Umgeleitete Aggression wird nicht mehr besser... Eine Katze abgeben?

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cansal83

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28. April 2025
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Guten Abend,

nach 4 Monaten Ausnahmezustand aufgrund einer umgeleiteten Aggression nach einer Zahn-OP weiß ich langsam nicht mehr weiter und hoffe, dass ich hier vielleicht nochmal neue Tipps und Ratschläge bekomme.

Kurz zu unserer Situation:
Wir haben seit 4 1/2 Jahren zwei Katzen, keine Geschwister, aber waren schon von klein auf zusammen.
Zahn-OP einer unserer Katze am 03.12.24, am selben Abend erster Angriff der operierten Katze, in den Tagen danach noch 3 weitere Angriffe, sodass die andere Katze zwei Mal vor Angst uriniert und gekotet hat und wir sie dann dauerhaft getrennt haben (mit Revierwechsel alle 24 Std.). In den nächsten Wochen haben wir eine langsame Zusammenführung am Gitter und dann ohne Gitter in der Küche gemacht. Funktionierte zwar langsam, aber gut, solange sie durch Leckerlis/Spielen/Clickern abgelenkt waren, aber sobald sie nichts zu tun hatten und aufeinander fokussiert waren, wurde nach einer Weile gestarrt und gefaucht, was wir immer direkt wieder durch Trennen des Sichtkontaktes unterbunden haben. Dann erster Kontakt mit einer Tierpsychologin, die meinte, dass die aggressive Katze von den Annäherungsversuchen der anderen Katze gestresst ist. Sie gab uns noch den Tipp, die Katzen mit Tüchern abzureiben und diese auf den Schlafplätzen auszulegen, und die Stirn der Katzen mit Thunfischfilet o.ä. einzureiben, damit sie sich gegenseitig ablecken (hat nicht funktioniert). Außerdem begannen wir mit der Gabe von Zylkene, Bachblüten, CBD-Öl, Feliways Classic/Comfort/Friends hatten wir sowieso schon länger im Gebrauch, alles ohne nennenswerte Verbesserung der Situation. Wir haben zwar bis zu 2 Stunden Zusammenführung geschafft, aber dann gab es wieder Angriffe, die wir direkt gestoppt haben.
Im März hatten wir Kontakt zu einem weitere Tierarzt mit Spezialisierung auf Verhaltenspsychologie bei Tieren. Er meinte, wir machen schon vieles richtig und müssen Geduld haben. Wir waren dann mit der aggressiven Katze nochmal in einer Tierklinik und haben ein Dentalröntgen durchführen lassen. Es wurden nochmal zwei von FORL betroffene Zähne gezogen, aber ansonsten haben sie auch nichts gefunden, was die anhaltende Aggression erklären könnte. Wir haben dann nochmal eine Woche ganz konsequent getrennt, seitdem führen wir wieder zusammen.
Leider habe ich immer nur abends länger Zeit für die Zusammenführungen, merke aber, wie nach 4 Monaten langsam meine Kraft dafür schwindet und ich es auch immer öfter nur halbherzig mache. Mein Mann unterstützt mich auch nur sehr wenig und hat kein Verständnis für meine Vorgehensweise. Er meint, die Katzen müssten das unter sich klären.
Seit letzter Woche öffnen wir nun tagsüber die Türen. Am ersten Tag hat es 6 Stunden (!) geklappt und ich war schon ganz glücklich und hatte wieder Hoffnung, dass wir nun doch einen Durchbruch erzielt haben, seit dem zweiten Tag klappt es aber nur noch max. 1-2 Stunden, dann kommt es wieder zu fauchen und buschigem Schwanz. (Davor folgen sie sich gegenseitig in die jeweiligen Räume und beäugen sich misstrauisch, liegen aber auch manchmal in getrennten Räumen und beachten sich nicht). Bei beginnender Aggression gehe ich dann immer direkt dazwischen und trenne wieder, aber ich weiß nicht, ob es überhaupt gut ist, es soweit kommen zu lassen. Andererseits kann ich langsam nicht mehr und bin total gestresst nur bei dem Gedanken daran, dass sie sich wieder angreifen könnten. Und ich kann nicht täglich mehrere Stunden hinter den Katzen her sein, um zu schauen, wie die Stimmung ist und ob eine die andere eventuell gleich angreifen könnte. Ich habe irgendwie keine Hoffnung, dass es mit dem "betreuten Zusammenführen" noch was wird.

Wir haben auch schon darüber gesprochen, ob es eine Lösung sein könnte, eine Katze abzugeben, denn momentan sind sowohl die Katzen als auch wir nur noch gestresst und es tut mir auch unendlich leid für die jeweilige Katze, die 24 Stunden alleine in einem Raum eingesperrt ist. Vielleicht würde es beiden besser gehen, wenn wir eine abgeben? Aber schon alleine beim Gedanken daran muss ich weinen, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, eine abzugeben. 😢

Hat jemand vielleicht noch Tipps für uns? Erfahrungsberichte von Katzenbesitzern, bei denen es ähnlich war? Oder Gedanken zum Thema "Eine Katze abgeben"?

Die Beiträge im Forum zum Thema "Umgeleitete Aggression" habe ich schon alle durchgelesen...

Vielen Dank für's Lesen!
cansal
 
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Ich kann gut verstehen, dass ihr alle gestresst seid, habe leider keinen Rat.
Aber eine Frage ist mir eingefallen: Hat die operierte Katze von Anfang an Schmerzmittel bekommen? Oder wurde später nochmal ein Versuch mit Schmerzmitteln gemacht?

Ich habe eine Katze, die alle anderen anfaucht und auf die losgeht, wenn es ihr schlecht geht oder sie Schmerzen hat. Das macht sie auch bei ihrem Bruder, mit dem sie sonst spielt oder sehr nah zusammenliegt.
 
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Ich pushe das hier mal nach oben und stell eine Frage in die Runde:
Könnte es sein, dass das Verhalten der aggressiven Katze durch Schmerzen nach der ersten OP entstanden ist und sich dann so stark verfestigt hat, dass es nun nach der zweiten OP auch ohne Schmerzen bestehen bleibt?
 
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Ich glaube schon, dass das wieder wird. Nicht aufgeben! Bei Jackson Galaxy (Bücher, Youtube, Fernsehen) gibt es auch ähnliche Fälle und bisher konnte er immer helfen.
Geht denn zusammen im gleichen Raum fressen? Oder wurde das in den 6 Stunden wo es zusammen funktioniert hat nicht ausprobiert?
Feliway für die Steckdose würde ich auf jeden Fall unterstützend empfehlen.
 
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Ich kann gut verstehen, dass ihr alle gestresst seid, habe leider keinen Rat.
Aber eine Frage ist mir eingefallen: Hat die operierte Katze von Anfang an Schmerzmittel bekommen? Oder wurde später nochmal ein Versuch mit Schmerzmitteln gemacht?

Ich habe eine Katze, die alle anderen anfaucht und auf die losgeht, wenn es ihr schlecht geht oder sie Schmerzen hat. Das macht sie auch bei ihrem Bruder, mit dem sie sonst spielt oder sehr nah zusammenliegt.
Hallo Snowy01,
sie hat nach beiden OPs für jeweils 5 Tage das Schmerzmittel Metacam und nach der ersten OP zusätzlich ein Antibiotikum bekommen. Kann natürlich sein, dass sie nach der ersten OP weiterhin Schmerzen hatte...
 
Ich glaube schon, dass das wieder wird. Nicht aufgeben! Bei Jackson Galaxy (Bücher, Youtube, Fernsehen) gibt es auch ähnliche Fälle und bisher konnte er immer helfen.
Geht denn zusammen im gleichen Raum fressen? Oder wurde das in den 6 Stunden wo es zusammen funktioniert hat nicht ausprobiert?
Feliway für die Steckdose würde ich auf jeden Fall unterstützend empfehlen.
Hallo Benny*the*cat,
von Jackson Galaxy habe ich noch nie gehört, danke für den Tipp, werde mich mal bei ihm einlesen. 👍 Ja, Fressen im gleichen Raum geht wieder. Während der aktiven Zusammenführung gibt es immer entweder eine Schleckmatte, Fummelbrett, Leckerlis oder ihr normales Fressen, eigentlich immer ohne Probleme. Sie wechseln beim Fressen sogar die Schleckmatte oder den Fressnapf wie früher. Die Probleme kommen immer, wenn sie dann länger zusammen sind und sich mehr oder weniger unbeaufsichtigt in einem Raum aufhalten.
 
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Wie war denn das Verhältnis der beiden Katzen vor dem ersten traumatischen Erlebnis?
Waren sie gut darin gegenseitig die Grenzen zu respektieren? Sich gegenseitig zu lesen und aufeinander einzugehen, auf die Signale des anderen?

Wie sind denn beide Katzen vom Charakter her? Und wie heißen sie, welche Geschlechter?

Für meinen Beitrag nenne ich mal die Katze mit der Zahngeschichte Z und eure andere Katze G wie gesund.
Ohne jetzt näheres zu wissen und nur mal rein hypothetisch um das für dich nachvollziehbarer zu machen:
Z hat also eine vermutlich schmerzhafte Vorgeschichte wegen Zahnproblemen, wird operiert und steht dabei natürlich einiges durch. Für jede Katze ist das unterschiedlich belastend, die einen mögen Menschen und sind nicht so schmerzempfindlich, andere haben ein fragiles Nervensystem, hohes Schmerzempfinden und finden Zwang und menschlichen Kontakt von fremden Leuten fürchterlich, und natürlich zig kätzische Varianten dazwischen. Manche TAs lassen Katzen stark unter Zwang halten oder schlicht unsensibel, was zu Streß bei den Katzen führt, andere Tas sind entspannt und empathisch und die Katzen dann meist relaxter.
Also Z hat vermutlich sehr strapazierte Nerven nach der OP, ist vielleicht groggy, geladen mit Adrenalin (wir wissen nicht was alles war oder wer sich den Aufwachraum alles geteilt hat, wie die anderen drauf waren…), Adrenalin baut sich bei Katzen sehr langsam ab. So durch mit den Nerven kommt Z heim und wird vielleicht voller Erwartung von G empfangen, die/der auf sie zustürzt und sie abschnüffeln will oder ähnliches, fauchen (passive Abwehr, keine Aggression, ist nur kätzisches Grenzen ziehen!) von Z wird vielleicht ignoriert und dann ist alles zuviel, die angespannten Nerven drehen frei und alles entlädt sich im Abwehrangriff auf G.
Wenn es so oder so ähnlich war, wird es ein traumatisches Erlebnis für beide Katzen gewesen sein. Für G wegen dem unerwarteten und heftigen Angriff von Z, für Z weil alles zu viel war und dann kam noch G und vielleicht ist das nun auch noch gemeinsam abgespeichert.
Katzen die Schmerzen haben sind oft auch viel angespannter und genervter und ertragen quasi nichts mehr, auch keine Nähe der Kumpel.

Was als traumatisch empfunden wird, ist individuell, jedes Wesen steckt ein für alle gleiches Ereignis unterschiedlich gut weg, der eine spurlos, der andere hat noch Jahre damit zu tun. Katzen und Menschen sind sich da ähnlich.
Die Tipps und Vorschläge meiner Kollegen sind per se schon richtig, allerdings wenig wirksam wenn die Erlebnisse der Katzen miteinander tief sitzen. Das zu erkennen und einen Weg zu finden geht über Tierverhaltenstherapie, Psychologie und über den Weg des Verstandes hinaus.
Traumatische Erlebnisse sind auch in den Körperzellen und im Nervensystem abgespeichert. Denn unser Körpersystem und ebenso das von Katzen ist viel smarter als unser Verstand, bei akut bedrohlichen Situationen (oder solchen die als bedrohlich abgespeichert wurden) reagiert der Körper aus dem Unterbewußtsein bevor der Verstand auch nur Denken konnte, das ist ein sinnvoller Überlebensmechanismus an dem wir nicht vorbei kommen. Und genau das ist auch der Punkt den wir bei der Auflösung solcher traumatischen Erlebnisse berücksichtigen müssen, um nicht nur das alte Muster zu wiederholen.
Es braucht neue positive Erfahrungen für die gleiche Situation, in der Trauma geschah, diese Erfahrungen sind nur in einem „sicheren Raum“ möglich. D.h. das Wesen, Mensch wie Katze, muß sicher gehalten sein, nervlich und real. Soweit die Theorie zum Hintergrund. Und auch der Grund warum „einfach neu zusammenführen oder irgendwas gemeinsam machen“ nicht in jedem Fall dauerhaft helfen kann.

Stell dir einfach nur mal vor, dir wäre z.B. ein großer LKW mit Anhänger beim Spurwechsel in die linke Autoseite gefahren, erst knallt der Spiegel weg, dann entsteht Blechschaden an der ganzen linken Autoseite, du bleibst unverletzt. So weit also alles regelbar und Unfälle passieren halt im Straßenverkehr. Doch jedes Mal, wenn du in den folgenden Wochen die Unfallstelle durchfährst, wird dein Nervensystem hochfahren, ebenso wenn links von dir auf der Spur ein großer LKW vorbeifährt. Dein Verstand weiß es besser, doch dein Körper wird noch lange reagieren, denn er will dich davor schützen, nochmal solche Situation zu erleben. So geht es deinen Katzen beim Zusammenführen auch, sind sie nicht beschäftigt, abgelenkt, … wird der andere beobachtet und sobald sich eine Triggersituation ergibt oder vielleicht auch nur eine Körperbewegung „wie damals“ passiert, geht Z womöglich auf G los. G ist natürlich auch angespannt, was auf Z vermutlich eher verschärfend oder auslösend wirkt.

Wie kommt ihr da wieder raus? Wie schafft ihr neue Erfahrungen miteinander? Wie können sich deine Katzen wieder miteinander sicher fühlen ohne sich zu kontrollieren?
Erstmal trennen solange es noch Übergriffe gibt. Es bringt ja nichts den Graben noch zu vertiefen. Oder ihr startet aus der aktuellen Situation, wenn es bereits ganz gut läuft.
Wenn du oder ihr Zeit habt, holt ihr beide Katzen in einen „neutralen“ Raum, also einen in dem möglichst noch keine Vorfälle stattfanden und der für die Katzen durchaus interessant ist. Setz dich auf den Boden, auf die Ebene der Katzen und beobachte sie, schaff ihnen vorher Möglichkeiten sich erstmal zu beschäftigen, vielleicht jeder ein kleines Fummelspiel oder eine guckt gerne aus dem Fenster, die andere guckt zu wie du langsam eine Angel bewegst… du kennst eure Möglichkeiten und deine Katzen und wirst was passendes finden.
Es geht erstmal nur darum miteinander in einem Raum zu sein, anfangs vielleicht leicht abgelenkt, doch Ziel ist es daß sich beide Katzen wahrnehmen, sich anfühlen können und auch das Verhalten gegenseitig beobachten und neu einschätzen ohne Anspannung, dein Part ist es den Raum zu halten. Damit meine ich du bist das Wesen mit dem sicheren, ausgeglichenen Nervensystem, was beiden anderen die Möglichkeit gibt runterzukommen (Coregulation).
Das ist nichts was man tut, das ist sein, stille Präsenz im hier und jetzt, vielleicht hilft dir, deine Atemzüge innerlich zu zählen. Es geht nicht um wollen, sondern um zulassen. Natürlich beobachtest du deine Katzen, greifst im Notfall ein, doch erstmal machst du weiter nicht viel. Je nachdem wie sie sich verhalten, vielleicht hier kurz die Aufmerksamkeit unterbrechen - nimm z.B. Bälle mit, die rollst du selbstvergessen neben dir und wenn eine Katze anfängt zu starren, kannst du sie leise ansprechen und wenn das nicht hilft, laß einen Ball in eine völlig andere Ecke rollen (soll kein Spielimpuls sein), fast immer reagiert die Katze zumindest mit den Augen darauf und schon ist die Situation unterbrochen. Es müssen keine Bälle sein, auch Papierknüllzettel oder was auch immer mit deinen Katzen klappt.
Es geht hier eben nicht um Moderation des Verhaltens, sondern Nervenregulation, deine Aufgabe ist es die Nervensysteme deiner Katzen zu regulieren, damit sie einander tatsächlich wahrnehmen können – denn alarmierte Nervensysteme können das nicht, die greifen zurück auf die Traumasituation und sind nicht im hier und jetzt. Deshalb geschehen ja auch die Angriffe aus quasi harmlosen Situationen heraus, die aber irgendwie getriggert haben.
Egal wieviele Stunden ihr miteinander sein könnt, immer wenn sich eine anspannt, gehst du zu ihnen und bist die stille, ruhige Präsenz. Probier es aus, ich habe anfangs fast fassungslos bemerkt wieviel sich dadurch verändern kann im Verhalten miteinander. Was plötzlich möglich wird, weil die Katzen sich gegenseitig wahrnehmen und eben nicht dem alten Drehbuch folgen, sondern dem was real gerade ist.
Sobald du das Gefühl hast, jetzt ist es lieber genug, lenkst du sie entspannt in ihre unterschiedlichen Räume und trennst sie. Oder eben auch nicht. Je nachdem wie es gerade läuft.
Zwischendrin darf auch mal was schief gehen, bleibe ruhig, gelassen, souverän und in deiner Mitte und vertraue dem Weg, ein Schritt nach dem anderen, der Weg ergibt sich aus eurem Miteinander, individuell. Versuche nicht zu kontrollieren, nicht vorweg zu denken, es gibt immer mehr Möglichkeiten als wir uns vorstellen können und deine Katzen finden womöglich Wege auf die du nicht kommst.
Das ist keine Anleitung wie ein Lehrbuch, es ist nur eine Inspiration die du mit deinen Katzen und euren örtlichen und individuellen Umständen umsetzen kannst, auf eure spezielle Weise die für euch geht. Und dein eigenes Nervenkostüm ist der Schlüssel, halte deine Mitte, beobachte deine Katzen aber bleibe bei dir, du bist ihr Anker.
 
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Das was CatzWhisper schreibt ist richtig toll. Danke dafür!

Diese oder ähnliche Probleme gibt es ja leider immer wieder. Ihr seid nicht allein.
Ich habe nochmal geschaut und bei TLC lief Der Katzenflüsterer erst neulich, alles alte Folgen. Bei Joyn kann man Folgen von Staffel 4 und Staffel 7 schauen. Ich habe mir gerade Staffel 4 Folge 3 nochmal angeschaut, natürlich ist das nicht ganz gleich. Aber vielleicht macht es ein bisschen Mut und Hoffnung.

Ich wünsch euch ganz viel Glück und Erfolg!
 
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Wie war denn das Verhältnis der beiden Katzen vor dem ersten traumatischen Erlebnis?
Waren sie gut darin gegenseitig die Grenzen zu respektieren? Sich gegenseitig zu lesen und aufeinander einzugehen, auf die Signale des anderen?

Wie sind denn beide Katzen vom Charakter her? Und wie heißen sie, welche Geschlechter?
Liebe(r) CatzWhisper,
danke für deine ausführliche Antwort! Die beiden heißen Mocca und Nola (sie hatte die Zahn-OP), sind weiblich, kastriert, in etwas gleich alt und haben sich mit ein paar Wochen auf einer Pflegestelle der Katzenhilfe im Tierheim kennengelernt. Damals war Mocca die freche, neugierigere Katze und Nola total schüchtern und schreckhaft. Man sagte uns, dass sich Nola, nachdem ihre beiden Geschwister schon vermittelt waren, an Mocca orientiert hat und ihr überall hin gefolgt ist. Das war in den ersten Monaten bei uns auch noch so, aber sie waren noch nie beste Freunde, die ständig beieinander liegen, miteinander kuscheln oder spielen. Allerdings war Mocca in den ersten Jahren weiterhin die dominante Katze der beiden und Nola musste sich unterordnen.
2023 kam unsere Tochter auf die Welt und da hat sich das ein bisschen geändert. Mocca ist seitdem insgesamt zurückgezogener und Nola wurde ein bisschen selbstbewusster. Es gab aber bis zu dem Vorfall nach der OP nie Probleme zwischen den beiden und sie haben sich immer gut verstanden, gemeinsam gefressen und waren oft im selben Zimmer auf unterschiedlichen Plätzen oder unterm Bett. Abends haben wir auch immer mit beiden gemeinsam gespielt. Jetzt habe ich den Eindruck, dass Mocca zwar einerseits Angst vor Nola har, aber andererseits trotzdem ihre Nähe sucht und gerne mit ihr spielen würde, Nola aber keine Lust hat und sie auf Abstand halten möchte, und wenn Mocca dann halt zu nahe kommt, greift sie sie an.

Deine Analyse der Situation trifft es sehr gut. Ich denke auch, dass beide Katzen von diesem ersten Vorfall in irgendeiner Form traumatisiert sind und das dann irgendwann wieder getriggert wird, denn es ist ja nicht so, dass sie sofort aufeinander losgehen, sobald sie sich sehen, sondern es gibt irgendwann einen Moment, in dem irgendwas passiert, was die Aggression wieder verschärft. Wir schaffen wie gesagt manchmal schon ein paar Stunden ohne Angriff, sie beschnuppern sich und liegen auch mal im selben oder in unterschiedlichen Räumen, aber ich merke einfach, dass beide nicht entspannt sind, sich immer wieder suchen und folgen, andererseits aber total misstrauisch sind und sich beäugen.

Vielen Dank für deinen Tipp mit der Coregulation. Bisher habe ich den Fokus eher auf die gemeinsame "Bespaßung" (Leckerlis, Clickern, Fummelbrett etc...) gelegt und mich dann, wenn das gut lief, nach einer Weile zurückgezogen oder bin bei ihnen geblieben, habe aber etwas anderes gemacht. Aber ich werde mal ausprobieren, noch präsenter da zu sein. Leider fällt es mir schwer, ruhig und gelassen zu bleiben, weil die Situation mich selber so dermaßen stresst. Wir wohnen in einer Maisonettewohnung und da ist halt fast alles offen, und sobald sie dann irgendwohin verschwinden, gehe ich auch oft direkt hinterher, um zu schauen, wie sie sich verhalten. Mein Blutdruck steigt dann direkt, weil ich Angst habe, dass gleich was passiert, und das spüren sie natürlich und macht sie vielleicht auch wieder nervös.
Ich werde versuchen, die Zusammenführung mal in einem geschlossenen Raum zu machen, wo sie nicht verschwinden können.

Danke auf jeden Fall, dass du dir so viel Zeit genommen hast! 🙂
 
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Ich hab jetzt den langen Text von CatzWhisper ehrlich gesagt nicht gelesen. Ich wollte nur einwerfen, mir half es vor Jahren, als mein Senior eine der jungen Mädels mobbte, konsequent darauf zu achten ab wann er sie anfängt anzustarren und dann zu unterbrechen indem ich ihn ermahnte indem ich seinen Namen bestimmend sagte und "Nein". Ich bin Vollzeit arbeitstätig. Dementsprechend konnte ich das immer nur Abends machen, aber indem ich da schon anfing zu unterbrechen, wenn ich halt Zuhause war, wurde es nach und nach weniger, bis es komplett aufhörte.

Vielleicht ist das in eurem Fall auch umsetzbar. Insofern Nola Mocca vorher anfängt anzustarren bevor sie angreift.
 
Liebe cansal83,

danke schön für dein Feedback! Ich bin ganz bei dir wie schwer es manchmal ist die Nerven zu behalten, weil es sich wie eine Dauerschleife anfühlt. Der Ausstieg daraus ist erstmal tatsächlich selbst ruhig und gelassen zu bleiben. Deine Katzen geben dir quasi die Chance da gleich mitzuwachsen, eure gemeinsame Aufgabe.
Bevor du zu den Katzen gehst, nimm dir bitte einen Moment um innerlich bei dir anzukommen. In deiner eigenen Mitte, innerlich loszulassen, deinen Atem zählen oder was immer dir selbst hilft zu dir zurück zu kommen mit der Aufmerksamkeit, deinen eigenen Körper zu spüren. Dich zu erden. Wem das zu "esoterisch" klingt, probiert es aus und werdet euch des Unterschiedes bewußt, dem zwischen agieren oder auf etwas reagieren. Gelassen aus der eigenen Mitte zu handeln oder von einem Feuer löschen zum nächsten zu huschen, etwas überspitzt ausgedrückt.
Und ja ich weiß wie schwer das sein kann. Ich habe zwei Katzenmädchen mit einem unsicheren, schnell hochfahrenden Nervensystem und einen Kater, der sich schnell verunsichern läßt. Liegen meine Nerven blank, bekomme ich die Quittung im Verhalten meiner Katzen präsentiert. Sobald ich durchatme, zurück zu mir komme, haben wir eine komplett andere Situation. Nervensysteme alarmieren sich gegenseitig und sensible Katzen spüren sofort wenn irgendwas ist oder auch nur sein könnte...

In eurer Situation kommt eventuell noch hinzu nach deiner Schilderung, daß Mocca Grenzen nur anerkennt, wenn sie konsequent gezogen werden körpersprachlich?
D.h. wenn Nola bereits genervt ist oder abweisend reagiert, ist das eher ein unklares oder zu weiches "nein", es reicht nicht um Mocca von ihrer Annäherung abzubringen, was Nola nur noch mehr nerven wird? Wenn es so ist und du beobachtest das, dann trete gelassen zwischen die Beiden, mit deiner Körperfront Mocca zugewandt, nur mit Körperspannung eine Grenze setzen. Nicht trennen oder lenken, nur stopp, was Mocca dann macht ist ihre Sache, solange sie ihre Annäherung beendet, dann darf auch ein "dankeschön" zur Bestätigung kommen. Je nach Situation kannst du Mocca auch das typische Stopp-Zeichen als Handbewegung entgegensetzen, sie wird die Aussage davon verstehen. Es geht nicht um Korrektur an sich, du bist in dem Moment nur der Stellvertreter für Nola, die selbst die notwendige Mitteilung (noch) nicht schafft. Natürlich ist das keine Dauerlösung, setze das bitte wenn, dann nach deinem Gefühl ein, wichtiger als das Verhalten zu lenken ist die Nerven beider Katzen entspannt halten zu können, daraus ergeben sich von selbst Wege.

Wenn du der sichere Nervenanker für Beide sein kannst, werden sie wieder in ihr gegenseitiges Vertrauen finden können, in ein sich miteinander sicher fühlen, statt sich zu belauern und angespannt zu beobachten. Wer gut bei sich ist, macht sein eigenes Verhalten erstmal an sich fest, wer sich im Außen verliert und alles im Blick haben möchte, macht sein Verhalten von allen anderen abhängig, da sind wir und unsere Katzen sich sehr ähnlich.

Liebe Grüße und alles Gute für euch
Karen
 
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Guten Abend,

nach 4 Monaten Ausnahmezustand aufgrund einer umgeleiteten Aggression nach einer Zahn-OP weiß ich langsam nicht mehr weiter und hoffe, dass ich hier vielleicht nochmal neue Tipps und Ratschläge bekomme.

Kurz zu unserer Situation:
Wir haben seit 4 1/2 Jahren zwei Katzen, keine Geschwister, aber waren schon von klein auf zusammen.
Zahn-OP einer unserer Katze am 03.12.24, am selben Abend erster Angriff der operierten Katze, in den Tagen danach noch 3 weitere Angriffe, sodass die andere Katze zwei Mal vor Angst uriniert und gekotet hat und wir sie dann dauerhaft getrennt haben (mit Revierwechsel alle 24 Std.). In den nächsten Wochen haben wir eine langsame Zusammenführung am Gitter und dann ohne Gitter in der Küche gemacht. Funktionierte zwar langsam, aber gut, solange sie durch Leckerlis/Spielen/Clickern abgelenkt waren, aber sobald sie nichts zu tun hatten und aufeinander fokussiert waren, wurde nach einer Weile gestarrt und gefaucht, was wir immer direkt wieder durch Trennen des Sichtkontaktes unterbunden haben. Dann erster Kontakt mit einer Tierpsychologin, die meinte, dass die aggressive Katze von den Annäherungsversuchen der anderen Katze gestresst ist. Sie gab uns noch den Tipp, die Katzen mit Tüchern abzureiben und diese auf den Schlafplätzen auszulegen, und die Stirn der Katzen mit Thunfischfilet o.ä. einzureiben, damit sie sich gegenseitig ablecken (hat nicht funktioniert). Außerdem begannen wir mit der Gabe von Zylkene, Bachblüten, CBD-Öl, Feliways Classic/Comfort/Friends hatten wir sowieso schon länger im Gebrauch, alles ohne nennenswerte Verbesserung der Situation. Wir haben zwar bis zu 2 Stunden Zusammenführung geschafft, aber dann gab es wieder Angriffe, die wir direkt gestoppt haben.
Im März hatten wir Kontakt zu einem weitere Tierarzt mit Spezialisierung auf Verhaltenspsychologie bei Tieren. Er meinte, wir machen schon vieles richtig und müssen Geduld haben. Wir waren dann mit der aggressiven Katze nochmal in einer Tierklinik und haben ein Dentalröntgen durchführen lassen. Es wurden nochmal zwei von FORL betroffene Zähne gezogen, aber ansonsten haben sie auch nichts gefunden, was die anhaltende Aggression erklären könnte. Wir haben dann nochmal eine Woche ganz konsequent getrennt, seitdem führen wir wieder zusammen.
Leider habe ich immer nur abends länger Zeit für die Zusammenführungen, merke aber, wie nach 4 Monaten langsam meine Kraft dafür schwindet und ich es auch immer öfter nur halbherzig mache. Mein Mann unterstützt mich auch nur sehr wenig und hat kein Verständnis für meine Vorgehensweise. Er meint, die Katzen müssten das unter sich klären.
Seit letzter Woche öffnen wir nun tagsüber die Türen. Am ersten Tag hat es 6 Stunden (!) geklappt und ich war schon ganz glücklich und hatte wieder Hoffnung, dass wir nun doch einen Durchbruch erzielt haben, seit dem zweiten Tag klappt es aber nur noch max. 1-2 Stunden, dann kommt es wieder zu fauchen und buschigem Schwanz. (Davor folgen sie sich gegenseitig in die jeweiligen Räume und beäugen sich misstrauisch, liegen aber auch manchmal in getrennten Räumen und beachten sich nicht). Bei beginnender Aggression gehe ich dann immer direkt dazwischen und trenne wieder, aber ich weiß nicht, ob es überhaupt gut ist, es soweit kommen zu lassen. Andererseits kann ich langsam nicht mehr und bin total gestresst nur bei dem Gedanken daran, dass sie sich wieder angreifen könnten. Und ich kann nicht täglich mehrere Stunden hinter den Katzen her sein, um zu schauen, wie die Stimmung ist und ob eine die andere eventuell gleich angreifen könnte. Ich habe irgendwie keine Hoffnung, dass es mit dem "betreuten Zusammenführen" noch was wird.

Wir haben auch schon darüber gesprochen, ob es eine Lösung sein könnte, eine Katze abzugeben, denn momentan sind sowohl die Katzen als auch wir nur noch gestresst und es tut mir auch unendlich leid für die jeweilige Katze, die 24 Stunden alleine in einem Raum eingesperrt ist. Vielleicht würde es beiden besser gehen, wenn wir eine abgeben? Aber schon alleine beim Gedanken daran muss ich weinen, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, eine abzugeben. 😢

Hat jemand vielleicht noch Tipps für uns? Erfahrungsberichte von Katzenbesitzern, bei denen es ähnlich war? Oder Gedanken zum Thema "Eine Katze abgeben"?

Die Beiträge im Forum zum Thema "Umgeleitete Aggression" habe ich schon alle durchgelesen...

Vielen Dank für's Lesen!
cansal
Hallo,
Wir haben genau das gleiche Problem nur umgekehrt,der Kater wurde kastriert und zähne gezogen,ist aber sehr friedlich und ihr gefällt es gar nicht. Haben auch schon vieles probiert,bachblüten extra für aggressive Katzen,feliway usw. Es klappt zwar mit dem Revier wechseln,sie geht an ihm vorbei aber sobald er spielt oder rum läuft,dreht sie ab. Getrennt sind sie seit 3 Monaten und wir wissen einfach nicht weiter. Mein Mann sagt sie muss weg da sie mich auch angreift wenn sie abdreht aber es sind unsere Lieblinge und das seit 13 und 10 Jahren,ich bin nur am heulen und mir geht es gar nicht gut.
 
Guten Abend,
eigentlich wollte ich euch ein "Happy end"-Update schreiben, denn die Situation hat sich auf einmal wirklich massiv verbessert, ohne dass ich überhaupt noch großartig die Tipps von Karen/CatzWhisper ausprobieren musste. Es gab keine Aggression mehr, sodass wir die beiden zuerst tagsüber und nach ein paar Tagen sogar nachts zusammen lassen konnten. Ich war überglücklich und dachte, wir haben es endlich geschafft...

Leider kam es dann vor zwei Wochen zu einem Rückfall. Auslöser war wohl, dass mein Mann niesen musste und eine (oder beide) so erschrocken und weggerannt ist/sind, dass es im folgenden wieder zu einem Angriff kam. Es folgten 2 Tage Trennung und bei Wiederzusammführung ohne Gitter nach ein paar Stunden wieder ein heftiger Angriff mit Pipi und Kot. Hatte sie jetzt wieder eine Woche komplett getrennt, gestern und heute waren sie kurz zusammen, aber es klappt nicht - nach kurzer Zeit wird geknurrt und gefaucht und der Schwanz wird buschig...

Wir stehen jetzt echt am Scheideweg. Mein Mann sagt, eine muss weg. Ich will es noch ein letztes Mal mit den Tipps von CatzWhisper versuchen. Drückt mir die Daumen! ✊️
 
Hallo,
Wir haben genau das gleiche Problem nur umgekehrt,der Kater wurde kastriert und zähne gezogen,ist aber sehr friedlich und ihr gefällt es gar nicht. Haben auch schon vieles probiert,bachblüten extra für aggressive Katzen,feliway usw. Es klappt zwar mit dem Revier wechseln,sie geht an ihm vorbei aber sobald er spielt oder rum läuft,dreht sie ab. Getrennt sind sie seit 3 Monaten und wir wissen einfach nicht weiter. Mein Mann sagt sie muss weg da sie mich auch angreift wenn sie abdreht aber es sind unsere Lieblinge und das seit 13 und 10 Jahren,ich bin nur am heulen und mir geht es gar nicht gut.
Habe deine Antwort gerade erst gelesen, sorry dass ich nicht früher geantwortet habe. 🙈
Das tut mir leid zu lesen, dass ihr dasselbe Problem habt. Gibt es mittlerweile eine Verbesserung der Situation? Finde es extrem schwierig, wenn der Partner nicht so richtig mitzieht... Hier ist es ja leider auch so, dass mein Mann meine Vorgehensweise nicht unterstützt und jetzt auch sagt, dass wir eine abgeben sollten. Ich habe halt immer noch Hoffnung, dass es doch wieder wird, und mein Herz zerbricht beim Gedanken, eine abzugeben. Will aber auch nur das beste für die beiden... 😭
 

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