Bienes Vorteil ist es, daß sie wirklich sehr groß ist. Ich habe mir die Maße nicht gemerkt, müßte sie mal wieder vermessen. Als der TA sie das erste Mal gesehen hat, konnte er nicht glauben, eine normale Hauskatze vor sich zu haben. Insofern ist ihr Übergewicht bei 7,5 Kilo nicht brutal dramatisch, würde sie ein halbes Kilo abnehmen, wären wir schon gut dabei.
Aber wie abnehmen bei Trockenfutter und einer Katze, die anderes Futter - wie eine jede Veränderung - mit heftiger Leckerei quittiert (von der Futterverweigerung ganz zu schweigen)?
Wir haben sie mit RC-Trofu aus dem Tierheim bekommen. Nach der Eingewöhnung und dem Rat des TA, dringend auf Nafu umzustellen, haben wir dieses mit allen möglichen Varianten versucht. Viele blutige Ärmchen und Unruhe waren die Quittung. Irgendwann die Aufgabe und die Umstellung auf Orijen, ein etwas "besseres" Trofu. Die Menge wurden in den letzten drei Jahren ganz leicht reduziert, höheres Alter, weniger Bewegung, weniger Energiebedarf. Im Augenblick scheint es mir, daß sie ein wenig Hunger hat. Ob das der olle Winter ist - wir essen ja in der dunklen Jahreszeit auch mehr.
Ansonsten werden die Werte regelmäßig kontrolliert, ich bin natürlich wegen der Nieren in dauernder Sorge...
Kürzlich hatte mal eine andere TA Dienst, die meinte, wir sollten immer eine Handvoll aus dem gefüllten Futternapf rausnehmen und das ganze Futter grundsätzlich abwiegen. Das war etwas frappierend: Wir wiegen schon immer ab und sie bekommt nur dreimal eine Handvoll. Wenn ich da noch etwas rausnehme...
Frischfleisch kannte sie gar nicht, es hat ewig gedauert, bis sie das erste Stück gefressen hat. Es ist immer ein Kampf, aber zwei, drei Mahlzeiten in der Woche möchte ich dadurch ersetzen. Mal klappt es, mal wieder nicht. Zuletzt ging Putenfleisch sehr gut, gestern hatte ich ganz frisches Rind. Minutensteaks, mein Mann war ganz neidisch, denn ihm hatte ich keins mitgebracht. Sie hat verweigert und stattdessen, der Hunger war ja da, eine riesige Menge Gras gefressen. Das kann es doch auch nicht sein. Im übrigen muß das Futter sehr klein geschnitten sein. Sie mag nicht kauen, das ist ihr offensichtlich zu blöd. Die Zähne etc. sind aber in Ordnung. Außerdem ist sie noch niemals an herumstehendes Essen gegangen, Leckerlis und Pasten nimmt sie nicht. Wenn man ihr so etwas hinhält, zieht sie den Hals wie eine Schildkröte ein und zieht sich zurück.
Mir sagte mal jemand, der lange in der Rinderwirtschaft gearbeitet hat, daß Rinder, die in der Massentierhaltung gehalten wurden und plötzlich auf Gras stehen oder es zur Verfügung haben, dieses nicht fressen, weil sie nur das industrielle Futter kennen. Der Instinkt, den ich für Tiere und auch für Katzen reklamierte, ist da völlig weg. Irgendwie scheint das bei Biene auch so zu sein.
Bewegung ist auch so eine Sache. Man merkt, daß sie älter und ruhiger wird. Außerdem, woher soll die Energie zu ausdauerndem Spiel bei dem ollen Futter herkommen? Es ist ein ganz blöder Kreislauf.
Ach ja, Joghurt, den mag sie. Auch nicht optimal.
Und nachher füttere ich TK-Babymäuse. Aber die sind auch nur zur Zahnreinigung, Nährstoffe können die auch nicht richtig haben. Die hat sie aber auch lange schief angeguckt.
Entschuldige fürs zutexten. Zu meiner Verteidigung: Du hast gefragt! Bei den früheren Katzen bei meiner Mutter zuhause war das alles kein Problem. Die gingen raus und fingen mal eine Maus, bekamen wechselndes NaFu, wenn auch kein besonders tolles, stibitzten mal eine Wurstsemmel oder bekamen Rind oder Huhn, wenn es das für die Menschen auch gab. Und dann kommt nach dem Studium und einem Leben ohne Katze Biene. Das kann einen echt fertigmachen. Zumal ich immer ein latent schlechtes Gewissen habe, meiner Katze nicht das Beste zu tun.
Ich beobachte sie ständig, versuche Ideen zu entwickeln, sie zu beschäftigen. etzt im Winter gar nicht so leicht. Ich bin froh für sie, wenn es wieder etwas wärmer wird und sie wenigstens auf dem Balkon sitzen kann. Zur Zeit ist es wirklich öde. Gestern haben wir ein Bücherregal verschoben (Höhe 1,70), auf das sie jetzt klettern kann. Unter großem Hallo wurden die darauf liegenden Armstulpne und Räucherkerzenpackungen runtergeworfen.
Ich würde mal sagen, daß du dir wegen der beiden Katerköppe keine riesigen Sorgen machen mußt. Sie sollen nicht zunehmen, das ist das eine, und das läßt sich ja wahrscheinlich durch andere Leckerlis schon erreichen.
Und was die grundsätzliche Fütterung angeht, mußt du es nicht überstürzen. Vielleicht nicht erst in einem Vierteljahr mit dem Nachdenken anfangen, aber ob du heute oder nächste Woche die Zeit findest, dich hier genauer zu belesen usw, darauf kommt es akut sicher nicht an. In Streß soll es nicht ausarten.
Aber die Verantwortung für die Hausgenossen wird man nicht wieder los. Das stimmt wohl. Richtig bewußt wurde mir das, als der letzte der beiden Kindheitskater vor vier Jahren eingeschläfert werden mußte. Mein Bruder und ich waren längst ausgezogen und meine Mutter mußte allein entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für den letzten Gang sein würde (der Kater hatte am Ende schlimmes Nierenversagen). Sie hat immer wieder einen Tag gewartet, weil er doch nochmal gefressen oder in der Sonne gelegen hat oder auf den Schoß gekommen ist, mit der Begründung, daß man einen alten Menschen ja auch nicht einfach umbringt. M.E. hat sie dann genau den richtigen Tag getroffen, als sie zum TA gefahren ist. Da waren Purzels Lebensfreude und sein Lebenswille wirklich erloschen. Aber sie hat noch ganz lange regelmäßig uns Kindern gegenüber darüber gesprochen und gefragt, ob sie es richtig gemacht hat, ob sie zu schnell war oder vielleicht doch zu lange gewartet hat. Das finde ich ganz anrührend, und es läßt, was die Bindung und die Verwantwortung angeht, tief blicken.
Und das faszinierende für mich war, daß ich es, obwohl hundert Kilometer entfernt, gemerkt habe, daß etwas vor sich geht. Ich saß im ICE zwischen Halle und Magdeburg und schaute aus dem Fenster und bewunderte einen wirklich schönen Sonnenuntergang. Meistens arbeite ich im Zug und habe keine Zeit rauszugucken. aber da schon. Ich habe richtig sinniert und das Farbenspiel bewundert. Und zuhause angekommen, ruft meine Mutter an und erzählt, daß sie Purzel hat gehen lassen. Ihr Mann hat das Auto zum Tierarzt gesteuert und sie hatte ihn auf dem Arm, nicht im Katzenkorb. Und da wäre dieser wunderschöne Sonnenuntergang gewesen und der Kater hätte ganz ruhig gelegen und rausgeschaut und noch etwas geschnurrt. Sie hat wohl den Eindruck gehabt, er wäre schon mit der Sonne auf und davon gegangen und nicht erst eine Viertelstunde später beim TA. Und dann war unsere schwarze Diva Purzel wieder bei seinem dicken Kumpel Felix.
Ich darf, was Biene angeht, soweit ja gar nicht denken, aber alle diese Dinge gehören dazu. Verwantwortung und Bindung. Und wir Menschen sind bei aller Emotionalität in der Bindung zum Tier gezwungen, nüchtern zu sein und Entscheidungen zu treffen. Beim Futter, beim Zusammenleben, bei Freigang ja oder nein, bei Krankheiten und beim Sterben. Und dann legen wir uns meistens doch wieder neue Tiere zu, weil wir ohne nicht können. Obwohl sie uns Herzschmerz und manchmal Streß bereiten.
So, ich höre sofort auf mit alten Geschichten und der Philosophiererei. Eigentlich sollte ich hier auch noch etwas arbeiten.