Positionen von Bündnis 90 / Die Grünen zum Thema Jagd
Jagd und Jäger stehen heute mehr denn je im Kreuzfeuer der Kritik. Immer mehr Menschen sind nicht mehr bereit, die Sonderrechte zu akzeptieren, die ca. 330.000 Jagdscheininhaber in Deutschland verbissen verteidigen. Viele Jagdpraktiken setzen geltende Tier- und Artenschutzbestimmungen außer Kraft und laufen dem verantwortungsvollen Umgang mit Tieren und Natur zuwider.
Die heutzutage vorrangige Begründung für die Jagd sind Wald- und Flurschäden durch die angeblich hohen Populationen einzelner Tierarten. Die Ursachen hierfür sind jedoch durch die Eingriffe des Menschen selbst begründet. Daneben gibt es eine Vielzahl von Auswüchsen, die für eine zivilisierte Gesellschaft nicht tragbar sind:
Aus der Tatsache, daß Großsäuger wie Bär, Luchs und Wolf ausgerottet wurden, leiten Jäger das Recht ab, regulierend in Tierpopulationen einzugreifen.
Unter Hege verstehen viele Jäger den Erhalt hoher "Bestände" jagdinteressanter Tiere durch Fütterung, sogar unter Einsatz von Medikamenten und Hormonpräparaten. Den Jägern kommt es vor allem auf den Gewinn großer Trophäen und eine hohe Zahl "abschießbarer" Tiere an. Einerseits wird durch diese Maßnahmen die Anzahl von Rehen und Hirschen - u. a. durch eine erhöhte Geburtenrate - künstlich hoch gehalten, was andererseits dann von den Jägern als alarmierend beklagt und als Legitimation zur Jagd benutzt wird.
Jäger legitimieren die Jagd auf Füchse auch mit der Angst der Menschen vor Krankheiten wie der Tollwut oder heutzutage dem Fuchsbandwurm. Revierbildende Arten wie der Fuchs regulieren ihren Bestand selbst. Der Besitz oder Nicht-Besitz eines Revieres bestimmt die Nachkommenzahlen. Nach verschärfter Jagd nehmen die Kämpfe um freigeschossene Reviere zu. Diese Kämpfe wiederum können zu einer verstärkten Ausbreitung der Tollwut führen. Durch die Jagd auf Füchse werden auch solche Individuen getötet, die bereits geimpft oder resistent sind. Die Gefahr einer weiteren Tollwutausbreitung steigt.
Rabenvögel werden unter dem Vorwand, Feinde anderer Singvögel zu sein, derzeit mit Ausnahmegenehmigungen geschossen. Allerdings gibt es bislang keine Studie, die nachweist, daß Rabenvögel Singvogelbestände beeinflussen. Sie haben wie jedes andere Tier ihre Funktion als Glieder des natürlichen Artengefüges inne.
Die wirklichen Ursachen für den Rückgang der Singvögel sind die Vernichtung der Lebensräume (intensive Landwirtschaft, sterile Garten- und Parkanlagen, fehlende Hecken, Flächenversiegelung), Nahrungsmangel, Einsatz von Pestiziden sowie die weltweite Jagd auf Zugvögel.
Die Jagdgesetze erlauben der Jägerschaft, Hunde und Katzen zu töten, selbst wenn sie nur wenige Meter von der nächsten Behausung entfernt angetroffen werden. Auf diese Weise kommen
jährlich ca. 40.000 Hunde und ca. 600.000 Katzen durch Jäger ums Leben. Kleine Raubtiere wie Marder oder Iltis werden hauptsächlich mit Fallen gejagt. Schlagfallen sollen dabei sofort töten, Lebendfallen das Tier nicht verletzen. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Nicht jedes in eine Schlagfalle geratene Tier ist sofort tot; oftmals wird es schwer verletzt und erleidet einen langsamen, Stunden oder auch Tage dauernden Todeskampf. Jeder zweite Fang ist ein Fehlfang; immer wieder sterben selbst artengeschützte Tiere in den Fallen (z. B. Steinadler, Uhu und Weißstorch). Auch Lebendfallen als Jagdmethode sind tierquälerisch, da die Tiere extremen Streßzuständen ausgesetzt sind. Viele sterben daran, bevor die Falle kontrolliert wird.
www.mdr.de/fakt/archiv/315544.html - 22k
www.abendblatt.de/daten/2006/01/18/524469.html