Früher nannte man die Art von Gebäude, in der sich Wohnungen von der Größe deiner Wohnung befinden, Wickerman, "Arbeiterschließfächer", und der Name ist Programm.
Du hast nach deiner eigenen Aussage eine Balkonwohnung; das bedeutet, dass von den 25 qm Wohnfläche noch mindestens 2 bis 3 qm Balkonfläche abgehen - Fläche, die die Katze nicht dauerhaft nutzen kann. (Btw., ist dein Balkon eigentlich katzensicher eingenetzt?)
Rechnen wir einmal weiter:
Bei einer durchschnittlichen Einzimmerneubauwohnung in Norddeutschland - West wie Ost - geht mind. 1qm Fläche für den Flur ab, dazu ca. 3-4 qm für das Duschbad (im Plattenbau passt evtl. auch ein typisches innenliegendes Wannenbad auf die ca. 3,5 qm) und noch einmal etwa dieselbe Fläche für die Küche (Küchenzeile oder innenliegender, mit dem Wohnraum verbundener Küchenraum).
Rechnen wir also mind. 7 qm für Küche, Flur und Bad ab, dazu 2 qm Balkon, bleibt für den Wohnraum eine Fläche von ca. 16 qm.
In durchschnittlichen Wohnungen ist das die Fläche für ein Elternschlafzimmer, in dem neben dem Doppelbett noch ein großer Kleiderschrank steht und vielleicht ein Sessel oder ein Stuhl mit Schminktisch/kleinem Schreibsekretär.
Oder für zwei halbe Zimmer (zwei sehr kleine Kinderzimmer, in die Bett, Tisch, Schrank und Stuhl passen).
Für einen kombinierten Wohn- und Schlafraum ist das nicht viel, zumal man im Neubau (anders als im Altbau) im Regelfall kein Hochbett stellen kann, wo dann unterhalb des Bettes noch Fläche für Sofa, Schreibtisch o. ä. bliebe.
Da bleibt auch nur sehr wenig Platz für Kratzmöbel und Spielfläche für die Katze.
Denn für den Menschen müssen neben einer Schlafmöglichkeit (Klappsofa?) ja auch noch ein Kleiderschrank, ein Bücherregal/Abstellschrank und Tisch sowie mindestens ein Stuhl (Essen, Arbeiten etc.) untergebracht werden. Dazu kommen die Wegeflächen: von der Wohnzimmertür zur Balkontür (beide vermutlich in den Raum öffnend mit einem Schwenkmaß von knapp 1 qm) und ggf. zur Küchentür, ansonsten (im Fall der amerikanischen Küche) eine ähnliche Fläche für den Zugang zur Küchenzeile nahe dem Esstisch.
Häufig möchte Mensch auch in einer so kleinen Wohnung einen Couchtisch und/oder einen Sessel stellen, für die eigene Behaglichkeit.
Man muss daher letztlich davon ausgehen, dass für die Katze nur die normale Lauffläche (Balkon/Küche) durch den Wohnraum zur Verfügung steht und evtl. noch zwei, vielleicht drei qm freie Fläche im Raum, wo z. B. Platz für Angelspiele ist.
Das ist auch dann arg wenig, wenn die Schränke und Regalbretter an der Wand zum Klettern, als Catwalk, freigegeben sein sollten. Und obendrauf ist es für die Katze wahnsinnig eintönig in so einer Einzimmerwohnung mit wenigen Bewegungsstrecken.
Wenn deine Katze 10 Monate alt ist, Wickerman, und den Tag mit Schlafen verbringt (während deiner Abwesenheit), kannst du getrost davon ausgehen, dass sie bereits dauerhaft seelisch geschädigt ist, denn keine normale Teeniekatze schläft so viel und so lange, wie du es von deiner Katze berichtest!
Katzen, die sich so ruhig und "brav" verhalten, haben im Regelfall bereits resigniert und erwarten insofern auch nichts mehr vom Leben - schon gar nicht Abwechslung und Spaß, wie es sich für ein Katzenmädchen im Teeniealter gehört.
Und was den Leinengang angeht - was passiert da denn wirklich?
Wie lange gehst du mit deinem kleinen Mädchen raus? Kann sie sich eine Stunde ins Gebüsch legen und getarnt lauern und chillen, oder drehst du mit ihr nur eine Runde, so wie es gern die alten Damen mit ihrem schnaufenden Dackel machen? Gehst du mit ihr mehrmals täglich und besonders morgens und abends in der Dämmerung?
Kann die Kleine zusätzlich nach Wunsch auf den Balkon und sich dort frei und nach Wunsch aufhalten?
Ich persönlich finde deine Wohnung mit 25 qm Wohnfläche incl. Balkon für eine junge aktive Katze absolut inakzeptabel (auch für eine alte Dame oder ein Seniorenpaar fände ich sie im Grunde zu klein), und bei meinen Überlegungen zur Platzverteilung habe ich ja schon das absolute Minimum für die Nebenräume angenommen, so dass die ca. 16 qm Wohnfläche, die auf das kombinierte Wohn-/Schlafzimmer entfallen, eher die Obergrenze dessen sind, was eine 25-qm-Wohnung da bieten kann.
Aber auch eine größere Wohnung würde nicht das Problem lösen, dass dein kleines Mädchen ohne jede Katzengesellschaft ihr Leben fristen muss und auch schon ihre Kindheit in Einzelhaft verbringen musste.
Gerade diese Resignation, die du beschreibst, wenn du mitteilst, dass deine Katze den Tag brav schlafend verbringt, während du unterwegs bist (also vermutlich mindestens neun Stunden, wenn man 8,5 Stunden als tägliche vollschichtige Arbeitszeit rechnet und je eine Viertelstunde Wegezeit ---- real aber wohl eher 10-12 Stunden, weil zur Arbeit ja auch Einkauf und Freizeitgestaltung dazukommen), wird von unwissenden Katzenhaltern oft als Zufriedenheit interpretiert, aber eine glückliche und gesunde Katze verbringt den Tag im Regelfall überwiegend wach bzw. zeitweise dösend/chillend und holt sich den notwendigen Schlaf in der Nacht in der Nähe ihrer Dosis.
Die meisten Katzen schlafen auch am Tag ein bisschen, aber nicht den gesamten Tag, während die Dosis außer Haus sind!
Sobald eine weitere Katze in der Wohnung wohnt (zwei Katzen, die sich verstehen), wird ein guter Teil des Tages mit Toben und Spielen verbracht, je jünger die Katzen sind, desto mehr!
Dazwischen wird gechillt, ggf. auch gemeinsam gestapelt; es wird am Fenster gesessen und gelauert auf leckere Vögelchen, auf den dicken Nachbarskater, der den Garten durchquert. Auf den Briefträger, auf die Zugehfrau, die beim Nachbarn gegenüber putzt, auf das Auto der Dosis, auf den Lieferanten, der jeden Dienstagmittag das lecker riechende Sushi für die Frau eine Etage höher bringt. Auf die Hundegäng, die vom Hundesitter die Straße entlang geführt werden, auf den asthmatischen Dackel der asthmatischen Oma um die Ecke. Auf die Kinder, die in der Kita schräg gegenüber kreischen und spielen, und und und....
Sie ziehen durch die Wohnräume und folgen dem Sonnenstand, um immer ein Plätzchen im Warmen zu haben, wo sie sich gegenseitig belauern und gleichzeitig die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Wo sie auf der Fensterbank das Rascheln der Blätter im Wind hören und die Vögel beim Nestbau beobachten können. Vielleicht auch die Schmetterlinge und Wespen im Sommer, die nach Futter suchen, und zwischendurch wird eine arglose Stubenfliege verspeist, die sich zu dicht an die Katzenpfote auf der Fensterbank herangewagt hatte.
Schon für zwei Katzen sind solche Möglichkeiten recht eingeschränkt, wenn die Wohnung nur nach einer Richtung belichtet ist, aber da besteht wenigstens noch die Abwechslung, dass der Kumpel zum Spielen aufgelegt ist und katz dann eine Runde durch die verschiedenen Wohnräume toben kann.
Die Einzelkatze hat auch das nicht und ist insofern beschränkt auf die Interaktion mit der besagten Stubenfliege.
😉
Auch wenn häufig die Meinung vertreten wird, dass für eine Einzelkatze der Freigang die notwendige soziale Interaktion mit anderen Katzen erbringen kann und dann kein Kumpel innerhalb der Wohnung erforderlich wäre, kann meiner Meinung nach aber der Leinengang, auch wenn er regelmäßig erfolgt, bei einer Katze, die ansonsten reine Wohnungskatze in Einzelhaltung ist, den an sich notwendigen Kumpel nicht ersetzen.
Wickerman, dein kleines Mädchen tut mir einfach nur leid!
Bitte zieh in eine größere Wohnung um, wo die Haltung von zwei Katzen gestattet ist, und nimm noch eine passende junge Katzendame zu dir und deiner Kleine. Oder gib die Kleine zurück an den Tierschutz, wo du sie augenscheinlich her hast.
