werden würde und wir hatten vereinbart, dass es definitv der letzte Besuch sein würde bis zum nächsten Frühjahr. Was soll ich sagen, als ich in die Wohnung kam und die Kitten sah, wußte ich ziemlich schnell, dass wir "unser" Kitten gefunden hatten.
Die Wohnung war sauber, die Elterntiere sahen gesund und gut gepflegt aus, alle hatten Familienanschluss, in sämtlichen Zimmern waren "Katzenutensilien", Mama und Papa hatten einen Impfpass, den wir einsehen durften, die Klos waren in gutem Zustand, unter den "Hinterlassenschaften" war kein Durchfall zu finden, die Kitten hatten glänzende Äuglein, Po und Fell waren einwandfrei. Sie kamen neugierig auf uns zu, ein Katerchen krabbelte gleich mal in die mitgebrachte Transportbox und hat es sich dort bequem gemacht.
Kurz, es war ganz anders, als all die Besuche vorher, etwa genauso wie damals bei der Familie, von der ich meine Sammy geholt hatte, mit dem einzigen Unterschied, dass ich dieses Mal etwas bezahlen mußte und eine Siam hatte statt einer "normalen" Katze.
Wir waren einfach nur glücklich, dass wir Luna gefunden hatten und wir haben es niemals bereut. Sie war immer gesund, sie liebte meine Tochter abgöttisch, wurde leider mit knapp 8 Jahren vor unserer Haustür überfahren.
Und ich denke, unter den Käufern von "solchen" Vermehrerkitten sind bestimmt einige wie wir damals. Die nicht gezielt "sparen" wollen, sondern einfach nur eine Katze suchen und dann (heute eben im Internet) über solch ein Foto stolpern und sich in das Tierchen verlieben.
Die Vermehrer von Luna waren nette Leute, die ein Katzenpärchen hatten, in reiner Wohnungshaltung, das zur Familie gehörte und die dort ein schönes Zuhause hatten. Sie hatten Spaß an ihrem Nachwuchs, dem es sichtlich ebenfalls gut ging und sie haben sich (ebenso wie ich damals) gar keine Gedanken darum gemacht, dass es zuviele Katzen geben könnte und es deshalb vielleicht besser wäre, keinen Nachwuchs zu produzieren.
Es gibt also nicht nur die "bösen" Vermehrer, genauso wie es nicht nur die "seriösen" Züchter und den "guten" Tierschutz gibt.
Und es gibt nicht nur die "geizigen" Vermehrerkäufer, die nichts im Kopf haben außer billig ihre Rasse zu kriegen. Und die ihre Kitten angeblich mehrheitlich gleich beim ersten Problem wieder entsorgen.
Das ist für mich klassisches Schwaz-Weiß Denken, das nirgendwohin führt.