L-Lysingabe hilft bei FHV-1 Infektion... oder nicht? Kontroverses Paper gefunden.

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Hi ihr,

durch das ansprechen in einem anderen Thread von L-Lysingabe bei Katzenschnupfeninfektionen habe ich mal nachgeblättert, wie das nochmal genau war, mit der These, dass diese Aminosäure im Überschuss helfen soll, eine Herpesvirusinfektion in den Griff zu bekommen.

Das feline Herpesvirus ist ein Virus von mehreren, die bei Katzenschnupfen auftreten können und gehören somit zum sogenannten "Katzenschnupfenkomplex"
Grundwissen darüber findet ihr u.a. hier:
Katzenschnupfen FAQ

Ich hatte bisher im Kopf, dass das L-Lysin, wenn man es in höherer Dosis künstlich zuführt bei Katzen mit FHV-1 Infektion hilft, dass das Virus sich nicht mehr gut vermehren kann und dann das Immunsystem der Katze dem Virus den Gar ausmachen kann.
Jetzt hat sunshinekath folgenden Link in dem anderen Thread gepostet und ich war äh sagen wir, sass so vor dem Bildschirm: :confused:
Hier der link: http://amarelo24.de/amarelo/shop/artikel.php5?id=131&kategorie=infektabwehr

Also bin ich mal auf PubMed nachblättern gegangen...
Pubmed ist eine Datenbank, in der sehr viele Wissenschaftliche Veröffentlichungen eingetragen werden. Man kann nach bestimmten Stichworten suchen und bekommt mindestens die Paper-Titel "ausgespuckt". (Wissenschaftliche Veröffentlichungen nennt man auch in D simpel "Paper", weil wer will schon immer den laaaaaangen Terminus "wissenschaftliche Veröffentlichung" verwenden.)

Das zur Erklärung, warum man nicht das ganze Paper lesen kann:
Natürlich bekommt man oft nur den Abstract (Kurzzusammenfassung) zu lesen als nicht zahlender Leser. Die einzelnen Paper werden ja in den verschiedensten Zeitschriften veröffentlicht und die müssen bezahlt werden. Universitäten haben oft den Vollzugang zu einigen verschiedenen Zeitschriften, die von der Uni bezahlt werden, damit Mitarbeiter Zugriff haben. Aber nie zu allen, sondern eben Fachbezogen.


Nun zum Eingemachten:
Das Paper ist aus Juni 2014 ; Veröffentlicht wurde es in der Schrift: "American Vetenary Animal Association

Die Kurzzusammenfassung findet ihr hier (auf englisch, Wissenschaftssprache eben.):
Paperabstract

Sinngemäss steht in den Ergebnissen, dass sie Zellkulturzellen (Katzennierenzellen) mit L-Lysin in verschiedenen Konzentrationen und L-Arginen in verschiedenen Konzentrationen versetzt haben. Vorher haben sie die Zellen mit dem FHV-1 Virus infiziert.
Während der Zeit des Experiments haben sie an verschiedenen Zeitpunkten Proben genommen und dort die Viruslast analysiert.
Als Ergebnis haben sie herausgefunden, dass in keiner Zellkultur, die nur mit L-Lysin Medium versorgt wurde eine signifikante abschwächung der Virenlast zu sehen war. Bei einer Zellkultur mit L-Lysin + 6µg Arginin gab es eine leichte signifikanten Rückgang der Virenlast.
Aber sie schreiben: der Rückgang war zwar statistisch signifikant, aber trotzdem so klein, dass er nicht weiter relevant ist, da er auf Grund der so hohen Zahlen ein winziger Unterschied ist.

Aus dem schliessen sie und auch aus anderen Papern, wo wohl Katzen direkt mit Lysin behandelt wurden und auch kein Effekt gezeigt werden konnte, dass die Gabe von L-Lysin bei einer FHV-1 Infektion bei Katzen nicht effektiv ist.


So und nu?
Wer von euch ist auf dem Laufenden, was das betrifft und kann vielleicht Licht ins Dunkel bringen?
Ich hab nur einige andere Publikationen überflogen und es gibt tatsächlich schon von 2003 und ältere Veröffentlichungen, wo das mit dem L-Lysineffekt nicht bestätigt werden konnte.
Oder suchen die jeweiligen Forscher nur im falschen Eck?
Sind Nierenzellen der Katze für solche Experimente überhaupt sinnvoll? Feline Herpes-viren vermehren sich doch in der Katze eher im Respirationstrakt und den Schleimhäuten oder am/im Auge.
Ist vielleicht nicht der Überschuss an L-Lysin und damit die von ihnen vermutete Schwächung der neuen Virenpartikel ausschlaggebend für einen Effekt des Lysins im Katzenkörper?
So wie in dem Link dieses Shops... die gehen ja zur Begründung, warum es helfen soll einen ganz anderen Weg.
Oder hats nur einen Effekt in Zusammenwirkung mit anderen Medikamenten, weil man so dem Katzenimmunsystem den nötigen Zeitaufschub gibt?

Es wäre schön, wenn sich mit der Zeit vielleicht weitere neue Erkenntnisse und Erfahrungen im Thread dazugesellen, um zu sehen, wie es um diese Behandlungsmethode steht.


Grüsse
neko
 
A

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Also in der Uniklinik Leipzig wird L-Lysin bewusst nur bei Herpesinfektionen am Auge verordnet, in anderen Fällen sieht man davon ab, es kann wohl auch Nachteile bringen. Einzelheiten und Literatur dazu kenne ich nicht.
 
Loona's Zahn-TA hat uns L-Lysin mitgegeben wegen der Herpesbläßchen im Rachen. Er sagte das Pulver lässt das Herpes nicht verschwinden, sondern verhindert, dass die Viren sich nicht vermehren.
Mehr weiß ich auch nicht :oops:
Von Nachteilen hab ich auch nichts gehört, sondern das es auch über einen längeren Zeitraum ohne Bedenken gegeben werden kann.
 
Little Pewas, so ist die gängige Meinung.
 
Okay..?
Dann behalte ich den Thread mal im Auge um mehr zu erfahren..
Wir nutzen nämlich momentan schon die zweite Dose L-Lysin. :hmm:
 
Der Wirkmechanismus von L-Lysin ist ja angeblich so, dass eigentlich die Viren Arginin brauchen, um sich zu vermehren. Wenn aber L-Lysin im Überschuss da ist, dann wird statt dessen L-Lysin eingebaut, und Viren mit L-Lysin statt Arginin können sich nicht so gut vermehren.

Der Nachteil einer langfristigen Gabe wäre, dass Arginin ja im Körper auch Funktionen hat, und das L–Lysin so eine Art Gegenspieler ist. Das könnte auf Dauer das Arginin daran hindern, seine Funktion im Organismus zu erfüllen.

Dazu, dass die Viren mit L-Lysin sich nicht so gut vermehren, steht hier was: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19321610

Ich denke, die Behandlung von Katzen orientiert sich daran, dass es beim Menschen schon Anzeichen für Effektivität gibt, siehe z.B. auch hier:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15989381

Und die Viren sind ja wohl einigermaßen ähnlich.

Ob die Studie mit den Nieren sinnvoll designt ist, weiß ich auch nicht. Ich habe aber in der Praxis gute Erfahrungen mit L-Lysin gemacht.

Edit: und hier z.B. wurden doch durchaus Effekte festgestellt: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12518876

Evtl. wäre das Ganze auch noch effektiver gewesen, wenn sie eben mehrmals täglich L-Lysin verabreicht hätten und nicht nur alle 24 Stunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein letzter Stand war der von der LMU - zumindest das was ich veröffentlicht dazu finden konnte - allerdings auch schon von 2008:hmm:.
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2008/6042/pdf/DVG_Kleintiermed-2008-04_63-69.pdf
(ist allerdings auch nur ein Auszug; finde aber die komplette Studie grad auf die Schnelle nicht:oops:)

Zitat:
LLysin (L-Lysin HCL®, 200 – 500 mg/Katze einmal täglich p.o.), eine Aminosäure, die im FHV gegen Arginin ausgetauscht wird und so die Virusreplikation hemmt, hat in Studien beiKatzen mit chronischem Katzenschnupfen, FHV-Infektion und Konjunktivitis zu einer leichten Verbesserung einzelner klinischer Parameter und zur Verbesserung der Konjunktivitis geführt.
Da das Medikament sehr gut verträglich ist, kann der Einsatz von LLysin bei Katzen mit chronischer FHV-Infektion propagiert werden.

Spannendes Thema!
Wobei sich mir grundsätzlich auch die Frage stellt ob ausgerechnet Nierengewebe für solche Studien geeignet ist. Nieren wg. der Filterfunktion:confused:.
Vielleicht melden sich FrauFreitag und Doc noch.
 
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