Auswirkungen von langer Käfighaltung?

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Eloign

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Threadttitel und Fragestellung sind vielleicht etwas ungewöhnlich. ;)

Vor einiger Zeit habe ich Bekanntschaft mit einigen Katzen gemacht, die anscheinend (Ihre genaue Vergangenheit kenne ich nicht.) seit ihrer Geburt auf Malta in Käfigen aufgewachsen sind und erst nach 1,2 Jahren die Welt hinter den Käfigstangen kennengelernt haben.
Blutwerte waren in Ordnung, auch die Muskeln waren normal ausgeprägt und nicht verkürzt.
Nachdem die Katzen aus ihren Boxen gekrochen waren, schienen sie von der "Weite" einer Wohnung sichtlich überrascht, um nicht zu sagen: verängstigt. (Es fand anscheinend eine Art "Kulturschock" statt.)
Sie stellten sich auf die Hinterbeine, starrten minutenlang Wände und Zimmerdecke an und fingen herzzerreißend an zu miauen. Ich hatte den Eindruck, als würden sie zum allerersten Mal entdecken, was Dreidimensionalität bedeutet.
Beim Springen und Erklimmen von Kratzbäumen waren sie sichtlich unkoordiniert. In den ersten Tagen sind sie nahezu regelmäßig gegen Fensterscheiben und weitere Hindernisse gesprungen/gedonnert, weil sie offenbar einige Schwierigkeiten hatten, die genaue Distanz einzuschätzen. Das hat sich allerdings nach einigen Wochen eingependelt und mittlerweile haben die Katzen keine Probleme mehr beim Springen/gezielten Landen. Auffällig ist der sehr, sehr ausgeprägte Spieltrieb (sowie sehr schnell eintretende Erschöpfungzustände nach dem Spielen), nahezu hyperaktives Verhalten und wirklich übermäßige Neugier. (Jedes Spielzeug ist eine Sensation.)

Auf diesem Wege möchte ich mich gerne erkundigen, ob vielleicht jemand ebenfalls Katzen aus ähnlichen Haltungsbedingungen kennt/hält und ob ähnliche oder andere Erfahrungen im Umgang mit diesen Katzen gesammelt werden konnten.
Sind solche Tiere, rein theoretisch gedacht, überhaupt für Freigang geeignet?
 
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Hallo,

vor einer Woche habe ich zwei von diesen Maltakatzen erlebt - Kitten, 7 Monate alt. Muskeltechnisch stimme ich mit dir überin, da sind sie anscheinend völlig normal. Auch verspielt wie - Kitten halt. Was mir auffiel: Sie sprangen nicht so gerne und recht unsicher mit viel Anpeilen und dann doch nicht probieren. Allerdings waren wir auch nur eine Stunde bei denen zu Besuch, sozusagen.

Ich habe jetzt gar keine Erfahrung mit Freigängern, aber zumindest bei den Kitten würde ich behaupten, wenn sich das alles wieder eingepegelt hat, sie das richtige Alter haben und sie langsam an den Freigang hrangeführt werden, warum nicht? Bei unseren Spaniern kann ich beobachten, dass der Reiz des Neuen auch irgendwann verfliegt. Problematischer würde ich es sehen, dass sowohl Socke als auch die Malteser sich von JEDEM anfassen lassen, da hätte ich Angst.

Socke ist ja auch im spanischen Tierschutz aufgewachsen, teilweise in Käfigen, wie ich vermute. Allerdings hat er schon lange normale Wohnungshaltung erlebt, als wir ihn bekommen haben. Er ist bewugungstechnisch völlig normal, nur halt...absolut arglos. Ich glaube nicht, dass das beim Freigang hilfreich ist, allerdings weiß ich nicht, wie er sich draußen verhält.
 
Meine Lady (damals 8 Jahre) hat mehrere Wochen alleine in einer leeren Wohnung gelebt und wurde dort nur gefüttert.
Das Einzige, was sie damals hatte, war die alte Badezimmermatte ihrer verstorbenen Besitzerin.

Lady war damals in einem optisch guten Zustand, aber als sie zu uns kam, war schnell zu sehen, daß ihre Muskeln, ihre Beweglichkeit verkümmert war. Sie muß die vielen Wochen fast ausschließlich auf dieser Matte gelebt haben.

Lady muß damals viel Gewicht verloren und sich kaum bewegt haben.
Sie konnte nicht springen, sie stand trippelt vor der Couch und kam nicht hoch. Gehen konnte sie, aber nicht rennen.
Am Kratzbaum zog sie sich mit den Vorderläufen hoch, die Hinterbeine hatten kaum Kraft.


Das sind nur die Auswirkungen nach einem Verlust von Mensch und Zuhause, nach einem seelischen Trauma, bei einer älteren eher moppeligen Katze.


Wie die Katzen nach langer Käfighaltung zurück ins Leben finden weiß ich nicht. Körperlich werden sie sich erholen, das braucht nur viel Training, aber wie die Tiere das seelisch verarbeiten....ich weiß es nicht.
 
Auffällig ist der sehr, sehr ausgeprägte Spieltrieb (sowie sehr schnell eintretende Erschöpfungzustände nach dem Spielen), nahezu hyperaktives Verhalten und wirklich übermäßige Neugier. (Jedes Spielzeug ist eine Sensation.)

Ich kenn das so von unserer Pointerhündin Luka, die unter ähnlichen Bedingungen auf Malta gehalten wurde. Meine Erfahrung ist, dass ohne viel Geduld überhaupt nichts geht. Draussen kann Luka sehr gut ohne Leine laufen, solang es eine gewohnte Umgebung ist, die sie zuerst an der Leine kennen gelernt hat. Allerdings ist Luka zwar immer noch unglaublich neugierig aber sie entwickelt auch Ängste, je mehr Freiraum sie hat. Wir tasten uns mit Luka ganz langsam an Neues heran und geben ihr immer die Möglichkeit sich auch wieder in Sicherheit (an unsere Seite) zu bringen.
Freigang ist sicher bei den Katzen erst dann möglich, wenn sie in winzigkleinen Schritten herangeführt werden. Vielleicht wären in diesem Fall für den Anfang Katzengeschirre und Leine sinnvoll.
 
Man hat diese Art der Erfahrung auch an "Raubkatzen" machen können, die in zu engen Verhältnissen im Zoo lebten.

Hier bei den Hauskatzen spielt neben der Muskulatur noch die Prägephase eine wichtige Rolle. Je unerfahrener - je ängstlicher ist die Reaktion. Ich persönlich würde vom Freigang abraten. Auf jeden Fall sollte man mit diesen Katzen "arbeiten", z. B. Clickertraining.
 
mein Duke kam aus sehr ähnlichen verhältnissen.

als er - nach langem überlandtransport aus spanien - endlich aus dem kennel steigen durfte, ist er eigentlich nur noch gerannt.
total verblüfft und begeistert über meine (für ihn riesige) wohnung.
springen und klettern konnte er nicht, hat aber sehr schnell aufgeholt, trotz üblem muskelkater war er einfach nicht klein zu bekommen.
beim springen verschätzt er sich heute noch gerne, da er aber eine echte frohnatur ist, trägt er es mit humor und probiert es dann erneut.
ein grobmotoriker vor dem herrn, aber auch ein unerschütterlicher sonnenschein.

die ersten monate war er auch kaum in seinen "liebesbezeugungen" mir gegenüber zu bremsen, was manchmal doch sehr anstrengend für mich war.

für den freigang ist er absolut nicht geeignet, da er fröhlich und vertrauensselig jeden menschen beschmust und wahrscheinlich auch vor hunden nicht halt machen würde.
 

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