OK, jetzt mußt Du da durch:
Für die meisten Katzen kommen Frühstück, Mittag- und Abendessen aus der Dose. Nicht umsonst hat sich der Begriff „Dosenöffner“ für Katzenhalter eingebürgert. Doch es geht auch anders. So wie bei Kirsten und Arne C. aus Dortmund. Ihre Katzen bekommen selbst gemachtes Futter aus rohem Fleisch und weiteren Zutaten. „BARF“ nennt sich diese Fütterungsart. Die Abkürzung steht für „Bones and Raw Food“, also „Knochen und rohes Futter“ oder auch für „biologisch artgerechte Rohfütterung“.
Viele Katzenhalter kommen zur Rohfütterung, weil ihre Tiere bestimmtes Futter nicht mehr vertragen. So war es auch bei Katze „Schoki“. Sie litt unter ständigen Durchfällen, gegen die auch ihr Tierarzt kein Mittel mehr wusste. Seitdem die Katze selbstgemachtes Futter bekommt, ist der Durchfall verschwunden.
Wichtig beim „Barfen“ sind Hygiene und Abwechslung. Katzen dürfen fast alle Fleischsorten und Innereien bekommen. Schweinefleisch ist tabu, denn das kann sie krank machen. Auch mit Leber sollten Katzenfreunde geizen: Sie enthält viel Vitamin A, das in zu großen Mengen Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann. Wer gutes Fleisch kauft, es sorgfältig wäscht und schnell verarbeitet, minimiert das Risiko von Erregern und Parasiten.
Auch fleischige Knochen kommen infrage. Geeignet sind zum Beispiel Hühnerhälse oder Hühnerflügel. So lange die Knochen roh sind, splittern sie nicht. Viele Katzen freuen sich über einen Hühnerhals oder Flügel auch als Kausnack. Allerdings sollten sie nie damit alleine gelassen werden, denn es gibt, wie auch bei vielen Spielzeugen, immer ein Restrisiko. Vereinzelt gibt es auch Katzen, die keine Knochen verdauen können. Wenn eine Katze Probleme nach Mahlzeiten mit Knochen gezeigt hat, sollte sie besser keine mehr bekommen.
Kirsten und Arne füttern ihre Katzen mit selbstgemachten FutterKatzen brauchen aber mehr als nur rohes Fleisch: Wichtig sind vor allem Taurin, ohne das sie blind werden und Herzprobleme bekommen, Salz, Kalzium und die Vitamine A, D und E. Mit verschiedenen Zutaten, den sogenannten „Supplementen“, kommen diese Stoffe ins Futter. Einige Gramm Leber decken beispielsweise den Bedarf der Katze an Vitamin A, gemahlene Eierschalen helfen, den Kalziumbedarf zu decken. Wer seine Katze roh füttern möchte, muss ihre Bedürfnisse kennen und die Zutaten zu seinem Futter genau ausrechnen. Denn zu wenig schadet genau so wie zu viel an Zusatzstoffen.
Genau hier sehen viele Tierärzte ein Problem bei der Rohfütterung: Denn manche Katzenhalter füttern, was sie für richtig halten, ohne dabei aber auf die Bedürfnisse der Tiere einzugehen. Das Problem: Mangelerscheinungen und Überversorgungen zeigen sich nicht sofort, sondern erst nach Monaten oder sogar Jahren – wenn sie sich nicht mehr korrigieren lassen. Deshalb ist es besonders wichtig, nach guten Rezepten zu arbeiten, die genau auf die jeweiligen Katzen zugeschnitten sind. So hat eine erwachsene, gesunde Katze andere Bedürfnisse als ein Katzenkind, nieren- oder leberkranke Katzen vertragen anderes Futter als gesunde Tiere. In solchen Fällen sollte man seine Rezepte mit einem auf Katzenernährung spezialisierten Tierarzt absprechen.
Bis Katzen ihr neues Futter zu schätzen wissen, kann es allerdings eine Weile dauern. Denn Katzen sind „neophob“, fressen also nur, was sie kennen. In der Natur schützt sie das vor Vergiftungen, bei Futterumstellungen kann das die Nerven der Halter allerdings strapazieren. Wenn Katzen zunächst kein Fleisch mögen, kann man es sehr klein schneiden und eventuell auch mit dem gewohnten Futter mischen. Irgendwann kommt aber fast jede Katze auf den Geschmack und freut sich über etwa maus- oder gulaschgroße Stücke. Dann sind meistens auch die Supplemente kein Problem mehr für sie.
Barfen ist nicht unbedingt billig – gerade, wer als Tierfreund darauf achtet, nur Biofleisch zu verfüttern, wird im Vergleich zu gutem Katzenfutter kaum Geld sparen. Doch wenig mehr als ein Euro Futterkosten pro Tag und Katze sind durchaus vertretbar. Ebenso wie der nötige Zeitaufwand: Mit ein wenig Übung braucht man zum Zubereiten der Mahlzeiten etwa 30 bis 60 Minuten in der Woche. Fertige Portionen werden eingefroren und vor dem Füttern einfach aufgetaut.
Rohes Fleisch ist eine natürliche „Zahnbürste“ für KatzenRohes Fleisch ist übrigens eine natürliche „Zahnbürste“ für Katzen. Gerade, weil Samtpfoten Dosenfutter nicht kauen müssen und auch Trockenfutter oft herunterschlingen, neigen viele von ihnen zu Zahnstein. Fleisch zwingt sie dazu, ihr Gebiss einzusetzen und dabei zu reinigen. Auch wer nicht barfen will, kann seiner Katze dieses Erlebnis ab und zu gönnen: Bis zu 20 Prozent der Wochenration dürfen aus unsupplementiertem Fleisch bestehen, ohne dass die Katze Mangelerscheinungen bekommt. Ein Stück rohes Rindfleisch oder ein Hühnerherz putzt nicht nur die Katzenzähne, sondern ist für viele Katzen auch ein echter Leckerbissen mit Spaßfaktor.
Rezepte
Grundrezept für den Einstieg
Pute pur
Rind/Huhn
Rind pur
Geflügel pur
Bunte Mischung mit Lamm
(Die hier nicht mehr veröffentlichten Rezepte erhalten Sie gegen Einsendung eines mit 0,55 Euro frankierten und an Sie adressierten Rückumschlags – Thema der Sendung bitte angeben. Weitere Informationen erhalten Sie über unsere Hotline: 0221 56789 999)
aus wdr.de