17 Jährige alte blinde Dame allein zu Hause...

  • Themenstarter Micha_P.
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Micha_P.

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17. Juli 2021
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Nun hatte ich mich extra angemeldet und vor einiger Zeit hier vorgestellt, darum will ich auch heute kurz berichten und mein Anliegen vortragen. Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere vielleicht seine eigenen Erfahrungen oder Meinung diesbezüglich beitragen würde, da ich mir mit vielen Sachen vollkommen unsicher bin und sehr gern auch aus neuen Perspektiven auf die Lage schauen würde. Aber hier zunächst erstmal die Geschichte:

Wuschel ist jetzt 16 Jahre bei mir und wahrscheinlich auch schon mindestens 17 Jahre alt, sie war eines Tages einfach da. Der Name war der erste, der mir in den Sinn kam – ich glaube ein Dackel in einer Fernsehserie hieß so. Darüber, wie innig eine Beziehung zu einer Katze in 16 Jahren werden kann und wie viele Erinnerungen man mit sich trägt, brauche ich sicher nicht erzählen.

All die Jahre ging es ihr auch gut und ich habe ihr vielleicht auch manchmal zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, mir zu wenig Zeit genommen. Aber Fehler der Vergangenheit kann man nun mal nicht korrigieren. Auf die Idee, dass man mit einer immer älter werdenden Katze vielleicht auch mal zum Tierarzt gehen sollte, bin ich bis Anfang dieses Jahrs nicht gekommen. Wir hatten schon immer Katzen und die waren eben einfach da und irgendwann sind sie gestorben. So lernt der Mensch die Welt kennen und aus seinen Augen ist es ganz normal so…

Offensichtlich hatte Wuschel aber dann doch Probleme mit dem Blutdruck, wie ich durch stundenlange Internetrecherche irgendwann herausgefunden hatte. Aber der Reihe nach. Im Winter bekam sie plötzlich eigenartige Torkelanfälle – einmal nur eine Stunde lang, aber ich dachte, das ist ihr Ende… Vestibularsyndrom war die naheliegendste Diagnose und das war tröstlich, da es doch in der Regel schlimmer aussieht, als es ist. Leider bekam sie das Ganze 4 Wochen später nochmal und es hielt fast 12 Stunden an. Mir gefiel das alles nicht und ich bin zum Tierarzt. Der erste schlug gar nicht erst vor, die Katze mal vorzustellen, weil sie ja so alt wäre und der Stress nicht gut für sie. Beim zweiten habe ich viel Geld gelassen, ohne dass er auch nur einmal den Vorschlag gemacht hätte, die Katze mal richtig zu untersuchen. Zum damaligen Zeitpunkt konnte sie plötzlich auch kaum noch sehen, aber er meinte, dass wäre nicht ungewöhnlich bei so alten Katzen. Nichts weiter. Ach ja, sie hat keine Zähne mehr hat er festgestellt, als ich darauf drängte, diese mal anzuschauen, weil sie kaum noch gefressen hat.

Ich habe dann gesucht und gelesen und gelesen, eine neue Tierärztin ausfindig gemacht und um Rat gefragt…als Wuschel dann kaum noch lebendig war, beim Klettern aus dem Fensterbrett gefallen ist, sich nicht mehr halten konnte, hat sie Infusionen bekommen, Schmerzmittel, AB, eine Fortekor pro Tag. Das alles kostete natürlich viel Zeit und in der Zwischenzeit war sie völlig blind. Eine Urinuntersuchung war gruselig, Eiweiß und Blut – ganz schlechte Werte. Ich habe ein Blutdruckmessgerät gekauft und Werte um 200/100 gemessen. Auf meinen Vorschlag hin hat die Tierärztin dann Amlodip gegeben und so nach und nach ging es der Miez besser.

Um es nicht zu lang werden zu lassen: heute geht es ihr relativ gut, sie findet sich zurecht, auch draußen, sitzt morgens schnurrend auf meinem Schoß und wir verbringen manchmal so viel Zeit am Abend, sitzen auf dem Hof und schauen in die Sterne. Die Tabletten bekommt sie weiterhin, manchmal gibt es spezielles Nierenfutter, manchmal Rinderhack – wenn sie wieder mal keinen Appetit hat, wie die letzten beiden Tage. Dazu seit Wochen Melosus und Methionin-Tabletten.

Seit einigen Tagen sieht sie nun vermutlich auch wieder ein wenig, denn manchmal folgt sie meiner Hand, wenn ich sie vor ihrem Kopf hin und her bewege oder beobachtet den Staubsauger, den sie so gar nicht mag. Aber was gar nicht besser wird, ist ihre Blasenentzündung. Überall kleine Pfützen mit viel Blut im Urin. Die Tierärztin weiß auch nicht weiter.

Leider muss ich sie auch oft im Haus „einsperren“, wegen der Arbeit und es gibt ja auch sonst noch Wege zu erledigen. Und da ich allein hier lebe, kann niemand auf sie aufpassen. Sie geht zwar nur auf dem Hof ihre Runden, ich kann aber nicht ausschließen, dass sie auch mal auf die Straße läuft – einmal habe ich sie dort nachts schon dorthin verfolgt. Ist zwar ruhig hier auf dem Dorf, aber trotzdem zu gefährlich. Anfangs wollte ich einen Kleintierzaun aufstellen, da das Grundstück nicht katzensicher ist, aber mittlerweile läuft sie draußen rum, wenn ich zu Hause bin und ansonsten nicht. Da hat sie sich auch schon gut dran gewöhnt, glaube ich und deshalb liegt dieser „Steckzaun“ jetzt ungenutzt in der Garage.

So, jetzt endlich zur Sache. 😊 Ich möchte natürlich auch mal länger wegfahren – über Nacht oder auf eine Dienstreise oder einen in Kurzurlaub. Ich habe auch schon eine zuverlässige und kompetente Betreuung organisiert, die sich zweimal täglich eine Stunde mit der Katze beschäftigen würde – wenn da nicht das schlechte Gewissen wäre. Dass ich zu wenig für sie tue, dass sie womöglich so leidet, dass sie wieder krank wird, nicht frisst und die Tabletten verweigert. Ich weiß nicht, ob ich den Urlaub dann überhaupt genießen könnte oder alle Gedanken nur bei der Katze sind. Denn so ging es mir, als sie krank war und manchmal noch bis heute und ich konnte manche Nacht nicht mehr schlafen, so traurig war ich und hatte Angst um sie. Aber der Mensch braucht ja auch mal etwas, was ihm guttut, sonst kann er ja auf Dauer auch nicht existieren und anderen schon gar keine Hilfe mehr sein.

Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen. In puncto Blasenentzündung und blinder Freigänger und Alleinlassen und Urlaub vielleicht. Und Schuldgefühle plus schlechtes Gewissen. Und vielleicht ein paar pfiffige Ideen, wie ich ihr die Zeit allein etwas unterhaltsamer gestalten kann. Vielleicht mit Musik oder Spielzeug? Mir fehlt es da leider ein wenig an Erfahrung und Kreativität. Und wer keine Tipps hat, kann zumindest meinen langen Beitrag lesen. 😉

Ich werde natürlich auch das gesamte Forum weiter durchforsten, so es die Zeit zulässt, aber jetzt hatte ich zumindest mal die Gelegenheit, die ganze Geschichte aufzuschreiben und das ist ja auch schon eine Form der Verarbeitung. Denn die ganze Situation hat mich vollkommen aus der Lethargie der Gewohnheit geholt und mir wieder bewusst gemacht, wie vergänglich doch alles ist.

Vielen Dank an alle Leser, für die Ausdauer - es ist doch etwas lang geworden. Auf das Korrekturlesen verzichte ich jetzt einfach mal.
 
A

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Hallo Micha, ich habe jetzt mal alles gelesen.
Schön daß du jetzt eine anscheinend einigermaßen anständige Tierärztin gefunden hast.
Allerdings würde ich vorschlagen wenn irgend möglich die Katze mal in einer Tierklinik mit Kardiologie vorzustellen.
Ein Herzultraschall sollte gemacht werden.
Dann kann man die Medikamente noch viel besser anpassen.
Das hilft oft ungemein und kann noch eine größere Lebenszeit und vor allem Lebensqualität bringen.

Wegen der Blase, hast du da mal Befunde vom Urin?
Und wurde Blut abgenommen und ein geriatrisches Profil erstellt? Wenn nein sollte auch das noch gemacht werden.
Wenn ich Werte für den Urin habe kann ich da evtl. noch etwas beitragen.
Methionin sollte auch nur gegeben werden wenn der Urin angesäuert werden muß, heißt der ph wert war deutlich über 8 und oder Harngries der Sorte Struvit wurden festgesellt?
Wurde ein Ultraschall der Blase und der Nieren gemacht?
Nieren (blut) werte wären auch von Interesse.

Wegen dem weg fahren.
Tja, das ist so eine Sache. Ich muß auch ab und an zur Tagung. Dann habe ich eine nette Katzensitterin.
Urlaub allerdings verkneife ich mir aber im Moment weil ich einen herzkranken Kater habe der diverse Tabletten mehrfach am Tag zuverlässig einnehmen muß. Und der Zustand kann sich jederzeit ändern, verschlechtern.
Ne, da hätte ich im Moment auch keine Ruhe und Muße für.
Aber das ist für mich völlig ok. Weil ich ja hoffentlich noch viele Jahre habe und die Reisen nachholen kann.
Ich kann mich auch hier ganz schön erholen. Wegen Corona und dem ganzen Zippizappi ist eh an den Küsten und in den Bergen alles voll. Und fliegen nach Griechenland wo gerade die Wälder brennen und es 40 Grad hat. Und dann wieder testen oder in Karantäne wenn ich wieder komme.
Nö, ich bleibe lieber hier. (man kann sich alles schön oder schlecht reden).

Vielleicht findest du jemanden der länger Zeit hat und ein paar Stunden bleiben kann?
Oder der so lange bei dir einzieht während zu weg bist.
Je nachdem wo du wohnst ist das doch vielleicht für den einen oder anderen Menschen aus der Großstadt ein schöner Urlaub?
 
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Irgendwann siehst du
Zum letzten Mal Schnee.
Irgendwann trinkst
Du den letzten Kaffee,
Streichelst den Hund,
Tanzt durch den Saal.
Alles, alles gibt's ein letztes Mal.

Liebe Petra, vielen Dank für Deine Zeilen.
Leider hat sich ihr Zustand ganz plötzlich sehr verschlechtert, so dass ich heute zur Tierklinik fahren wollte. Auf dem Weg dorthin rief der Tierarzt aus dem Nachbarort an, den wir zuvor nicht erreicht hatten. Ich hatte eine liebevolle und empathische Tierheilpraktikerin um Hilfe gebeten, die mich begleiten wollte. Er könnte sich die Katze auch gern ansehen und schauen, was man machen kann. Viel Hoffnung hatte ich schon nicht mehr, sie war ganz aufgebläht und blutete - wahrscheinlich aus der Blase. Dasselbe Blut, das schon monatelang nicht aufhören wollte. Der ganze Bauch voller Wasser. Sie konnte sich nicht mehr aufrecht halten und war ganz schwach. Jede Stunde war es zusehends schlechter geworden. Die Tierheilprakterin meinte, ich sollte jetzt zuallererst an das Tier denken und nicht an mich und ich fühlte mich tatsächlich dabei ertappt, dass ich sie nicht gehen lassen wollte. Der Arzt machte mir keinerlei Hoffnung und meinte, es wäre jetzt ein guter Moment, noch einen würdevollen Abschied zu finden, nach so langer gemeinsamer Zeit. Ich wollte so etwas nie erleben und doch bin ich dabeigeblieben, als sie die Augen geschlossen hat und sich entspannt ausstreckte und einschlief.
Ich habe jetzt die ganze Wohnung von allen Näpfen und Decken befreit, alles gewaschen und werde es dem Tierheim bringen. Im Garten
ist ein Loch vorbereitet, ganz Nahe an ihrem letzten Versteck unter den Blumen. Ich bin so traurig, ich kann es noch nicht begreife. Eben noch lebendig schnurrend auf meinem Schoß und jetzt der leere tote Körper, ganz ohne ihre liebe Seele - wenn denn Tiere eine haben.
Ich hatte gehofft, ihr noch ein paar wunderschöne Monate oder Jahre schenken zu können, aber es sollte nicht sein. Ich hoffe und glaube, dass sie aber auch die letzten Monate mit mir noch einmal so richtig genießen konnte, weil ich auch so viel für sie da war. Ein kleiner Trost, eine große Leere...
 
  • Crying
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Mein herzliches Beileid zu deinem Verlust.
Du hast eine tapfere Entscheidung getroffen, sie jetzt gehen zu lassen und ihr weitere Schmerzen zu ersparen.
 
Es tut mir sehr leid.
Ich werde ein Kerzchen für Wuschel anzünden heute abend damit sie den Weg über die Regenbogenbrücke rasch findet.
Sie wußte sicher daß du immer das Beste für sie wolltest.
Und sie bleibt in deinem Herzen, für immer.
Irgendwann und irgendwo wartet sie auf dich, sie hat deine Liebe mitgenommen auf ihrem Weg.
 
Hallo an alle, die hier mitgelesen oder mir sogar geantwortet haben!

Vielen Dank für eure lieben Worte und euer Mitgefühl.
Es ist nun schon wieder etwas Zeit vergangen und so langsam habe ich mich daran gewöhnt, dass mich niemand mehr freudig begrüßt, wenn ich nach Hause komme und es ist nicht mehr so schlimm wie in den ersten Tagen.
Aber so ist das Leben wohl nun mal, alles ist nur auf Zeit, alles sind nur Begegnungen und irgendwann trennen sich alle Wege wieder.
Mein größter Trost ist die Dankbarkeit für alles, was gewesen ist und die schöne Zeit - nichts ist für immer.

Ich wünsche euch allen von Herzen alles Gute und irgendwann hört man vielleicht wieder voneinander.
 
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Auch wenn es fast einen Monat vorbei ist.
Mein Mitgefühl hast Du und es wird leichter mit der Zeit. Erinnere Dich an die schönen Zeiten.
 
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