FORL - Allgemeine Informationen

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Warnhinweis bei medizinischen Ratschlägen

Achtung: Bei medizinischen Problemen sollte stets die Meinung eines niedergelassenen Tierarztes oder einer Tierklinik eingeholt werden.
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Da meine Katzen selbst vom Thema FORL betroffen sind und ich die vorhandenen FORL- Threads inzwischen etwas unübersichtlich und teilweise veraltet finde, habe ich eine FORL-Kurzdarstellung mit den wichtigsten Infos verfasst, die etwas in die Tiefe gehen. Vielleicht kann sie dem ein oder anderen ja für einen schnellen Überblick weiterhelfen.

Anmerkung: Der Text ist noch in Bearbeitung und wird nach und nach ergänzt/überarbeitet.


A. FORL Kurzdarstellung

I. Was heißt FORL?
FORL steht für Feline odontoklastische resorptive Läsionen.

II. Was ist FORL?
FORL ist eine meist (extrem) schmerzhafte Zahnerkrankung der Katze.

III. Wie viele Katzen sind betroffen?
Schätzungsweise ist jede 3. Katze unter 5 Jahren betroffen, ab 5 Jahren sogar jede 2. Katze.

IV. Was löst die Erkrankung aus?
Die Ursache ist bisher unklar. Diskutiert wird eine Überversorgung an Vitamin D3, welches häufig dem Katzenfutter (insbesondere Nassfutter) künstlich zugegeben wird. Zudem könnte eine Störungen in der Calciumhomoöstase und eine damit verbundene Überversorgung mit Vitamin D3 (entweder durch verminderte Calciumaufnahme oder ein gestörtes Calcium-Phosphor-Verhältnis in der Nahrung, welches wiederum zum Entzug von Calcium und Phosphor aus den Hartsubstanzen führen könnte) ursächlich sein.
Weitere mögliche Indikatoren für die Begünstigung von FORL können chronische Entzündung des Zahnhalteapparates, Infektionen viraler Art, die Zahnmorphologie als solche, eine fehlerhafte bzw. sinkende Immunantwort (auch aufgrund des Alters der Katze) und mechanischer Stress - verursacht durch die Fütterungsweise bei z.B. Trockenfutter - sein. Allerdings steht auch Nassfutter im Verdacht, die Wahrscheinlichkeit für Paradontalerkrankungen insgesamt zu erhöhen und somit FORL zu begünstigen.

V. Wie entsteht FORL?
FORL entsteht durch die Aktivierung körpereigener Zellen (Zytokine und Entzündungsmediatoren), diese entwickeln sich zu Odontoklasten. Die Odontoklasten können sowohl das Dentin, den Zahnschmelz oder den Zahnzement angreifen und zu deren Auflösung führen.
Im Allgemeinen unterschiedet man hier vier Stadien, die Resorptionsphase, die Umbauphase, die Osteoid-Bildung und die Ossifikationsphase.

VI. Welche Symptome hat meine Katze bei FORL?
FORL kann vollkommen symptomfrei verlaufen. Folgende Symptome können (erste) Anhaltspunkte sein:

- Zahnfleischentzündungen
- hochwachsendes Zahnfleisch bis zur vollständigen Bedeckung der Zahnkrone
Mundgeruch
- vermehrtes Speicheln
- Zahnfleischbluten bei leichter Berührung (auch durch Futteraufnahme)
- einseitiger Zahnstein (= Hinweis auf einseitiges Kauen) oder vermehrter
Zahnstein
- Kopfschieflage
- Zähneknirschen
- wegspringen vom Napf
- Lautäußerung bei der Futteraufnahme
- herausfallen des Futters aus dem Mundraum
- Verweigerung der gewohnten Futterart (Nassfutter oder Trockenfutter)
- Futterverweigerung trotz sichtbarem Appetit
- rausbrechende Zahnkronen
- fehlen einzelner Zähne im Gesamten

VII. Welche Zähne sind bei Erst-FORL-Befall am häufigsten betroffen?
Die häufigsten betroffenen Zähne sind statistisch gesehen der P4 im OK, der P3 und M1 im UK und alle Incisivi (die dann aufgrund nur einer Wurzel oft unmittelbar ausfallen).

VIII. Wie kann FORL festgestellt werden?
In seinem vollen Ausmaß und im Anfangsstadium kann FORL nur mittels dentaler Zahnröntgenaufnahmen festgestellten werden. Es müssen alle Zähne untersucht werden, dies kann per Einzelröntgen oder per Röntgen in Quadranten erfolgen, ein reines Übersichtsröntgen genügt nicht. Die Röntgenaufnahmen sind ausschließlich in Vollnarkose möglich, da das Tier dafür eine gewisse Position einnehmen muss und ein waches Tier niemals ausreichend still halten würde.
Zusätzlich müssen die Zähne mit einer spitzen (zahnärztlichen) Sonde abgefahren werden, da ein Dichteunterschied von 40% zwischen gesundem Dentin und der Läsion bestehen muss, damit diese röntgologisch sichtbar wird.
Die Sonde kann hierbei Unregelmäßigkeiten im Bereich der Schmelz- Zement- Grenze früher feststellen.

IX. Welche Arten von FORL gibt es ?
FORL lässt sich laut AVDC in 3 Typen und 5 Stadien (pro FORL-Typ) klassifizieren, wobei eine Abgrenzung nicht immer möglich ist.

1. Die 3 FORL-Typen
FORL lässt sich grundsätzlich in Typ 1, Typ 2 und Typ 3 unterteilen.

a. Typ 1 (auch TR1)
FORL Typ 1 zeichnet sich durch fokale oder multifokale Radioluszenzen des Zahnes bei intaktem Paradontalspalt aus. Die Röntgendichte außerhalb der Läsion ist normal.
Häufig sind entzündliche Prozesse wie Parodontitis oder Stomatitis vorhanden und auf Höhe der externen entzündlichen Wurzelresorptionsbereiche findet ein horizontaler oder vertikaler Knochenabbau statt.
Die vorhandenen Wurzelanteile zeigen keine Anzeichen einer Ankylose oder einer osteoiden Remodellaton (Ersatzgewebe).

b. Typ 2 (auch TR2)
FORL Typ 2 findet meist ohne vorausgehende entzündliche Veränderungen statt.
Es entstehen Ankylosen im Wurzelbereich, der Paradontalspalt geht durch diese ankylotischen Prozesse verloren.
Das resorbierte Wurzelmaterial wird durch Ersatzgewebe aufgefüllt (zementoid oder osteoid), dies bezeichnet man auch als fehlerhafte Remodellation.
Die Röntgendichte im Wurzelbereich ist reduziert.

c. Typ 3 (auch TR3)
Liegen sowohl FORL Typ 1 als auch FORL Typ 2 vor, so bezeichnet man dieses als FORL Typ 3.

2. Die 5 FORL-Stadien
Weiterhin unterscheidet man pro FORL-Typ die folgenden 5 Stadien:
- Resorption/Läsion Zement
- Resorption/Läsion Zement + Dentin
- Resorption/ Läsion Zement + Dentin + Einbruch in die Pulpa
- Resorption weit fortgeschritten; Krone und Wurzel prozentual gleich resorbiert
oder überwiegend Kronenbereich resorbiert oder überwiegend Wurzelbereich
resorbiert
- Nur noch Wurzelreste vorhanden (Krone verloren)

X. Wie ist FORL behandelbar?
FORL ist bedingt behandelbar, Zahnerhaltung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich . Früher wurde versucht, die Läsionen mit Füllungen zu schließen, dies wird nach heutigem Wissen nichtmehr gemacht, da die Läsion so zwar gefüllt wird, aber weiter voranschreitet.

1. Behandlung bei FORL-Typ 1
Bei FORL-Typ 1 ist das Mittel der Wahl die vollständige Extraktion (inklusive aller Wurzelteile, da von einer grundsätzlichen Resorption der Wurzel nicht ausgegangen werden kann).
Eine begleitende Gabe von Antibiotikum und Schmerzmitteln wird empfohlen.

2. Behandlung bei FORL- Typ 2
Bei FORL-Typ 2 gibt es grundsätzlich unterschiedliche Möglichkeiten.
Auch hier ist eine vollständige Extraktion teilweise möglich.
Entfällt diese Option, dann bietet sich eine Kronenamputation (sogenanntes intraalveoläres Abesetzen) an, allerdings nur dann, wenn kein Paradontalspalt mehr nachweisbar ist und keine Entzündungen vorliegen. Zudem muss die Remodellation abgeschlossen sein. Im Idealfall führt dies zur Ersatzresorption der verbliebenden Wurzel, eine Röntgenkontrolle ist anfangs fortlaufend notwendig.
Bei generalisierten Entzündungen (Paradontitis, Stomatitis) ist diese Methode nicht anwendbar.
Liegen Grunderkrankungen vor, die Entzündungsprozesse grundsätzlich begünstigen wie z.B. FIV und FeLV wird von dieser Methode ebenfalls grundsätzlich abgeraten.
Eine weitere Möglichkeit ist die Pulverisierung der Wurzel, dies sollte allerdings nur in Ausnahmefällen angewandt werden, da das Risiko für die Schädigung an Nachbarzähnen, am Kieferknochen oder an den Nerven und Gefäße sehr hoch ist.

Eine begleitende Gabe von Antibiotikum und Schmerzmitteln wird empfohlen.

B. Häufig diskutierte Einzelfragen

I. Kosten einer FORL-OP





Verwendete Quellen:
Buck, Martin Florian in Veterinär Spiegel 2016
Eickhoff, Markus: Bild-Atlas der Zahnbehandlungen Hund und Katze, Stuttgart 2017
Eickhoff, Markus: Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bei Klein- und Heimtieren
von Markus Eickhoff, Stuttgart 2005
Mihaljevic, SY: Feline Odontoclastic Resorptive Lesions (FORL): Radiologische Diagnostik und therapeutische Maßnahmen in Praktischer Tierarzt 2009; Vol. 90
Möllenbeck, S.: Histologische Untersuchungen zu Frühveränderungen der Felinen Odontoklastischen Resorptiven Läsionen (FORL) an klinisch gesunden Zähnen in Praktischer Tierarzt 2004, Vol. 85
Schreyer, J.: Intraorale Röntgendiagnostik nur etwas für Spezialisten? in Praktischer Tierarzt 2010, Vol. 91
 
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