Yash
Erfahrener Benutzer
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- 21. Februar 2013
- Beiträge
- 323
Ich muß es mir einfach mal von der Seele schreiben. Verzeiht, wenn mein erster Post in diesem Forum derart den Rahmen sprengt.
Vor über 10 Jahren bin ich aus meinem Elternhaus ausgezogen – einem Elternhaus, in dem Haustiere immer zur Familie gehörten. Zum ersten Mal war ich vollkommen allein. Das Studium, die ersten Arbeitsjahre, all das fordert Zeit und Flexibilität, bringt Vergnügen und Stress mit sich. So viel, an dem man wachsen und sich ausprobieren kann. Doch immer blieb da die Sehnsucht, mein Leben wieder mit einem Tier zu teilen. Träume und Wünsche, für mehr reichte es nicht. Denn ein Tier bedeutet Verantwortung, Zeit und Geld.
Nun, 10 Jahre später, war ich bereit. Die Träume wurden zu Plänen und die Pläne zu Taten. Im November waren wir im Tierheim auf der Suche nach zwei Katzen, die es sich vorstellen könnten mit sich und uns zusammenzuleben. All das Maunzen, die süßen Felle, die Zurückgelassenen, die Hoffnungsvollen und die Verzweifelten. Es war schwer. Aber die Wahl fiel auf zwei recht junge Tiger im Alter von sieben Monaten, die in ihrer kurzen Vergangenheit schon so einiges mitgemacht hatten. Sie stammten aus einem sogenannten „Messihaushalt“ und brachten an Krankheiten mit, was sich so fand. Alles war erfolgreich behandelt worden, die zwei waren zu diesem Zeitpunkt wieder munter, mopsfidel und so schön.
Zwei Tage später zogen sie bei uns ein. Ich konnte es tagelang nicht fassen. Ich war so glücklich. Blumentöpfe gingen kaputt, Couch ist prima zum Kratzen, nachts um vier ist Frühstückszeit, danach kann man bis um acht spielen... Gott ja, ich hab die zwei nicht umsonst Terrorkrümel genannt, manchmal sage ich sogar Arschlochkatze zu meinem Katerchen mit den buntesten Flausen im Kopf, der morgens gern mal in meinem Mantel spazieren klettert. Aber ich habe sie von Anfang an geliebt. Sie sind so süß und so schön und so flauschig und sie riechen so lecker.
Das Katerchen wuchs rasend schnell, bald sah er nicht nur so aus, als wäre er doppelt so groß wie mein Kätzchen, er ist auch doppelt so schwer.
Das Kätzchen dagegen blieb klein, behielt ihr Babyfell und so ein winziges Stimmchen, dass man manchmal nur an der Bewegung der Schnute sah, dass sie etwas zu sagen hatte. Und gerade dieses winzige kleine zerbrechliche Wesen sollte nun unser Problemfall werden.
Anfangs machte ich nur mir Gedanken, dass sie doch sehr mager ist. Gut, der Tierarzt meinte, sie könne ruhig ein wenig mehr auf den Hüften haben, würde ihr sicherlich gut tun. Aber solange sie weiter munter ist, das Fell gut aussieht und sie durch die Bude rast wie der Große, sind auch 1,8 kg Katze in Ordnung. Dann fing es an, harmlos. Hier ein Zucken im Hinterbeinchen, da ein Zucken im Vorderbeinchen. „Du hast dich nur verguckt“. Wenige Minuten später ist die Mietz wieder ganz normal, hüpft durch die Gegend, verpasst dem Kater einen mal mehr, mal weniger verdienten Satz heiße Ohren. Ich behielt das im Hinterkopf, aber ich sah doch darüber hinweg. Bis mich eines Nachts das Grauen dann einholte.
Freitag (26.01.):
Dieses Schreien reißt mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Erst verdächtige ich den Kater, die Kleene zu ärgern, aber es ist doch zu alarmierend. Den tatsächlich unschuldigen Kater finde ich im Schein meiner Nachttischlampe verwirrt in der Zimmertür. Auch, wenn ich menschliche Gefühle in ihn hineininterpretiere, schaut er meiner Meinung nach das Häufchen Elend, das ich mein Kätzchen nenne, genauso verwirrt und verängstigt an, wie ich in dem Augenblick.
Meine kleine Maus hockt in der Ecke hinterm Staubsauger und findet den Ausgang nicht. In wilder Panik versucht sie, die Wand hochzukrabbeln. Ich schnappe mir mein Mäuschen, trage sie auf das große Bett und drehe mich nur um, um das große Licht einzuschalten.
Die Zeit nutzt die kleine Katze, um loszukriechen – laufen kann man das wirklich nicht nennen – und vom Bett zu fallen. Anschließend kriecht sie orientierungslos unter dem Bett umher. Stößt hier mal an die Bettpfosten, dort mal an die Wand – in Zeitlupe. Jetzt erst sehe ich, dass sie ihre Augen so fest zukneift, dass sie nichts mehr sieht. Ich liege eine Weile mit ihr auf dem Fußboden, versuche sie zu beruhigen, zu trösten, ohne selbst in Panik auszubrechen. Bis ich es nicht mehr aushalte.
Sicher, der eine oder andere wird sich wundern, warum ich keinen Nottierarzt anrufe. Nun, ich wusste nicht einmal, dass es so etwas gibt. Für mich war das etwas aus dem Fernsehen, nicht aus dem Leben. Vor 10 Jahren auf dem Land gab es so etwas nicht.
Schließlich ziehe ich mich an, nehme einen Karton mit Altkleidern, stopfte ihn oben mit meinem kuschelweichen, von der Püppi heiß geliebten Bademantel aus und lege die Maus vorsichtig hinein. Dann ziehen wir alle drei vom Schlaf- ins Wohnzimmer um. Das Internet soll mir helfen, wenn schon nicht bei der Diagnose, dann doch bei der Suche nach Hilfe. Nur, noch gibt Püppi sich nicht geschlagen. Keine Chance, dass sie in ihrem provisorischen Bettchen bleibt. Kriecht wiederum umher, so dass ich sie immer im Auge behalten muss.
Abwechselnd versucht das Katerchen seine Schwester zu putzen und zum Spielen aufzufordern. Beides stößt nicht auf Gegenliebe. Er versteht die Welt nicht mehr.
Dann wundere ich mich über Wassertropfen auf dem Boden. Da noch einer... oh, da eine ganze Pfütze. Nun, in der Ecke steht normal die Gießkanne, bzw. stand. Im Moment liegt sie. Also gehe ich einen Augenblick davon aus, dass das Wasser dort her stammt. Aber ich irre mich, wie der Geruchstest zeigt. Die Püppi hat Wasser gelassen und liegt noch immer mitten drin. Nach dem Saubermachen lasse ich meine beiden kurz aus den Augen. Die menschlichen Bedürfnisse lassen sich nicht ewig verdrängen, ich bin nur kurz auf der Toilette.
Zurück ruft mich das klägliche Schreien, dass mich schon geweckt hatte. Das Katerchen versucht es mal wieder mit Bespielen. Nur mein Kätzchen hat dem so gar nichts entgegen zu setzen, liegt auf dem Boden unter ihm völlig wehr- und kraftlos. Ich „rette“ die Kleine, bringe sie zurück zum Karton. Sie bleibt liegen, wie ich sie gelegt habe. Sie rührt sich keinen Zentimeter, als ich ihr Fell ein wenig vom Urin säubere. So ein winziges Wesen. Ich habe solche Angst. Dann telefoniere ich umher. Der Notdienst will mich zu einem Augenspezialisten schicken. Aber ich bin sicher, dass das Blind-Umherkriechen nicht an den Augen liegt. Letztlich packe ich mein Häufchen Elend ein und bringe es zur Tierklinik. Hier Tests, da Tests, Blutabnahme, abtasten, Fiebermessen, nichts interessiert die Kleine.
Mit den schlimmsten Befürchtungen lasse ich die Püppi in der Obhut der Fachleute und mache mich auf den Heimweg zu meinem hungrigen verwirrten Kater. Ich rede ihm den ganzen Tag ein, alles würde wieder gut. Weder er noch ich glauben daran.
Am Abend dann heißt es, ich kann die Kleine wieder abholen. Mehr sagt man mir am Telefon nicht. Aber Abholen, abholen hieße… Daran halte ich mich fest, aber ich befürchte das Schlimmste. Dort angekommen, bekomme ich ein Kätzchen zurück. Ein munteres waches Kätzchen. Am liebsten hätte ich sie geknuddelt, aber ich bleibe vorsichtig. Ich will sie nicht kaputt machen. Erste Bluttests zeigten nichts Auffälliges. Die Labortests wären erst morgen da. Nun gut, fahren wir wieder heim. Etwas erleichtert und weit hoffnungsvoller.
Samstag (27.01.):
Die kommende Nacht ist die erste von vielen, die ich kaum schlafe. Immer wieder schaue ich nach meinem Kätzchen, achte darauf, dass der Kater es nicht zu bunt treibt, dass sie immer etwas zu trinken in der Nähe hat. Alles ist in Ordnung, bis ich morgens gegen acht einschlafe. Um 10 bin ich wieder wach und bereue sofort die Zeit, als ich neben mir in Kauerhaltung das Kätzchen vorfinde. Zurück zur Klinik. Irgendwelche Medis, mein Kopf kann nichts Genaues mehr behalten. Dann wird es besser... nicht gut, aber besser.
Sonntag (28.01.):
Die Anspannung bleibt, die Angst auch. Der Maus geht es mal besser, mal schlechter, aber sie frisst ein wenig und trinkt. Sie bleibt nur auf dem Boden, kein Kratzbaum, kein Schrank, keine Couch. Dafür ist endlich der Kleiderkarton mit dem kuscheligen Bademantel annehmbar. Es folgt wieder eine Nacht in einem rundumgepolsterten Bett. Gefühlt alle paar Minuten schaue ich nach dem Rechten. Müdigkeit und Angst kämpfen gegeneinander. Noch gewinnt die Angst.
Montag (29.01.):
Als aller erstes nehme ich für diese Woche Urlaub. Beim besten Willen kann und will ich meine Zwerge jetzt nicht allein zu Hause lassen.
Heute sollen die Ergebnisse der Labortests kommen. Es wurden lauter Virenkrankheiten getestet, die das Gehirn angreifen. Toxoplasmose ist das einzige, was mein Kopf behält und anschließend auch googlet. Man sollte Krankheiten nicht im Internet suchen, ist gar nicht gut für die Psyche.
Während ich mit Tränen in den Augen die Leidensgeschichten anderer Tiere lese, geht es meiner Maus wieder besser. Gegen Abend erfolgt der ebenso ersehnte wie befürchtete Anruf aus der Tierklinik: Alle Test sind negativ. Das Aufatmen währt nur kurz. Negativ bedeutet nicht, dass die Maus nicht krank ist. Denn das ist sie unzweifelhaft. Aber ohne Diagnose keine (spezifische) Behandlung.
Weiter kommen wir nur mit einem CT. Kurz denke ich über die Kosten nach. Man möge es mir verzeihen, aber das sind nun mal nicht unerhebliche Kosten. Doch ein Blick in diese Katzenaugen… Ich rufe eine andere Klinik an, die entsprechend ausgerüstet ist und mache einen Termin zum CT aus. Am nächsten Tag wäre es möglich.
Vor über 10 Jahren bin ich aus meinem Elternhaus ausgezogen – einem Elternhaus, in dem Haustiere immer zur Familie gehörten. Zum ersten Mal war ich vollkommen allein. Das Studium, die ersten Arbeitsjahre, all das fordert Zeit und Flexibilität, bringt Vergnügen und Stress mit sich. So viel, an dem man wachsen und sich ausprobieren kann. Doch immer blieb da die Sehnsucht, mein Leben wieder mit einem Tier zu teilen. Träume und Wünsche, für mehr reichte es nicht. Denn ein Tier bedeutet Verantwortung, Zeit und Geld.
Nun, 10 Jahre später, war ich bereit. Die Träume wurden zu Plänen und die Pläne zu Taten. Im November waren wir im Tierheim auf der Suche nach zwei Katzen, die es sich vorstellen könnten mit sich und uns zusammenzuleben. All das Maunzen, die süßen Felle, die Zurückgelassenen, die Hoffnungsvollen und die Verzweifelten. Es war schwer. Aber die Wahl fiel auf zwei recht junge Tiger im Alter von sieben Monaten, die in ihrer kurzen Vergangenheit schon so einiges mitgemacht hatten. Sie stammten aus einem sogenannten „Messihaushalt“ und brachten an Krankheiten mit, was sich so fand. Alles war erfolgreich behandelt worden, die zwei waren zu diesem Zeitpunkt wieder munter, mopsfidel und so schön.
Zwei Tage später zogen sie bei uns ein. Ich konnte es tagelang nicht fassen. Ich war so glücklich. Blumentöpfe gingen kaputt, Couch ist prima zum Kratzen, nachts um vier ist Frühstückszeit, danach kann man bis um acht spielen... Gott ja, ich hab die zwei nicht umsonst Terrorkrümel genannt, manchmal sage ich sogar Arschlochkatze zu meinem Katerchen mit den buntesten Flausen im Kopf, der morgens gern mal in meinem Mantel spazieren klettert. Aber ich habe sie von Anfang an geliebt. Sie sind so süß und so schön und so flauschig und sie riechen so lecker.
Das Katerchen wuchs rasend schnell, bald sah er nicht nur so aus, als wäre er doppelt so groß wie mein Kätzchen, er ist auch doppelt so schwer.
Das Kätzchen dagegen blieb klein, behielt ihr Babyfell und so ein winziges Stimmchen, dass man manchmal nur an der Bewegung der Schnute sah, dass sie etwas zu sagen hatte. Und gerade dieses winzige kleine zerbrechliche Wesen sollte nun unser Problemfall werden.
Anfangs machte ich nur mir Gedanken, dass sie doch sehr mager ist. Gut, der Tierarzt meinte, sie könne ruhig ein wenig mehr auf den Hüften haben, würde ihr sicherlich gut tun. Aber solange sie weiter munter ist, das Fell gut aussieht und sie durch die Bude rast wie der Große, sind auch 1,8 kg Katze in Ordnung. Dann fing es an, harmlos. Hier ein Zucken im Hinterbeinchen, da ein Zucken im Vorderbeinchen. „Du hast dich nur verguckt“. Wenige Minuten später ist die Mietz wieder ganz normal, hüpft durch die Gegend, verpasst dem Kater einen mal mehr, mal weniger verdienten Satz heiße Ohren. Ich behielt das im Hinterkopf, aber ich sah doch darüber hinweg. Bis mich eines Nachts das Grauen dann einholte.
Freitag (26.01.):
Dieses Schreien reißt mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Erst verdächtige ich den Kater, die Kleene zu ärgern, aber es ist doch zu alarmierend. Den tatsächlich unschuldigen Kater finde ich im Schein meiner Nachttischlampe verwirrt in der Zimmertür. Auch, wenn ich menschliche Gefühle in ihn hineininterpretiere, schaut er meiner Meinung nach das Häufchen Elend, das ich mein Kätzchen nenne, genauso verwirrt und verängstigt an, wie ich in dem Augenblick.
Meine kleine Maus hockt in der Ecke hinterm Staubsauger und findet den Ausgang nicht. In wilder Panik versucht sie, die Wand hochzukrabbeln. Ich schnappe mir mein Mäuschen, trage sie auf das große Bett und drehe mich nur um, um das große Licht einzuschalten.
Die Zeit nutzt die kleine Katze, um loszukriechen – laufen kann man das wirklich nicht nennen – und vom Bett zu fallen. Anschließend kriecht sie orientierungslos unter dem Bett umher. Stößt hier mal an die Bettpfosten, dort mal an die Wand – in Zeitlupe. Jetzt erst sehe ich, dass sie ihre Augen so fest zukneift, dass sie nichts mehr sieht. Ich liege eine Weile mit ihr auf dem Fußboden, versuche sie zu beruhigen, zu trösten, ohne selbst in Panik auszubrechen. Bis ich es nicht mehr aushalte.
Sicher, der eine oder andere wird sich wundern, warum ich keinen Nottierarzt anrufe. Nun, ich wusste nicht einmal, dass es so etwas gibt. Für mich war das etwas aus dem Fernsehen, nicht aus dem Leben. Vor 10 Jahren auf dem Land gab es so etwas nicht.
Schließlich ziehe ich mich an, nehme einen Karton mit Altkleidern, stopfte ihn oben mit meinem kuschelweichen, von der Püppi heiß geliebten Bademantel aus und lege die Maus vorsichtig hinein. Dann ziehen wir alle drei vom Schlaf- ins Wohnzimmer um. Das Internet soll mir helfen, wenn schon nicht bei der Diagnose, dann doch bei der Suche nach Hilfe. Nur, noch gibt Püppi sich nicht geschlagen. Keine Chance, dass sie in ihrem provisorischen Bettchen bleibt. Kriecht wiederum umher, so dass ich sie immer im Auge behalten muss.
Abwechselnd versucht das Katerchen seine Schwester zu putzen und zum Spielen aufzufordern. Beides stößt nicht auf Gegenliebe. Er versteht die Welt nicht mehr.
Dann wundere ich mich über Wassertropfen auf dem Boden. Da noch einer... oh, da eine ganze Pfütze. Nun, in der Ecke steht normal die Gießkanne, bzw. stand. Im Moment liegt sie. Also gehe ich einen Augenblick davon aus, dass das Wasser dort her stammt. Aber ich irre mich, wie der Geruchstest zeigt. Die Püppi hat Wasser gelassen und liegt noch immer mitten drin. Nach dem Saubermachen lasse ich meine beiden kurz aus den Augen. Die menschlichen Bedürfnisse lassen sich nicht ewig verdrängen, ich bin nur kurz auf der Toilette.
Zurück ruft mich das klägliche Schreien, dass mich schon geweckt hatte. Das Katerchen versucht es mal wieder mit Bespielen. Nur mein Kätzchen hat dem so gar nichts entgegen zu setzen, liegt auf dem Boden unter ihm völlig wehr- und kraftlos. Ich „rette“ die Kleine, bringe sie zurück zum Karton. Sie bleibt liegen, wie ich sie gelegt habe. Sie rührt sich keinen Zentimeter, als ich ihr Fell ein wenig vom Urin säubere. So ein winziges Wesen. Ich habe solche Angst. Dann telefoniere ich umher. Der Notdienst will mich zu einem Augenspezialisten schicken. Aber ich bin sicher, dass das Blind-Umherkriechen nicht an den Augen liegt. Letztlich packe ich mein Häufchen Elend ein und bringe es zur Tierklinik. Hier Tests, da Tests, Blutabnahme, abtasten, Fiebermessen, nichts interessiert die Kleine.
Mit den schlimmsten Befürchtungen lasse ich die Püppi in der Obhut der Fachleute und mache mich auf den Heimweg zu meinem hungrigen verwirrten Kater. Ich rede ihm den ganzen Tag ein, alles würde wieder gut. Weder er noch ich glauben daran.
Am Abend dann heißt es, ich kann die Kleine wieder abholen. Mehr sagt man mir am Telefon nicht. Aber Abholen, abholen hieße… Daran halte ich mich fest, aber ich befürchte das Schlimmste. Dort angekommen, bekomme ich ein Kätzchen zurück. Ein munteres waches Kätzchen. Am liebsten hätte ich sie geknuddelt, aber ich bleibe vorsichtig. Ich will sie nicht kaputt machen. Erste Bluttests zeigten nichts Auffälliges. Die Labortests wären erst morgen da. Nun gut, fahren wir wieder heim. Etwas erleichtert und weit hoffnungsvoller.
Samstag (27.01.):
Die kommende Nacht ist die erste von vielen, die ich kaum schlafe. Immer wieder schaue ich nach meinem Kätzchen, achte darauf, dass der Kater es nicht zu bunt treibt, dass sie immer etwas zu trinken in der Nähe hat. Alles ist in Ordnung, bis ich morgens gegen acht einschlafe. Um 10 bin ich wieder wach und bereue sofort die Zeit, als ich neben mir in Kauerhaltung das Kätzchen vorfinde. Zurück zur Klinik. Irgendwelche Medis, mein Kopf kann nichts Genaues mehr behalten. Dann wird es besser... nicht gut, aber besser.
Sonntag (28.01.):
Die Anspannung bleibt, die Angst auch. Der Maus geht es mal besser, mal schlechter, aber sie frisst ein wenig und trinkt. Sie bleibt nur auf dem Boden, kein Kratzbaum, kein Schrank, keine Couch. Dafür ist endlich der Kleiderkarton mit dem kuscheligen Bademantel annehmbar. Es folgt wieder eine Nacht in einem rundumgepolsterten Bett. Gefühlt alle paar Minuten schaue ich nach dem Rechten. Müdigkeit und Angst kämpfen gegeneinander. Noch gewinnt die Angst.
Montag (29.01.):
Als aller erstes nehme ich für diese Woche Urlaub. Beim besten Willen kann und will ich meine Zwerge jetzt nicht allein zu Hause lassen.
Heute sollen die Ergebnisse der Labortests kommen. Es wurden lauter Virenkrankheiten getestet, die das Gehirn angreifen. Toxoplasmose ist das einzige, was mein Kopf behält und anschließend auch googlet. Man sollte Krankheiten nicht im Internet suchen, ist gar nicht gut für die Psyche.
Während ich mit Tränen in den Augen die Leidensgeschichten anderer Tiere lese, geht es meiner Maus wieder besser. Gegen Abend erfolgt der ebenso ersehnte wie befürchtete Anruf aus der Tierklinik: Alle Test sind negativ. Das Aufatmen währt nur kurz. Negativ bedeutet nicht, dass die Maus nicht krank ist. Denn das ist sie unzweifelhaft. Aber ohne Diagnose keine (spezifische) Behandlung.
Weiter kommen wir nur mit einem CT. Kurz denke ich über die Kosten nach. Man möge es mir verzeihen, aber das sind nun mal nicht unerhebliche Kosten. Doch ein Blick in diese Katzenaugen… Ich rufe eine andere Klinik an, die entsprechend ausgerüstet ist und mache einen Termin zum CT aus. Am nächsten Tag wäre es möglich.