Perestroika
Forenprofi
- Mitglied seit
- 23. Dezember 2020
- Beiträge
- 1.167
Die Trickserei besteht darin, dass das Fleisch in seiner feuchten Form ins Trockenfutter gerechnet wird, damit es besonders viel Gewicht ausmacht, und deshalb an erster Stelle der Liste erscheint, um das Futter "hochwertiger"/fleischreicher scheinen zu lassen, als es eigentlich ist. Mit den 70% (oder wie viel es da jetzt im Beispiel auch immer waren) wird geworben, obwohl im Endprodukt gar nicht so viel Fleisch enthalten ist.Das ist aber bei Nassfutter doch auch so? Da enthält das Fleisch ja auch Wasser und wird trotzdem als "Fleisch" deklariert.
Dementsprechend ist doch die Nährstoffmenge in beiden Fällen trotzdem gleich, wenn die gleiche Menge Fleisch enthalten ist prozentual.
Ich verstehe gerade nicht so genau, worin da der "Trick" oder die "Schummelei" bestehen soll?
Mal exemplarisch:
Ich nehme 700gr Huhn und knalle das in eine Nassfutterdose. Dann habe ich 30% Nährstoffe aus dem Hühnerfleisch und 70% Wasser.
Also 210gr Nährstoffe und 490gr Wasser. Jetzt knalle ich dazu noch 300gr andere Zutaten ohne nennenswerten Wassergehalt. Habe also auf ein Kilo Futter 70% Fleischanteil, der sich aber zu 70% aus Wasser zusammensetzt. Auf das Kilo gerechnet wären dass dann 21% Nährstoffe aus dem Fleisch, wenn ich mich jetzt nicht verrechnet habe. Dh. wenn ich so denke, dann habe ich hier auch nur 21% Fleischanteil.
Das gleiche bei Trockenfutter, nur dass ich hier jetzt der Masse durch Trocknung von den 490gr Wasser aus dem Fleisch 400gr entziehe. Ich habe also am Ende nicht 1kg Futter sondern nur 600gr. Von diesen 600gr sind 210gr Nährstoffe aus dem Fleisch. Macht einen Prozentsatz von 35%. Also sogar einen höheren Nährstoffanteil aus dem Fleisch, rein prozentual in Bezug auf die Grundmasse. Füge ich jetzt wieder 400ml Wasser hinzu bin ich beim gleichen Ergebnis wie beim Nassfutter.
Wenn ich jetzt möchte, dass die Katze den gleichen Anteil an Nährstoffen aus dem Fleisch frisst und von den 210gr ausgehe, dann muss ich beispielsweise in dem einen Fall 1kg Füttern (NaFu, 21% Nährstoffe + 79% andere Stoffe) und in dem anderen Fall nur 210gr (TroFu, 35% Nährstoffe auf 600gr + 65% andere Stoffe, also 600:100=6 > 6x35=210gr.
Dh. ich füttere nur 21% TroFu gerechnet auf das NaFu, also 79% weniger Futtermenge.
3kg Katze Fütterungsempfehlung 150gr (wenig aktives Tier, NaFu) versus 40gr (wenig aktives Tier, TroFu). Hier habe ich mal exemplarisch die unterschiedlichen Empfehlungen für das WILDKIND Futter genommen, stimmt natürlich nicht komplett als Vergleich, aber mal so ungefähr gedacht. Dann sind diese Empfehlungen doch gerade so gerechnet? Hier wären es zwar konkret nur 31,5 gr, aber die unterschiedlichen Futter sind ja auch unterschiedlich aufgebaut, grob kommt es aber hin und am Ende kommt in etwa die gleiche Nährstoffmenge aus dem Fleisch dabei heraus.
Also so würde ich das sehen.
Warum das anders sein soll erschließt sich mir spontan nicht?
Beim Nassfutter sind ja alle Zutaten nass, da besteht dieses Ungleichgewicht also nicht, das ist glaube ich bei deinem Rechenbeispiel oben der Denkfehler. 70% Fleisch (mit 70% Wasser) + 30% trockene Zutaten funktioniert nicht als Nassfutter, dann kommt man insgesamt ja nicht mehr auf den Feuchtegehalt von 75-80%, den ein durchschnittliches Nassfutter so hat. Die nicht-fleischigen Zutaten sind also ebenfalls nass, bzw. ggf. sogar nasser, sodass man auf Trockenmassebasis auf einen hohen Fleischanteil kommen wird. Beim Trockenfutter kann man sich die Zutatenliste aber "optimieren", wenn man die vom Endverbraucher weniger erwünschten Zutaten im trockenen Zustand (-> automatisch weniger Gewicht, also weiter hinten auf der Zutatenliste), und die erwünschten Zutaten im feuchten Zustand (-> mehr Gewicht, also weiter vorne auf der Zutatenliste) erscheinen lässt. Die Trickserei besteht also darin, nasse und trockene Zutaten in einer Aufzählung zu führen, als würden sie auch so tatsächlich im Futter vorkommen.
Das ist aber insofern Humbug, da man das frische Fleisch ja gar nicht direkt zu Trockenfutter verarbeiten kann. Wenn man es aber frisch geliefert bekommt, und im Haus trocknet, darf man es auch als frische Zutat aufführen. Letztlich macht das für das Produkt aber keinen Unterschied, ob das Fleisch im Haus getrocknet wird, oder bereits als Fleischmehl angeliefert wird, außer, dass es sich für den Kunden schöner liest, denn Fleischmehl klingt für den Durchschnittsverbraucher ja viel negativer als frisches Fleisch.