Wenn du gern Kitten kaufen möchtest, die zu einer bestimmten Rasse gehören (Stammbaum!) oder eine bestimmte Rasseoptik haben (Mix bzw. ohne Stammbaum), ist es sinnvoll, dass du den Unterschied zwischen Vermehrerei und Vereinszucht kennst, John Boy. Dann bist du besser in der Lage zu entscheiden, ob nicht die höhere Geldausgabe fĂŒr Stammbaumkatzen mehr Sinn macht als ein SchnĂ€ppchenkauf beim Vermehrer.
Die Vereinszucht (= immer MIT Stammbaum!) bedeutet, dass bestimmte Mindestanforderungen an die Verpaarung der Elterntiere gestellt werden und dass auch solche Anforderungen an die Haltung der Katzen (Elterntiere und Kitten) vorgeschrieben werden. Die Vereinszugehörigkeit und der Stammbaum garantieren sowohl die Einhaltung dieser Mindestanforderungen als auch, dass die Jungtiere tatsÀchlich von den betreffenden Elterntieren abstammen und reinrassig sind.
Die Vereinszucht bedeutet beispielsweise, dass die Elterntiere nicht eng miteinander verwandt sein dĂŒrfen und dass sie auf bestimmte ĂŒbertragbare Krankheiten sowie auf bekannte Erbkrankheiten aufwĂ€ndig untersucht und getestet werden mĂŒssen. Auf diese Weise soll die Verbreitung solcher Erkrankungen vermieden werden. So ist beispielsweise Leukose durch Sexualkontakte ĂŒbertragbar, und zu den relativ hĂ€ufigen und bekannten Erbkrankheiten zĂ€hlt HCM. Beide Erkrankungen können tödlich verlaufen.
Das MĂŒtterchen darf beim VereinszĂŒchter nur eine begrenzte Anzahl von WĂŒrfen innerhalb von zwei Jahren haben, damit die Gesundheit nicht beeintrĂ€chtigt wird. Viele Zuchtkatzen haben nur ein oder zwei WĂŒrfe und werden dann noch als junge Tiere von vielleicht zwei Jahren kastriert und können, unbelastet von Hormonen, ihr "Rentnerdasein" als Liebhabertier genieĂen.
Die Tiere leben in der Familie, und es ist beispielsweise in den meisten Vereinen auch der "Katerkeller", also die isolierte Haltung des intakten Zuchtkaters, verboten. NatĂŒrlich möchte kein ZĂŒchter, dass der Kater unkontrolliert die Zuchtkatzen deckt, aber es ist absolut wichtig aus TierschutzgrĂŒnden, dass auch der Kater Zugang zu anderen Katzen und Kontakt mit der Familie hat.
An all diese Regeln mĂŒssen sich Vermehrer nicht halten, und die meisten tun das auch nicht. Da werden weder die Elterntiere noch die Kitten auf Krankheiten getestet, der Kater kann isoliert weggesperrt werden, die Tiere werden u. U. mit billigstem Schrottfutter ernĂ€hrt (oder gar mit Hundefutter, weil das noch billiger ist), und nicht wenige Katzenwelpen werden - wie die WĂŒhltischhundewelpen - illegal aus dem Ausland importiert und viel zu jung und zudem krank gewissermaĂen "aus dem Kofferraum heraus" an die ignoranten Interessenten verkauft. Leider gilt das inzwischen fĂŒr Katzen genauso wie fĂŒr Hunde!
Ein sehr wichtiges Argument ist aber auch, dass die Vermehrerei nicht notwendig oder sinnvoll ist!
Dass Streunerkatzen sich unkontrolliert vermehren und jedes FrĂŒhjahr und jeden Herbst neue junge Katzen in die Welt setzen, ist ein notwendiges Ăbel, weil es einfach logistisch nicht möglich ist, alle unkastrierten verwilderten Katzen zu erwischen und zu kastrieren. Es werden daher auch in Deutschland immer mehr Streuner, einfach durch die Vermehrung.
Die kontrollierte Vereinszucht von Rassekatzen (Stammbaumkatzen) ist in dem Sinne begrenzt sinnvoll, weil es einen Markt fĂŒr diese Tiere gibt und auch weiterhin geben wird und es daher auch Sinn macht, die verschiedenen Rassen zu erhalten und zu verbessern.
Bei der Vermehrerei gelten aber all die Vereinsregeln nicht (wie z. B. eine bestimmte Optik der Rasse; Verbot von Rassemixen etc.), und der Markt, den die Vermehrer bedienen, ist im Grunde allein der der SchnĂ€ppchenjĂ€ger: Leute, die sich ĂŒber die Herkunft der Tiere und die Haltungsbedingungen fĂŒr die Elterntiere keine Gedanken machen und die allein auf den Preis gucken. Porsche fĂŒr den Preis eines Dacia.
Daher: bitte ĂŒberlege dir, ob es wirklich sinnvoll fĂŒr dich ist, Katzen ohne Stammbaum zu kaufen! Der Anschaffungspreis ist sicherlich höher als beim Vermehrer, aber im Katzenleben ist der Kaufpreis die geringste Ausgabe. Und ein neues Familienmitglied, das sein Leben lang, also u. U. 20 Jahre lang, bei euch in der Familie wohnen soll, sollte mindestens genauso sorgfĂ€ltig ausgesucht werden wie ein neues Handy oder ein Neuwagen.