Verhaltensauffälliger, traumatisierter Kater

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aeris

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12. Dezember 2012
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Hallo ihr Lieben,

ich habe mich gerade bei euch angemeldet weil unser kleiner Kater wohl extrem traumatisiert ist und wir - d.h. meine ganze Familie aber vor allem ich - langsam aber sicher verzweifeln.

Ich muss wohl etwas weiter ausholen und seine ganze Geschichte erzählen...

Im Mai diesen Jahres habe ich ihn mit ca. 7 Wochen vom Tierschutz übernommen. Mitarbeiter des Tierschutzes hatten ihn ungefähr eine Woche zuvor völlig verwahrlost von einem Bauernhof geholt. Seine Mutter dürfte einen Tag zuvor gestorben sein. Sie lag noch in der selben Kiste wie er.
Es wird vermutet das er geschlagen wurde bzw. den Versuch ihn zu töten wie durch ein Wunder überlebt hat.

Es dauerte einige Wochen bis er zu uns Vertrauen fassen konnte. Die ersten Tage saß er nur völlig verängstigt unter unserem Sofa.
Noch längere Zeit danach hat er beim Fressen gezittert und verschwand sofort wieder wenn er nur das kleineste Geräusch gehört hat.
Er entwickelte sich dann aber zum absoluten Schmusekater, hat gerne gespielt und war einfach im Großen und Ganzen so, wie man sich das von einem jungen Kater erwartet. Wir waren happy :)

Da wir hier sehr ländlich leben durfte er einige Zeit später auch ins Freie. Er war meist in den Abendstunden unterwegs und klopfte dann gegen 22.00 Uhr an der Terassentür.
Eines Tages kam er leider nicht wie erwartet zurück :(
2 Tage später habe ich ihn dann gefunden. Er robbte sich unsere Einfahrt herauf. Die Vorderbeine schienen in Ordnung, die Hinterbeine hat er nachgezogen. In der Tierklinik wurde festgestellt das sein Becken zertrümmert war, die Hüften kaputt, die Hinterbeine gebrochen. Er wurde offensichtlich von einem Auto angefahren.
Wir entschieden uns alles zu versuchen um ihn zu retten.
Die Not-OP war ein voller Erfolg - das Becken wurde verschraubt, die Hüften verdrahtet, die Beine eingerenkt.
Er musste 4 Wochen in seiner Box bleiben (durfte nicht springen).
Irgendwie haben wir auch diese Zeit überstanden ;) Wir haben ihn mehrmals täglich zum kuscheln und ruhigen spielen heraus geholt.
Alles verheilte gut, nach ca. 6 Wochen war nur mehr ein leichtes hinken zu sehen - lt. Röntgenbefund war alles bestens zusammen gewachsen.

Eigentlich wollten wir noch ihn nicht nach draußen lassen... Doch Mitte November huschte er ins Freie als ich mit unserem Hund nach Hause gekommen bin...
Ich dachte ok, er ist sicher gleich wieder da.
Tja - dem war leider nicht so.
Es vergingen 10 Tage, wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben.
Ich war dann wie jeden Tag mit unserem Hund unterwegs. In einem Waldstreifen begann dieser dann plötzlich wie ein Verrückter zu bellen, zu graben und in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Als ich es geschafft habe den Hund zu beruhigen hörte ich plötzlich eine Katze "jaulen". Ich habe den Hund von der Leine gelassen und er führte mich zu einer Lebendfalle. Darin saß - völlig verängstig, verfrohren, abgemagert und über und über mit seinen eigenen Exkrementen bedeckt unser Kater :wow: Mein Hund hat ihm das Leben gerettet :pink-heart: :pink-heart:

Der Tierarzt stellte fest das er unterkühlt und dehydriert war, ansonsten aber gesund.

Er ist nun also wieder eine Weile bei uns und wir sind über glücklich... eigentlich...

Seit er wieder da ist weint er die ganze Zeit. Ist nur ruhig, wenn ich unter meinem Pullover an mir habe. Wenn ich ihn heraus hole läuft er mir überall hin nach und jammert als würde er gerade aufs Ärgste misshandelt werden.
In seiner offensichtlichen Panik verliert er dann auch Harn und Kot während er läuft.
Ich war nun schon 3 mal mit ihm beim Tierarzt. Er ist organisch völlig gesund.
Wir wechseln uns hier also nun Stundenweise ab - es gibt schon eine Art "Katertrageplan" :oops:
Am schlimmsten ist es aber in der Nacht. Er durfte früher auch schon am Bettende bei uns schlafen - nur jetzt reicht ihm das nicht mehr. Er kann sich nur beruhigen wenn er direkt auf meinem Gesicht oder meiner Brust schläft.

Ich versuche schon so viel Verständniss wie möglich für ihn aufzubringen und ihm die Nähe zu geben die er jetzt offensichtlich braucht.
Aber ganz ehrlich - ich kann nicht mehr :oops:

Habt ihr vl Tipps für mich wie ich ihm helfen kann damit alle beteiligten wieder ein halbwegs normales Leben führen können?

(Vielen Dank fürs Lesen - ich weiß es ist extrem lang geworden...)
 
A

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Hallo aeris

Mein erster Tip wäre einen Tierpsychologen zu fragen und zu schauen ob er einen Rat hat.

Ich weiss nicht ob ein Zweitkater ihm was bringen würde, würde da wirklich den Psychologen erstmal zu befragen.
 
Ich habe Tränen in den Augen gehabt beim Lesen.
Was hat der arme schon alles erleben müssen :oops:
Erstaunlich, das er trotz allem noch so ein Vertrauen in den Menschen - also in euch - hat.

Natürlich ist es verständlich, das er sich so an euch kuschelt. Er wird schlicht und einfach Angst haben :oops:

Hast du es mal mit Zylkenen versucht? Lies dich mal im Internet bitte ein wenig schlau. Es kann Ängste reduzieren.

Ansonsten würde ich darüber nachdenken eine Tierpsychologin zu Rate zu ziehen. Oder aber mit Bachblüten unterstützend zu arbeiten.

Aus welcher Ecke in Deutschland kommst du? Evtl kennt ja jemand jemanden in deiner Nähe (mein Gott ist das ein komplizierter Satz).


Wisst ihr, wie er auf andere Katzen reagiert? Vielleicht wäre es auch schön für ihn, wenn er Katzengesellschaft hätte und sich dann an diese "kuscheln" kann.
 
Armer kleine Seele!

Bitte nutze Feliway und Zylkene und Rescue-Tropfen (ohne Alkohol). Und dann nimm bitte schnellstens Kontakt auf mit Ina1964 per PN und bitte sie um eine Bachblüten-Mischung für die kleine Maus.

Homöopathisch können bestimmte Trauma- und Schockmittel sehr viel bewirken - da muss bei der Schwere der Traumatisierung aber auf jeden Fall ein sehr kundiger Tierhomöopath ran. Hier haben einige gute Erfahrungen und können bestimmt auch jemanden empfehlen - mach dafür bitte noch einen Thread auf "PLZ ... Tierhomöopath/Tierpsychologe gesucht, dringend", wenn Du per Link auf diesen Thread verweist, musst Du auch nicht noch einmal alles schreiben.

Gebt ihm jetzt einfach das, was er so offensichtlich braucht - er wird mit den obigen Sachen auch wieder entspannter werden. Macht jetzt auf keinen Fall irgendwelche Hauruck-Aktionen - dass könnte ihn vollends zerbrechen.

Du kannst auch Tupa noch zusätzlich anschreiben - Sie und ihr Mann machen auch sehr viel im Bereich Heilung.
 
Es klingt vllt. herzlos, ist aber definitv nicht so gemeint und es tut mir leid, was der kleine Mann schon alles erleben musste.

Wie wärs, wenn Du auf seine neuen Sitten nicht mehr eingehen würdest?
Klar, wenn er bei Dir schlafen möchte, das kann er gerne, aber nur so, dass Du auch schlafen kannst.
Wenn er hinter Dir herläuft, das kann er auch gerne tun, aber ihn nicht so sehr bedauern. Vllt. erzählt er Dir auch immer, was er alles erlebt hat und Ihr geht darauf ein und kaut die ganze Geschichte immer wieder durch.
In Deinen Pullover muss er auch nicht, ihm fehlt ja nichts. Das gesundheitlich alles in Ordnung ist, setze ich mal voraus. Im Pullover den Tag zu verbringen, ist auch nicht so richtig artgerecht.

Also, was ich eigentlich schreiben will, vllt. versucht Ihr mal wieder normal zu leben und ihn nicht so sehr zu betüddeln, da Ihr ihn damit in seinem jetzigen Verhalten zu sehr bestärkt.

Hat er einen Katzenkumpel, ein kätzischen Vorbild?
Und ja, Zyklene könnte wirklich helfen.
Ich würde ihn erstmal auch nicht rauslassen, solange sich sein Verhalten nicht normalisiert hat.

Alles Gute für Euch.
 
Guten Morgen,

vielen, vielen Dank für eure Antworten!

Die Marotte das er immer unter meinen Pulli will könnte ich mir damit erklären, dass ich ihn als wir ihn gefunden haben unter meine Jacke gesteckt habe und ihn so nach Hause getragen habe.
Soetwas habe ich früher nie mit ihm gemacht, d.h er kannte das Gefühl unter Pulli/Weste zu schlafen bzw. kuscheln bis dort hin nicht.
Ich vermute also das er das irgendwie mit einem "jetzt bin ich gerettet, da kann mir nix mehr passieren" verbindet?! :confused:

Auch das Vertrauen zum Menschen ist nicht wirklich ausgeprägt, zumindest nicht zum Menschen allgemein.
Er schmust und kuschelt stundenlang mit uns, war dabei auch schon immer fordernd und aufdringlich ;) Allerdings wirklich nur bei uns (bei meinem Mann, unserem Sohn und mir). Besucher wissen nur von Fotos das wir eine Katze haben. Sobald jmd "Fremdes" im Haus ist verschwindet er und kommt erst wieder heraus wenn er sich sicher ist, dass keiner mehr da ist.

Ich habe gestern noch Zylkene und Rescue-Tropfen besorgt und gleich damit angefangen.

Werde mich jetzt auf die Suche nach jmd der uns noch weiter helfen kann machen.
Wir wohnen übrigens ins Österreich...

Also nochmal Danke für eure Hilfe!
 
Wäre schön, wenn Du weiter berichtest.

Ich glaube, in Österreich ist es mit Heilpraktikern schwieriger als in Deutschland ... :(

Wenn er vorher schon eher scheu war, können Bachblüten viel zur Stabilisierung und Stärkung seiner Seele beitragen, wie gesagt - PN an Ina1964.
 
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Ich würde mich auch freuen, wenn du hier weiter berichtest.
Die Zylkene werden ein wenig brauchen, bis sie wirken ;)
 
Ich möchte auch wissen, wie sich der Kleine weiter entwickelt.

Auf die Frage bzgl. Katzenkumpel hast Du nicht geantwortet. Kätzische Gesellschaft würde ihm auf jeden Fall gut tun, er könnte sich viel abgucken. ;)
 
  • #10
Hallo,
ich würde auch gern wissen, wie es weitergeht. Der arme Kater.
Zylkene und Bachblüten wurde ja schon genannt, ich würde das auf jeden Fall ausprobieren, schaden kann es ihm nicht.
Wenn er in Panik gerät, ohne dass jemand da ist, dann hilft es erst mal nichts, dann muss er nah bei euch sein, sonst wird alles vielleicht noch viel schlimmer. Er braucht das jetzt.
Vielleicht könnt ihr euch auch noch nach homöopathischen Sachen umschauen, die beruhigend, stresshemmend und stärkend auf das Selbstbewusstsein wirken.
Ich drücke euch auf jeden Fall alle Daumen und wünsche euch alles Gute. ich denke nicht, dass ihr das tun würdet, aber bitte, auch wenn es gerade hart ist, gebt den kleinen Kerl nicht auf. Vielleicht kannst du ihn in so ein Babytragetuch setzen, damit er dir nicht immer unter dem Pulli hängt? Dann ist er nah bei dir und du hast trotzdem die Hände frei. Vielleicht hilft ihm auch so ein Herzschlag-Abspielgerät, ich meine, dass es sowas für junge Hunde gibt, die frisch von der Mutter getrennt sind, oder auch für Menschenbabys. Vielleicht ist es dein Herzschlag, der ihn beruhigt, wenn er bei dir unter den Klamotten ist, und die Wärme. Vielleicht hilft da ein Körnerkissen oder eine Wärmflasche und so ein Herzschlagteil, das ihr ihm in ein Katzenbettchen packt. Das Katzenbettchen könnt ihr ja erst noch in/an euer Bett stellen, dann hat er die Nähe, hört euch, riecht euch, klebt aber nicht mehr ganz so nah.
Und wenn ihr mit sowas was anfangen könnt, vielleicht wäre auch Tierkommunikation eine Hilfe? Nur mal so als Vorschlag.
Ach mensch, ich drücke euch und dem armen Seelchen die Daumen.
 
  • #11
Der arme kleine Schatz

Ich denke Zylkene, Zeit und Bachblüten können ihm helfen, Und ich würde mich nicht mehr trauen ihn raus zu lassen
 
  • #12
Hm, armes zartes Wesen.

Wie geht es Euch denn heute?
Was geben Dir die Antworten?

Ich kann mir vorstellen, dass die Situation nicht ganz einfach ist.

Ihr und Katerpo braucht eine Perspektive.

Ignorieren widerstrebt mir hier, ich denke klein Kerle ist tatsächlich traumatisiert.

Er braucht jetzt Schutz, Wärme, Entspannung.

Mozart, Bachblüten von Ina, viele Streicheleinheiten.

Tierpsychologen findest Du vielleicht über Ausbildungsinstitute (es ist ja keine geschützte Ausbildung und findet wohl häufig via Fernkursen statt).

Ich empfinde es als großes Glück, dass er Euch so annimt!

Alles Gute!
 
  • #13
Musik von Bach soll auch beruhigend wirken. Vielleicht sowieso ruhige Musik. Versucht, ihm ganz viel Ruhe zu geben, keinen Wirbel zuhause zu machen, alles ganz friedlich.
Und vielleicht irgendwann, in weiter Zukunft, ein ruhiger, aber vor allem charakterfester Katerkumpel dazu. Vielleicht schon ein bisschen älter und was ganz Gemütliches.
 
  • #14
oh gott, der arme :(
Mein Kater ist zwar bei weitem nicht so schlimm drauf wie deiner, aber schon wenige stunden, nachdem ich das feliway eingesteckt habe, war er ein ganz anderer.
wir hatten ihn da erst seit einer woche und er hat sich gerne mal stundenlang unterm Bett versteckt und sobald besuch kam, war er sowieso einfach nicht existent. Das hat sich so schnell geändert, nachdem ich Feliway benutzt habe. Plötzlich wollte er überall dabei sein und hat dem besuch seine Plauze entgegen gereckt.
Vielleicht hilft es ja wirklich auch ein bisschen bei euch, damit der kater sich sicherer fühlt.
 
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