E
Ela
Gast
Umweltschützerin verarbeitet Katze zu Ragout
In Alice Springs hat eine Umweltschützerin eine Wildkatze zu Ragout verarbeitet, um die Fauna vor der Allesfresserin zu schützen. Tierfreunde in aller Welt machen jetzt gegen die Frau mobil. Dabei ist der Verzehr von Wildkatzenfleisch in Down Under völlig legal.
Es gibt Tierschützer, die unterstellen ihr, sie habe eine Phobie gegen wildlebende Katzen. Dabei, versichert Kaye Kessing, möge sie diese Tiere ausgesprochen gerne – am liebsten gebraten. Man würfele das Fleisch einer wildlebenden Katze und brate es, bis es braun ist. Man würze es mit Salz und Pfeffer, gebe Zitronengras und drei Tassen mit der Wüstenfrucht Quandong dazu – fertig ist das Ragout.
"Die Frau hat die Katze praktisch ausgeweidet" Wie das geht, demonstrierte Kessing, eine Umweltaktivistin und Kinderbuchillustratorin, jüngst beim Bushfood-Festival in Alice Springs, einer gottverlassenen kleinen Stadt mitten im australischen Outback. Da stand sie am Herd und verriet ihren ungläubig staunenden Zuschauern, das Fleisch schmecke halb nach Kaninchen, halb nach Huhn. Wer das Rezept zu Hause selber ausprobieren wolle, leiste sogar noch einen Beitrag zum Umweltschutz. Schließlich, erklärte die Künstlerin, die schon in den neunziger Jahren eine Anti-Kaninchen-Kampagne der Stiftung "Rabbit Free Australia“ unterstützt hatte, bedrohten die Allesfresser die heimische Fauna.
Sie hatte den letzten Bissen noch nicht ganz verdaut, da ging ein Aufschrei der Empörung durchs Land. In Internetforen machten Tierschützer gegen die Katzenfleischesserin mobil. Ihr Verhalten sei "unmenschlich und moralisch nicht wieder gutzumachen“, empörte sich eine Kratzbaumbesitzerin. Australien sei immer noch Australien und nicht China, wo jedes Jahr schätzungsweise vier Millionen Miezen in Kochtöpfen landeten und wo es Restaurants gebe, die Kätzchen bei lebendigem Leib in die Pfanne hauten. "Ich bin schockiert“, erklärte Jo Gray aus Melbourne. "Die Frau hat die Katze praktisch ausgeweidet.“ Und eine gewisse Suzie-Q verkündet: "Höchste Zeit, Misses Kessing zu kochen und zu essen.“
Jede Katze hat das Recht darauf, geliebt und respektiert zu werden Über "Cat Galaxy“, einen Internetradio – und Fernsehsender mit Sitz in Phoenix, im amerikanischen Bundesstaat Arizona, verbreitete sich die Nachricht auch in USA und in Europa. "Wir sind entsetzt darüber, dass diese Frau die Abgebrühtheit besitzt, eine Katze zu braten – und das auch noch öffentlich“, fauchte Cat-Galaxy-Sprecherin Nohl Rosen, die ihre Hörer sonst gewöhnlich mit "Meow“ begrüßt. Jede Katze habe das Recht darauf, geliebt und respektiert zu werden.
Im Internet kursiert inzwischen sogar eine Petition, adressiert an die australische Regierung. Der Verstand scheint der Absenderin, einer Katzenfreundin, beim Krallenschärfen am Kratzbaum irgendwie abhanden gekommen zu sein. Statt an die Politiker zu appellieren, den Verzehr wilder Tiere gesetzlich zu reglementieren, rief sie zum Boykott der Bücher der Illustratorin auf.
681 Tierfreunde aus der ganzen Welt haben die Petition inzwischen unterzeichnet, auch in Deutschland, wo man sie unter Boycott Kay Kessing, her books, and her barbaric "Cat'n quandong" Petition findet.
Hierzulande steht die Wildkatze unter Artenschutz, Biologen schätzen, dass es noch 2500 bis 5000 Exemplare gibt. Die Tiere sind größer und kräftiger als normale Hauskatzen, sie haben einen buschigeren Schwanz. Man findet sie in Wäldern in Bayern, Hessen und Thüringen. Um ihren Lebensraum zu vergrößern, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) 2004 damit begonnen, ihre Lebensräume zu vernetzen.
Australische Wildkatzen kommen ursprünglich aus England Wenn australische Tierfreunde jetzt buschauf, buschab eine Gedenkminute für die Mieze in der "Caterole“ einlegen und vor dem Verzehr weiterer Wildkatzen warnen, dann meinen sie die Nachfahren jener Hauskatzen, die englische Siedler im 18. Jahrhundert nach Down Under mitbrachten. Sie sind inzwischen verwildert. Menschenscheue Whiskas-Verächter, die nie ein Katzenklo von innen gesehen haben.
Wie viele von ihnen heute in Australien leben, darüber gibt es keine Statistik. Anders als die ebenfalls importierten Kaninchen, die sich in den fünfziger- und neunziger Jahren explosionsartig vermehrten, bevor es Biologen gelang, tödliche Viren zu entwickeln, die ihre Population um 85 Prozent dezimierten, entwickelten sich die Wildkatzen nie zur flächendeckenden Plage.
Da sie sich lange Zeit bevorzugt von Kaninchen ernährten, ging ihr Bestand nach der letzten Rabbit-Free-Australia-Kampagne sogar zurück. Gemeinden, die heute noch unter den Allesfressern leiden, empfiehlt die Tierschutzorganisation AzCaTs, wilde Katzen einzufangen und zu zähmen. Damit, behaupten die Aktivisten auf ihrer Homepage, ließe sich das Problem schon zur Hälfte lösen. Die übrigen Tiere sollten lieber sterilisiert oder in die Wildnis zurückgebracht als verspeist zu werden.
Katzenverzehr ist gesundheitlich nicht unbedenklich Der Verzehr verstoße zwar nicht gegen das Gesetz, erklärte der Gesundheitsminister der Northern Territories, Xavier Schobber. Er sei aber nicht unbedenklich. "Nicht nur wegen der Bakterien und Mikroorganismen, auch wegen der Gifte, die diese Tiere produzieren.“
Dabei gelten sie im Busch schon lange als Delikatesse. Die Aborigines drehen sie wie Spanferkel über dem offenen Feuer. Die australischen Ureinwohner waren es auch, die Kaye Kessing zu ihrer "Caterole“ inspiriert haben. Die Künstlerin findet das nicht verwerflich. Nein, versichert sie, natürlich würde sie niemals eine Schmusekatze anrühren. "Doch wenn man nicht genug zu essen hat, muss man eben in den Vorgarten schauen.“
Artikel vom 5. September 2007
Quelle
In Alice Springs hat eine Umweltschützerin eine Wildkatze zu Ragout verarbeitet, um die Fauna vor der Allesfresserin zu schützen. Tierfreunde in aller Welt machen jetzt gegen die Frau mobil. Dabei ist der Verzehr von Wildkatzenfleisch in Down Under völlig legal.
Es gibt Tierschützer, die unterstellen ihr, sie habe eine Phobie gegen wildlebende Katzen. Dabei, versichert Kaye Kessing, möge sie diese Tiere ausgesprochen gerne – am liebsten gebraten. Man würfele das Fleisch einer wildlebenden Katze und brate es, bis es braun ist. Man würze es mit Salz und Pfeffer, gebe Zitronengras und drei Tassen mit der Wüstenfrucht Quandong dazu – fertig ist das Ragout.
"Die Frau hat die Katze praktisch ausgeweidet" Wie das geht, demonstrierte Kessing, eine Umweltaktivistin und Kinderbuchillustratorin, jüngst beim Bushfood-Festival in Alice Springs, einer gottverlassenen kleinen Stadt mitten im australischen Outback. Da stand sie am Herd und verriet ihren ungläubig staunenden Zuschauern, das Fleisch schmecke halb nach Kaninchen, halb nach Huhn. Wer das Rezept zu Hause selber ausprobieren wolle, leiste sogar noch einen Beitrag zum Umweltschutz. Schließlich, erklärte die Künstlerin, die schon in den neunziger Jahren eine Anti-Kaninchen-Kampagne der Stiftung "Rabbit Free Australia“ unterstützt hatte, bedrohten die Allesfresser die heimische Fauna.
Sie hatte den letzten Bissen noch nicht ganz verdaut, da ging ein Aufschrei der Empörung durchs Land. In Internetforen machten Tierschützer gegen die Katzenfleischesserin mobil. Ihr Verhalten sei "unmenschlich und moralisch nicht wieder gutzumachen“, empörte sich eine Kratzbaumbesitzerin. Australien sei immer noch Australien und nicht China, wo jedes Jahr schätzungsweise vier Millionen Miezen in Kochtöpfen landeten und wo es Restaurants gebe, die Kätzchen bei lebendigem Leib in die Pfanne hauten. "Ich bin schockiert“, erklärte Jo Gray aus Melbourne. "Die Frau hat die Katze praktisch ausgeweidet.“ Und eine gewisse Suzie-Q verkündet: "Höchste Zeit, Misses Kessing zu kochen und zu essen.“
Jede Katze hat das Recht darauf, geliebt und respektiert zu werden Über "Cat Galaxy“, einen Internetradio – und Fernsehsender mit Sitz in Phoenix, im amerikanischen Bundesstaat Arizona, verbreitete sich die Nachricht auch in USA und in Europa. "Wir sind entsetzt darüber, dass diese Frau die Abgebrühtheit besitzt, eine Katze zu braten – und das auch noch öffentlich“, fauchte Cat-Galaxy-Sprecherin Nohl Rosen, die ihre Hörer sonst gewöhnlich mit "Meow“ begrüßt. Jede Katze habe das Recht darauf, geliebt und respektiert zu werden.
Im Internet kursiert inzwischen sogar eine Petition, adressiert an die australische Regierung. Der Verstand scheint der Absenderin, einer Katzenfreundin, beim Krallenschärfen am Kratzbaum irgendwie abhanden gekommen zu sein. Statt an die Politiker zu appellieren, den Verzehr wilder Tiere gesetzlich zu reglementieren, rief sie zum Boykott der Bücher der Illustratorin auf.
681 Tierfreunde aus der ganzen Welt haben die Petition inzwischen unterzeichnet, auch in Deutschland, wo man sie unter Boycott Kay Kessing, her books, and her barbaric "Cat'n quandong" Petition findet.
Hierzulande steht die Wildkatze unter Artenschutz, Biologen schätzen, dass es noch 2500 bis 5000 Exemplare gibt. Die Tiere sind größer und kräftiger als normale Hauskatzen, sie haben einen buschigeren Schwanz. Man findet sie in Wäldern in Bayern, Hessen und Thüringen. Um ihren Lebensraum zu vergrößern, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) 2004 damit begonnen, ihre Lebensräume zu vernetzen.
Australische Wildkatzen kommen ursprünglich aus England Wenn australische Tierfreunde jetzt buschauf, buschab eine Gedenkminute für die Mieze in der "Caterole“ einlegen und vor dem Verzehr weiterer Wildkatzen warnen, dann meinen sie die Nachfahren jener Hauskatzen, die englische Siedler im 18. Jahrhundert nach Down Under mitbrachten. Sie sind inzwischen verwildert. Menschenscheue Whiskas-Verächter, die nie ein Katzenklo von innen gesehen haben.
Wie viele von ihnen heute in Australien leben, darüber gibt es keine Statistik. Anders als die ebenfalls importierten Kaninchen, die sich in den fünfziger- und neunziger Jahren explosionsartig vermehrten, bevor es Biologen gelang, tödliche Viren zu entwickeln, die ihre Population um 85 Prozent dezimierten, entwickelten sich die Wildkatzen nie zur flächendeckenden Plage.
Da sie sich lange Zeit bevorzugt von Kaninchen ernährten, ging ihr Bestand nach der letzten Rabbit-Free-Australia-Kampagne sogar zurück. Gemeinden, die heute noch unter den Allesfressern leiden, empfiehlt die Tierschutzorganisation AzCaTs, wilde Katzen einzufangen und zu zähmen. Damit, behaupten die Aktivisten auf ihrer Homepage, ließe sich das Problem schon zur Hälfte lösen. Die übrigen Tiere sollten lieber sterilisiert oder in die Wildnis zurückgebracht als verspeist zu werden.
Katzenverzehr ist gesundheitlich nicht unbedenklich Der Verzehr verstoße zwar nicht gegen das Gesetz, erklärte der Gesundheitsminister der Northern Territories, Xavier Schobber. Er sei aber nicht unbedenklich. "Nicht nur wegen der Bakterien und Mikroorganismen, auch wegen der Gifte, die diese Tiere produzieren.“
Dabei gelten sie im Busch schon lange als Delikatesse. Die Aborigines drehen sie wie Spanferkel über dem offenen Feuer. Die australischen Ureinwohner waren es auch, die Kaye Kessing zu ihrer "Caterole“ inspiriert haben. Die Künstlerin findet das nicht verwerflich. Nein, versichert sie, natürlich würde sie niemals eine Schmusekatze anrühren. "Doch wenn man nicht genug zu essen hat, muss man eben in den Vorgarten schauen.“
Artikel vom 5. September 2007
Quelle