Langsame Zusammenführung mit unerwartet ängstlicher Katze

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Doroe

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2. April 2020
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Hallo zusammen,

ich hatte Ende April meinen ersten Post erstellt, in dem ich von dem plötzlichen Tod unseres Katers Emil und der Unsicherheit, wie ich seiner Schwester Ida helfen kann, berichtet hatte (link zum thread). Anschließend hatte ich ein Gesuch für ein neues Partnertier für Ida eingestellt. Nun will ich hier ein Update zur Situation geben und von meinen Unsicherheiten berichten. Ich hoffe, es ist nicht zu wirr - Entschuldigung dafür..

Über eine von mir eingestellte Anzeige in einer regionalen Katzen-Facebook-Gruppe wurde mir eine Katze vorgestellt, die zu passen schien: in etwa in Idas Alter, ähnliche Geschichte: mit ihren Kitten auf der Straße eingefangen, landete aber nicht im TH, sondern durfte bei der Pflegestelle bleiben. Ebenfalls eher zurückhaltend gegenüber Menschen (wie es Ida bei Fremden noch ist), aber verspielt und verschmust mit den anderen Katzen. Leider wurde sie zuhause zunehmend von einem Kater (in den sie tragischerweise "verliebt" ist) gemobbt, weswegen ein nach gut 6 Jahren ein neues Zuhause für sie gesucht wurde. Letzten Sonntag (also vor 7 Tagen) zog sie hier ein, doch leider läuft es noch recht holprig.

Vorweg: ich hatte mein Schlaf- und Arbeitszimmer für sie vorbereitet, mir hier die Tipps zur langsamen Zusammenführung durchgelesen und auch eine Netztür installiert. Ich wollte das Ganze schrittweise angehen und war innerlich darauf eingestellt, dass es kein Zuckerschlecken würde. Ich bin auch niemand, der "große Erwartungen" hat - also, für mich muss eine Katze nicht unbedingt und v.a. nicht direkt mit mir kuscheln o.ä. - Emil und Ida waren quasi wild, als sie zu mir kamen; über die Jahre wuchs das Vertrauen und sie wurden wortwörtlich zu Schoßkatzen. Mir geht es aktuell vor allem nur darum, dass Ida eine neue Freundin findet, nach dem schlimmen Verlust ihres Bruders.

Ich muss allerdings sagen, dass ich gerade etwas am Verzweifeln bin, obwohl ich rational Verständnis für die Situation habe und weiß, dass es Geduld braucht. Doch erst mal zur Situation jetzt:

Nach ihrem Einzug verkroch sich die Neue direkt unter mein Bett, wo sie im Grunde genommen seitdem sitzt. Die ersten 1,5 Tage fraß sie nichts (trinken weiß ich nicht) und ich wurde zunehmend panisch. Ich habe dann entgegen meiner Vorsätze gefühlt alles falsch gemacht: Die Person, die die Katze damals eingefangen hatte, war in all den Jahren mit dem bisherigen Zuhause in Kontakt geblieben und hatte mir angeboten, mir bei Fragen zur Vergesellschaftung beizustehen. Sie riet mir dazu, am zweiten Tag bereits die Tür und das Netz zu öffnen und die Katze die Wohnung erkunden zu lassen.
Ich war zu dem Zeitpunkt unsicher, denn ich fragte mich, wie die langsame Vergesellschaftung funktionieren sollte, wenn die Neue immer nur unter dem Bett sitzt - da kommt ja auch keine Begegnung am Netz zustande.

Also folgte ich dem Rat, hatte dann aber rasch den Eindruck, dass das ein Fehler und viel zu schnell, viel zu viel, für alle Beteiligten war!
Die Neue huschte in den 2x 0,5 Tagen (nachts schloss ich wieder die Tür zum Ankunftszimmer) insgesamt 3x durch die Wohnung, verkroch sich aber auch da direkt hinter der Couch und eilte dann wieder zurück ins Ankunftszimmer. Die zwei Male, die die beiden sich näherten, wurde natürlich gefaucht. Bei Ida führte das Ganze dazu, dass sie sich erst mal nirgends mehr sicher fühlte und auch nicht mehr ins Wohnzimmer traute.

Ich kontaktierte jemanden aus dem Tierschutz vor Ort, die mir mein Gefühl bestätigte und dazu riet, direkt wieder räumliche Distanz zu schaffen und die Tür zu schließen. Das machte ich und merkte an mir, wie ich selbst entspannte und das Gefühl hatte, dass es so besser wäre. Seitdem sitzt die Neue tagsüber unterm Bett, ich gehe mehrfach täglich rein, lese was vor, spreche zwischendrin immer wieder aktiv mit ihr, lasse sie aber ansonsten in ihrem safe space sitzen. Die letzten drei Nächte habe ich nun auch im Zimmer geschlafen und immerhin hat sie sich nachts trotzdem rausgetraut, ist aufs Klo und hat gefressen und getrunken.

Es gibt also Babyschritte, aber die sind wirklich klein. Ich kann eigentlich total nachvollziehen, dass es so ist, wie es ist. Die Kleine war auch im alten Zuhause nicht so aufgetaut, wie Emil und Ida es bei mir waren. Aber auch wenn die Kater sie phasenweise mobbten und der Haushalt dort insgesamt zu trubelig für sie war, war es trotzdem ihr Zuhause für 6 Jahre. Und von einem Tag auf den anderen ist das alles weg, sie sitzt an einem unbekannten Ort, mit unbekannten Menschen und einer unbekannten Katze, die sie anfaucht. Es ist klar, dass sie da Angst hat und die Welt nicht mehr versteht.

Ich frage mich aber trotzdem, wie ich die Zusammenführung gestalten soll, habe Angst, wieder so einen großen Fehler zu machen und zu früh oder vielleicht auch zu spät den nächsten Schritt zu unternehmen. Wie lange kann sie denn so isoliert in dem Zimmer sein? Wird sie das Zimmer dann nicht als ihr Revier ansehen und Ida am Ende nicht mehr rein lassen? Was, wenn sie noch wochenlang unter dem Bett sitzen wird? Wie und wann sollen die beiden sich denn dann am Netz begegnen können?
In meinem Kopf war das Aufeinandertreffen die größte Herausforderung - jetzt sehe ich nicht mal, wie wir dorthin kommen sollen...

Danke an alle, die sich den Roman durchgelesen haben. Ich hoffe, ihr seid nicht zu hart mit mir, dass ich so früh die Tür geöffnet hatte. Ich habe auf einen Rat und nicht mein Gefühl gehört und bin selbst sauer auf mich..und hoffe, ich hab dadurch nicht irreversibel etwas kaputt gemacht. Falls jemand Rat für eine solche Zusammenführung hat oder eigene Erfahrungswerte mit zwei ängstlichen Katzen, freue ich mich natürlich, davon zu lesen.
 
A

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Wenn ich es richtig verstanden habe, ist außer etwas fauchen nichts passiert.
Das ist nicht tragisch, da ist noch überhaupt nichts gescheitert.
Lass dir und den beiden Mädels einfach mehr Zeit, wenn die Süße nachts rauskommt, auch wenn du im Zimmer bist, ist das schon mal super.
Tief durchatmen und dir und den beiden keinen Druck machen. Das wird!
 
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eine vorsichtige katze zu einer vorsichtigen katze... dann wird es etwas dauern.

wenn sie jetzt eine woche da ist, denke bitte von einem tag zum anderen, und nicht schon an schritt 4, während ihr bei schritt 2 seid.
also eben wirklich geduld, und keine großen erwartungen... das stresst nur alle beteiligten.
immer mal nen stündchen bei ihr im zimmer verbringen, vorlesen, oder auch alleine den wedel hin und herschieben. schieben, nicht schleudern.
viel quasseln, auch mit ida... ich habe mich dann auch vors gitter gesetzt, mit den altkatzen interagiert, und so einen blickkontakt forciert.
aber zwei vorsichtige ist ein bissle ne herausforderung. das wäre einfacher gewesen, wenn nummer 2 eine selbstbewusstere gewesen wäre, sozial, aber selbstbewusst.
 
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Ja, ehrlich gesagt hatte ich auch genau so jemanden gesucht. Die Neue war zuhause auch nicht so wie sie jetzt ist. Sie ließ sich auch streicheln, aber eben nur, wenn sie von sich aus kam - das war das, was ich wusste und auch nicht schlimm fand. Dass sie jetzt so "traumatisiert" und zurückgezogen ist, hatte ich nicht erwartet 😞
 
ah wa, traumatisiert ist nochmal anders.
eine woche, für dich, gefühlt, viel... für sie aber nicht.
sie kommt nachts raus, sogar wenn du mit im raum bist. sie futtert und nutzt das klo. das ist nicht kleinzureden, sondern schon ne ganze menge.

je weniger du dich stresst und erwartest, umso eher wird bei ihr der knoten platzen. katzen spüren unsicherheiten, und an jeder guten zusammenführung hängt viel auch am menschen. fühle sicherheit, vermittle sicherheit. was bedeutet: das was jetzt der istzustand ist, nehme ihn als gut wahr, und sage und fühle das auch so.
"toll machste das schon, bist ne ganz tolle, gaaanz toll" säuselnd loben
 
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Nach 7 Tagen wäre ich in deiner Situation noch sehr entspannt. Die Kleine hat ja die letzten Jahre positive Erfahrungen mit Menschen gemacht. Von daher wird sie bei dir schon auch auftauen. Die neue Umgebung, neue Gerüche und Geräusche, das dauert bei einigen Persönlichkeiten schon auch mal etwas länger.
Meine waren zu zweit und haben auch einige Zeit gebraucht, bis sie langsam mutiger wurden.
Ich würde mir da tatsächlich keine Sorgen machen.
Viel Glück!
 
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