Ich kann irgendwo beide Positionen nachvollziehen und denke, das ist immer irgendwo Abwägungssache.
Je nachdem wie alt die Katze ist (bei jüngeren schreitet es u.U. schneller fort, bei älteren muss man sich überlegen, wie viele Narkosen man ihnen noch zumuten kann), wie das Zahnfleisch ausschaut, wie viele Zähne befallen sind, ob man der Katze Schmerzen früh anmerkt oder erst (zu) spät, ob sie viel Stress beim Tierarzt hat oder nicht, wie "gut" sie Narkosen packt (also, wie lang man sie in Narkose halten kann - alle Zähne auf einmal rausmachen kann ja auch ganz schnell zu einem Zeitproblem werden) und so weiter und so fort.
Hier zieht kein Tierarzt alle Zähne auf einmal, unter anderem auch mit der Argumentation, dass der Kiefer dann brüchig werden könnte.
Mich würde ja u.a. auch mal die Meinung von Dr. Eickhoff interessieren.
Mein Kater ist ein Weichei, dem merkt man Schmerzen sofort an, bei der ersten OP waren die Läsionen noch so gering, dass der TA schon extrem verwundert war, dass er überhaupt Schmerzanzeichen zeigt.
Da habe ich dann die befallenen entfernen lassen und abgemacht, dass bei einer nötigen zweiten OP der Rest rauskommt. Er wurde dann bei der eh jährlich nötigen (blöde Veranlagung
) Zahnsteinentfernung vorsichtshalber immer mitgeröntgt, drei Jahre lang war alles gut, dann hatte ich den Eindruck, er frisst wieder "komisch" - war dann auch so, auf den Röntgenbildern zeigten sich wieder leichte Läsionen. (Wobei meine Katzen halt fast nur roh kriegen und u.a. auch ganze Tiere wie Küken und Wachteln - evtl. merkt man da auch schneller Schmerzanzeichen wie bei hauptsächlich oder rein fertigfuttergefütterten Katzen.)
Ihm ging es nach der zweiten OP, bei der dann deutlich über die Hälfte der Zähne inkl. Fangzähne entfernt wurden, richtig richtig mies, und das über ca. 14 Tage.
Darauf folgte dann ein Rattenschwanz an anderen krankheitsbedingten Problemen - klar besteht da nun nicht zwingend ein Zusammenhang, aber ich vermute schon irgendwo, dass die Tatsache, dass er danach erst einmal ganz schön "runter" war, ihren Teil dazu beigetragen hat.
Seitdem habe ich vor größeren Zahnextraktionen jedenfalls deutlich mehr Respekt als vorher.
Die Frage ist nur, was man daraus folgert - hätte er das drei Jahre zuvor vielleicht besser gepackt, also wäre eine Totalextraktion sinnvoller gewesen? Oder wäre es sogar sinnvoller gewesen, es auf drei OPs aufzuteilen?
Keine Ahnung.
Eventuell wäre es bei einer nicht so schmerzempfindlichen Katze auch vollkommen anders gelaufen.
So persönlich ist mir das "alle auf einmal raus" bei meinen Katzen einfach eine Nummer zu hart. Ich würde also wahrscheinlich - je nach Befall - auch in Zukunft auf zwei Mal aufteilen, wie lange man dazwischen Pause lässt, ist dann wieder eine Einzelfallentscheidung.
Katzen ohne Zähne haben dann ja schon auch ein paar Einschränkungen (Krallenpflege, Speichelfluss, Küken futtern...).
Zum Thema Narkose wegen röntgen:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kurznarkosen (z.B. TIVA mit Propofol) sehr sehr gut vertragen werden. Wir haben das einmal für eine Endoskopie gebraucht (da war noch irgendein Analgetikum dabei, ich glaube Fentanyl, aber ohne Garantie), das ist perfekt steuerbar und die Katze ein paar Minuten später schon wieder wach, eine halbe Stunde später merkt man ihr nichts mehr an. Und Schmerzausschaltung braucht es beim Röntgen ja eher nicht.
Die Frage ist halt trotzdem, wie oft man das machen will - alle drei Monate würde ich das sicher nicht durchziehen.