Zwei Pärchen - Schwierige Zusammenführung

  • Themenstarter Evvi
  • Beginndatum
Evvi

Evvi

Forenprofi
Mitglied seit
25. Januar 2013
Beiträge
1.815
Ort
Niederbayern
Hallo zusammen,

ich bräuchte mal eure Zusammenführungs-Schwarmintelligenz, ich habe mich schon wahnsinnig viel eingelesen, aber tue mich trotzdem schwer, das auf unsere konkrete Situation anzuwenden.

Beteiligte Katzen:
Bereits vorhandene Katzen sind Eisbär (M) und Quietschie (W), ein 10-Jähriges Geschwisterpaar, hier bei uns seit ihrer Geburt. Die beiden sind Perser/Exotic-Shorthair Mixe, also eher ruhig vom Gemüt. Beide sehr lieb und sozial zueinander und in der Vergangenheit auch zu anderen Katzen. Wir hatten noch ein drittes Geschwisterchen und eine weitere (nicht verwandte Katze), außerdem hatten wir immer mal wieder Pflegekatzen.

Die zwei neuen Katzen sind Amore (M) und Amisia (W), ein ca. 5-jähriges Geschwisterpaar aus dem rumänischen Tierschutz. Amore ist komplett blind und Amisia einäugig. Beide sind extrem anhänglich aufeinander, spielen, raufen und kuscheln gerne miteinander. Die beide stammen vormals aus einem Horderhaushalt, auch im Tierschutz waren sie in einer Gruppe. Deswegen bin ich auch hier davon ausgegangen, dass sie sozialverträglich sind.

Geschichte seit Ankunft:
Amore und Amisia kamen Mitte August an mit einem Tiertransport. Wir haben sie erstmal im Schlafzimmer separiert zum Ankommen. Nach ein paar Tagen waren die beiden aufgetaut, hatten keine Angst mehr vor uns Menschen und haben normal gegessen, gespielt, Klo benutzt usw. Amisia ist extrem auf Menschen fixiert, insbesondere auf mich und ist am liebsten in Menschennähe. Amore war weniger an uns Menschen interessiert, dafür umso mehr am Spielen und an seiner Schwester.

Nach den paar Tagen hatte wir die Tür immer mal einen Spalt aufgemacht und die Katzen sich beschnüffeln lassen. Das gab kurz Gefauche, war aber schnell gut. Nach einiger Zeit haben wir sie zusammengelassen und es war eigentlich sofort ruhig wie erwartet. Die jeweils anderen Katzen wurden ein bisschen misstrauisch beäugt, aber an sich konnten sie in unmittelbaren Nähe voneinander liegen und schlafen. Bei näheren Begegnung wurde schon mal gefaucht oder kurz gehauen oder ein paar Schritte weggelaufen, aber alles im Rahmen. Das ganze war im Hochsommer/Hitzewelle, wo die Katzen und wir sowieso ziemlich KO waren von der hohen Temperatur (Dachgeschoss), eventuell hat dies zur vermeintlichen Ruhe beigetragen.

Im September war dann der erste Tag wo längere Zeit keiner zu Hause war. Als wir wieder kamen, fanden wir eine signifikante Menge Eisbärhaare in der Wohnung verteilt und es sah klar so aus als wäre er etwas gröber an einen der anderen geraten. Ich weiß nicht an wen, aber ich vermute Amisia. Verletzungen konnten wir keine Entdecken außer einem kleinen Kratzen am Ohr. Danach war er signifikant ängstlich, hat gefaucht usw. Wir haben dann die Katzen trotzdem zusammen gelassen mit erhöhter Wachsamkeit und nur nachts Eisbär und Quietschie mit ins (verschlossene) Schlafzimmer genommen.

Leider gab es dann immer wieder Angriffe von Amisia auf Eisbär und Quietschie (vor allem Quietschie). Leider auch stellte sich 1-2 Wochen später raus, dass alle Kratzer von Eisbär (die wir gar nicht gesehen hatten) sich entzündet hat, geeitert usw. Sie mussten geöffnet werden und er bekam ein AB. Quietschie hatte zu dem Zeitpunkt so viel Angst, dass sie kaum mehr unterm Bett hervor kam. Das war für mich der kritische Punkt an Eskalation und ich habe die beiden Pärchen dauerhaft getrennt. (erst mit geschlossener Tür, dann mit Gittertür) Das war vor ca. 1 Monat.

Aktuelle Situation:
Die beiden Pärchen sind nun mit einer Gittertür getrennt. Auf der einen Seite sind Schlafzimmer (wo zwei Personen schlafen + Home Office Arbeitsplatz), Bad und Futterplatz. Die anderen Seite sind Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer (1 Person), Bad, Gang und Balkon. Liegeplatz, Katzenklo und Spielzeugmäßig sind die zwei Hälften identisch. Wir tauschen einmal am Tag die Reviere, in der Hoffnung, dass sich keine Seite benachteiligt fühlt und damit jeder die ganze Wohnung als sein Revier sieht.

Die Trennung war auf jeden Fall eine gute Idee, innerhalb von 1 -2 Wochen haben sich die Gemüter beruhigt. Es gibt kein Gezanke/Gefauche an der Gittertür, es wurden auch schon Nasenbussis durchs Gitter verteilt. Auch Quietschie, die zuvor der größte Angsthase war, sitzt selbstbewusst am Gitter.

Deswegen wollte wir wieder einen Versuch starten die Katzen zusammen zu lassen. In den letzten Tagen durften sie jeweils für ein paar Minuten, später auch 1 Stunde oder länger zusammen. Anfangs lief das wieder gut und dann sind wir wieder in ein unerwünschtes Verhalten gerutscht.

Aktuell ist es so, dass Amisia und Eisbär miteinander klarkommen, sie lässt ihn grundsätzlich relativ nah rankommen, wenn mal kurz gejagt/gehaut wird, ist nach 2-3 Schritten Schluss und sie gehen wieder getrennte Wege.
Eisbär mag Amore nicht sonderlich, aber da dieser blind ist, kann er ihm gut aus dem Weg gehen und die beiden haben auch kein Problem miteinander.
Quietschie und Amore sind überraschenderweise auch kein Problem. Sie toleriert ihn gut in ihrer Nähe (bis ca. 30 cm). Wenn er ihr doch zu nah kommt, gibts eine Watsche und einmal Fauchen und er hält wieder brav Abstand. Die beiden haben auch schon auf dem Kratzbaum miteinander gespielt (einer nach oben, einer nach unten gepfötelt)

Aber Amisia und Quietschie ist die Problemkonstellation:
Sobald Amisia Quietschie laufen sieht, starrt sie ihr permanent nach. Oft springt sie dann von ihrer Position auf und "verjagt" Quietschie. Am liebsten bis unter eines der Betten. Ich versuche das zu unterbinden, indem ich den Sichtkontakt breche, Amisia ablenke oder die beiden wieder mit der Gittertür trenne. Beim heutigen Versuch durfte Quietschie konsequent nicht aus dem Schlafzimmer kommen ohne angegriffen zu werden.

Eine andere Situation ist z.B. wenn Amore und Quietschie für einen Moment aneinander geraten wird Quietschie gleich ziemlich laut. Für Amore und Quietschie ist das nach 5 Sekunden wieder fein. Amisia hingegen hört das und kriegt gleich einen fetten Puschelschwanz, obwohl sie gar nicht beteiligt war und ist dann wieder auf höchster Alarmstufe.

Für mich heißt das erstmal zurück zur Gittertür und Trennung, weil es wohl noch nicht klappt.

Erschwerende Faktoren
Wir hatten zwei medizinische Themen, die dafür gesorgt haben, dass die Zusammenführung etwas zäh läuft.
Amore hatte eine große Zahn-OP (Totalextration Teil 1), was uns für 2 Wochen auf Trab gehalten hat, weil er sehr schwierig ist, was Medikamentengabe angeht, sprich wir hatten kaum Zeit/Energie für die Arbeit am Gitter und er kam kaum unterm Bett raus in der Zeit. Die Verhaltensverbesserung ist aber enorm bei ihm, man merkt, dass ihn die Zähne vorher stark belastet haben.
Wir hatten/haben leider eine Giardeninfektion, was extra Stress für Katzen und Menschen bedeutet (Putzen, Medikamentengabe, weniger Klos als gewöhnt, weniger Spielzeug/andere Liegenplätze als gewöhnt). Auch deswegen konnte wir nicht konsequent an der Zusammenführung arbeiten. Jetzt sollte die Katzen aber wieder negativ sein, wir warten nur noch auf die Bestätigung aus dem Labor.

Was haben wir noch probiert?
Ganz am Anfang hatten wir einen Feliway Classic Stecker zur Ankunft der beiden. Diesen hatte ich erneut eingesteckt nach der Trennung mit Gittertür. Das hat zusammen mit der Trennung sehr viel geholfen bei Eisbär und Quietschie die initiale Angst wieder abzubauen. Dieser ist mittlerweile leer, ich habe mir diesmal einen Feliway Friends Stecker bestellt, der ist aber noch nicht da.
Quietschie und Eisbär bekamen Zylkene nach der Trennung gegen die Angst. Ich habe das eingestellt als wir die Giardiendiagnose bekommen habe, weil wir erstmal den Futterinput streng reguliert haben. Das Absetzen hat aber keine Verhaltensänderung gebracht, ich denke als nicht, dass das für uns richtig war. Auch ohne haben die beiden keine übermäßige Angst mehr. Ich denke Angst ist nicht (mehr) das Problem.
Ich habe versucht mit dem Klickern zu beginnen, aber wegen obigen erschwerenden Faktoren kamen wir nicht viel dazu.

Fragen/Wie geht's weiter:
Im Moment habe ich wieder mehr Zeit. Der Giardienhorror ist erstmal vorbei und Amores zweite OP, die wieder Zeit und Energie fressen wird ist im Dezember. Gerne würde ich die Zusammenführung in der Zwischenzeit systematisch vorantreiben.
Für mich heißt das jetzt:
Zurück an die Gittertür und insbesondere mit Quietschie und Amisia arbeiten.

Wie kann ich die (freundliche) Interaktion an der Gittertür ermöglichen? Gefüttert wird nicht an der Gittertür und selbst wenn würden die beiden selten dort gleichzeitig essen (wir haben immer Nassfutter zur freien Verfügung) Leckerlis füttern möchte ich nicht, da Quietschie und Eisbär da übermotiviert sind. Clickern in der Nähe der Tür geht glaube ich gut (mit einer Seite klickern, die andere Seite sieht zu) Gibt's noch weitere Möglichkeiten?

Wie kann ich besser verstehen, was und warum die beiden Katzen sich gegenseitig triggern? Ich tue mich schwer, das nachzuvollziehen, was für ein Verhalten das ist, deswegen kann ich auch nix tun außer das zu unterbinden, wenn es passiert.

Was gehe ich damit um, dass sich die Katzen (teilweise) schon verstehen? Eisbär z.B. möchte manchmal schon raus in den Rest der Wohnung. Kann ich ihn rauslassen und Quietschie alleine lassen für eine Zeit? Kann Amore zu Eisbär und Quietschie, damit sie sich aneinander gewöhnen ohne das Amisia sich einmischt? Bisher habe ich die Pärchen immer strikt zusammen gelassen. Alle Zusammenführungsanleitungen die ich gesehen habe, beziehen sich immer nur auf 2 Katzen, aber bei uns ist das ja was anderes mit den 2 Pärchen.

Habt ihr generell noch Tipps oder Ideen? Lesematerial? Wie würdet ihr vorgehen? Habt ihr Erfahrungen mit solchem Verhalten?

Danke für's Lesen von dem doch langen Text und ich freue mich über Input.
 
  • Like
Reaktionen: Frenzemäuschen
A

Werbung

Habe leider keinen Input für dich, wünsche euch aber alles Gute
 
  • Like
Reaktionen: Evvi
Ich weiß, es ist ein langer Text.
Wen ihr nicht auf genau meine Situation eingehen könnt, würde ich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen mit schwierigen aber erfolgreichen Zusammenführungen teilen könnten.
 
Puh, schwierig. Also wir hatten "nur" eine schwierige Zusammenführung mit 2 Katzen. Wir haben es drei Wochen so versucht, aber dann bekamen wir hier den Rat zur Gittertür. Zusätzlich habe ich das Buch Der Katzenflüsterer gelesen, das hat mir viel Verständnis gegeben. Bei uns war der Dreh- und Angelpunkt halt das gemeinsame Füttern in der Nähe der Gittertür, zunächst auf Abstand und dann immer näher, um die positiven Momente zu verstärken. und gemeinsame Leckerchenrunden und als schon Frieden am Gitter herrschte, dann auch gemeinsame Spielrunden, um sie an plötzliche Bewegungen zu gewöhnen. Nach den Öffnen nach 3 Wochen war auch noch nicht nur eitel Sonnenschein, Luna hat jeden Tag einmal versucht Caro unter den Schrank zu jagen. Wir haben unerwünschtes immer unterbunden, davon abgelenkt. Duft- und Raumtausch haben wir auch gemacht. Wobei ich glaube, Raumtausch sollte auf eigenen Füßen auf eigenen Willen erfolgen und nicht durcheinander tragen. Ich weiß nicht, wie das bei Euch geht?
 
Aber Amisia und Quietschie ist die Problemkonstellation:
Sobald Amisia Quietschie laufen sieht, starrt sie ihr permanent nach. Oft springt sie dann von ihrer Position auf und "verjagt" Quietschie. Am liebsten bis unter eines der Betten. Ich versuche das zu unterbinden, indem ich den Sichtkontakt breche, Amisia ablenke oder die beiden wieder mit der Gittertür trenne. Beim heutigen Versuch durfte Quietschie konsequent nicht aus dem Schlafzimmer kommen

Hi,
Du schreibst, dass Du Amisia "ablenkst", wenn sie Quitschie verjagt. Ich würde auf jeden Fall sehr dazu raten, ihr gegenüber aktiv Stellung zu beziehen. Bloßes Ablenken wird wahrscheinlich von ihr positiv bewertet, d. h. Du wendest Dich Amisia zu, das wirkt für sie in dem Moment wahrscheinlich wie eine "Belohnung", auf jeden Fall aber ein Bestärken ihres Verhaltens.
Du musst in solchen Situationen auf jeden Fall so schnell wie möglich, schon wenn sie ihn fixiert, ihr Verhalten mit "Nein" konsequent unterbinden und ihr klarmachen, dass Du dieses Verhalten nicht tolerierst. Wenn Du zuschaust oder sie nur ablenkst, bestärkt Du ungewollt ihr Verhalten.
 
  • Like
Reaktionen: Frenzemäuschen und *Leona*
Du hast viel versucht und viele Fragen.😉

Bei einer Sache kann ich Dir definitiv helfen und das ist das Clickern, für den Rest... wenn Du zwei völlig unterschiedliche Charaktere mit sehr unterschiedlicher Energie usw. hast, dann dauert die Zusammenführung eben sehr lange.

Theoretisch kannst Du eine Chipgesteuerte Katzenklappe in eine Billigtüre unten einbauen, darüber ein Sichtfenster. Dann kannst Du steuern wer zu wem darf. Ich würde jetzt aber erstmal anfangen mit allen 4 aktiv am Gitter zu arbeiten.
 
  • Like
Reaktionen: basco09
Hallo zusammen,

vielen Dank für die Inputs.

Ich versuche mal ein paar einzelne Dinge zu beantworten:
Das mit dem Tauschen funktioniert problemlos. Man kann die Katzen problemlos mit Leckerchen oder Spielzeug locken, d.h. wir haben einfach in ein neutrales Zimmer als "Schleuse" benutzt beim Tauschen, damit sich die Katzen nicht gestresst über den Weg laufen. Prinzipiell ist auch jeder auf beiden Seiten entspannt und zufrieden, also das können wir erstmal so weiter betreiben.

Ich habe jetzt das Futter näher ans Gitter gestellt. Das funktioniert problemlos. Generell sind die Katzen ziemlich entspannt miteinander solange die Gittertür dazwischen ist.

Zum Thema Ablenken: Ich bemühe mich negatives Verhalten nicht zu belohnen. Ob es mir immer gelingt weiß ich nicht. Mit Ablenken meinte ich z.B. wenn ich eh schon mit Amisia spiele und Quietschie vorbeiläuft, dass ich dann mehr mit der Angel raschele, um wieder ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Oder wenn sie starrt, dann kurz ins Sichtfeld stellen und dadurch ablenken.
"Nein" zu sagen, kann ich probieren. Ich bin im Moment eher ruhiger unterwegs, weil wir am Anfang der Fehler gemacht habe, relativ laut zu werden, wenn die Katzen sich gejagt haben. Mit der positiven Absicht, die Katzen voneinander zu trennen, aber letztendlich hat das die Katzen nicht abgelenkt und eher zur Steigerung des Stresslevels beigetragen. Vielleicht habe ich jetzt in die andere Richtung überkorrigiert.

Zum Klickern: Ja das werde ich auf jeden Fall wieder aufnehmen und weiter ausbauen, ich denke, dass kann nur hilfreich sein.

Im großen und ganzen scheint es mir, als wäre nichts so richtig falsch was wir tun und ich vielleicht wirklich nur mehr Geduld brauche und mehr aktive Arbeit am Gitter.

Ansonsten haben wir seit 3 Tagen den Feliway Friends Stecker stecken, bis jetzt merke ich noch keinen Unterschied, aber es ist ja auch noch nicht so lange.
 
Werbung:
Achso, die Buchempfehlung habe ich mir geholt. Falls ihr noch mehr gutes Lesematerial wisst gerne. Entweder es ist was hilfreiches dabei oder es hilft mir, die nötige Geduld aufzubringen :)
 

Ähnliche Themen

M
Antworten
11
Aufrufe
2K
marajade1986
M
Lila1984
Antworten
0
Aufrufe
344
Lila1984
Lila1984
nike
Antworten
80
Aufrufe
4K
keeza
keeza
H
Antworten
7
Aufrufe
3K
HaraldWoody
H
J
Antworten
0
Aufrufe
2K
Juliii
J

Über uns

Seit 2006 stehen dir in unserem großen Katzenforum erfahrene Katzenhalter bei Notfällen, Fragen oder Problemen mit deinem Tier zur Verfügung und unterstützen dich mit ihrem umfangreichen Wissen und wertvollen Ratschlägen.
Zurück
Oben